
Münze:
Provinz Stater der römischen Kaiserzeit 196/197 n.Chr.
Material: Elektron Gold
Durchmesser: 19mm
Gewicht: 7,75g
Münzstätte: Pantikapaion, Königreich des Bosporus
Provenienz: Roma Numismatic, London, Ex GK Sammlung
Referenz: RPC IV.1 3823, MacDonald 504/1
Avers:
Zu sehen ist die nach rechts gerichtete drapierte Büste des Sauromates II. mit Lorbeerkranz. Die Inschrift lautet: ΒΑΣΙΛΕΩΣ ΣΑΥΡΟΜΑΤΟΥ.
Die Inschrift kann wie folgt übersetzt werden:
ΒΑΣΙΛΕΩΣ = BASILEOS = Basileus
ΣΑΥΡΟΜΑΤΟΥ = SAUROMATOU = Sauromates
Basileus Sauromates
Basileus, altgriechisch Βασιλεύς Basileús (Genitiv Βασιλέως Basiléōs), deutsch „König“, war der Titel mehrerer griechischer Herrscher sowie der Kaiser und Könige des Byzantinischen Reiches. Die weibliche Form lautet Basílissa, altgriechisch Βασίλισσα, und wurde sowohl für Gemahlinnen eines Königs als auch für selbst regierende Monarchinnen verwendet. Die Etymologie des Wortes Basileus ist unklar. Die meisten Linguisten nehmen an, dass es ein nicht-griechisches Wort ist, das in der griechischen Bronzezeit von im östlichen Mittelmeerraum bereits existierenden Sprachen übernommen wurde. Die Bedeutung des Wortes entwickelte sich später schrittweise zu „König“ weiter, wie bereits die Epen Homers anklingen lassen, in denen ein Basileus allerdings in der Regel noch kein „Alleinherrscher“ („Monarch“) war, sondern ein „Großer“, wobei es in einem Gemeinwesen durchaus mehrere derer geben konnte. In archaischer Zeit sind Basileis in mehreren Orten als gewählte Amtsträger bezeugt.
Nicht jeder Alleinherrscher durfte sich auch Basileus nennen. Basileus war möglicherweise einem dynastisch legitimierten Herrscher vorbehaltener Titel. Im demokratischen klassischen Athen wurde der Titel Basileus für einen der Archonten verwendet, hier allerdings nur symbolisch in der Priesterfunktion („Archon basileus“). Die Bedeutung von Basileus als Monarch setzte sich im Hellenismus endgültig durch. Der Titel Basileus wurde von Alexander dem Großen und seinen Nachfolgern in Ägypten, Syrien, Kleinasien und Makedonien, den Diadochen, verwendet. Als die Römer den hellenistischen Osten eroberten, wurde die Bezeichnung Basileus dort rasch inoffiziell auch auf den römischen Kaiser übertragen.
Tiberius Julius Sauromates Philocaesar Philoromaios Eusebes (Bedeutung: des Kaisers Freund, Freund von Rom, der Fromme), auch bekannt als Sauromates II, war von 173/174 bis 210/211 n.Chr. ein römischer Klienten König des Bosporanischen Königreichs. Sauromates war der Sohn (oder Enkel) und Erbe des Bosporanischen Königs Eupator. Über seine Mutter ist historisch nichts bekannt. Den Titel Sauromates II. nahm er zu Ehren eines väterlichen Vorfahren und früheren gleichnamigen Bosporanischen König an. Obwohl sein Name „Sauromates“ auf angebliche sarmatische Abstammung durch Ehen mit sarmatischen Prinzessinnen hinweist, bedeutet dies nicht unbedingt, dass diejenigen, die den Titel trugen, tatsächliche Sarmaten waren.
Sein Name wird in einer Inschrift auf dem Sockel einer ihm von Ioulios Menestratos gewidmeten Statue erwähnt.
[…] Dem Nachkommen der Ahnenkönige, dem Großkönig Tiberios Ioulios Sauromates, dem Sohn des Königs Rhoimetalkes, dem Freund Caesars und dem Freund der Römer, dem Frommen, dem Freund seiner Heimat, dem Erzpriester der Augusten auf Lebenszeit, Wohltäter seiner Heimat, Gründer […]
Seine Bosporanische Königsdynastie wurde im 1. Jahrhundert n.Chr. von Tiberius Iulius Aspurgus und seinem Sohn Mithridates gegründet. Aspurgus und Mithridates waren nicht nur mit dem herrschenden Haus von Thrakien verwandt, sondern auch Nachkommen von Mithridates VI. Eupator von Pontus und dem römischen Triumvir Marcus Antonius durch Antonia Tryphaena, Königin von Thrakien und ihrer Mutter Pythodorida von Pontus.
Als Eupator 173/174 n.Chr. starb, trat Sauromates die Nachfolge seines Vaters (oder Onkels) an. Münzen mit der griechischen Umschrift „ΒΑΣΙΛΕΩΣ ΣΑΥΡΟΜΑΤΟΥ“ zeigen sein Porträt auf der Vorderseite, während auf den Rückseiten die Büsten der jeweils zeitgenössischen römischen Kaiser, wie Marcus Aurelius, Commodus, Pertinax, Didius Iulianus, Septimius Severus und Caracalla, abgebildet waren.
Trotz seiner recht langen Regierungszeit ist über seine Herrschaft und sein Leben wenig bekannt. Erhaltene Münzen zeigen das Bild einer sehr religiösen Person. Vor allem die Göttin Aphrodite und ihr Kult wurden von ihm besonders gefördert. Im Jahr 193 n.Chr. beendete Sauromates erfolgreich eine Militärkampagne gegen die Stämme der Skythen und Sarmaten. Eine Inschrift aus Tanais ist diesen Siegen gewidmet und ehrt den König und seine militärischen Erfolge. Die Feldzüge begannen etwa um 186 n.Chr. und lösten im bosporanischen Königreich eine Finanzkriese aus. Um die schwächelnde Wirtschaft seines Königreichs zu verbessern, leitete Sauromates II. 186 n.Chr. eine Reihe von Währungsreformen ein, die im Laufe eines Jahrzehnts das Gewicht seiner Bronzemünzen schrittweise reduzierten und gleichzeitig die Auflage des goldenen Staters erhöhten.
Im letzten Jahrzehnt des 2. Jahrhunderts n.Chr. zeigten die Münzen von Sauromates vermehrt das Porträt von Septimius Severus (Septimius allein oder zusammen mit Mitgliedern der kaiserlichen Familie). Es ist nicht bekannt, ob dies ein Befehl des römischen Kaisers an seinen Klienten war oder ob der Bosporanische König dies auf eigenen Wunsch tat.
Sauromates II. heiratete eine historisch nicht weiter bekannte Frau, aus deren Ehe zwei Söhne stammen: Rhescuporis II. und Cotys III. Rhescuporis II. trat 210/211 n.Chr. die Nachfolge von Sauromates an, während Cotys III. wiederum die Nachfolge seines Bruders Rhescuporis antrat.
Revers:
Zu sehen ist die nach rechts gerichtete drapierte Büste des Septimius Severus mit Lorbeerkranz. Die Inschrift lautet: ΓqV.
Die Inschrift kann wie folgt übersetzt werden:
Γ = Gamma = 3
q = Koppa = 90
V = Ypsilon = 400
Gamma (3) + Koppa (90) + Ypsilon (400) = 493
Datiertes Jahr 493 der Bosporan-Ära = 196/197 n.Chr.
Die Bosporan-Ära (BE für Bosporan-Era oder auch AB für lat. Anno Bospori) war eine Kalenderära (Jahresnummerierung), welche in der Schwarzmeerregion und in Teilen Kleinasiens mit der Annahme des Königlichen Titels Zipoetes I. von Bithynien im Oktober 297 v.Chr. begann. Dieses Jahr markierte den Beginn der Zählung und damit des ersten Jahres. Ihr Ursprung war im Bithynischen Königreich, wurde auch im Pontischen und am längsten im Bosporanischen Königreich verwendet. Die Bithyno-Pontische Ära wurde in Nordasien bereits nach der römischen Eroberung 63 v.Chr. nicht mehr verwendet. Es gibt allerdings keine Beweise dafür, dass diese von den römischen Behörden unterdrückt wurde. Vielmehr zogen es die lokalen Behörden wahrscheinlich vor, neue Epochen zum Gedenken an ihren Beitritt zur römischen Provinz Bithynia et Pontus einzunehmen. Die Provinz hatte also mehrere unterschiedliche Datierungssysteme im Einsatz. Im Gegensatz dazu, endete die Kalenderära im Bosporanischen Königreich erst gegen 497/498 n.Chr.
Die frühsten Inschriften der Bosporanischen Kalenderära zeugen aus den Jahren 313 BE (17 n.Chr.) und 325 BE (29 n.Chr.) und erwähnen den regierenden König Aspurgus. Die letzten Inschriften, welche die Kalenderzeitrechnung verwenden, stammen aus dem Jahr 794 BE (497/498 n.Chr.). Die ersten Bosporanischen Münzen, welche die Ära tragen, stammen aus der Herrschaft Pharnaces II. (Sohn des Mithridates VI.) aus dem Jahr 55/54 v.Chr. Allerdings war sein Königreich auf den Cimmerischen Bosporus beschränkt und die Münzen waren eher vom pontischen Typus. Die ersten eindeutigen Bosporanischen Münzen stammen aus dem Jahr 281 BE (17/16 v.Chr.) und wurden von der Königin Dynamis ausgegeben. Die Bosporanischen Münzserien enden unter der Herrschaft Rhescuporis VI. im Jahr 341 n.Chr.
Der hier vorgestellte Gold Stater wird mit dem Jahr 493 BE datiert. Ausgehend vom Oktober 297 v.Chr. als Jahr 0, ergibt sich nach dem Gregorianischen Kalender das Jahr 196/197 n.Chr.
Von Septimius Severus sind vier Bildnistypen überliefert. In der Gestaltung der beiden ersten ist eine klare Programmatik zu erkennen, anders als bei den beiden folgenden. Der erste Typus ist bis ins Jahr 196 n.Chr. gültig. Septimius Severus ist hier mit kräftig-gedrungenem Gesicht, leichten Gesichtsfalten und kürzerem, durch Bohrungen aufgelockertem Haar und Bart wiedergegeben. In seinem Erscheinungsbild ist er kaum von dem hier auf Clodius Albinus bezogenen Bildnis zu unterscheiden. Sicher war die Ähnlichkeit beabsichtigt und die Bildaussage dieselbe. Zugleich wurde die allzu enge Anlehnung an die überfeinerte Tradition der Antoninen gemieden, wie sie Didius Julianus vertreten hatte.
Dann aber, in der schwelenden Auseinandersetzung mit Clodius Albinus und den damit einhergehenden Legitimationsproblemen, suchte Severus symbolisch den Rückhalt im antoninischen Kaiserhaus. Seit 195 n.Chr. propagierte er seine Abstammung von den Antoninen bzw. seine Adoption in dieses Kaiserhaus. Haar und Bart sind bei diesem Typus wesentlich üppiger und länger als vorher. Das Haar wölbt sich an den Schläfen in großen Schwüngen nach außen, nur in der Mitte sitzen einige kleine kurze Locken. Alle Falten sind aus dem Gesicht getilgt. Bis auf die kurzen Locken in der Stirnmitte sind damit die charakteristischen Züge des letzten Typus des Marc Aurel wiederholt. Auf den Münzen ist der Typenwandel im Jahr 196/7 n.Chr. zu beobachten.
Ein neuer Bildnistypus des Kaisers, der nur wenige Jahre später entstand, ist aus dem Typus des Jahres 196/7 n.Chr. entwickelt, mit einer auffallenden Veränderung. An die Stelle der kurzen Löckchen in der Stirnmitte treten vier lang herabhängende Locken. Diese können gewellt sein, es können aber auch richtige Korkenzieherlocken sein. Dieser Typus ist seit ca. 200 n.Chr. auf Münzen gut erkennbar. Die Forschung hat in den Stirnlocken lange eine Nachahmung der Stirnlocken des graeco-ägyptischen Gottes Sarapis sehen wollen. Deshalb wird der Typus gern als „Sarapistypus“ bezeichnet. Septimius soll den Gott auf einer Reise nach Ägypten in den Jahren um 200 n.Chr. besonders schätzen gelernt haben, sein Sohn Caracalla hat ihm später in Rom einen aufwendigen Tempel errichtet. Doch ist diese Vermutung inzwischen mit guten Gründen in Frage gestellt und vorgeschlagen worden, in der Frisur eine auch sonst verbreitete Modefrisur zu sehen.
In einem späteren Typus, der auf dem nach 204 n.Chr. zu datierenden Ehrenbogen für Septimius Severus in seiner Heimat Leptis Magna erscheint, hat Septimius Severus einen längeren, aber weniger voluminösen Bart und sehr kurz geschnittenes Haar, das zungenförmig ins Gesicht gekämmt ist und dem Kopf eng anliegt. Nach den retardierenden Rückgriffen auf die antoninische Tradition scheint Severus sich damit der schon lange beliebten und programmatisch von seinen Söhnen getragenen Kurzhaarmode der Zeit anzunähern.
Hintergrund:
Das Bosporanische Reich (lateinisch Regnum Bospori) war ein antikes hellenistisches Königreich zu beiden Seiten des kimmerischen Bosporus, dass sich im 5. Jahrhundert v.Chr. aus den griechischen Kolonien im nördlichen Schwarzmeergebiet und an den Küsten des Asowschen Meeres gebildet hatte. Nach einer Phase des wirtschaftlichen und damit verbundenen militärischen Niedergangs im 3. Jahrhundert v.Chr. wurde das Reich um 107 v.Chr. vom Königreich Pontos annektiert. Nach der Eingliederung von Pontos in das Römische Reich durch Pompeius war das Bosporanische Reich ein von Rom abhängiger Staat. Im 1. und 2. Jahrhundert n.Chr. erstarkte das Reich unter der Herrschaft einer sarmatischen Dynastie wieder, war allerdings oft Überfällen benachbarter Stämme ausgesetzt. Das Königreich wurde im Rahmen der Völkerwanderung im 4. und 5. Jahrhundert von den Goten und den Hunnen zerschlagen.
In der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts v.Chr. begann die wirtschaftliche Schwächung des Bosporanischen Reiches, was sich auch auf die militärische Stärke des Reiches ungünstig auswirkte. Der Kampf gegen die Nomadenüberfälle wurde schwierig. Die Skythengefahr für das Bestehen des Reiches wurde so groß, dass Pairisades V. (ca. 125 v.Chr. bis ca. 108 v.Chr.) auf seinen Thron verzichtete und die Macht Mithridates VI. von Pontus anbot. Diese Kapitulationspolitik der letzten Spartokiden rief einen Aufstand in den niedrigen Volksschichten hervor, worunter auch zahlreiche Sklaven waren, die mit den Skythen gemeinsame Sache machten. An der Spitze dieser Volksbewegung stand die skythische Bevölkerung von Pantikapaion unter der Anführung des Sklaven Saumakos Pairisades wurde von den Aufständischen getötet. Der Aufstand wurde schließlich von den Truppen des Mithridates niedergeschlagen, wobei der Bosporanische Staat in das Pontische Reich einverleibt wurde.
Als der Macht Mithridates VI. im Jahr 63 v.Chr. von den Römern ein Ende gesetzt wurde, geriet das Reich in Abhängigkeit vom Römischen Reich. Die neue Blüte des Reiches erfolgte erst im 2. und 3. Jahrhundert n.Chr. Dieser wirtschaftliche Aufschwung steht im Zusammenhang mit der Stärkung der Handelsbeziehungen zu Kleinasien und den skythischen Stämmen.
Mit dem Tod des Sauromates II. (210/211 n.Chr.), der über die Skythen und Sarmaten gesiegt hatte, begann aber der endgültige Niedergang des Reiches. Gefährlich wurden ihm vor allem die Plünderungszüge germanischer Stämme wie der Goten. Während der Zeit der Reichskrise des 3. Jahrhunderts nutzten Angreifer (wie die Goten und die Boraner) zudem die Schiffe des Bosporanischen Reichs für Einfälle in das Römische Reich. Trotzdem existierte das Bosporanische Reich noch Anfang des vierten Jahrhunderts und unterhielt sogar weiterhin Beziehungen zu Rom, dessen Protektorat von den bosporanischen Königen weiterhin anerkannt wurde. Ein unübersehbares Anzeichen des wirtschaftlichen Zusammenbruchs des Reiches war dann die in den dreißiger bis vierziger Jahren des vierten Jahrhunderts unter König Rheskuporis V. erfolgte Einstellung der Münzprägung, die der Bosporus neunhundert Jahre lang fast ohne Unterbrechung durchgeführt hatte.
Quellen:
* Wikibrief: Sauromates II.
* Wikipedia: Basileus
* Wikipedia: Bosporanisches Reich
* Wikipedia: Bosporan-Ära Zeitrechnung
* Archäologisches Institut Göttingen: Porträttypen römischer Kaiser
Blog:
https://roma-aeterna.de/roemische-kaise ... _pertinax/
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So dann darf ich hier im Thread meine neuste Errungenschaft vorstellen, einen EL Gold Stater aus dem Königreich Bosporus unter dem König Sauromates II. Außer dem üblichen Material das schnell öffentlich zu finden ist - weiß ich noch gar nicht viel über das Klientel Königreich, dem König selbst und auch nicht von den Münzen selbst. Mal sehen, wo ich da noch Informationen herbekomme.