Münze #1:
Antoninian der römischen Kaiserzeit 218/222 n.Chr.
Material: Silber
Durchmesser: 23mm
Gewicht: 4,85g
Münzstätte: Rom
Provenienz: Lucernae Numismática, Alcalá la Real
Referenz: RIC IV Elagabalus 67e
Münze #2:
Denar der römischen Kaiserzeit 218/222 n.Chr.
Material: Silber
Durchmesser: 20,1mm
Gewicht: 3,51g
Münzstätte: Rom
Provenienz: Odysseus Numismatique, Montpellier
Referenz: RIC IV Elagabalus 73b
Münze #3:
Denar der römischen Kaiserzeit 218/222 n.Chr.
Material: Silber
Durchmesser: 19mm
Gewicht: 3,04g
Münzstätte: Antiochia ad Orontem, Syria
Provenienz: Soler y Llach, Barcelona, Ex Scipio Sammlung
Referenz: RIC IV Elagabalus 187d
Avers #1:
Zu sehen ist die nach rechts gerichtete drapierte Büste des Elagabal mit Strahlenkrone. Die Inschrift lautet: IMP CAES ANTONINVS AVG für Imperator Caesar Antoninus Augustus.
Avers #2:
Zu sehen ist die nach rechts gerichtete drapierte Büste des Elagabal mit Lorbeerkranz. Die Inschrift lautet: ANTONINVS PIVS FEL AVG für Antoninus Pius Felix Augustus.
Avers #3:
Zu sehen ist die nach rechts gerichtete drapierte Büste des Elagabal mit Lorbeerkranz. Die Inschrift lautet: IMP ANTONINVS AVG für Imperator Antoninus Augustus.
Elagabals ursprünglicher Name war Varius Avitus Bassianus. Als Kaiser nannte er sich Marcus Aurelius Antoninus, um wie sein angeblicher Vater Caracalla an die Antonine anzuknüpfen. Der Name Elagabal, den der von ihm verehrte Gott trug, wurde dem Kaiser erst lange nach seinem Tod beigelegt. Direkt nach der Machtübernahme im Jahr 218 n.Chr. erhielt Elagabal den Titel Augustus.
Die Porträts lassen in einzigartiger Weise den programmatischen Charakter der Bildnisstilisierung erkennen. Nachgewiesen sind aus der kurzen Regierungszeit zwei Bildnistypen, die jeweils in mehreren Exemplaren erhalten sind. Sie sind einander so unähnlich, dass unbefangene Betrachter sie nicht als Darstellungen ein und derselben Person erkennen würden. Schon immer bekannt war der charakteristische Typus, der Elagabal als jungen Mann mit vollem ovalem Gesicht, üppigen Lippen, halblangen Haarsträhnen und einem Jugendbart auf der Oberlippe und den Wangen darstellt. Er entspricht der Mehrzahl der Münzbilder Elagabals.
Erst spät erkannte man, dass auch der Typus eines Knaben mit eckigem Gesicht und kurzgeschnittenem, dickflockigem Haar, der in mehreren Exemplaren überliefert ist und deshalb einen Kaiser wiedergeben muss, Elagabal darstellt. Der Typus ist dem letzten Bildnistypus des Caracalla aus den Jahren 215-217 n.Chr. buchstäblich aus dem Gesicht geschnitten, bis hin zu den schmalen langen Augen, den prallen gespannten Gesichtsflächen, dem kurzen, dickflockigen Haar und dem leicht gebogenen Haarabschluss über der Stirn. Der Bezug wird dadurch verstärkt, dass er mit der kurzen Panzerbüste mit schräggezogenem Paludament verbunden ist, den die Werkstätten für Caracallas Bildnisse aus der Zeit seiner Alleinherrschaft erfanden und die auch für den letzten Bildnistypus Caracallas regelmäßig verwendet wurde. Für jeden erkennbar, stellten diese Bildnisse Elagabal als eine verjüngte Version des späten Caracalla, als seinen Sohn dar. Die frühesten Münzen des Elagabal bestätigen diese Deutung.
Die datierten Münzbildnisse zeigen aber auch, dass Elagabal schon kurz nach seiner Ankunft in Rom nichts mehr von dieser Stilisierung wissen wollte und ein neues Bildnis von sich machen ließ, bei dem man zumindest den Jugendbart und die vollen Lippen als persönliche Züge ansehen kann. Vielleicht sind diese Porträts ein Beleg dafür, wie schnell der junge Kaiser sich von der Bevormundung durch die Familie und die Berater frei machte.
Revers #1:
Zu sehen ist die nach links sitzende Personifikation der Fides. In der rechten Hand hält sie eine Aquila (Adler), in der linken Hand ein Signum (Standarte). Vor ihr ist ein weiteres zweites Signum (Standarte) abgebildet. Die Inschrift lautet: FIDES EXERCITVS für Fides Exercitus (Loyalität der Legionen).
Revers #2:
Zu sehen ist die nach links stehende Personifikation der Fides mit nach rechts gerichteten Kopf. In der linken Hand hält sie ein Vexillum (Stofffeldzeichen) und in der rechten Hand ein Signum (Standarte). Die Inschrift lautet: FIDES MILITVM für Fides Militum (Loyalität der Soldaten).
Revers #3:
Zu sehen sind mittig zwei Signi (Standarten), welche links und rechts jeweils von zwei Vexilla (Stofffeldzeichen) mit Aquila (Adler) flankiert werden. Die Inschrift lautet CONCORDIA MILIT für Concordia Militum (Eintracht der Soldaten).
Fides war in der römischen Religion die Personifikation des Vertrauens, der Treue und des Eides und umfasste auch das Treueverhältnis zwischen Patron und Klient. Sie wurde auch unter dem Namen Fides Publica Populi Romani (etwa „allgemeine Vertrauenswürdigkeit des römischen Volkes“) verehrt. Ihr im Jahr 254 v.Chr. vom Konsul Aulus Atilius Caiatinus geweihter Tempel in Rom lag auf dem Kapitol nahe dem Jupitertempel. Hier unterzeichnete und verwahrte der römische Senat Verträge mit anderen Staaten und vertraute sie damit Fides Schutz an.
Fides wird als eine gelegentlich mit einem Olivenzweig gekrönte, einen Schleier oder Stola tragende junge Frau dargestellt. In ihren Händen hält sie Füllhorn, Schale, Ähren oder Fruchtkorb als ihre Attribute, oder auch eine militärische Standarte. Ihre Priester trugen weiße Kleidung und zeigten damit Fides Verbindung zu den höchsten Göttern des Himmels, Jupiter und Dius Fidius. Der Überlieferung zufolge begründete Roms zweiter König Numa Pompilius jährliche Festspiele zu Ehren von Fides, und führte ein, dass die höheren Priester (die drei flamines maiores) in einem von zwei Pferden gezogenen überdachten gewölbten Wagen zum Tempel gebracht wurden. Dort sollten sie Fides Gottesdienste mit bedecktem Haupt und bis zu den Fingern eingehüllten rechten Händen leiten, und so absolute Hingabe zu Fides zeigen und Vertrauen versinnbildlichen.
Auch die Attribute, welche man Fides beigegeben hatte, lassen zwischen der Loyalität der Legionen und der Loyalität der Soldaten unterscheiden. FIDES EXERCITVS spricht die Loyalität der Legionen an – hier wurde Fides als Attribut eine Aquila beigegeben – als Zeichen der gesamten Legion. FIDES MILITVM spricht die Loyalität der Soldaten an – hier wurde Fides als Attribut ein Vexillum beigegeben – als Zeichen der einzelnen Kohortenabteilungen und damit der Soldaten.
Concordia ist die Personifikation der Eintracht in der römischen Mythologie (entspricht der Homonoia in der griechischen Mythologie). Der römischen Vorstellung nach fördert und erhält sie die Eintracht und die Einheit der Bürger Roms. Concordia ist einer der von den Römern personifizierten altrömischen Tugendbegriffen, wie auch Fides (Treue), Spes (Hoffnung), Pudicitia (Keuschheit), Iustitia (Gerechtigkeit), Virtus (Tugend), Pax (Frieden), Libertas (Freiheit), Honos (Ehre) oder Felicitas (Glück).
Hintergrund:
Unter all den römischen Kaisern war Elagabal einer der berühmtesten, oder vielmehr einer der berüchtigtsten Herrscher des römischen Imperiums. Nahezu alle antiken Quellen bezichtigten und beschuldigten den Kaiser aller erdenklichen Arten von skandalösem Fehlverhalten, Korruption, Grausamkeiten bis hin zu einer Reihe sexueller Eskapaden. Nur ganze vier Jahre schaffte es Elagabal den Purpur des Kaisers zu halten, bevor er brutal ermordet, durch die Straßen geschleift und schließlich in den Tiber geworfen wurde.
Wie der Fall des Elagabal demonstriert, ist Macht nicht gleich Unverwundbarkeit. Auch Herrscher der römischen Welt konnten schnell Opfer verärgerter Untertanen – oder mehr noch – verärgerter Militärs werden. Mit anderen Worten, um an der Macht zu bleiben, muss man überzeugen. Um zu überzeugen, muss man Rollen spielen, um zu täuschen. Das wusste schon Kaiser Augustus – der Mann, welcher in seinem Leben so viele Masken getragen hatte, verabschiedete sich laut Sueton mit den Worten „Hat das Ganze Euch gefallen, nun so klatschet Beifall unserem Spiel, und entlasst uns alle mit Dank“ aus dem Leben.
Offensichtlich spielte Elagabal seine Rolle nicht richtig oder wählte vielleicht die falsche Rolle. Es gelang ihm nicht, im Gegensatz zu Augustus, Traian und anderen geliebten Vorgängern, seine Untertanen davon zu überzeugen, dass er der beste Mann für den römischen Thron war. Welche Strategien wendete die kaiserliche Verwaltung an, um Elagabal an die römische Öffentlichkeit zu verkaufen? Und warum waren diese Strategien letztendlich erfolglos?
Nachdem Macrinus als Nachfolger des Caracalla zum Kaiser ausgerufen wurde, nahm die Geschichte des römischen Reiches am 16. Mai 218 n.Chr. eine unerwartete Wendung. Ein erst vierzehnjähriger Junge mit dem Namen Varius Avitus Bassanius wurde von seiner ehrgeizigen Großmutter Iulia Maesa und seiner leiblichen und ebenso ehrgeizigen Mutter Iulia Soaemias des Nachts in das Lager der Legio III Gallica geschmuggelt, welche in Raphanae in Syrien stationiert war. Der junge Varius wurde in Kleidern, welche Caracalla als Kind getragen hatte, den Truppen präsentiert, worauf die begeisterten Soldaten ihn im Morgengrauen zum Kaiser proklamierten.
Die Ausrufung zum Kaiser muss für Macrinus, der im etwa 150km entfernten Antiochia residierte, ein schwerer Schock gewesen sein. Macrinus beauftragte den Prätorianer Präfekten Iulianus den Aufstand niederzuschlagen, welcher dann das Lager der Aufständischen angriff. Es nutzte nichts, berichtet Cassius Dio, die Saat war gesät: „… sie trugen Avitus, den sie bereits Marcus Aurelius Antoninus nannten, auf den Wällen herum und zeigten einige Ähnlichkeiten mit Caracallus, als [er] ein Kind war, da sie eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Jungen hatten, und erklärten es gleichzeitig, dass letzterer wirklich der Sohn von Caracallus und der einzige rechtmäßige Thronfolger war. Warum tut ihr das, Kameraden, riefen sie. Warum kämpfst du so gegen den Sohn deines Wohltäters?“
Diese Passage ist aus mehreren Gründen interessant. Erstens nennen die aufständischen Soldaten Caracalla ihren „Wohltäter“ und offenbaren damit ein wichtiges Motiv für den Aufstand. Caracalla war ein ausgesprochener Militärkaiser gewesen, welcher auf den Feldzügen gegen die Germanen und Parther die meiste Zeit bei den Soldaten verbracht hatte. Außerdem hatte er den Sold der Soldaten erhöht und ihnen viele Privilegien gewährt. Macrinus hingegen hatte einen schmählichen Waffenstillstand von den Parthern erkauft, den Sold gekürzt und den Soldaten einige von den Severern gewährten Privilegien entzogen.
Zum Zweiten wurde der junge Varius den Truppen als unehelicher Sohn des Caracalla verkauft und gehörte damit zur beim Militär beliebten Dynastie der Severer, während Macrinus ein vom Senat und den Legionen wenig beliebter Usurpator war. Ob die Soldaten wirklich glaubten, dass es sich hier um des Caracallas Bastardsohn handelte oder ob sie die Geschichte nur als bequemen Vorwand für eine Rebellion betrachteten, ist am Ende irrelevant. Innerhalb weniger Wochen war Macrinus geschlagen und Elagabal hatte den Thron erobert.
Nach der ersten Euphorie und dem nachlassenden Siegestaumel der Truppen, musste aber auch etwas „Handfestes“ geboten werden, um nicht ebenso von einem anderen aufstrebenden Usurpator geschluckt zu werden. Elagabal war den Soldaten praktisch völlig unbekannt und hatte nichts zu bieten, was ihn besonders auszeichnete – außer einem falschen dynastischen Anspruch.
Die ersten von der neuen Regierung geprägten Münzen tragen den Namen Marcus Aurelius Antoninus. Mit diesem Namen betonte Elagabal nicht nur seine Abstammung von Caracalla, sondern verband sich auch mit den „guten“ Kaisern Antoninus Pius und Marcus Aurtelius. Interessant ist hier eine Inschrift zu erwähnen, welche von Veteranen der Kolonie Sitiis in Mauretanien Caesariensis errichtet wurde. Diese Weihinschrift verfolgt die Abstammung Elagabals bis zu Kaiser Nerva aus dem ersten Jahrhundert zurück. Offensichtlich waren die Veteranen stolz auf die dynastische Kontinuität zwischen dem Gründer ihrer Kolonie und dem aktuellen Kaiser.
Auch in den Bildnissen wurde versucht den Anspruch von Elagabal zu stärken. Erste frühe Porträts des jungen Herrschers weißen große Ähnlichkeiten mit dem späteren Porträt des Caracallas auf. Kopf, Stirn und Mund sind nahezu identisch. Darüber hinaus tragen beide Porträttypen einen kurzgeschorenen Militärhaarschnitt, was wiederum die Zugehörigkeit und Verbundenheit zu den Truppen zum Ausdruck bringen soll.
Viele der Münzen, die Elagabal in den Jahren 218-219 n.Chr. prägen ließ, haben militärische Themen und tragen Legenden wie MARS VICTOR, VICTORIA AVG und VICTORIA ANTONINI AVG. Ein neuer Caracalla war auferstanden, ein junger energischer Kaiser, welche den Usurpator hinweggefegt hatte und die guten Tage der Herrschaft seines vermeintlichen Vaters zurückbringen würde.
Alle Legionen, mit ihren Offizieren und Soldaten waren sich einig in ihrer unerschütterlichen Loyalität gegenüber ihrem neuen Kaiser und Oberbefehlshaber, wie sie in den nun folgenden Prägungen mit den Münzlegenden FIDES EXERCITVS (Loyalität der Armee), FIDES MILITVM (Loyalität der Soldaten) und CONCORDIA MILITVM (Einigkeit der Soldaten) zum Ausdruck kommt.
Diese Propaganda war bitter notwendig, denn die Realität sah beileibe anders aus. Die Position des Elagabal war nach dem Sieg über Macrinus und der Machtübernahme höchst instabil. Cassius Dio beschreibt mit Verus und Maximus eine versuchte nicht erfolglreiche Revolte zweier Kommandanten der syrischen Legion. Laut antiken Quellen blieb es aber nicht bei diesem einen Versuch. Ein weiterer Zenturio versuchte die gallische Legion aufzuwiegeln, während es auch in der vierten Legion zu Unruhen kann, ebenso bei Teilen der römischen Flotte, welche in Kyzikos stationiert waren.
Botschaften, wie auf der hier vorgestellten Münze, welche die Loyalität und Einheit der Soldaten betonten, sollten daher als Wunschdenken angesehen werden, welche eine ideale Situation feierten, welche es aber real nicht gab. Die Rückseiten stellen bewusst eine falsche politisch-militärische Lage dar, um das Bild eines starken, selbstbewussten Kaisers mit unbestrittener Autorität zu vermitteln.
Quellen:
* Wikipedia: Elagabal
* Wikipedia: Fides
* Wikipedia: Concordia
* Wikipedia: Signum
* Wikipedia: Aquila
* Wikipedia: Vexillum
* Archäologisches Institut Göttingen: Porträttypen römischer Kaiser
* Martijn Icks: From Priest to Emperor to Priest-Emperor, the failed Legitimation of Elagabalus
Blog:
https://roma-aeterna.de/roemische-kaise ... _elagabal/
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