Kleinsilber Zuordnung?

Keltische Münzen

Moderator: Numis-Student

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strumpfi
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Kleinsilber Zuordnung?

Beitrag von strumpfi » Mo 15.11.21 14:50

hallo,
nach 30 jahren der sucherei mit dem detektor habe ich mich entschlossen, mal alle münzen zuzuordnen (soweit möglich). liegt wohl am alter oder am winter :P

bei meinen kelten sind jetzt aber 4 stück übrig bei denen ich völlig im dunklen tappe oder mir nicht sicher bin... vielleicht hat hier einer eine idee?
kleinsilber1.jpg
kleinsilber2.jpg
kleinsilber3.jpg
kleinsilber4.jpg

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harald
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Re: Kleinsilber Zuordnung?

Beitrag von harald » Mo 15.11.21 18:14

Gratulation von einem langjährigen Sondler für diese sehr seltenen Keltenprägungen!

Die erste ist ein Viertelquinar des Prager Typs.
Mir ist lediglich ein einziges Exemplar in Privatbesitz bekannt.
Datierung: 80-60 v. Chr.

Zur Nr. 2 habe ich folgenden Vorschlag:
Eine seitenverkehrte und leicht modifizierte Variante befindet sich im Katalog Das Keltische Jahrtausend, S 307, 370,371,
sowie bei M. Nick, Gabe, Opfer, Zahlungsmittel, Taf. 4, 13
Es handelt sich um ein absolut rares Kleinsilber der Vindeliker vom Typus Mäusegesicht.
Datierung: LT. D

Die Nr. 3 ist ein boiischer Obol vom Typus Stradonice.
Datierung: 120-80 v. Chr.

Zur Nr. 4:
Der Revers entspricht dem Prototyp süddeutscher Büschelquinare.
Allerdings ist für den Typ die Aversdarstellung deiner Münze meines Wissens nicht bekannt, beziehungsweise konnte ich dafür in der mir zur Verfügung stehenden Literatur keine Referenz finden.

Ich bin aber auch kein Experte für süddeutsche Prägungen.
Vielleicht wissen die Kollegen mehr darüber, beziehungsweise verfügen über aktuellere Literatur.

Grüße
Harald
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Re: Kleinsilber Zuordnung?

Beitrag von strumpfi » Mo 15.11.21 21:25

erst mal vielen DANK an harald für die zuordnung!

nummer 1 und 2 freuen mich natürlich ganz besonders und jetzt weiss ich auch warum ich selber absolut nichts darüber gefunden habe. ich habe viele kelten in der langen zeit gefunden aber da ging einfach gar nichts weiter...

bei nummer 4 war ich auch bei vindeliker, da ich auch sehr frühe büschel gefunden habe. nur als kleinsilber kannte ich da nichts vergleichbares. das pferd ist ja überhaupt nicht stilisiert und auch der kopf ist klar als kopf geprägt. ich dachte mir schon dass das wohl eine "der ersten" kleinsilber der vindeliker sein könnte...

ich bin erst mal happy da ich jetzt zuordnung habe, freue mich aber natürlich noch auf andere meinungen dazu!

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Ceallach
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Re: Kleinsilber Zuordnung?

Beitrag von Ceallach » Di 16.11.21 23:42

Hallo Strumpfi,

auch von mir Gratulation zu den schönen Kleinsilbern und danke für die Vorstellung der Münzen.
Bei dem Stück Nr. 4 handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Variante des Typs "strenges Gesicht" vgl. Ziegaus Egglfing 257.

Zuerst dachte ich aufgrund der gewellten oder gelockten Haare an den Typ nahestehend des Manchinger Typus, vgl. Kellner Manching
758, jedoch weißt dieser auf dem Revers die für manchinger Kleinsilber üblichen Pferdedarstellungen sowie Beizeichen auf.
Auch kam mir der Typ Pollanten in den Sinn, da dieser ebenfalls eine breite Variation der Aversdarstellungen mit gelockten bzw. gewellten Haaren aufweist. Zudem gibt es hier auf manchen Stücken ähnliche Reversdarstellungen mit Pferd n.l., mit angewinkelten Beinen und der beißenden Schlange davor.
Hier konnte ich jedoch auf die Schnelle keine Stücke finden, die deiner Aversdarstellung wirklich ähneln.
Anbei trotzdem ein Vergleichsstück des Typs Pollanten mit dem Pferd n.l..
Diese Darstellung auf dem Revers ähnelt deiner bzw. den Darstellung auf frühen Quinaren der Vindeliker.

https://www.numisbids.com/n.php?p=lot&sid=2705&lot=1946

Von dem Typ "strenges Gesicht", welchen ich hier vermute, gibt es ebenfalls Variationen bei den Aversdarstellungen. Alle teilen sich jedoch eine sehr ähnliche Reversdarstellung. Mir sind nur Stücke mit Pferd n.l., mit angewinkelten Beinen sowie der beißenden Schlange davor bekannt.

Leider konnte ich im Internet derzeit nur ein Vergleichsstück finden, welches deinem grundsätzlich ähnelt, jedoch nicht gleicht. Zudem ist die Erhaltung und Schrötlingsgröße nicht die Beste. Erkennbar ist jedoch der Kopf sowie die Frisur auf dem Avers sowie die Stilistik des Pferdes und der Schlangenkopf.

https://www.sixbid.com/de/paul-francis- ... icky=false

edit: Ich habe soeben noch ein Stück dieses Münztyps gefunden, bei welchem es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Selbe Reversdarstellung handelt. (Stilistisch identisch, die selbe Darstellung des Pferdekopfs sowie des Körpers, die Beine sind im selben Winkel angewinkelt.)
Das Avers zeigt eine etwas andere, wohl feinere Darstellung, wenn auch stilistisch ähnlich.

https://www.ma-shops.de/degussa-muenzka ... hp?id=5447

Wenn ich am Wochenende dazu komme suche ich in der Literatur nach einem Vergleichsstück.

Schönen Abend,

Ceallach
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strumpfi
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Re: Kleinsilber Zuordnung?

Beitrag von strumpfi » Mi 17.11.21 15:46

....und nochmal DANKE für die ausführlichen Infos!!!

jetzt hätte ich noch einen Quinar, da steh ich auch komplett im wald...
OQuinar.jpg

LordLindsey
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Re: Kleinsilber Zuordnung?

Beitrag von LordLindsey » Mi 17.11.21 21:19

Auch von mir Gratulation zu den schönen und in der Tat seltenen Kleinsilbermuenzen.

Bei Nr. 4 handelt es sich, wie Ceallach schreibt, um den Typ “strenges Gesicht”, also wie unter dem sixbid link gezeigt (liegt jetzt in meiner Sammlung :)) Der Viertel Quinar unter dem numisbids link ist der gleiche Typ, das mit dem “Unikum” in der Auktionsbeschreibung ist Humbug.

In der Tat ist mir auch schon die starke Ähnlichkeit dieses types mit dem Büschel Quinar Prototypen aufgefallen, m.e. gehoeren diese beiden Emissionen zusammen.

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Ceallach
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Re: Kleinsilber Zuordnung?

Beitrag von Ceallach » Mi 17.11.21 22:16

Hallo LordLindsey,

bei der Münze unter dem Numisbids Link war ich mir tatsächlich nicht sicher.
Es handelt es sich um einen Stempel auf dem Avers, den ich so noch nie gesehen hatte.
Alle mir bisher bekannten Stücke haben auf dem Avers eine ähnliche Frisur wie auf dem folgenden Stück aus meiner Sammlung oder das Vergleichsstück Ziegaus Egglfing 257. Hier scheinen die Haare in Bogenförmigen Strähnen Vertikal bis zum Ohr und dahinter zu fallen. Bei der auf Numisbids zu sehenden Münze führen die Haare horizontal vom Kopf am Ohr vorbei zum Hinterkopf. Diese Darstellung erinnert mich tatsächlich auch eher an den Typ Pollanten, bei dem die Darstellung des Pferdes zumindest n.r. ebenfalls denen der frühen Quinare ähnelt.
Es ist jedoch auch schwer zu erkennen, da mir vom Typ "strenges Gesicht" leider keine gut erhaltenen Stücke auf vergleichbar großen Schrötlingen vorliegen. Noch ein Grund mehr am Wochenende mal ein Paar entsprechende Bücher durchzuschauen.
Unbenannt.jpg
Zu der Münze zwei sowie fünf kann ich derzeit leider noch nicht mehr sagen.

Schönen Abend,

Ceallach

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Re: Kleinsilber Zuordnung?

Beitrag von LordLindsey » Do 18.11.21 20:05

Hallo Ceallach,

Ich denke auch, das beide Typen ein sehr ähnliches Portrait haben ndc zeitlich direkt nacheinander geprägt wurden. Der Unterschied zwischen dem Typ Strenges Gesicht und dem Typ Polanten (auf den beziehst du Dich) liegt m.e. nicht in der Form der Haarstraehnen (die je nach Stempel variieren), sondern in dem typischen Winkel aus Nase und Stirn, der das Gesicht eben “streng” macht. Bei deinem dezentrierten Stück sieht man von diesem Winkel nur den Stirnteil, bei dem aus numisbids auch, und bei dem von strumpfi und dem aus sixbid ist der Winkel gut sichtbar.

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