Martin Sommer: Rund um den Rennsteig - Notgeld aus Papier und Metall, Marken und Zeichen aus dem Thüringer Wald

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rista
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Martin Sommer: Rund um den Rennsteig - Notgeld aus Papier und Metall, Marken und Zeichen aus dem Thüringer Wald

Beitrag von rista » Di 23.11.21 10:00

Martin Sommer: "Rund um den Rennsteig - Notgeld aus Papier und Metall, Marken und Zeichen aus dem Thüringer Wald", Teil 1: Eisenach bis Bermbach (Steinbach-Hallenberg)
DIN A4, Hardcover matt, 316 Seiten

Das neue Buchprojekt des Autors Martin Sommer ist in mehrerlei Hinsicht als mutig zu bezeichnen.

Zunächst zu den äußeren Werten: Die Neuerscheinung kommt als Hardcover im Mattdruck daher, den Einband finde ich sehr gelungen, die Kombination aus numismatischen Belegen und einer typischen Szene aus dem Thüringer Wald mit dem Inselsberg stimmt perfekt auf die 316 durchgängig farbig bebilderten Seiten ein.

Mutig ist die Konzeption dieses Buches, sich von den Zwängen einer administrativen Einordnung zu befreien, mir sind kaum Bücher im Umfeld der Notaphilie bekannt, die sich bspw. an einer Landschaft orientieren. Das Werk geht hier im wahrsten Sinne des Wortes noch ein Stück weiter und nimmt sich einen Weg als Grundlage für die weiteren Betrachtungen. Nun ist es nicht ein Weg, sondern der Rennsteig, der weit über den Thüringer Dunstkreis hinaus bekannt sein dürfte. Ein jeder, der diesen Wanderweg per pedes oder mit dem Rad bezwungen hat, wird das so schnell nicht vergessen. Mit dem vorliegenden Buch kann man sich dem Rennsteig nun auf vollkommen andere Weise nähern. Für mich als Thüringer ist die Wahl durchaus nachvollziehbar – wer immer sich mit Thüringen als Sammelgebiet für Papiernotgeld oder Wertmarken befasst, wird wegen des historischen Flickenteppichs und seiner Gebietsanpassungen bis in die Wendezeit verzweifeln. Als Beispiele von den „Rändern“ seien hier nur die Gegenden um Coburg oder Altenburg genannt. Hierzu gibt es in der Einleitung einige hilfreiche Anmerkungen auch für „außerthüringische“ Leser.

Mutig ist zum Zweiten die Auswahl der letztlich aufgenommen Orte, so dass der Autor sich erst einmal auf sein Bauchgefühl verlassen hat. Der Rennsteig bietet hier also nur eine grobe Orientierung, die hier verzeichneten Ausgabeorte bleiben der individuellen Selektion vorbehalten. Gut finde ich, dass der Verfasser sich nicht darauf beschränken mag, sondern für Folgeauflagen die Aufnahme weiterer Orte in Aussicht stellt. So lässt sich die „imaginäre Wanderung“ fürs Erste besser beschreiten.

Als mutig darf an dritter Stelle der Verzicht auf eine preisliche Bewertung gesehen werden, dieser Punkt wird immer Kritik hervorrufen, egal, ob man nun Preise angibt oder „nur“ mit Seltenheitsskalen arbeitet – jedes System hat Vor- und Nachteile. In diesem Falle sind es drei Stufen, die auch hinreichend erläutert werden. Einsteigern wird eine schnelle Preisfindung so meiner Meinung erschwert, aber sie schafft zugleich die Möglichkeit, sich eingehend mit den Preisen „am Markt“ zu beschäftigen, denn nur durch das eigenständige Studium derselben bekommt man letztlich ein Gefühl dafür. Wer kennt das Glücksgefühl nicht, wenn man ein sehr rares Stück für wenig Geld ergattern konnte und auf der anderen Seite den Groll, wenn man am Ende bemerkt, dass ein Schein doch zu teuer gekauft wurde. Da die Preise sowieso ständig im Wandel sind, bleibt die Einschätzung anhand der relativen Verfügbarkeit im Groben nachvollziehbar. Es ist also am Leser, sich vertiefter mit dem Thema zu befassen, wenn er erfolgreich numismatische Belege seiner Sammlung hinzufügen will.

Die Einleitung bietet gerade für Einsteiger und v.a. solche Leser, die sich um den Erhalt der Heimatgeschichte bemühen, aber um die Notaphilie einen Bogen gemacht haben, eine gute Hilfe und selbst Sammler werden durch die vielen aufgeführten Details noch etwas an Wissen mitnehmen können. Richtig gut für alle Leserkreise ist der kleine Abschnitt „Von der Notgeld- zur Heimatsammlung“, denn er öffnet den Horizont für dieses Projekt und zeigt, was möglich sein kann, wenn man nur den reinen numismatischen Horizont verlässt! Und hier sind wir beim vierten Mut-Punkt, den ich vergeben möchte: Anstatt nun sich einfach an den numismatischen Belegen abzuarbeiten, fließen historische Ansichtskarten, Ausschnitte von Firmenrechnungen, Briefbögen, Werbeanzeigen in den Text ein und füllen zum einen den Platz auf, wenn ein Schein nicht abgebildet ist und runden zum anderen so das Bild einer lokalen Wirtschaftsgeschichte ab, denn die Geldbelege waren – ausgenommen die Serienscheine – ja nicht Selbstzweck sondern dienten im hohen Maße der Aufrechterhaltung der Wirtschaft in den jeweiligen Ausgabestellen und deren Umfeld. Für mich wird so letztlich auch ein Beleg „greifbarer“. Hintergrundinformationen finden sich in den zahlreichen Fußnoten über den gesamten Text.

Der Katalogteil, der sich von Seite 25 bis Seite 301 erstreckt, ist in acht Abschnitte unterteilt, die dem Wesen der erfassten Belege entsprechen: Papiernotgeld, Notmünzen, Lagergeld, Briefmarkengeld, Belege mit Geldbezug bis 1945 (Bettlergeld, Werbescheine, Rabattmarken usw.), Wertmarken und Zeichen bis 1945 und die beiden Abschnitte der Nachkriegszeit: Belege mit Geldbezug (u.a. Betriebsgeld, Hotelgeld, Zollscheine usw.) sowie Wertmarken und Zeichen (z.B. Müllmarken, Hundemarken). Folgt man der Ortswahl des Autors, bietet sich dem Leser hier ein reichhaltiger Fundus, der natürlich v.a. von den vielen Seltenheiten lebt, die man nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt. So ist es z.B. im letzten Abschnitt auf den ersten Blick verwunderlich, dass die eher stiefmütterlich behandelten Müllmarken in der höchsten Seltenheitskategorie geführt werden (ein Umstand, der sich z.B. auch in der mit Literatur, welche die entsprechenden Stücke bepreist hat, nicht zwangsläufig niedergeschlagen hat!) – doch die Beobachtung des „Marktes“ wird die Einstufung des Autors sicherlich recht geben und es sollte an dieser Stelle dem geneigten Leser ein Ansporn sein, diesen „Stiefkindern“ mehr Beachtung zu schenken. Der Autor konnte zudem auf die Unterstützung von einem Experten für die Thüringer Notmünzen, Marken und Zeichen zurückgreifen und so findet man in diesem Buch eine breite Auswahl von seltenen Stücken mit Abbildung, was für mich ein weiteres Plus darstellt. Beim Papiergeld fällt sehr positiv auf, dass bekannte Kontrollnummern bzw. Kontrollnummernbereiche mit aufgeführt werden. Erfahrungsgemäß kann hier nur der Forschungsstand des Autors festgehalten werden und es ist zu wünschen, dass die Leserschaft für diesen Bereich bisher nicht bekannte KN an den Autor übermittelt. In den meisten Notgeldkatalogen, welche als Standardliteratur gelten, fehlen solche Angaben – für die vertiefte Forschung sind die KN meiner Meinung sehr relevant. Ebenso wurden zahlreiche bisher nicht katalogisierte Varianten festgestellt und aufgenommen – ein weiteres Plus für den spezialisierten Sammler.

Ganz allgemein sind die Beschreibung und Nummerierung der erfassten Objekte für mich gut nachvollziehbar – anhand dieser lässt sich hoffentlich jedes Stück finden und einordnen. Für eine Folgeauflage wäre mir ein kleines Ortsregister am Ende des Buches eine Hilfe: Auch wenn die Orte im Inhaltsverzeichnis aufgeführt sind und der Wegeverlauf bekannt sein dürfte, erleichtert einem das das Auffinden.

Ein kleiner Anhang am Ende dieses Rennsteigbuches der anderen Art gibt einen Einblick in weitere Belege, die im Rahmen einer numismatisch ausgerichteten Heimatsammlung von Interesse sein können: Schecks, Lotterielose oder Sparkarten sind uns Freunden des Papiergeldes ja nicht gänzlich unbekannt.

Ein Nachwort und Quellenverzeichnis runden diesen ersten Band „Rund um den Rennsteig“ ab, der den Verlauf von Eisenach bis etwa Steinbach-Hallenberg markiert. Angesichts der Kleinauflage ist der Preis von 28 Euro mehr als fair zu bezeichnen.

Daher mein Fazit: klare Kaufempfehlung für diese Leistung! Mit dem vorliegenden Werk wird eine weitere – wenn auch ungewohnte geographische – Lücke in der neueren Thüringer Numismatik geschlossen. Ich freue mich dann auf den zweiten Teil, der dem Rennsteig gen Osten folgt.

Bestellt werden kann die Neuerscheinung für 28 Euro zzgl. Versand beim Autor per E-Mail unter rennsteig-numismatik@web.de

Gruß rista
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Umschlag
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Beispielseite Papiernotgeld
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Re: Martin Sommer: Rund um den Rennsteig - Notgeld aus Papier und Metall, Marken und Zeichen aus dem Thüringer Wald

Beitrag von rista » Fr 01.09.23 11:14

"Rund um den Rennsteig - Notgeld aus Papier und Metall, Marken und Zeichen aus dem Thüringer Wald"
Teil 2: Benshausen bis Stützerbach


DIN A4, Hardcover matt, 248 Seiten, durchgängig farbig bebildert

Vor fast zwei Jahren erschein der erste Teil, nun hat der Autor die Fortsetzung nachgelegt.

Die eingeschlagene Linie und der Aufbau des zweiten Teils entsprechen dem Erstling, so dass sich die Leser des ersten Bandes recht schnell heimisch fühlen dürften. Allen, die hier neu lesen, seien meine Zeilen zur Erstausgabe weiter oben empfohlen.

In Band 2 wird der "mittlere" Rennsteig notaphilistisch und numismatisch besucht, wobei es sich um ein nur auf den ersten Blick recht kurzes Teilstück der Gegend um Oberhof bis zur Linie Ilmenau/Suhl handelt.

Da jeder Band auch separat für sich stehen kann, findet sich die aus dem ersten Teil bekannte Einleitung auch hier auf den Seiten 8 bis 24 wieder.

Danach schließt sich der umfangreiche Hauptteil auf den Seiten 25 bis 235 an, hier gibt es Notgeld aus Papier (mit dem Schwerpunkt Zella-Mehlis), Notmünzen, Wert- und Kontrollmarken, Kapselgeld, Bettlergeld, Zollscheine, innerbetriebliches Verrechnungsgeld und Hotelgeld aus DDR-Zeiten zu sehen. Alle dem Autor bekannten Ausgaben wurden beschrieben, inklusive der bekannten Kontrollnummern bzw. Kontrollnummernbereich, was vor allem für die Papiergeldforscher einen reichen Fundus darstellen dürfte. Varianten werden im Text auch beschrieben und erfasst, wurden aber nicht in jedem Falle bis ins Detail in die Katalogisierung aufgenommen (z.B. die Serienscheine Oberhof mit den Buchstabenkombinationen), was die Lesbarkeit für die Allgemeinheit aber eher fördert. Die Bewertung erfolgte, wie schon im ersten Teil, nach einem dreistufigen Prinzip, auch diesmal ohne preisliche Festlegung.

Etliche Belege aus Papier mit Sach- oder Geldbezug, Sparbücher, Schecks und auch Medaillen wurden im Anhang auf den Seiten 236 bis 244 ebenfalls wieder abgebildet und laden zu einer vertieften Beschäftigung mit den heimatlichen Belegen ein.

Ein Quellen- und Ortsverzeichnis auf den letzten Seiten schließt den Streifzug des zweiten Bandes ab - danke, dass der Autor meinen Wunsch nach demselben aufgegriffen hat 8) Für Interessierte seien daher hier alle enthaltenen Orte alphabetisch genannt: Arlesberg, Benshausen, Bücheloh, Dietzhausen, Bad Elgersburg, Gehlberg, Gera (bei Elgersburg), Goldlauter, Gräfenroda, Gräfinau-Angstedt, Heinrichs, Ilmenau, Mäbendorf, Manebach, Martinrocda, Oberhof, Oehrenstock, Roda (bei Ilmenau), Stützerbach, Suhl, Unterpörlitz, Wümbach und Zella-Mehlis.

Mein Fazit: ich kann die Neuerscheinung jedem ans Herz legen, der sich für die "neuere" Thüringer Numismatik und Notaphilie interessiert. Die reichhaltigen Abbildungen der Objekte nebst der Einstreuungen von Ansichtskarten, Rechnungen, Adressbuchauszüge oder zeitgenössicher Werbung machen das Buch zu einem Lesevergnügen nicht nur für Sammler. Die Hintergundinformationen in den Fußzeilen bieten zudem Heimatforschern weitere Ansätze zur Verzahnung der vorgestellten Belege mit der Orts- und Zeitgeschichte.

Bestellt werden kann die Neuerscheinung für 30,- Euro zzgl. Versand beim Autor per E-Mail unter rennsteig-numismatik@web.de

Gruß rista
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