Darstellungen von Gottheiten

[richard55-47]

Gibt es eigentlich Gründe oder äußere Anlässe für die verschiedenen Darstellungen einer Gottheit auf den römischen Münzen? Mal sitzend, mal stehend, mal eilend (laufend), mal unterschiedliche Beinstellungen oder Armstellungen, mal sind die typischen Accessoires in verschiedener Art angeordnet. Oder ließ man den Stempelanstalten insoweit gewisse Freiheiten?
Beispiel: PAX bei Gallienus.

Prägeorte Rom (stehend und eilend); Viminacium (stehend)

Prägeorte Rom und Siscia

Prägeort Mailand
Die sitzende PAX (hier ohne Bild) wurde nur in Siscia geprägt.

Es kann nicht nur eine Eigenart der Prägeorte gewesen sein, es gibt ja Überschneidungen.

[Lucius Aelius]

Gründe resp. Anlässe gab es ganz sicher, bloß welche das waren kann heute (wahrscheinlich auch schon zu Zeiten der Römer) niemand genau sagen.
Münzen waren Propagandamittel, da wurde nichts dem Zufall überlassen und künstlerische Freiheiten besaßen die Stempelschneider ganz sicher (im Sinne von absolut) nicht.
Für alles gab es genaueste Vorgaben, selbst für so etwas Profanes wie die Anordnung der Legenden (vom Kopf unterbrochen oder nicht)
Nur ein Beispiel:
Wer weiss schon, dass sich auf diesem Denar die Gottheit auf eine Sphinx stützt? Es gibt -zig sitzende Securitasdarstellungen auf Münzen, aber nur ein einziges Mal wurde so etwas gemacht. Das hat natürlich einen Grund.

Vermutungen zu "wieso, weshalb, warum" sind natürlich möglich:
sitzende Pax - Tempelstatue
stehende Pax - Frieden gesichert, Frieden ohne große Kämpfe, der Frieden hält noch
laufende Pax - Frieden noch nicht abgeschlossen, aber in Aussicht, Kämpfe noch nicht abgeschlossen
Bei guter Quellenlage kann man schon mal versuchen, Rückschlüsse zwischen Ereignissen und sicher datierbaren Münzen anzustellen. Oder alle Paxbilder von den Flaviern bis zu den Soldatenkaisern auf Sitzen / Laufen /Stehend vergleichen. Ist es Pax publica, Pax aeterna et cetera.

[richard55-47]

Vielen Dank für deine Mühe.
Das mit der Spinx war mir unbekannt.
Dass Anlässe bestehen mussten für gewisse Abbildungen, war mir klar. Bestes Beispiel: NERO: PACE PR TERRA MARIQU PARTA IANUM CLUSIT oder die Münzen mit der im 4. JH so beliebten Legende FEL TEMP REPARATIO. Auch die "Siegesmünzen", die auf gewonnene Feldzüge gegen alle möglichen Gegner aufmerksam machten, können hierunter gezählt werden.
Mir ging es um den Grund für die Art der Darstellung der Abbildung. Da habe ich noch nie etwas gefunden. Ich kann dir nur beipflichten, man kann nur spekulieren.

[ELAGABAL]

Hallo Richard,
ich denke, die Antwort auf Deine Frage dürfte nicht allzu schwer sein:
generell reflektieren zahlreiche Revers-Darstellungen Kaiserzeitlicher Münzen seinerzeit offenbar berühmte und, sofern nicht in Marmor ausgeführt, so doch als Marmor-Kopien auf uns gekommene Kunstwerke oder populäre Darstellungsmuster.
Spontan denke ich da an die liegenden Flussgottheiten und deren monumentalen Versionen auf dem Kapitol in Rom. Der "bärtige Mars" aus Rom, derzeit im Bucerius Kunstforum in Hamburg, ist immer wieder auf Münzen zu finden. Ein Sesterz des Commodus RIC 399 aus meiner Sammlung bildet exakt den berühmten "Hercules Farnese" ab. Die Beispiele liessen sich beliebig erweitern.
Eine kurze Recherche etwa bei: Diana Kleiner, Roman Sculpture, Yale University Press 1992, oder Bernard Andreae, Die Römische Kunst, WBG Darmstadt 2000, bietet eine wahre Fundgrube an Beispielen.
Generell ist es faszinierend, der überaus engen Verbindung zwischen der "Sprache" der Münzen und der der Kaiserzeitlichen Propagandakunst nachzugehen. Eine unübertroffene und übertreffbare Darstellung dieses Themas gibt: Maria Alföldi, Bild und Bildersprache der Römischen Kaiser, -Beispiele und Analysen, Mainz 1999. Das Buch ist ein Schatz und sollte in keiner Römer-Sammler-Bibliothek fehlen.
Beste Grüsse
Elagabal

[richard55-47]

Danke für die Hinweise. Ich schau mal, ob ich die angegebene Literatur finde. Zur Verfügung habe ich sie nicht. Im Moment muss ich mich aber auf den heutigen Schachabend vorbereiten. Ich habe einen Spezialisten der französischen Verteidigung vor der Brust.