L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Lucius Aelius
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Lucius Aelius » Mo 20.11.23 20:05

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1937: "Moses Schnerb – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Eine markante und ungemein populäre Persönlichkeit schied aus unserem Kreise im Alter von bald 74 Jahren mit Moses Schnerb. Wenn er auch in den letzten Jahren vom Geschäft und von der Öffentlichkeit zurückgezogen lebte, behielt doch der Name Moses Schnerb seinen guten alten Klang, und wer ihn besuchte und mit dem vielfach und fein gebildeten Manne sich unterhielt, ging bereichert von dannen. Aus Merzig kam Moses Schnerb, einer Gelehrtenfamilien entstammend, in ganz jungen Jahren hierher und fand in der S.R. Hirsch – Gemeinde bald seine geistige Heimat. Viele Jahrzehnte war er Teilhaber des Münzengeschäftes der Firma Leo Hamburger und er erreichte mit seinen natürlichen Gaben und seinem wissenschaftlichem Interesse bald den Ruf eines hervorragenden Sach- und Fachkenners auf diesem gebiete. Er war in der Währungs- und Münzengeschichte der alten Welt so bewandert, dass die von ihm an Interessenten erteilten Auskünfte sich zuweilen unter der Hand zu erschöpfenden Referaten ausbauten. Aber der Kunstverständige und Kaufmann, der Torakundige und der gehämmerte Jehudi besaß auch hervorragende musikalische Kenntnisse, die er in den Dienst seiner Gemeinde und seiner Synagoge stellte. Lange Jahre führte er ehrenamtlich den Dirigentenstab im Synagogenchore der Israelitischen Religionsgesellschaft, und er komponierte eine Reihe von Synagogengesängen zum Preise Gottes, die sich durch Harmonie und Inbrunst auszeichnen und in unserer Synagoge sowohl wie auch in anderen Gemeinden bald heimisch wurden. Aus einer harmonischen Seele kam all das, war Moses Schnerb gab und tat, auch die liebenswürdige Art, mit den Menschen umzugehen und all das, was wir an ihm so schätzten. … das er mit der gleich gearteten, ihm schon vor Jahren in den Tod vorangegangenen Gattin … wuchsen Kinder in einer feingeistigen und … Atmosphäre heran (der ältere Sohn praktiziert als Arzt in Frankfurt und der jüngere betätigt sich als Chemiker in Erez Israel), die das geistige Erbe der Eltern hüten und mehren. Viele durften Moses Schnerb ihren Freund nennen, und wir alle werden ihm ein liebes und ehrenvolles Andenken bewahren. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Schnerb starb nach langer Krankheit. Dass er 1936 noch tätig war darf ausgeschlossen werden.
@ prieure:
Du hast anfangs Snerb geschrieben und ich habe geschrieben, es erscheint in Frankfurt kein Snerb.
Somit alles okay, wenn sein tatsächlicher Name Schnerb ist. Also immer geschmeidig bleiben!
Zuletzt geändert von Lucius Aelius am Mo 20.11.23 20:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Gruss
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » Mo 20.11.23 20:07

Andechser hat geschrieben:
Mo 20.11.23 19:36
Die große Frage für die Provenienz ist natürlich, ob der Kauf 1936 vor oder nach der Arisierung der Münzhandlung stattfand.
Genau - das interessiert mich am meisten - ist die Münze aus einem regulären Verkauf und die jüdischen Inhaber waren noch Herr im hause (wenn man das zu der Zeit überhaupt sagen kann) - oder ist der Verkauf der Münze danach erfolgt und es ging bereits in die NS-Taschen (oder sonst einem Profiteur).

Wobei sich schon alleine bei mir der Nacken aufstellt, wenn ich daran denke in welchem schrecklichen Umfeld im Laden (und drumherum) die Münze am 27.03.1936 über die Ladentheke ging. Selbst wenn die Inhaber noch die Familie Nussbaum war - dürfte selbst dann wahrscheinlich der Verkauf auch unter eigenem Druck erfolgt sein "schnell die Ware raus und Geld rein" - retten was geht vor dem NS-Regime.


Eigentlich habe ich die Münze für den Shop Verkauf eingekauft, weil ich dachte - 1936 - so eine alte Provenienz, da ist verkausfördernd. Könnt über mich lachen - aber weiß nicht was ich machen soll. Gebe ich die Provenienz an, verdiene ich auf dem Rücken der Schicksale der Menschen damals. Zumal ich unsicher bin überhaupt zu verkaufen mit dem Hintergrund - zu schade eigentlich. Mal sehen. Bin unschlüssig. Ich melde mich wieder, wenn ich die Akten Kopien bekommen habe. Habe jetzt auch noch die Handelskammer FFM angeschrieben - eventuell haben die auch direkte Unterlagen zu den Betrieben und wer wann was geführt hat.
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » Mo 20.11.23 20:12

Lucius Aelius hat geschrieben:
Mo 20.11.23 20:05
Du hast anfangs Snerb geschrieben und ich habe geschrieben, es erscheint in Frankfurt kein Snerb.
Somit alles okay, wenn sein tatsächlicher Name Schnerb ist. Also immer geschmeidig bleiben!
Alles gut - passt schon...

Lucius Aelius hat geschrieben:
Mo 20.11.23 20:05
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1937: "Moses Schnerb...
Wo hast Du denn das gefunden?! Klasse!

Erstens - auch wenn er am Ende gestorben ist - schön zu hören, dass er "werigstens" eines natürlichen Todes gestorben ist. Auch wenn sich das makaber anhört. Aber ein natürlicher Tod ist zu dieser Zeit etwas positives.

Lucius Aelius hat geschrieben:
Mo 20.11.23 20:05
Schnerb starb nach langer Krankheit. Dass er 1936 noch tätig war darf ausgeschlossen werden.

Zweitens - er hatte in den letzten Jahren sicher nichts mit dem Geschäft mehr zu tun, wie Du sagst. Aber wenigstens hat man auch zu diesem Menschen, der ja Teil des Geschäftes "Hamburger" war einen kleinen Lebenslauf und kann auch diesen Teil der Geschichte nun fassen.

Toll! Danke. Ernsthaft.

Dann bleibt nur noch die Frage nach David Nussbaum. Dann war er wohl bis zuletzt alleine in Frankfurt. Die Frage ist nur - wie lange hatte er dort noch "das Sagen"? Bis 1936 oder 1937?
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Lucius Aelius » Mo 20.11.23 21:32

Andechser hat geschrieben:
Mo 20.11.23 19:36
Die große Frage für die Provenienz ist natürlich, ob der Kauf 1936 vor oder nach der Arisierung der Münzhandlung stattfand.
Die meisten Betriebe wurden liquidiert – und nicht etwa in den Besitz von Nicht-Juden transferiert. Der Prozess der Vernichtung der jüdischen Gewerbetätigkeit war vor allem ein gigantischer Zerstörungsprozess.
Gruss
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Andechser » Mo 20.11.23 21:45

Zu dem Thema im Bereich des Münzhandels empfehle ich dir die bereits verlinkte Dissertation. Ansonsten ist deine Aussage problematisch, da auch die Zerschlagung jüdischer Betriebe unter dem Begriff der Arisierung subsumiert wurde, da so das Betriebsvermögen in das sogenannte "Volksvermögen" überging.

Beste Grüße
Andechser

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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » Mo 20.11.23 21:57

Ich habe heute Abend noch ein bisschen auf den Seiten der Stadt Frankfurt quer gelesen. Wenn ich alles richtig verstanden habe, war zwischen der Uhlandstraße und der Scheffelstraße ein sehr großer jüdischer Bevölkerungsanteil ansässig. Wobei in der Uhlandtsraße auch das offizielle jüdische Zentrum beheimatet war. Heute gibt es in diesem Stadtbereich sehr viele Stolpersteine - deren Biographie man online einsehen kann.

Dieser hier ist jetzt nur ein Beispiel von vielen:
https://frankfurt.de/frankfurt-entdecke ... und-blanka

Diese Familie stammt auch aus der Scheffelstraße 24 (III).

Und wenn man die eine oder andere Biografien quer liest, müssen die Repressionen in Frankfurt recht früh begonnen haben. Hier in dem Beispiel musste Julius Hirsch als Inhaber bereits 1933 die Liquidation seines Unternehmens zwangsweise hinnehmen.
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » Mo 20.11.23 23:05

Umso mehr man sich einliest, desto mehr und mehr wird es einem übel und schlecht. Und umso mehr könnte ich aus der Haut fahren, wenn ich heute immer wieder mitbekomme, wenn Menschen diese Zeit relativieren.

Ich habe inzwischen herausgefunden, dass David Nussbaum am 16. Mai 1941 in Passadena Los Angeles in den USA gestorben ist. Leider gibt es keine Daten zu seiner Frau Charlotte Zarle geborene Hamburger. Zumindest habe ich keine gefunden. Ist sie mit in die USA emigriert? Ist sie noch in Deutschland gestorben oder auch in den USA?

David Nussbaum ist also 1941 in den USA gestorben, aber wie lange war er noch in Deutschland?


Im Jahr 1939 fand eine sogenannte Minderheiten Volkszählung statt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Volkszähl ... Reich_1939

Also dachte ich, wieso da nicht mal schauen, ob es die Daten dazu nicht auch digitalisiert im Internet gibt. Und es gibt sie hier:
https://www.mappingthelives.org/

Und ich bin fündig geworden. Am 17.05.1939 wurden sowohl Charlotte Zerle Nussbaum, als auch David Nussbaum in der Scheffelstraße 24 erfasst. Interessant - oder eher bedrückend - ist nun, finde ich, der Fund von Lucius mit dem Adresseintrag der Familie, der noch bis 1937 geführt wird, aber ab 1938 gibt es keinen offizielle Adressebuch Eintrag mehr der Familie Nussbaum. Aber wie aus den Daten der Volkszählung zu sehen ist - lebten beide noch unter dieser Adresse.

Nussbaums waren also für die öffentliche Sichtbarkeit ausradiert worden - aber sie lebten (zumindest bis 1939) noch vor Ort.
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Lackland » Mo 20.11.23 23:40

Hallo,

ich glaube nicht, dass Du die Münze noch verkaufen kannst und wirst! An dem Stück hängt so viel Geschichte…

Und es gibt noch unendlich viel zu recherchieren… Vieles war ja schon bekannt und wurde zwischenzeitlich vergessen. Darum ist es gut, hier zu forschen. Denn wie sagt ein altes Sprichwort: „Nur wer vergessen ist, ist wirklich tot.“

Hilfreich bei der Recherche könnte übrigens auch das ‚Projekt Stolpersteine‘ sein…

Hier noch etwas zur Scheffelstraße 24:
https://frankfurt.de/suche?query=Scheffelstraße

Viele Grüße & weiterhin viel Erfolg bei der Recherche

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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Lackland » Mo 20.11.23 23:42

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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Numis-Student » Mo 20.11.23 23:53

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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Numis-Student » Mo 20.11.23 23:55

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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Lackland » Mo 20.11.23 23:58

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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Numis-Student » Di 21.11.23 00:02

Dr. Godchaux Schnerb entstammte mit hoher Wahrscheinlichkeit der Rabbiner- und Gelehrtenfamilie Schnerb aus Merzig (Saarland) und war vermutlich ein Sohn des Frankfurter Münzkaufmanns Moses Schnerb, Leiter des Synagogenchors der Israelitischen Religionsgesellschaft zu Frankfurt und 1937 im Rothschild’schen Hospital verstorben.

https://www.juedische-pflegegeschichte. ... 1870-1941/
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » Di 21.11.23 00:08

Lackland hat geschrieben:
Mo 20.11.23 23:40
Hier noch etwas zur Scheffelstraße 24:
https://frankfurt.de/suche?query=Scheffelstraße

Danke erst einmal. Auf die Idee auf der Frankfurter Stadtseite einfach mal die Suche zu verwenden, bin ich Idiot auch nicht gekommen. Hauptsache man sucht erst mal die komplizierten Dinge :D

Ei ei ei ei…
Rosenthals Geschäft in der Lorscher Straße wird 1933/34 auf Betreiben des NS-Ortsbauernführers vom Handel ausgeschlossen. Beim Novemberpogroms am 10.11. 1938 wird die Wohnung der Rosenthals in der Rödelheimer Landstraße verwüstet. Im Frühjahr 1939 mussten sie ihre Wohnung aufgeben und zwangsweise in die Scheffelstrasse 24 im Frankfurter Nordend ziehen, von dort wurden sie dann deportiert. Den Töchtern von Rosa und Gustav, Henny und Trudel, gelang die Flucht nach Großbritannien.


Wenn man die Einträge überfliegt, liest es sich so, als wären in die Scheffelstraße aus ganz Frankfurt die jüdischen Familien zwangsweise umquartiert worden. Das Haus mit der Nummer 11 erhielt sogar den Namen „Judenhaus“. Eines dürfte klar sein - zu der Zeit lief im Münzengeschäft ganz sicher kein Betrieb mehr. Ich gehe davon aus, dass der Laden zwar erst 1937 offiziell geschlossen wurde (siehe Dissertation) - aber das bereits 1936 der Laden leergeräumt wurde.

Und wie man auch liest bei den meisten - viele Geschäfte wurden bereits 1933/34 liquidiert. Da hat sich der Münzhandel ja noch relativ lange gehalten im Vergleich zu den anderen Geschäften in Frankfurt mit jüdischen Inhabern. Die letzte Auktion war nach dem was ich gelesen hatte 1934 - dann dürfte 35/36 die Reste abverkauft worden sein.

David Nußbaum und seine Ehefrau waren ja noch 1939 im Haus - wie man lesen kann, wurden viele Menschen aus der Scheffelstraße deportiert und überlebten dies nicht. Nussbaums haben die Flucht in die USA wohl gerade noch rechtzeitig geschafft. Wobei ein wirklich längeres Leben ihm auch nicht vergönnt war, da er ja bereits 1941 gestorben ist.
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » Di 21.11.23 00:17

Lackland hat geschrieben:
Mo 20.11.23 23:58
https://www.geni.com/people/Charlotte-N ... 0157530900

Tolle Webseite! Danke Malte! 👍
Sehr schön, da hatte ich auf einer wohl nicht so guten Ahnenseite gesucht - da war die Ehefrau nur mit Geburtstag verzeichnet. Dann hat es die Ehefrau auch in die USA geschafft. Danke für den Link.

Aber wenn man überlegt - kein tolles Lebensende. Das was man beruflich sich aufgebaut hat geht von 1930 bis 1937 vor die Hunde, dann wird lebt man (wenn man das so nennen kann) noch 2-3 Jahre unter Repressalien hier, flüchtet, das Leben ist ein Scherbenhaufen und hat dann nur noch paar Jahre in der Ferne.
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