L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » So 19.11.23 12:07

Servus... ich bin da etwas am recherchieren über eine Münze des Trajanus.

Es geht dabei explizit um diese Münze (und deren Pedigree):
https://www.kuenker.de/de/archiv/stueck/374307

Exemplar der Sammlung Bißinger und der Auktion Lanz 141, München 2008, Nr. 387 (dort mit Provenienz "Erworben aus dem Lager L. Hamburger, 27. März 1936.")


1. Hat jemand zufällig den Katalog der Auktion Lanz 141? Und könnte mir einen Screenshot des Los 387 zusenden? Gerne per PN melden, dann gebe ich gerne meine WhatsApp oder Email für die Zusendung raus. Danke. Ansonsten - bei Ebay werden Kataloge angeboten - werde ich mir eben einen kaufen für die knapp unter 10 Euro. Aber da es nur für dieses eine Los ist- wäre ein Screenshot des Loses super.

2. Etwas komisches Gefühl habe ich bei "Erworben aus dem Lager L. Hamburger, 27. März 1936" inzwischen. Da habe ich etwas recherchiert und bin was L&L Hamburger (Frankfurt) betrifft auf die Künker Broschüre zur Salton Collection gestoßen:

Seite 68/69
https://issuu.com/kuenkercoins/docs/kue ... lection_de

Eigentlich dachte ich - he cool - aus einer Auktion 1936 oder eben einem Ladenverkauf, bis ich nach eben der Recherche darauf gestoßen bin, dass L&L Hamburger Auktionen nur bis 1934 stattgefunden hat. Und dann habe ich entdeckt, dass just im Jahr 1936 die Firma unter dem Druck der antijüdischen NS-Politik abgewickelt wurde (siehe Künker PDF Seite 68/69). Es liegt also die Vermutung nahe, dass die Münze am 27. März 1936 nicht "freiwillig" weiter verkauft wurde? Oder wie bei vielen anderen Kunstwerken etc eben auch, weit unter Wert - was ja oft einer Enteignung gleichkam.

Leider habe ich über die Firmengeschichte in der Zeit unter dem NS Regime nicht viel gefunden - nur dies hier:
https://www.academia.edu/12569283/Münzh ... _Weltkrieg

Vielleicht weiß jemand hier mehr?

3. Und dann bliebe noch die Frage nach der Sammlung Bißinger - oder ist hier Bissinger gemeint? Und stimmt dann die zeitliche Reihenfolge der Angaben zum Pedigree? Könnte hier die Sammlung des Karl Bissinger gemeint sein?

Bissinger -> L&L Hamburger -> ? -> Lanz -> Künker

Da muss ich selber mal schauen, über die Sammlung Karl Bissinger gibt es eine Publikation. Ob allerdings dort alle seine rund 14.000 Münzen archiviert sind, dürfte auch fraglich sein.


Aber erst einmal würde mich der Lanz Auktion 141 Screenshot interessieren und um Hilfe bitten - und falls jemand etwas zur Geschichte des Hauses L&L Hamburger in Frankfurt zur NS-Zeit weiß. Danke.
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » So 19.11.23 12:33

Den Screenshot der Auktion Lanz hat ein User mir eben zugesagt - Danke schon mal dafür!
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Andechser » So 19.11.23 13:00

Die Geschäftstätigkeit der Firma Leo Hamburger endete wohl erst 1937, zumindest steht das so in der Dissertation von Sbardella auf S. 883: https://depositonce.tu-berlin.de/items/ ... 08cd5c6107

Beste Grüße
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » So 19.11.23 13:04

Andechser hat geschrieben:
So 19.11.23 13:00
Die Geschäftstätigkeit der Firma Leo Hamburger endete wohl erst 1937, zumindest steht das so in der Dissertation von Sbardella auf S. 883: https://depositonce.tu-berlin.de/items/ ... 08cd5c6107

Beste Grüße
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Super Danke - gleich mal herunter geladen. Aber noch nicht gelesen.

Die Frage ist halt - wann waren die Inhaber noch "Herr im eigenen Laden"? Wurden die Inhaber bereits 1936 raus geworfen und zwangsenteignet? War dann bis 1937 ein Verwalter im Geschäft. na ja - ich lese mal die Dissertation - vielleicht finde ich ja etwas dazu. Danke nochmals!
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Andechser » So 19.11.23 13:28

Sbardella schreibt dazu nur in der tabellarischen Aufstellung, dass das Geschäft da entweder aufgelöst wurde oder es einen gravierenden Eigentümerwechsel gab. Aber er gibt auch Literatur zur weiteren Recherche an.

Beste Grüße
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » So 19.11.23 13:46

Andechser hat geschrieben:
So 19.11.23 13:28
Sbardella schreibt dazu nur in der tabellarischen Aufstellung, dass das Geschäft da entweder aufgelöst wurde oder es einen gravierenden Eigentümerwechsel gab. Aber er gibt auch Literatur zur weiteren Recherche an.

Beste Grüße
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Ja habe es gefunden - 1937 in der Liste. Die Verweise schaue ich mir an. Sehr nützlicher Link - Danke Dir nochmals.

Ziemlich bedrückend übrigens in dem PDF zu scrollen. Da sind Abbildungen einiger original Dokumente über Enteignungen und Aussagen - aufgenommen von Beamten des Nazi Regimes ... und auf der anderen Seite saß dann der Enteignete. Für mich ist das schwere Kost - bei allem Interesse.
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Andechser » So 19.11.23 13:51

Es freut mich, wenn ich dir helfen konnte.
Ja, das ist nie angenehm, aber bei dem Stück hat man wenigstens einen guten Ansatzpunkt für die Forschungen.

Beste Grüße
Andechser

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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » Mo 20.11.23 12:52

Da habe ich jetzt noch folgendes Interessantes gefunden - allerdings ungeprüft:
https://www.numismaticmall.com/encyclop ... burger-leo
Vom 1. Januar 1904 bis 1933 florierte die Firma Leo Hamburger in der Scheffelstraße 24, Frankfurt a. M.
Im Januar 1912 übernahm Leo Hamburger drei Partner, die alle Verwandte waren: Felix Joel Schlessinger (1879-1944), Schwiegersohn David Nussbaum (1871-1941) und Moses Schnerb (1863-1937). Die Partnerschaft von L. & L. Hamburger endete am 26. Januar 1929 nach dem Tod von Joseph Hamburger und dem Tod von Leo Hamburger am 16. Februar 1929. Leo's Verwandte Felix J. Schlessinger und Schwiegersohn David Nussbaum und später von seinem Enkel Hans Nussbaum (1902-1939) übernahm die Einrichtung. Schlessinger verließ bald die Eröffnung seines eigenen Büros in Berlin. 1933 floh Hans Nussbaum während des Nazi-Pogroms aus Deutschland und arbeitete von einem Büro in der renommierten Bank Leu in Zürich, Schweiz. Seine letzte Münzauktion bei Leo Hamburger fand am 3. April 1933 statt und verkaufte griechische Münzen und Münzen aus Sizilien. Nach diesem Verkauf ging die Firma von Leo Hamburger zu Ende.


Allerdings ist der Text etwas "verwirrend" und bringt eventuell das Eine oder Andere durcheinander. Anscheinend gab es mehrere Geschäfte - auch in Frankfurt ("Das Hamburgerhaus verkaufte von 1864 bis 1929 Münzen in der Uhlandstrasse 56"). Es ist hier oft von dem Betrieb Leo Hamburger, dann wieder von dem Geschäft L. & L. Hamburger die Rede.

Eines scheint jedoch "gesichert" - sowohl Leo Hamburger, als auch Joseph Hamburger sind im Jahr 1929 gestorben, so dass anscheinen drei Verwandte die Geschäfte übernommen haben. Es scheint also kein direkter "Hamburger" mehr nach 1929 die Geschäfte geführt zu haben - sondern "nur" noch die Geschäftspartner aus der Familie.

Da muss ich jetzt schauen, wer eigentlich das Geschäft L. & L. Hamburger ab 1929 leitete - und ob ab 1933 bereits die jüdischen Besitzer komplett raus waren. Eventuell wurde das Geschäft von anderen Münzhändler (erst einmal) übernommen wurden und dann später aufgelöst. Oder ob NS-Beamte doch die Finger mit im Spiel hatten.

Erst einmal gilt es heraus zu finden - gab es (gleichzeitig) zwei Geschäfte (Uhlandstraße - Scheffelstraße) und gab es daher auch zwei Handelsbezeichnungen? Und welches Haus an welcher Adresse war denn L&L Hamburger dann bitte? Die Schautafel bei Künker enthält einen kleinen Fehler - die Geschäftsräume waren in der Scheffelstraße 24 und nicht 54.

Ich werde jetzt mal bei Busso anfragen - vielleicht hat man hier noch altes Wissen und mal die Stadt Frankfurt anschreiben.

Spannend alles.
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » Mo 20.11.23 15:34

Andechser hat geschrieben:
So 19.11.23 13:00
Die Geschäftstätigkeit der Firma Leo Hamburger endete wohl erst 1937, zumindest steht das so in der Dissertation von Sbardella auf S. 883: https://depositonce.tu-berlin.de/items/ ... 08cd5c6107

Beste Grüße
Andechser
... und ich weiß Dank der Hilfe des "Institut für Stadtgeschichte Frankfurt vielleicht auch wieso. Da will man mir nach entsprechenden Treffer und Informationen suchen und helfen. Und eine kleine Vorab Info habe ich auch schon bekommen.

1929
- Leo und Joseph Hamburger gestorben
- Felix Schlessinger, David Nussbaum und Hans Nussbaum übernehmen

1933
- Felix Schlessinger bereits ausgestiegen
- Familie Nussbaum flüchtet vor dem NS Regime

Soweit bekannt, aber was war von 1933 bis 1937 nun? Laut Info vom Stadtarchiv gab es bis 1937 einen weiteren Eigentümer.

- Ein gewisser "Moses Snerb" ist als Inhaber eingetragen (der wohl die Geschäfte übernommen hat?)
- Moses Snerb ist 1937 dann gestorben (eines natürlichen Todes, gewaltsam? - das ist mir noch nicht bekannt)

Da also 1936 die Leitung des Geschäftes mit Moses Snerb immer noch ein jüdischer Inhaber die Geschäfte leitete, könnte - ist aber jetzt Spekulation - in diesem Jahr die Zwangsenteignung begonnen haben. Merkwürdig ist, dass 1936 anscheinend (unbestätigt) mit der Liquidation begonnen wurde und der Mann ein Jahr später tot ist. Aber das ist natürlich reine Spekulation. Es ist abzuwarten von den Archiven, wann wurde begonnen das Geschäft aufzulösen (und ob überhaupt in dem Jahr) und welchen Hintergrund gibt es zu Moses Snerb?

Da der letzte Eigentümer "Moses Snerb" auf dem Papier bis 1937 lebte - ist auch klar wieso in der Dissertation das Ende der Firma dieses Jahr verzeichnet ist. Es gibt dann noch eine Akte aus dem Jahr 1938 im Bezug auf die "Leo Hamburger OHG" - das dürfte dann die Abschlussakte zur Geschäftsauflösung sein. Diese Kopie der Akte bekomme ich aber erst noch. Komischerweise gibt es dann noch Steuerakten bis 1941 (die ich aber auch noch nicht gesehen habe). Eventuell weil bis dahin der Abverkauf organisiert wurde?

Die Geschäftsräume bzw. das Haus - wie viele anderer Häuser in der Scheffelstraße - wurden übrigens bei den Luftangriffen auf Frankfurt im Oktober 1944 völlig zerstört.
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Lucius Aelius » Mo 20.11.23 16:58

prieure.de.sion hat geschrieben:
Mo 20.11.23 15:34

1933
...
- Familie Nussbaum flüchtet vor dem NS Regime

Soweit bekannt, aber was war von 1933 bis 1937 nun? Laut Info vom Stadtarchiv gab es bis 1937 einen weiteren Eigentümer.

- Ein gewisser "Moses Snerb" ist als Inhaber eingetragen (der wohl die Geschäfte übernommen hat?)


Da also 1936 die Leitung des Geschäftes mit Moses Snerb immer noch ein jüdischer Inhaber die Geschäfte leitete, könnte - ist aber jetzt Spekulation - in diesem Jahr die Zwangsenteignung begonnen haben. Merkwürdig ist, dass 1936 anscheinend (unbestätigt) mit der Liquidation begonnen wurde und der Mann ein Jahr später tot ist. Aber das ist natürlich reine Spekulation. Es ist abzuwarten von den Archiven, wann wurde begonnen das Geschäft aufzulösen (und ob überhaupt in dem Jahr) und welchen Hintergrund gibt es zu Moses Snerb?

Da der letzte Eigentümer "Moses Snerb" auf dem Papier bis 1937 lebte - ist auch klar wieso in der Dissertation das Ende der Firma dieses Jahr verzeichnet ist. Es gibt dann noch eine Akte aus dem Jahr 1938 im Bezug auf die "Leo Hamburger OHG" - das dürfte dann die Abschlussakte zur Geschäftsauflösung sein. Diese Kopie der Akte bekomme ich aber erst noch. Komischerweise gibt es dann noch Steuerakten bis 1941 (die ich aber auch noch nicht gesehen habe). Eventuell weil bis dahin der Abverkauf organisiert wurde?
Die Goethe-Uni Frankfurt a/M stellt - als Primärquelle - u.a. die Adressbücher jahrgangsweise online.
Allein mit dieser Primärquelle kommt man schon zu anderen Ergebnissen wie du.

Adressbuch Frankfurt 1936:
David Nussbaum, Beruf: Numismatiker, Scheffelstr. 24
Ein Moses Snerb taucht nirgends auf.
Die Münzhandlung Hamburger gab es noch.

Adressbuch Frankfurt 1937:
David Nussbaum, Beruf: Numismatiker, Scheffelstr. 24
Ein Moses Snerb taucht nirgends auf.
Die Münzhandlung Hamburger gab es noch.

Adressbuch Frankfurt 1938:
Die Münzhandlung Hamburger taucht nicht mehr auf.
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Gruss
Lucius Aelius

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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » Mo 20.11.23 17:40

Lucius Aelius hat geschrieben:
Mo 20.11.23 16:58
Allein mit dieser Primärquelle kommt man schon zu anderen Ergebnissen wie du.

Adressbuch Frankfurt 1936:
David Nussbaum, Beruf: Numismatiker, Scheffelstr. 24
Ein Moses Snerb taucht nirgends auf.
Die Münzhandlung Hamburger gab es noch.

Adressbuch Frankfurt 1937:
David Nussbaum, Beruf: Numismatiker, Scheffelstr. 24
Ein Moses Snerb taucht nirgends auf.
Die Münzhandlung Hamburger gab es noch.

Adressbuch Frankfurt 1938:
Die Münzhandlung Hamburger taucht nicht mehr auf.
Du weißt aber schon, dass Adressbücher gar nichts mit dem Nachweis zu tun haben - ob jemand ein Geschäft de jure führt, Inhaber ist oder nicht? Im Adressbuch kann bei meiner Firma auch alles mögliche stehen - wie am Klingelschild auch. Wer am Ende die Geschäfte führt oder beim Amt eingetragen ist - ist etwas völlig anderes.

Wenn man der Familie Schlessinger (Mark Salton) glauben darf - dann haben die Familienmitglieder Felix Schlessinger, David und Hans Nussbaum 1929 die Geschäfte (eingetragen) übernommen - nachdem eben Leo und Joseph Hamburger gestorben sind in diesem Jahr.

Felix Schlessinger ist recht früh nach Berlin, danach in die Niederlande. Sein Sohn (Mark Salton) dann später in die USA.
Wenn man Schlessinger ebenso glauben darf, sind die Nussbaums gegen 1933 nach den Progromen geflüchtet.


Was Moses Snerb angeht - da glaube ich mal den Akten des Stadtarchives.

Da habe ich diesen Link vorab bekommen:
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/det ... rom=search

akte.jpg


Da findest Du auch die eingetragenen Personen zum Ladengeschäft und ups - da ist ja auch der Moses Snerb.
Der aber 1937 verstorben ist - aus welchem Grund auch immer.

Ich konnte mit dem Moses Snerb auch nichts anfangen - bis ich vorher nochmals die Erinnerungen von Mark Salton / Schlessinger durch gegangen bin.

So und dann gehst auf die Seite 68/69 aus der Künker Publikation:
https://issuu.com/kuenkercoins/docs/kue ... lection_de

Und wen entdecken wir da? Moses Schnerb bis 1937 Teilhaber! Oder bis dahin lebte er. Wie lange er Teilhaber war? Immerhin taucht er noch in den Geschäftsakten des Stadtarchives als Teilhaber auf in den 1930er.

moses schnerb.jpeg


Da unterschiedlich geschrieben ist der mir bei der Künker Publikation wohl wieder aus dem Sinn gekommen. Aber dieser Moses Schnerb (Mark Salton Erinnerungen) ist der gleiche Moses Schnerb aus der Akte des Stadtarchives.

Aber was lernen wir daraus - Adressbücher taugen nicht wirklich als Recherche, wenn es darum geht, wer hat alles de jure die Geschäfte geführt und/oder Teilhaber war ;)


Du kannst jetzt natürlich wieder mit Deinem Adressbucheintrag kommen und Dich auf die Hinterbeine stellen und behaupten, dass das Stadtarchiv mit den eingetragenen Teilhaber gefälscht sind und/oder Mark Salton aka Schlessinger was falsches behaupten. Aber Du könntest Dich auch einfach aus meinen Beiträgen heraus halten. Hat schon letztens bei der Geschichte mit der 1.000 Euro Grenze beim Import nicht wirklich geklappt - wo Du den armen Fachmann auf der Webseite falsch zitiert hast. Lass es doch einfach.

Ich freue mich immer über neuen Input von Anderen und bin da auch gerne bereit neue Infos einzubauen. Aber Deine (besserwisserische) Art und Weise jemanden zu korrigieren und dabei selber daneben zu liegen - sei mir echt nicht böse - aber belasse es doch einfach ;) ... wir beide werden in diesem Leben keine Freunde mehr - müssen das auch nicht - aber wenn ich mit jemanden nicht zurecht komme, dann lasse ich den doch links liegen. Mach das doch der Friedens Willen einfach - ich kann es doch auch ;)

Ich sage Danke - und das meine ich wirklich so.
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Andechser » Mo 20.11.23 18:26

Da hast du recht, aber die Informationen aus dem digitalen Findbuch sind auch nicht sehr aussagekräftig. Um genaueres sagen zu können muss man sich die Akten ansehen. Ich habe in Findbüchern auch schon viel gelesen, was sich in den Akten dann völlig anders dargestellt hat.

Beste Grüße
Andechser

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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Lucius Aelius » Mo 20.11.23 18:35

prieure.de.sion hat geschrieben:
Mo 20.11.23 17:40

Du kannst jetzt natürlich wieder mit Deinem Adressbucheintrag kommen und Dich auf die Hinterbeine stellen und behaupten, dass das Stadtarchiv mit den eingetragenen Teilhaber gefälscht sind und/oder Mark Salton aka Schlessinger was falsches behaupten. Aber Du könntest Dich auch einfach aus meinen Beiträgen heraus halten. Hat schon letztens bei der Geschichte mit der 1.000 Euro Grenze beim Import nicht wirklich geklappt - wo Du den armen Fachmann auf der Webseite falsch zitiert hast. Lass es doch einfach.

Ich freue mich immer über neuen Input von Anderen und bin da auch gerne bereit neue Infos einzubauen. Aber Deine (besserwisserische) Art und Weise jemanden zu korrigieren und dabei selber daneben zu liegen - sei mir echt nicht böse - aber belasse es doch einfach ;) ... wir beide werden in diesem Leben keine Freunde mehr - müssen das auch nicht - aber wenn ich mit jemanden nicht zurecht komme, dann lasse ich den doch links liegen.
Warum so genervt?
Lustig, was du alles so hinein interpretiert, wenn man sich nicht auf deiner Linie bewegt!
Meinst du, ich lass mir von dir den Mund verbieten?
Gruss
Lucius Aelius

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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von prieure.de.sion » Mo 20.11.23 18:55

Lucius Aelius hat geschrieben:
Mo 20.11.23 18:35
Meinst du, ich lass mir von dir den Mund verbieten?
Nein, natürlich nicht Häselein ;) ... und wir leben in einem freien Land - in dem man so ziemlich viel sagen & schreiben darf.
Gott sei Dank.

Aber vielleicht reflektierst Du ab und zu Deinen "Ton" - oder überlegt - wie Dein geschriebenes im Internet - wo der Gegenüber nicht Deine Mimik sehen kann - wie geschriebenes rüber kommt. Ich bin hier ja nicht der Einzige, der ab und zu Deine "Mimik" anscheinend falsch versteht.

Aber lass gut sein - ich habe keine Lust auf eine erneute Privatfehde. Mir ist das Thema hier - ernsthaft - zu wichtig und viel zu interessant, als das wir beide uns hier duellieren müssten.

Eventuell hat also David Nussbaum bis 1937 dort gelebt - oder noch offiziell angemeldet. Die Frage ist - siehe die Gesetze 1935 - war er noch Herr im eigenen Haus? War er wirklich noch anwesend?

Danke übrigens für die Info zu den Adressbücher:
https://www.ub.uni-frankfurt.de/wertvol ... sbuch.html

Den Link hat mir Frau Janelli vom Stadtarchiv auch gerade gemailt. Da habe ich ja einiges vor zum schauen und nachschlagen. Mal sehen ob ich Moses Schnerb auch finde irgendwo. Moses Schnerb ist übrigens am 18.03.1937 gestorben im Alter von 73 Jahren. Er ist 1863 geboren (nicht 1873 wie bei Künker angegeben). Man sieht - die Details unterscheiden sich überall ein bisschen. Denke vieles ist eben aus Akten, Berichten und Erinnerungen - und nicht immer alles exakt richtig.

Den Link habe ich auch noch bekommen - das Zentralarchiv der jüdischen gemeinde Frankfurt und Umgebung:
https://zentralarchiv-juden.de/bestaend ... erzeichnis

Andechser hat geschrieben:
Mo 20.11.23 18:26
Da hast du recht, aber die Informationen aus dem digitalen Findbuch sind auch nicht sehr aussagekräftig. Um genaueres sagen zu können muss man sich die Akten ansehen. Ich habe in Findbüchern auch schon viel gelesen, was sich in den Akten dann völlig anders dargestellt hat.
Das ist alles richtig so, wie Du das sagst ;) ... aber der liebe Lucius weiß schon wie ich das meine. Er will meine Beiträge eigentlich ignorieren - schafft es dann doch nicht irgendwie, grätscht dann immer nach dem Prinzip "was schreibst du da für einen Mist" rein - und liegt halt selber ab und zu damit daneben. Wie eben als er meinte es gäbe gar keinen Moses Schnerb.

Wie gesagt - ich freue mich doch über zusätzliches Material. Wie man sieht, hat Künker auch nicht alles richtig übernommen oder Mark Salton sich nicht mehr 100% richtig erinnert (siehe Geschäftsadresse / Hausnummer). Daher bin ich ja über jede weitere Info froh.

Nur sollte das Prinzip sein sich im Forum gegenseitig zu helfen, zu ergänzen und zu korrigier.
ist meine Meinung.

Ich hatte ja auch geschrieben, dass das alles bisher nur die Dinge sind, die ich zusammen tragen konnte - und die sich aber zum Teil auch widersprechen. Wie eben die Schließung bei Künker von 1936, während Dein informatives PDF von 1937 spricht und die Stadtakten aber 1938 (wobei das sicherlich die Abschlussakte sein dürfte aus der Schließung 1938).

Und so muss man jetzt halt erst mal alles zusammen tragen - jetzt schon gibt es im Detail unterschiedliche "Aussagen" bzw., Berichte - mal sehen was am Ende logischerweise heraus kommt. Aber vieles wird man auch verwerfen und korrigieren müssen.


Habe übrigens noch einen weiteren (interessanten) Tipp bekommen:
https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=s ... 79:58::358
Seit 1933 befand sich auch der Numismatiker Hans Nussbaum (1902-1939) in der Schweiz. Er war der Sohn von David Nussbaum, Partner der Firma Leo Hamburger in Frankfurt... Hans Nussbaum kam nach Zürich und bezog im Hause der Bank Leu an der Bahnhofstraße ein Büro, wo er wenig später auch sein Geschäft eröffnete, das bald zu einem Zentrum des internationalen Münzhandels wurde.

Im Jahre 1933 zogen auch die beiden Neffen des Münzhändlers und Kulturhistorikers Julius Cahn (1870-1935), Erich und Herbert Cahn, von Frankfurt in die Schweiz.

Wenn ich alles so grob zusammen trage:

bis 1928: Teilhaber des Geschäftes L&L Hamburger sind
David Nussbaum
Hans Nussbaum (sein Sohn)
Felix Schlessinger (Vater von Mark Salton)
Moses Schnerb

1928:
Felix Schlessinger geht nach Berlin, dann nach Amsterdam, stirbt dann unter dem NS-Regime. Sein Sohn Mark Salton wandert in die USA aus.

1929:
Leo und Joseph Hamburger gestorben

1933:
Hans Nussbaum verlässt Frankfurt und geht nach Zürich (andere Zweige der Familie auch)

1936:
Die Firma wird auf Druck des NS-Regimes abgewickelt (Aussagen der Künker Publikation - Erinnerungen von Mark Salton)

1937:
Moses Schnerb gestorben
Die Firma wird abgemeldet (Tabelle Dissertation)

1938:
Abschlussakte im Stadtarchiv


Noch nicht herausgefunden habe ich was mit David Nussbaum die ganze Zeit war. Was hat er 1933 gemacht, als die halbe Familie in die Schweiz ist? Ist er in Frankfurt geblieben? Ja das Adressbuch - aber in den Akten tauchen bis 1941 auch nicht Leo Hamburger, David Nussbaum und Moses Schnerb auf, obwohl alle Drei bereits gestorben.

Und vor allem darf man eines nicht vergessen - ich weis nicht den genauen Tag oder Monat - aber das Jahr.

Im Jahr 1935 trat doch dieses Arier Gesetz auf was u.a. auch Geschäftsleute betraf und die jeweiligen Kammern knallhart durchgezogen haben. Jeder Geschäftsinhaber musste doch ab 1935 einen Ariernachweis haben - ansonsten war es nichts mehr mit Inhaber. Ah - am 15.09.1935 war das. Jüdische Mitbürger waren keine Reichsbürger mehr und konnten so de jure auch nicht mehr Inhaber von Betrieben sein. Gegen 1936 begannen dann die Kammern - so auf der Seite des Frankfurter Stadtarchives dann die Geschäfte zu schließen, wo kein Inhaber mit deutschem Pass (Ariernachweis) vorhanden war.


Das ist alles noch recht vage - ich warte jetzt mal ab. Das Stadtarchiv will mir einige Akten in Kopie senden und die werde ich jetzt erst mal anschauen bevor ich weiter spekuliere. Wenn noch jemand weitere Infos hat oder einen Link freue ich mich natürlich. Aber erst mal warte ich auf die ganzen Kopien die ich bekomme und schaue mir mal an, was in den Akten überhaupt drin steht.
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Re: L&L Hamburger, Bißinger und Lanz Auktion 141

Beitrag von Andechser » Mo 20.11.23 19:36

Aber die Daten passen eigentlich ganz gut zusammen. Die große Frage für die Provenienz ist natürlich, ob der Kauf 1936 vor oder nach der Arisierung der Münzhandlung stattfand.

Beste Grüße
Andechser

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