Historisch interessante Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Sa 13.12.08 16:12

In früheren Beiträgen in diesem Thread (s. Link) wurden die ludi saeculares des Domitianus bereits behandelt und eine Münze dazu gezeigt. Zu den Spielen selbst hat Peter43 dort das Wesentliche auch schon gesagt. http://www.numismatikforum.de/ftopic6900-120.html
Es lag in der Natur der Sache, daß ein Römer eine Veranstaltung, die nur alle 105 Jahre stattfand, also im wahrsten Sinne des Wortes ein Jahrhundertereignis war, nur einmal erleben würde, und so sandte Domitian Herolde durch das Reich, die die Bürger auf die bevorstehenden Spiele aufmerksam machen und sie dazu einladen sollten. Der folgende Denar zeigt einen solchen Herold.

DOMITIANUS 81 – 96
AR Denar Rom 88/89
Av.: IMP CAES DOMIT AVG GERM P M TR P VIII - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: COS XIIII LVD SAEC FEC - Herold mit gefiederter Kappe nach links schreitend; in der Rechten Stab, in der Linken Rundschild
RIC 117
3,14 g

Gruß

chinamul
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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Di 16.12.08 23:22

Das ist ja interessant! Habe ich noch nie gesehen. Danke fürs Zeigen.

Jochen
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Iotapianus
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Beitrag von Iotapianus » Mi 17.12.08 13:08

Wie ist denn das FEC zu verstehen?
Soll das für "fecit" stehen? Finite Verbalformen sind in Münzlegenden ganz ungewöhnlich.

Iotapianus

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antoninus1
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Beitrag von antoninus1 » Mi 17.12.08 13:51

Ja,

ich denke, es heißt "Er hat während seines vierzehnten Konsulates Ludi Saeculares veranstaltet".
Gruß,
antoninus1

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Beitrag von Peter43 » Mi 17.12.08 14:15

Hallo Iotapianus!

Du hast recht, wenn Du sagst, daß finite Verbalformen sehr ungewöhnlich sind. Sie sind in der Tat selten, aber es gibt sie. Hier einige andere Beispiele:
A-C = absolvo - condemno (auf reublikanischen Münzen)
FC = faciendum curavit (außerdem noch ein Gerundivum, Münzen aus Utica)

Noch interessanter sind vollständige Sätze:
HOC SIGNO VICTOR ERIS
PACE PR TERRA MARIQVE PARTA IANVM CLVSIT (die berühmte Stelle über das Schließen des Janustempels)

Von Curtis Clay:
IMP T VESP AVG RESTITVIT (dazu eine ganze Reihe von ähnlichen Legenden)
MEMMIVS AED CERIALIA PREIMVS FECIT, "Memmius als Aedil hat die Spiele der Ceres zuerst veranstaltet"
M LEPIDVS AN XV PR H O C S = M. Lepidus annorum XV praetextatus hostem occidit, civem servavit, "M. Lepidus, fuenfzehnjaehrig und noch als Jugendlicher, hat einen Feind erschlagen und einem Mitbuerger das Leben gerettet"

Dazu gibt es einen Thread http://www.numismatikforum.de/ftopic10085.html#83177

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von chinamul » So 21.12.08 20:03

Auch der Cippusdenar auf Seite 1 dieses Threads zeigt, falls die Auflösung korrekt ist, zwar keinen kompletten Satz, wohl aber finite Verbformen:
S.P.Q.R. / IMP.CAE / QVOD.V / MSEX / EAPQIS / ADADE,
für die der neue erste Band des RIC-Katalogs diese althergebrachte und sehr einleuchtende Auflösung anbietet:
„Senatus PopulusQue Romanus IMPeratori CAEsari QVOD Viae Munitae Sunt EX EA Pecunia Quam IS AD Aerarium Detulit“, was zu übersetzen ist mit „Der Senat und das römische Volk (widmen diese Inschrift) dem Imperator und Caesar, weil die Straßen befestigt worden sind von dem Geld, das er (Augustus) an den Staatsschatz abgeführt hat.“
Am selben Ort zitiert RIC jedoch noch eine andere Lesung, nämlich diejenige, die J.-B. Giard vorschlägt. Dieser liest, wobei er der vorgenannten Auflösung des ersten Teils der Inschrift bis einschließlich „EX EA Pecunia“ folgt, dann weiter: „ ... Quae Iussu Senatus AD Aerarium Delata Est“, also etwa: „ ... von dem Geld, das (von wem auch immer – Verf.) auf Anordnung des Senats an den Staatsschatz übertragen worden ist“.

Gruß

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Beitrag von Peter43 » Mi 28.01.09 23:49

GERMANVS INDVTILLI L.

Heute möchte ich euch eine Münze vorstellen, die eine 'barbarische' Nachprägung eines interessanten römischen Quadrans' ist:

Augustus, 27 v.Chr.-14 n.Chr.
AE - Quadrans(?), 17mm, 2.47g
geprägt im Namen von Germanus Indutilli L.
Av.: Kopf, diademiert, Haarrolle im Nacken
Rv.: Stier mit gesenktem Kopf n.l. stürmend
darüber GERMANVS
darunter INDVTILLI L
Ref.: cf. RIC I, 249; AMC 459ff.; RPC 506 (für die offizielle Prägung!)
selten, S+, interessanter barbarischer Stil

Der dargestellte Münztyp stellt noch immer ein Problem dar. Offensichtlich bestehen Ähnlichkeiten mit dem Quadranten RIC 358 aus Lugdunum. Das bezieht sich auf die Rs., nicht aber auf die Vs., die mit Sicherheit nicht Augustus darstellt. Der abgebildete Kopf trägt keinen Lorbeerkranz, sondern ein Stirnband (Tänie) oder ein Diadem. Zudem trägt er eine Haarrolle im Nacken. Diese Darstellung findet sich auch auf anderen keltischen Münzen und könnte einfach als Fürstenabzeichen aufgefaßt werden. Zudem kommt der Name des Augustus nirgends vor.

Die Legende heißt sicherlich GERMANVS INDVTILLI L(ibertus). Diese Lesart wurde bereits 1856 von Birch vorgeschlagen, obwohl auch noch später anstatt eines L ein F gelesen wurde. Die Endung -ILLVS findet sich häufig in gallischen Namen und der Wortstamm INDV-, INDVTVS findet sich ebenfalls in gallischen Inschriften. So scheint die gallische Herkunft des Namens dokumentiert zu sein.

Als Prägeort ist mit größter Wahrscheinlichkeit das Gebiet der Treverer zu betrachten. Allerdings sind die Fundorte weit gestreut. Sie reichen von England, dem Gebiet der Belger, der Treverer, der Mediomatrici, Leuci bis nach Vindonissa und im Süden bis Bibracte. Aus Süddeutschland gibt es eigenartigerweise nur ein Ex.

Die Prägezeit fällt in die 2. Hälfte des 1.Jh. v.Chr. Wenn man den Quadranten als Vorbild betrachtet, muß die Prägezeit danach liegen, am ehesten 15-12 v.Chr. Dafür spricht auch, daß ein Quadrans RIC 357 existiert, der mit einem Germanus-Typ überprägt ist.

Doppler schreibt weiter: In frühaugusteischer Zeit gab es im Norden und Nordosten der gallischen Povinz also eine Kleinbronze, die wahrscheinlich im Gebiet der Treverer geprägt wurde und auf der der Name Germanus, Freigelassener eines Indutillus, zu lesen ist. Dieser Indutillus könnte ein gallischer Fürst gewesen sein und Germanus hätte als dessen Münzmeister diese Münzen geprägt. Es ist bekannt, daß gerade die Treverer bei den Römern eine besondere Rolle spielten. Vielleicht hat es sich bei Indutillus um einen Treverer gehandelt. Es spricht viel dafür, daß Indutillus das römische Bürgerrecht besessen hat, das er wohl schon von Caesar zugesprochen bekommen hatte. Deshalb konnte er nach römischer Sitte auch Freigelassene (Liberti) haben und mit Verwaltungsaufgaben betrauen. Es ist ja bekannt , daß in Gallien die alten Volksgemeinden auch unter den Römern erhalten blieben. So hatten die alten Stammesfürsten unter Augustus noch immer bedeutende Stellungen inne. Dies hat eine Parallele zu Augustus, bei dem auch Freigelassene zu hohen Stellungen aufsteigen konnten, z.B. auch als tresviri monetales.

Es ist unwahrscheinlich, daß diese Münzen ohne Wissen des Augustus geprägt worden sind. Indutillus könnte z.B von Augustus - evtl. bei seinem Aufenthalt in Gallien 16-13 v.Chr. - den Auftrag erhalten haben, für den Norden Galliens eine Münze zu prägen, die dem Lugdunumquadrans im Süden entsprach. Ein - nicht das einzige - Beispiel dafür gibt es z.B. von P. Carisius in Emerita. Vielleicht hat auch der Mangel an Kleingeld den Anlaß gegeben, den wir aus späterer Zeit aus Südgallien kennen, besonders seit eigene Prägungen verboten worden waren. So kann der Kopf auf der Vs. als Idealtyp eines gallischen Fürsten angesehen werden, sodaß dieser Typ immer noch den alten 'Häuptlingsmünzen' ähnelte, aber durch den römischen Münzfuß die große Verbreitung erreichen konnte.

Zum Vergleich darunter der Quadrans des Augustus aus Lugdunum.

Quellen:
Hugo W.Doppler, Über die GERMANVS INDVTILLI L-Prägung, in GNS Nr.17, 1967
Wikipedia

Mit freundlichem Gruß
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Augustus_ 228.jpg
Zuletzt geändert von Peter43 am Do 29.01.09 18:27, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von emieg1 » Do 29.01.09 16:53

Danke für diesen sehr interessanten Artikel.

Die Trierer Prägungen interessieren mich (wie die anderen rheinländischen) um so mehr, weil sie aus meiner Heimat stammen.

Karl Josef Gilles schreibt übrigens in seinem Büchlein "Das Münzkabinett im Rheinischen Landesmuseum Trier" über diese wohl an verschiedenen Orten Galliens geschlagene Münze (unter anderem auch Trier), dass sie auf Basis des römischen Quadrans vermutlich die keltischen Kleinbronzen zu ersetzen und zum römischen Münzsystem überzuleiten hatte.

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Beitrag von Peter43 » So 03.05.09 20:54

Damit dieser wichtige Thread nicht einschläft:

Gadara und die Schlacht am Yarmuk

Auf eine Münze aus Gadara war ich schon lange scharf. Endlich ist es mir gelungen, eine bei der
letzten Helios-Auktion zu ergattern. Leider kommt auf den Zuschlagpreis noch 15% Aufpreis und dann die 19% MWSt.

Syrien, Dekapolis, Gadara, Marcus Aurelius, 161-180
AE 23 - 7.31g
geprägt 160/61 (Jahr 224)
Av.: AVT KAIC M AVR - ANTWNEINOC
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: GADAREW[N] li. von unten nach oben
re DKC (Jahr 224)
Stadtgöttin (Tyche) von Gadara, in kurzem Chiton, frontal stehend, Kopf n.r., hält im li Arm
Cornucopiae und stützt sich mit der Rechten auf Langszepter; re neben ihr Nike auf Säule n.l.
stehend und Tyche bekränzend; zu ihren Füßen Flußgott frontal schwimmend.
Ref.: Spijkerman 42; RPC IV online temp. nr. 6669 (stempelgleich)
Sehr selten, SS, graugrüne Patina
Pedigree:
ex coll. Reinhart Falter
ex Helios Auktion Nr.3, 29./30.4.2009, Lot 739

Gadara, das heutige Umm Quais, das in der römischen Kaiserzeit zum südsyrischen Städtebund
der Dekapolis gehörte, liegt heute im äußersten Nordwesten Jordaniens 35km westlich der Pro-
vinzhauptstadt Irbid. Die bevorzugte Lage in unmittelbarer Nachbarschaft eines landwirtschaftlich
ertragreichen Plateaus oberhalb des Flusses Yarmuk, Blickkontakte zum See Genezareth und in
das Jordantal, die dem Ort zu jeder Zeit eine besondere strategische Bedeutung gaben, und
schließlich die Anbindung an das überregionale Straßennetz bildeten die Grundlage für die Gründung
der Stadt auf einer isolierten 350m hohen Felskuppe, die darüber hinaus günstige Verteidigungs-
möglichkeiten bot. Der Yarmuk hieß in der römischen Zeit Hieromax, deshalb glaube ich, daß
der dargestellte Flußgott der Hieromax ist.

Gadara war vermutlich eine ptolemäische Festung, die durch Antiochos III. um 200 v.Chr. zerstört
wurde. Hundert Jahre später wurde die Siedlung von dem HasmonäerAlexander Jannäus ein weiteres
Mal zerstört. Pompeius eroberte die Stadt für das römische Reich im Jahr 64 v. Chr. Sie wurde Teil
der Dekapolis. Zeitweise unterstand Gadara Herodes dem Großen, nach seinem Tod im Jahr 4
v. Chr. wurde es Teil der römischen Provinz Syria, später der Provinz Arabia Petra.
Als römische Stadt kam Gadara zu erheblicher Bedeutung.

Gadara ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Unter Hadrian begann der Bau einer 170km
langen Wasserleitung, die teilweise unterirdisch verlief. Dazu gehört ein 106km langer Tunnel - der
längste antike Tunnel der Welt - der 2004 von deutschen Forschern entdeckt worden ist. Er ist
eine technische Meisterleistung und sollte die Städte Adra'a, Abila und Gadara versorgen. Der Spiegel
vom 12.3.2009 widmete diesem Tunnel einen längeren Artikel.

Geschichtlich ist Gadara bedeutend, weil hier vom 15.-20. August 636 n.Chr. die sog. Schlacht am
Yarmuk stattfand. Dies war eine 6 Tage dauernde Schlacht zwischen dem Kalifat der Rashidun und
dem Byzantischen Reich, die mit der vernichtenden Niederlage des byzantinischen Heeres endete. Sie
wird als eine der entscheidensten Schlachten der Menschheitsgeschichte betrachtet. Die Schlacht stellt
die erste große Welle der islamischen Eroberungen nach dem Tod des Mohammeds dar und führte zum
rasanten Vormarsch des Islam in die christliche Levante. Byzanz verlor Mesopotamien, Syrien und
Palästina und konnte Ägypten nicht mehr halten. Es war ein Schlag, von dem Byzanz sich nicht mehr
erholen konnte. Es war der Beginn des Untergangs, der 1457 mit der Eroberung von Constantinopolis endete.
Khalid ibn al-Walid, der Sieger in dieser Schlacht gegen einen erheblich größeren Gegner - man schätzt die
byzantinischen Truppen auf 80-120 Tausend, die islamischen Truppen hingegen
25-40 Tausend Mann - erzielte hier seinen entscheidensten Sieg und verfestigte damit seinen Ruhm
als eines großen Strategen und Kavallerieführers. Wer sich für den Verlauf und die Bedeutung dieser
Schlacht interessiert, dem sei der Wikipedia-Artikel wärmstens empfohlen.

Hinzugefügt habe ich ein Bild der byzantinischen Zentralkirche, die bei Grabungen ab 1974 im Auftrag des
Deutschen Evangelischen Institituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes freigelegt wurde. Heute
arbeitet es eng mit dem Deutschen Archäologischen Institut zusammen bei der Erforschung dieses antiken
Ortes.

Quellen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Yarmouk_River
http://www.dainst.org/index_580_de.html
Wasserleitung nach Gadara:
http://www.zabern.de/pdfs/2200038_1.pdf
http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotos ... 517-4.html
Schlacht am Yarmouk:
http://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Yarmouk

Mit freundlichem Gruß
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gadara_marc_aurelius_Spijkerman42.jpg
760px-Gadara_Oktogon.jpg
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Römische Imitation aus Sri Lanka

Beitrag von Peter43 » Sa 09.05.09 20:05

Hallo!

Hier möchte ich eine Münze vorstellen, die zeigt, wieweit der Einfluß des römischen Reiches ging.

Römische Imitation aus Sri Lanka
geprägt in Sri Lanka, 5.Jh. n.Chr., in der Zeit von Valentinian und Honorius, 364-423
Av.: Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.; Legende repräsenntiert durch kleine Striche
Rv.: 3 starre Figuren mit erhobenem Arm
Pedigree:
ex coll Dr.Francis Jarman, coin 9

Zeitgenössische Imitationen von Bronzen des späten Römischen Reiches sind nichts ungewöhnliches und können gefunden werden in Europa, Ost-Europa und dem Vorderen Orient. Unzählige Imitationen von Bronzen des Tetricus, des Claudius Gothicus und des Constantin I. und seiner Söhne werden gefunden von den britischen Inseln bis Antiochia.

Die Gruppe aber, zu der diese Münze gehört, ist von ganz anderem Charakter. Diese kleinen, dünnen Bronzen mit einer Durchschnittsgröße von 14mm und einem Gewicht von ungefähr 1g imitieren die Prägungen von ungefähr 364-423 n.Chr. also der Zeit von Valentinian bis Honorius und stammen aus Ceylon (dem heutigen Sri Lanka) an der südlichsten Spitze Indiens. D. P. M. Weerakkody, in seinem Buch 'Taprobane: Ancient Sri Lanka as known to the Greeks and Romanshas, reviewed by Nancy C. Wilkie, Carlton College', hat eine Hypothese für das Auftauchen dieser Indo-Romanen in Sri Lanka im 5.Jh. n.Chr. Er zitiert 'die Invasion von Süd-Indien durch einen gewissen Pandu, der, zufolge Mahavamsas, die Insel von 433-460 beherrschte. Er glaubt, daß die meisten dieser Münzhorte in Sri Lanka Tempelgeschenke repräsentieren, und Soldzahlungen an die Soldaten unter der Herrschaft des Pandu. Die große Anzahl von ihnen sei das Ergebnis von Wirren, die die Sinhala-Erhebung unter Dhatusena begleiteten, die die süd-indische Herrschaft über die Insel 460 n.Chr. beendete.' Weerakkody stellt auch fest, daß diese Bronzeimitationen 'in großer Zahl auf der Insel gefunden worden sind, oft als Teil von großen Horten. Viele befinden sich in Privatsammlungen, unbekannter Provenienz, oder unzureichend publiziert. Im Allgemeinen sind diese Münzen sehr abgenutzt, und wenn man einmal ihren Kontext kennt, stammt der oft aus einer viel späteren Zeit als ihr Prägedatum.'

Diese Sammlung wurde von einem deutschen Reisenden zu Beginn des 20.Jh. in Ceylon erworben. Sie ging durch die Hand von Dr. Francis Jarman (unter Britannicus im amerikanischen Forum), der es als erster unternahm, eine grobe Klassifizierung zu versuchen. Sein Ziel war, diese Sammlung auch für spätere Studien aufzuzeichnen. Deshalb ist die ganze Sammlung auf seiner Website zu sehen, zu Studienzwecken auch für zukünftige Numismatikergenerationen.

Obwohl die meisten dieser Münzen in keinem guten Zustand sind, - sie sind meistens rauh und abgenutzt - sind sie doch eine Bereicherung jeder Sammlung von Römern, weil sie in historischem Sinn der wichtige Beweis sind, für den Handel Roms mit Indien, und damit auch für die weitgesteckten Ziele des Reiches..

Mit freundlichem Gruß
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Re: Römische Imitation aus Sri Lanka

Beitrag von drakenumi1 » Sa 09.05.09 21:26

Peter43 hat geschrieben: Hier möchte ich eine Münze vorstellen, die zeigt, wieweit der Einfluß des römischen Reiches ging.

.... in historischem Sinn der wichtige Beweis sind, für den Handel Roms mit Indien, und damit auch für die weitgesteckten Ziele des Reiches..
Hallo, Peter,
ein interessantes Kapitel hast Du da aufgeschlagen.
Wenn diese Prägungen allerdings dem Zweck dienen sollten, ein Zahlungsmittel im Handelsverkehr mit dem fernen Rom darzustellen, dann frage ich mich, wie solche ungelenken (eben nur Imitationen) Prägungen dort überhaupt Anerkennung finden sollten. Standen diese Regionen übrigens damals unter römischer Botmäßigkeit? (aber das ist ja nicht unbedingt von Bedeutung). Laienhaft hätte ich eher die Vorstellung, es wurden hier möglicherweise erstmalig durch die Beispiele einzelner in diese Regionen vorgedrungener römischer Geldstücke deren Vorteile als ein Zahlungsgegenwert, ein "Verrechnungsstück" erkannt (eigene Münzen hatten sie wahrscheinlich noch nicht) und diese folgerichtig naiv imitiert und im eigenen Territorium im eigenen Handel eingeführt. Schrift mußte wohl nicht sein, wer konnte schon lesen?
Wenn man heute von Imitation von Römern bei diesen Stücken spricht, dann kann sich das doch eigentlich nur auf die Form (rund), den Kopf, eine schriftliche Aussage ringsum und rückseitig eine sonstwie gestaltete Person oder Personengruppe beziehen. Das wäre auch das Einzige, um das "romano" in "romano-indisch" zu rechtfertigen,
denkt

drakenumi1.

Aber sicherlich übersehe ich hier vieles und jemand kann mir auf die Sprünge helfen :wink: ?
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)

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Beitrag von Lemur » Sa 09.05.09 21:56

Münzprägung ist in Sri Lanka sogar älter als bei den Römern.
(und das Lesen haben auch nicht erst die Kolonialmächte verbreitet)
Diese von Peter vorgestellten Imitationen waren auf Sri Lanka neben importierten Spätrömern im Umlauf.
Mein tip:
http://lakdiva.org/coins/
Literatur:
Studien zu Fundmünzen der Antike(Band5)R.Walburg
Antike Münzen aus Sri Lanka/Ceylon
und
Origin,Evolution and Circulation of foreign Coins in the Indian Ocean
Osmund Bopearachchi/D.P.M.Weerakkody
...das ganze Mee`volle`´öme`.

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Beitrag von Peter43 » Sa 09.05.09 22:13

Die Münzen die in http://lakdiva.org/coins/roman/roman_indo_cu.html vorgestellt werden, ähneln sehr stark denen aus dem Hort, den ich beschrieben habe. Hier sind noch einige zu sehen: http://www.vcoins.com/ancient/ancientim ... tegory=150

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Beitrag von Submuntorium » Mi 13.05.09 20:37

Hier ein historisch wichtiger Denar des Septimius Severus:

AV: L SEPT SEV PERT AUG IMP VIII
RV: ARAB ADIAB COS II PP Victoria mit Kranz und Trophäe nach links

Geprägt 196/7 in Rom

Der Unterschied zu gewöhnlichen Victoria Prägungen liegt in der Umschrift der RV. Sie erinnert an die Siege des Sept.Sev. in Arabien gegen den Gegenkaiser Pescennius Niger. Dies war ein Schlüsselereignis in der Karriere des Septimius Severus.
Eine recht häufige, aber dennoch interressante Prägung
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100_6098.JPG
septimius severus.JPG
viele grüße,
Submuntorium

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Beitrag von Peter43 » Do 14.05.09 21:17

Hallo Submuntorium!

Mit dem Tod des Pescennius Niger hat diese Münze nur indirekt etwas zu tun. Pescennius Niger wurde bereits im März 194 bei Issos von Severus geschlagen und Ende April bei Antiochia gefangen genommen und hingerichtet. Danach begann in der 1. Hälfte 195 der Erste Partherkrieg. Während seines Krieges gegen Niger hatten sich nämlich in Obermesopotamien die Osrhoeni und die Adiabeni erhoben und einige römische Garnisonen erobert. Nach dem Sieg des Severus über Niger boten sie ihm an, die römischen Gefangenen und den Rest der Beute zurückzugeben, wenn die Römer ihre Garnisonen aus ihrem Gebiet zurückzögen. Dies lehnte Severus ab und marschierte 195 mit seiner Armee durch die Wüste nach Obermesopotamien. Die dortigen Völker ergaben sich schnell und Severus fügte einen großen Teil von Obermesopotamien als Provinz dem Römischen Reich hinzu. Der König der Osrhoeni durfte zwar seine Herrschaft behalten, allerdings stark eingeschränkt. Danach erhielt Severus im Sommer 195 die Titel Arabicus und Adiabenicus. Den vom Senat angebotenen Titel Parthicus lehnte er ab.

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