Alexander I. Balas
Es macht mir Freude, mich auch mit historischen Persönlichkeiten zu beschäftigen, die nicht so im Mittelpunkt des Interesses stehen. Und dazu gehört, wie ich glaube, auch Alexander I. Balas. Zudem handelt es sich dabei um eine historisch spannende Zeit zwischen dem Niedergang der Diadochenreiche und dem unaufhaltsamen Aufstieg Roms.
Die Münze:
Seleukidisches Königreich, Alexander I. Balas, 152-145 v. Chr.
AE 19, 6.38g, 18.52mm, 0°
geprägt in Antiochia am Orontes
Av.: Kopf des Alexander Balas, mit boiotischem Helm, n. r.
Rv.: BAΣIΛEΩΣ - AΛEΞANΔΡOY (im re. und li. Feld von oben nach unten)
Nike n. l. gehend, hält im li. Arm Palmzweig und in der erhobenen Rechten Kranz,
im äußeren li. Feld Getreideähre, im inneren Monogrmm AB
Ref.: SNG Israel (Spaer) 1475: SC 1790.4; HGC 9, 899
fast SS, braune glänzende Patina, Av. etwas exzentrisch, Schrötlingsriß bei 7h
Pedigree:
ex coll. David Sellwood
Anmerkung:
David Grenville John Sellwood (1925-2012) war ein britischer Luftfahrtingenieur und Numismatiker, der sich auf parthische Münzen spezialisiert hatte. Er war Präsident der Royal Numismatic Society.
Alexander I. Balas
Alexander I. Balas (von
Balas,
Ba'al = Herr) war von 152-145 v. Chr. als Usurpator Herrscher des Seleukidenreichs. Er behauptete zwar, daß er der Sohn des Antiochos IV. Epiphanes und der Laodike IV. und damit der Erbe des Seleukidenthrons sei, aber bereits antike Quellen (Polybios, Diodoros) sagen, daß diese Behauptung falsch gewesen sei und daß er und seine Schwester Laodike VI. tatsächlich aus Smyrna stammten und von niedriger Herkunft gewesen seien. Allerdings war Polybios, als er zusammen mit Demetrios I., dem Gegner des Balas, als Gast in Rom gewesen war, dessen Freund geworden, und so ist Polybios in dieser Sache keine neutrale Quelle.
Nach Diodoros wurde Alexander ursprünglich von Attalos II. von Pergamon als Kandidat für den seleukidischen Thron vorgeschlagen. Attalos fühlte sich herausgefordert, dadurch, daß der herrschende Seleukidenkönig Demetrios I. König Ariarathes V. in Kappadokien entthront hatte, und strebte die Einrichtung einer Pergamon freundlicher gesinnten seleukidischen Regierung an. Da kam ihm Alexander gerade recht, der im Aussehen dem 162 v. Chr. ermordeten Antiochos V. sehr ähnelte, und er begann ihn als Thronprätendenten gegen Demetrios I. Soter aufzubauen. Aber auch hier ist nicht klar, ob die Geschichte mit der Ähnlichkeit nicht nur Propaganda von Alexanders Gegnern gewesen ist.
Alexander und seine Schwester Laodike wurden in Kilikien von Herakleides aufgenommen, einem ehemaligen Minister des Antiochos IV. und Bruder des Timarchos, einem Usurpator in Medien, der vom herrschenden Demetrios I. Soter hingerichtet worden war. Auf Betreiben von Attalos II., einem Freund der Römer, brachte Herakleides Alexander und seine Schwester 153 v. Chr. nach Rom und stellte sie dem römischen Senat vor. Dieser erkannte ihn, wohl auch durch Bestechung, als rechtmäßigen seleukidischen König an und erklärte sich bereit, ihn bei der Thronbesteigung zu unterstützen. In dieser Zeit sollen auch Attalos II. und Demetrius I. in Rom gewesen sein.
Krieg gegen Demetrios I. (150-152 v.Chr.)
Nachdem sie ein Söldnerheer aufgestellt hatten, brachen Alexander und Herakleides nach Ephesos auf. Von dort aus landeten sie in Phönikien und eroberten Ptolemais Akko. Münzen zeigen, daß Alexander bis 151 v. Chr. auch die Kontrolle über Seleukia Pieria, Byblos, Beirut und Tyros erlangt hatte. Auf diesen Münzen ahmte er Münzbilder des Antiochos IV. nach, z.B. Zeus Nikephoros, um seine angebliche Verbindung zu Antiochos zu unterstreichen. Er nahm den Titel
Theopator ("göttlicher Vater") an, der an den Beinamen
Theos Epiphanes ("offenbarer Gott") des Antiochos erinnerte.
Auf seinen Münzen zeigte er sich in der Gestalt Alexander des Großen mit wallendem Haar. Die Übernahme des ptolemäischen Adlers auf den Münzen zeigt den maßgeblichen Einfluß Ägypten auf das Seleukidenreich.
AR – Tetradrachme, Alexander I. Balas, SC 1830.2, Civitas Galleries, Vcoins
Während diese Krieges bemühten sich sowohl Alexan-der als auch Demetrios I. um Jonathan Apphus, den Anführer der Makkabäer in Judäa. Durch das Versprechen einer hohen Stellung am seleukidischen Hof und das Hohepriesteramt in Jerusalem, was ihn zum offiziellen Führer der Juden machte, konnte Alexander ihn auf seine Seite ziehen. 150 v. Chr. lieferte sich Alexander eine entscheidende Schlacht mit Demetrios, die durch die Soldaten des Jonathan entschieden wurde. Demetrios wurde getötet und Ende 152 wurde die Herrschaft des Alexander im gesamten Seleukidenreich anerkannt.
Regierungszeit (150-147 v. Chr.)
Er erlangte auch die Kontrolle über Antiochia und sein Kanzler Ammonios ließ alle Höflinge von Demetrios I. sowie dessen Frau Laodike und seinen Sohn Antigonos ermorden. Ptolemaios VI. Philometor von Ägypten schloß ein Bündnis mit Alexander und besiegelte es durch die Heirat von Alexander mit seiner Tochter Kleopatra Thea. Bei dieser Hochzeit, die in Ptolemais stattfand, war auch Jonathan, der Führer von Judäa anwesend, den er dabei besonders ehrte. Münzprägungen feiern diese Hochzeit und das Bündnis mit den Ptolemäern. Einige Wissenschaftler meinen sogar, daß Aelxander nur eine Marionette der Ptolemäer und Ammonios ein ptolemäischer Agent gewesen sei.
Zusammenbruch des Ostens
Die seleukidischen Stellungen im Osten waren bereits durch das Versagen des vorherigen Königs bei der Eindämmung der Parther und der griechisch-baktrischen Truppen geschwächt. Jetzt brachen sie fast vollständig zusammen. Die Parther unter Mithridates I. nutzten die Instabiltät durch den Bürgerkrieg um in Medien einzufallen. Mitte 148 v Chr. ging Medien verloren. Lokale Herrscher in Elymais und Persis, die sich für unabhängig erklärt hatte, wurden von den Parthern unterworfen und 147 v. Chr. standen die Parther an den Grenzen von Babylonien, einem Kernland der Seleukiden mit Seleukia am Tigris, einer der beiden Hauptstädte.
Es ist nicht bekannt, daß Alexander irgendetwas unternahm, um die Erosion seiner Macht im Osten aufzuhalten. Antike Historiker schildern ihn als ausschweifend und dem sinnlichen Leben ergeben und dadurch zu sehr abgelenkt, um etwas gegen die Parther zu unternehmen. Die Verwaltung soll er 2 Befehlshabern, Hierax und Diodoros, überlassen haben, die sich nur um ihre eigenen Interessen zu kümmern schienen. Dies kann teilweise Propaganda seiner Gegner sein. Tatsache aber ist, daß das Seleukidenreich unter seiner Herrschaft an Größe und Macht verlor.
Krieg mit Demetrios II. und Tod (147-145 v. Chr.)
Anfang 147 v. Chr. kehrte Demetrios' Sohn Demetrios II. mit einer Truppe kretischer Söldner unter der Führung eines Mannes namens Lasthenes nach Syrien zurück. Jonatan griff Demetrios von Süden her an und eroberte Jaffa und Aschdod, während Alexander Balas mit einem Aufstand in Kilikien beschäftigt war. 145 v. Chr. fiel Ptolemaios VI. von Ägypten in Syrien ein, angeblich zur Unterstützung von Alexander Balas. Allerdings verlangte er einen hohen Preis: Mit Alexanders Erlaubnis übernahm er die Kontrolle über alle seleukidischen Städte entlang der Küste, darunter auch Seleukia-Pieria.
Während Ptolemaios sich in Ptolemais Akko aufhielt, wechselte er jedoch die Seiten. Josephus zufolge fand Ptolemaios heraus, daß Alexanders Kanzler Ammonios ein Attentat auf ihn geplant hatte. Doch als er verlangte, daß Ammonius bestraft werden sollte, weigerte sich Alexander. Ptolemaios nahm ihm seine Tochter weg und verheiratete Kleopatra Thea erneut mit Demetrius II. und setzte seinen Marsch nach Norden fort. Alexanders Befehlshaber in Antiochia, Diodotus und Hierax, übergaben die Stadt kampflos an Ptolemaios.
Münze #2:
Seleukidisches Königreich, Demetrios II. Nikator, 1 Regierungszeit, 146/5-130 v. Chr.
AE 18, 5.13g
geprägt in Antiochia
Av.: Belorbeerter Kopf des Zeus n. r.
Rv.: li.in 2 Zeilen von oben nach unten BAΣIΛEΩΣ / ΔHMHTPIOV
re. in 2 Zeilen von oben nach unten THEOY / NIKATOPOΣ
Nike n. l. gehend, hält im li. Arm Palmzweig und in der erhobenen Rechten Kranz
Ref. Hoover 1133; SC 2170
Alexander wurde wohl nun auch von Rom und Pergamon nicht mehr unterstützt. Er kehrte mit seinem Heer aus Kilikien zurück und am Fluß Oinoparas vor den Toren Antiochias kam es zur Schlacht, wo er von den Truppen des Ptolemaios VI. und des Demetrios II. besiegt wurde. Zuvor hatte Alexander seinen kleinen Sohn Antiochos zu dem Nabatäer Zabdiel Diokles geschickt. Als er jetzt auch zu ihm fliehen wollte, wurde er getötet. Ob die Mörder zwei seiner Generäle waren, die die Seiten wechseln wollten oder Zabdiel selbst, ist nicht klar. Alexanders Kopf wurde zu Ptolemaios gebracht, der kurz darauf an seinen erlittenen Wunden ebenfalls starb.
Zabdiel kümmerte sich weiterhin um Alexanders kleinen Sohn Antiochos, der 145 v. Chr. vom Feldherrn Diodotos sogar zum König erklärt wurde, um als Gallionsfigur einer Rebellion gegen Demetrios II. zu dienen. Im Jahr 130 v. Chr. behauptete ein anderer Thronanwärter, Alexander Zabinas, ebenfalls, daß er der Sohn von Alexander Balas sei, was mit ziemlicher Sicherheit falsch war.
Qellen:
(1) Diodor, Bibliotheke historike
(2) Iustinus, Epitoma historiarum Philippicarum Pompei Trogi
(3) Flavius Josephus, Jüdische Altertümer
(hält Balas hingegen für einen echten Seleukiden, nämlich einen unehelichen Sohn des Antiochos IV.
(4) Polybios, Historíai
(5) Appian, Syriake
(6) Eusebius von Caesarea, Chronik
(7) Bibel, AT 1. Buch der Makkabäer
Sekundärliteratur:
(1) Der Kleine Pauly
(2) Meshorer
Online-Quellen:
(1) Wikipedia
(2) International Standard Bible Encyclopedia
Ich hoffe, daß euch dieser Artikel Spaß gemacht hat
Jochen
Omnes vulnerant, ultima necat.