Lochungen bei Münzen

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Lackland
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Lochungen bei Münzen

Beitrag von Lackland » Do 22.02.24 19:46

Basti aus Berlin hat geschrieben:
Do 22.02.24 02:25
Der eine ist gelocht, aber zeitgenössisch. Ehrlich gesagt stört mich das nicht. Bei den katholischen Ländern war das aus historischen und religiösen Gründen Gang und Gebe.
Ich kenne mich da gar nicht aus. Welche historischen und religiösen Gründe???
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Basti aus Berlin
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Re: Schönheiten - Neuheiten in der Sammlung ÖSTERREICH

Beitrag von Basti aus Berlin » Do 22.02.24 19:59

Na ist dir das noch nie aufgefallen? Im Zuge der Gegenreformation wurde doch in Bayern und Habsburg der Glaube noch stärker ausgebaut. Da waren Madonnen- und Maria Theresien-Taler Amulette und Kleinmünzen Broschen, Knöpfe, Anhänger usw. usf. Das hatte alles katholischen Einschlag.

Erst zu Napoleon hat sich in ganz Deutschland langsam ein Nationalbewusstsein entwickelt. Dort hatten dann z. B. Krönungstaler, Siegestaler, 3 Mark Völkerschlacht usw. einen nationalistisch-weltlichen Einschlag. So auch Reservistenkrüge, Schützenvereine ...

Dieser Nationale Einschlag endete langsam nach 45, der geistige Einschlag ging bis tief in die 70er und teils bis heute.
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Re: Schönheiten - Neuheiten in der Sammlung ÖSTERREICH

Beitrag von Lackland » Do 22.02.24 20:15

Diese Münze wurde also tatsächlich aus katholischen Gründen gelocht? 😳
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Re: Schönheiten - Neuheiten in der Sammlung ÖSTERREICH

Beitrag von Basti aus Berlin » Do 22.02.24 20:29

Will natürlich nicht so weit ausholen. Malte ist studierter Numismatiker und kann vlt. etwas dazu sagen.

Nur war es mir bei Trödelmarkten in München und Regensburg aufgefallen und wurde mir dort nahegebracht. Das wiederum hat für mich Sinn ergeben. Denn viele dort angebotenen Sachen (Madonnenbilder, Bibeln, Wallfahrtsanhänger mit Gnadenbild usw.) hatten katholischen Einschlag.
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Re: Lochungen bei Münzen

Beitrag von Numis-Student » So 25.02.24 00:10

So allgemein kann man das nicht sagen. Es gibt und gab immer ganz verschiedene Gründe, warum eine Münze zu einem Schmuckstück umgewandelt wurde.
Bei vielen kann man an der Ausrichtung und an der Auswahl der Motive erkennen, warum. Auch die Verarbeitung gibt meistens gewisse Hinweise.

Folgend ein paar Beispiele:
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Lochungen bei Münzen

Beitrag von Numis-Student » So 25.02.24 00:13

Einzeln verarbeitete, sorgfältig ausgerichtete Münzbilder, Verwendung religiöser Bildprogramme... Hier kann man in der Regel schon annehmen, dass die Religiosität der damaligen Bevölkerung Anlass war, diese Münze zu Schmuck zu verarbeiten.
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Re: Lochungen bei Münzen

Beitrag von Numis-Student » So 25.02.24 00:16

Auch in früheren Zeiten wurde Kaisertreue und Vaterlandsliebe durch Münzschmuck ausgedrückt.
Da kann man jetzt sowohl den Patriotismus um 1900 sehen, aber auch schon deutlich früher gab es solche Tendenzen.
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Re: Lochungen bei Münzen

Beitrag von Numis-Student » So 25.02.24 00:18

Manchmal mag es auch ganz einfach so gewesen sein, dass der persönliche Geschmack den Anstoß gegeben hat, ein besonders dekoratives Münzbild als Schmuck zu verwenden.
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Re: Lochungen bei Münzen

Beitrag von Numis-Student » So 25.02.24 00:23

Und dann gibt es solche Kandidaten wie das von Basti und meine beiden...

Die Lochung zeigt, dass die Münze einfach IRGENDWIE als glitzernde, klimpernde Dekoration an einem Zaumzeug oder einer vergleichbaren Stelle befestigt wurde....

Da ging es nicht um ein Einzelstück, sondern um VIEL Glitzer und Klimper, man wollte Reichtum zeigen und hat dafür zahlreiche Münzen verwendet.
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Re: Lochungen bei Münzen

Beitrag von Dittsche » So 25.02.24 00:35

Vermutlich wurde aus religiösen Gründen auch so gut wie nie ein Madonnentaler eingeschmolzen.

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Re: Lochungen bei Münzen

Beitrag von Basti aus Berlin » So 25.02.24 09:08

Danke auf jeden Fall Malte für den Beitrag. Das klingt alles interessant 🤗
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Re: Lochungen bei Münzen

Beitrag von Andechser » So 25.02.24 09:21

Im Mittelalter wurden teilweise nicht mehr kursgültige Münzen, erkannte Falschmünzen oder Fremdmünzen die nicht angenommen werden durften an öffentlichen Plätzen angenagelt oder an Schriftstücken befestigt. Solche Stücke mit ein oder zwei Nagellöchern findet man immer mal wieder und gerade bei den kleinen Vierschlagpfennigen kann man sehr sicher davon ausgehen, dass diese mit den relativ großen und teilweise zentralen Löchern nicht als Schmuckstück getragen werden sollten.
Bei den bayerischen Madonnentalern sieht man bei manchen Stücken, dass aus dem Volksglauben heraus die Madonne fast vollständig ausgekratzt wurde, da den Silberspänen vom Madonnenbild heilende Kräfte zugeschrieben wurden.

Beste Grüße
Andechser

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Re: Lochungen bei Münzen

Beitrag von Chippi » So 25.02.24 11:27

Auch aus apotropäischen Gründen (Abwehr vor Unheil) wurden Münzen an bestimmte Stellen angenagelt. Aber auch als Schmuck/Schaustück für Reisende. Hier ein Beispiel aus meiner Sammlung:
viewtopic.php?f=51&t=17871&p=138906&hil ... 73#p138906.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Re: Lochungen bei Münzen

Beitrag von Basti aus Berlin » Do 28.03.24 08:31

Hallo Malte 🙋

Musste beim Frühstück und scrollen durch Kleinanzeigen an dich denken 🫴

https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/ ... pp_android

Das hier war die Quelle, woraufhin er diesen interessanten Thread erst aufgemacht hat:

viewtopic.php?f=50&t=19272&start=165#p600528

LG und genießt den Tag 😺
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Re: Lochungen bei Münzen

Beitrag von Basti aus Berlin » Do 28.03.24 09:03

Wobei ich kleines Bissl zurückkehren muss. Teils historische Henkelspuren, Sondelunfeld, und nachträglich poliert und mit Ösen versehen.
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