Unpublizierter Caracalla?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Perinawa
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Re: Unpublizierter Caracalla?

Beitrag von Perinawa » So 10.03.24 09:13

Chippi hat geschrieben:
Sa 09.03.24 10:54
Ich wäre auch bei zwei verschiedenen Reversstempeln, die gleichzeitig zum Einsatz kamen. Hatte Curtis Clay nicht mal erklärt, dass die Severer mit zwei Reversstempeln gleichtzeitig prägten. Oft zwei verschiedene Motive, aber hier halt motivgleich.
Das ist übrigens bei den östlichen Severern nicht unüblich gewesen. Gilt also insbesondere für die Denare im "Emesa-style". Gut möglich, dass sich Curtis' speziell auf diese Prägungen bezog.
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Lucius Aelius
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Re: Unpublizierter Caracalla?

Beitrag von Lucius Aelius » So 10.03.24 10:43

Einer musste mit der Zange den heißen Schrötling in den Unterstempel legen - also muss ein Behältnis mit den Schrötlingen an seiner Seite gestanden haben. Und für die fertiggeprägten Münzen musste nochmals ein Behälter bereit stehen.
Schwer vorstellbar, wie sich equipment und 4 Mann um einen Klotz (max. 60 cm Durchmesser) mit eingelassenen Unterstempel platziert haben.

Die Videos sind sehr schön, aber nutzlos. Der Münzschläger musste seinen Oberstempel exakt auf einen 18-mm-Schrötling setzen. Der Schrötlingsleger musste mit einer Zange einen 18-mm-Schrötling exakt in die Vertiefung des Unterstempels legen. Das ist etwas anderes als mit einem langstieligen Hammer auf etwas einzuschlagen
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Perinawa (So 10.03.24 10:47)
Gruss
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Re: Unpublizierter Caracalla?

Beitrag von andi89 » So 10.03.24 10:56

Perinawa hat geschrieben:
So 10.03.24 08:31
...
Aber nochmals auf die Stempelstellung zurückkommend: Ich war davon ausgegangen, dass über einen längeren Zeitraum hinweg nur eine Stempelstellung - 6 h oder 12 h - verwandt wurde. So war das jedenfalls bei den östlichen Severern.
...
Kannst du die Aussage zu den "östlichen Severern" bitte etwas verdeutlichen/präzisieren? Ich habe nämlich nicht die geringste Ahnung, auf welche Münzstätte oder welchen Prägezeitraum du dich beziehen könntest. Vielleicht haben wir eine unterschiedliche Definition dessen was ein längerer Prägezeitraum ist.

"Emesa" hat 12h und 6h geprägt, das wird deutlich wenn man zum Beispiel in diesen Thread (viewtopic.php?f=6&t=38285) durcharbeitet. Da konnte ich 8 mal 6h und 10 mal 12h finden (gezählt nur, wo eine Stellung angegeben war oder die Bestimmung anhand des Bildes sicher möglich war).
Aber auch acsearch hilft:
6h:https://www.acsearch.info/search.html?t ... sd&order=0
12h:https://www.acsearch.info/search.html?t ... sd&order=0
Ich bin mir der Beschränkungen der Suche bewusst (viele Auktionshäuser geben nichts an, andere nicht in dem von mir gesuchten Format, was eine quantitative Aussage nicht möglich macht).

Für Laodicea sieht die acsearch-Suche genauso aus; ebenfalls 12h und 6h.

Zur Datierung der Prägungen aus Alexandria anhand der Stempelstellung hat sich Curtis hier geäußert: viewtopic.php?f=90&t=37649&p=339256&hil ... ia#p339256

Andreas

Edit: Linkadresse korrigiert.
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Re: Unpublizierter Caracalla?

Beitrag von Perinawa » So 10.03.24 11:00

Lucius Aelius hat geschrieben:
So 10.03.24 10:43
Einer musste mit der Zange den heißen Schrötling in den Unterstempel legen - also muss ein Behältnis mit den Schrötlingen an seiner Seite gestanden haben. Und für die fertiggeprägten Münzen musste nochmals ein Behälter bereit stehen.
Schwer vorstellbar, wie sich equipment und 4 Mann um einen Klotz (max. 60 cm Durchmesser) mit eingelassenen Unterstempel platziert haben.

Die Videos sind sehr schön, aber nutzlos. Der Münzschläger musste seinen Oberstempel exakt auf einen 18-mm-Schrötling setzen. Der Schrötlingsleger musste mit einer Zange einen 18-mm-Schrötling exakt in die Vertiefung des Unterstempels legen. Das ist etwas anderes als mit einem langstieligen Hammer auf etwas einzuschlagen
Ebends. Das sehe ich genau so. In der Praxis sah das sicherlich so aus, dass möglichst viele Münzen in möglichst kurzer Zeit mit dem möglichst geringsten Aufwand geprägt werden sollten. Fakt ist auch, dass sich der Ober- bzw. Reversstempel etwas schneller abnutzte als der Unterstempel. Im Zuge einer effektiven Arbeit liegt wohl nahe, dass der Unterstempel noch eine Zeit lang mit einem frischen Oberstempel weitergenutzt wurde.

Und wenn jetzt beim Wechsel genau ein Schrötling im Unterstempel nach dem Prägen hängen blieb, entstand eine solche interessante (und seltene) Doppelprägung wie die hier vorgestellte.

Nicht weniger, aber auch nicht mehr. :wink:
Zuletzt geändert von Perinawa am So 10.03.24 11:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Unpublizierter Caracalla?

Beitrag von Perinawa » So 10.03.24 11:06

andi89 hat geschrieben:
So 10.03.24 10:56
Kannst du die Aussage zu den "östlichen Severern" bitte etwas verdeutlichen/präzisieren? Ich habe nämlich nicht die geringste Ahnung, auf welche Münzstätte oder welchen Prägezeitraum du dich beziehen könntest.
Du hast doch schon die betreffenden threads gefunden (Emesa, Laodicea und Alexandria) und auch in deinem posting verlinkt. Den Prägezeitraum da genau zu datieren ist schwierig. Aber wenn ich Curtis da richtig verstanden habe, wurde eine Stempelstellung innerhalb einer Emission beibehalten; also man wechselte sicher nicht die Stempelstellung, wenn ein neuer Reversstempel eingesetzt wurde, der den alten, verbrauchten ablöste.

Übrigens habe ich ja damals diese Spezial-threads ins Leben gerufen (noch unter meinem alten Profil). 8)
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Re: Unpublizierter Caracalla?

Beitrag von Numis-Student » So 10.03.24 23:02

Lucius Aelius hat geschrieben:
So 10.03.24 10:43
Einer musste mit der Zange den heißen Schrötling in den Unterstempel legen - also muss ein Behältnis mit den Schrötlingen an seiner Seite gestanden haben. Und für die fertiggeprägten Münzen musste nochmals ein Behälter bereit stehen.
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Die Videos sind sehr schön, aber nutzlos. Der Münzschläger musste seinen Oberstempel exakt auf einen 18-mm-Schrötling setzen. Der Schrötlingsleger musste mit einer Zange einen 18-mm-Schrötling exakt in die Vertiefung des Unterstempels legen. Das ist etwas anderes als mit einem langstieligen Hammer auf etwas einzuschlagen
Naja, die Videos zeigen, dass es sogar mit großen, langstieligen Hämmern gut funktioniert, wo das Risiko durch Abrutschen oder falsche Bewegungen deutlich höher ist als bei einer präziseren Tätigkeit mit kleinen Zangen, Stempeln und Schrötlingen...
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antoninus1 (Di 12.03.24 21:25)
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Re: Unpublizierter Caracalla?

Beitrag von Homer J. Simpson » Di 12.03.24 20:07

Sicher zwei verschiedene Rs.-Stempel, mit denen gleichzeitig im Wechsel geprägt wurde (der Kraay-Clay-Effekt).

Homer
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