Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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justus
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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von justus » Do 02.05.24 02:53

prieure.de.sion hat geschrieben:
Do 02.05.24 00:00
Was ich bisher in Museen an Münzen gesehen habe, war fast ausschließlich enttäuschend.
Verstehe ich nicht. Wie du unten schreibst, hast du doch auch das RLM Trier besucht. Offenbar hast du die „Schatzkammer“ mit dem berühmten Goldmünzenschatz übersehen. Ich habe selten etwas beeindruckenderes gesehen.
prieure.de.sion hat geschrieben:
Do 02.05.24 00:00
Und die 1-2% an Ausstellungsfläche für Münzen war dann auch meistens lustlos und langweilig präsentiert.
Ich kann mir irgendwie nicht so ganz vorstellen, wie es aussehen mag, wenn man alte Münzen in einem großen Saal ausstellt. In der Regel findet sich so etwas doch in einigen Vitrinen und dafür genügt 1 Raum. Im übrigen stellen archäologische Museen archäologische Funde aus der Region aus. Und da 98 - 99 % der archäologischen Funde, in Trier z. B. Mosaiken, Grabmäler, Inschriften, Ton- und Glaswaren usw. sind und auch etwas größer als kleine Münzen, stellen sie eben einen überwiegenden Teil der Ausstellungsfläche dar.

Wenn du mal nach Frankfurt kommst, empfehle ich dir das „Geldmuseum der Deutschen Bundesbank“ zu besuchen. Dort sind 100 % der Ausstellungsfläche nur dem Geld gewidmet.
prieure.de.sion hat geschrieben:
Do 02.05.24 00:00
In einer Beziehung, Familie und Verwandtschaft ist Münzen sammeln ein recht einsames Hobby - und kommt direkt nach Briefmarken sammeln.
Was das anbetrifft, so hat meine Frau in den letzten 30 Jahren nicht gerade ein Fabel für Münzen entwickelt. „Kaufst du schon wieder Münzen?“, kriege ich dann häufig zu hören. Seufz! Doppel-Seufz!
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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von Reinhard Wien » Do 02.05.24 03:08

Die "Schatzkammer" mit dem großen Fund an Aureii aus dem Jahr 1993 habe ich selbst auch noch nicht gesehen, da ich bisher noch nie in dieser interessanten Stadt war. Hier fasziniert mich die abenteuerliche Fundgeschichte, die mir wenige Tage danach teilweise von unmittelbar Beteiligten erzählt wurde allerdings noch viel mehr, als die einzelnen Stücke.

Besonders der Umstand, dass alle, vom Gold und der Gier nach weiteren Funden geblendet, den LKWs mit dem Aushubmaterial nachfuhren, während ein Einziger besonnen zurück blieb. Er sollte dann den Hauptteil des Schatzes finden...

Wahre Geschichten, die man bei den Gebrüdern Grimm oder bei Hans Christian Andersen wohl als "zu dick aufgetragen" belächelt hätte. 😋🙄
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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von Peter43 » Do 02.05.24 09:01

Man sollte nicht vergessen, daß das heutige kulturelle Klima sich insgesamt gegen das Sammeln gewandt hat. Das gilt, wie wir alle wissen, für das Briefmarkensammeln, die elektrische Eisenbahn oder das Sammeln für Büchern im Bücherschrank, das nicht mehr in ist. Wer wie ich Fan von "Bares für Rares" ist, weiß, daß das Sammeln von Porzellan, Silber, Puppen oder Puppenstuben nur noch ein Schattendasein fristet und beim Verkauf nur einen Bruchteil des Preises erzielt, der noch in den Siebzigern möglich war. Selbst das Sammeln von CD oder DVD ist nach dem Zusammenbruch des Plattenmarktes durch Streamen und die Cloud stark zurückgegangen. Dazu paßt, daß vor einigen Jahren die Grütter das Sammeln von Antiquitäten insgesamt kriminalisieren wollte.

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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von Altamura2 » Do 02.05.24 09:37

Bringt Ihr alle denn den Freizeitbeschäftigungen Eurer Familie so viel Interesse entgegen, wie Ihr es in der anderen Richtung für das Münzensammen vermisst? Vielleicht ist unsere Wahrnehmung da auch etwas einseitig :| .

Im übrigen hab' ich selbst auch nicht die Hobbies meiner Eltern übernommen, warum sollte ich es dann von meinen Kindern erwarten? Da muss sich jeder das suchen, was ihn persönlich anspricht. Und wenn sich die allgemeinen Vorlieben für Hobbies mit den Zeiten ändern, dann ist das so.

Was Münzen in Museen betrifft, herrscht da auch aus meiner Sicht viel Ödnis :| . Es werden meist möglichst große und möglichst glänzende Teile nebeneinandergestellt und nur minimal beschrieben. Es gibt fast nie eine Darstellung, welche Münzen denn an einem Ort zeitgleich umgelaufen sind (vom Tetartemorion bis zum Stater :D ), oder welche Münzen an einem Ort über die Jahrhunderte geprägt wurden, was man sich denn von diesen Münzen kaufen konnte, aus welchem Anlass sie geprägt wurden, warum das auf der Münze zu sehen ist, was zu sehen ist, usw. :? .
Diese Präsentationen werden wohl von Numismatikern gestaltet, die sich nicht mehr vorstellen können, wie es ist, keiner zu sein.

Es gibt ein paar interessante Versuche, die Sonderausstellung "In 80 Münzen um die Welt" in Wien war aus meiner Sicht ein erfrischender Ansatz (kann man hier online noch betrachten: https://in80muenzen.khm.at/ ).

Gruß

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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von Ampelos » Do 02.05.24 09:53

Ich verschone mein Umfeld in der Regel mit meinen Münzen. Einzig einem Freund, der Design und Kunst aus dem 20. Jahrhundert sammelt, zeige ich meine Neuerwerbungen teilweise. Er ist immer von der Kunstfertigkeit und dem „Design“ begeistert.

Was Museen betrifft, finde ich das British Museum und das MET in New York sehr ansprechen.
Ich war vor kurzem in BM und hier werden sehr viele Münzen gezeigt und in einem historischen Kontext präsentiert und erklärt. Ich finde die Ausstellung sehr gelungen.

Ein sehr spannendes Museum Münzmuseum gibt es übrigens in Madrid. Neben der Antike ist auch das spanische Gold aus mehreren Jahrhunderten sehr sehenswert.
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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von weissmetall » Do 02.05.24 10:01

Peter43 hat geschrieben:
Do 02.05.24 09:01
Wer wie ich Fan von "Bares für Rares" ist, weiß, daß das Sammeln von Porzellan, Silber, Puppen oder Puppenstuben nur noch ein Schattendasein fristet und beim Verkauf nur einen Bruchteil des Preises erzielt, der noch in den Siebzigern möglich war.
Du meinst die TV Sendung? Zum Glück habe ich seit Jahren kein "Fernsehen" mehr, bekomme nur ab und an was im Internet serviert.
Bei Silber ist die TV Intention definitiv falsch, besonders was kulturhistorisch wertvolle Silbergegenstände betrifft. Da werden ständig alte Preismarken bei Auktionen noch oben durchbrochen.
Ich meine kein modernes "numismatisches" Silbergedöns, wie ein dreifach farbig veredelter 1 Unzen Drachentaler, eher Deckelpokale aus dem 16./17. Jhd. für 15 - 25.000 oder ein einfacher Klapplöffel von 1650 der bei einer Provinzauktion 3500 erzielt, usw. usf....
Bei alten, raren Silbermünzen ist es ähnlich, wie hier im Forum natürlich bekannt.
Bei anderem Sammlerkram hast du bestimmt Recht.

Sonst; also wenn man einem unbedarften nichtwissenden Gesprächspartner mal ein paar Goldstücke in die Hand gibt, sind schon die Hälfte von dem Thema fasziniert und bleiben es.
Ich habe schon viele Bekannte "angesteckt", Familie sowieso, besonders beim alten Silber.
Edelmetalle als Krisenvorsorge, egal in welcher Form. Macht Spass und bleibt im Gegensatz zu Papierprodukten, wo sich der Emittent in regelmässigen Abständen als nicht mehr zuständig erklärt. :wink:
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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von Reinhard Wien » Do 02.05.24 10:52

Ampelos hat geschrieben:
Do 02.05.24 09:53
Was Museen betrifft, finde ich das British Museum und das MET in New York sehr ansprechen.
Ich war vor kurzem in BM und hier werden sehr viele Münzen gezeigt und in einem historischen Kontext präsentiert und erklärt. Ich finde die Ausstellung sehr gelungen.
Das BM ist tatsächlich jenes, das aus meiner Sicht am ehesten die Allgemeinheit anspricht. In England kann man grundsätzlich ein weitaus größeres Geschichtsinteresse erkennen als beispielsweise in Österreich oder Deutschland. Gerade im BM kann man an Vormittagen ganze Schulklassen dabei beobachten, wie die Kinder vor Kunstwerken kauern und detaillierte Zeichnungen anfertigen. Das Metropolitan Museum in N. Y. wiederum hat in einem fußballfeldgroßen Raum einen kompletten ägyptischen Tempel stehen (wäre heute vom Assuan-Staudamm überflutet), umgeben von Palmen und kleinen Bächlein, das ganze unter einem gigantischen Glasdach mit freier Sicht auf den Himmel. Soetwas macht Eindruck.

Da du Gold erwähnst (oder war es in einem anderen Beitrag), so viel wie im Nationalmuseum in Dublin habe ich bisher an keinem anderen Ort gesehen.

Gibt aber leider auch eher negative Beispiele. Im New Yorker Brooklyn Museum sind neben phantastischen Stücken, oft in der gleichen Vitrine plumpe Fälschungen ausgestellt, ohne, dass darauf hingewiesen wäre. Im Bardo Museum in Tunis gibt es mehrere Vitrinen mit phönizischen und römischen Öllampen. In den 1980er-Jahren noch mit einzigartigen und qualitätsvollen Lampen befüllt, zeigen die gleichen Vitrinen heute nur mehr fragmentierte und schlecht erhaltene Stücke. Wo die schönen Stücke hingekommen sind, will ich mir gar nicht vorstellen. Gibt auch viele Museen, sogar im Topkapi-Museum ist mir das vor Jahren aufgefallen aber nicht nur dort, wo Rosthäufchen neben schlecht präparierten Eisengegenständen liegen, die Beschreibungen in den Vitrinen verrutscht oder umgefallen und die Gegenstände unzureichend beleuchtet waren.

Mit liebloser Präsentation lässt sich eben keine Begeisterung bei den Besuchern erzeugen.
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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von prieure.de.sion » Do 02.05.24 10:57

weissmetall hat geschrieben:
Do 02.05.24 10:01
Du meinst die TV Sendung? Zum Glück habe ich seit Jahren kein "Fernsehen" mehr, bekomme nur ab und an was im Internet serviert.
Bei Silber ist die TV Intention definitiv falsch, besonders was kulturhistorisch wertvolle Silbergegenstände betrifft. Da werden ständig alte Preismarken bei Auktionen noch oben durchbrochen.
Peter43 hat geschrieben:
Do 02.05.24 09:01
Man sollte nicht vergessen, daß das heutige kulturelle Klima sich insgesamt gegen das Sammeln gewandt hat. Das gilt, wie wir alle wissen, für das Briefmarkensammeln, die elektrische Eisenbahn oder das Sammeln für Büchern im Bücherschrank, das nicht mehr in ist.
Ich denke Jochen wollte mit dem Vergleich aufzeigen, dass Sammeln an sich nicht mehr sonderlich "en vogue" ist - zumindest nicht, wenn es den Hauch des biederen Vergangenen hat (Briefmarken, Münzen, Modelleisenbahnen, Puppen etc.). Das sind eben alles (Semmel) Hobbies die heute als unsexy gelten. Wenn sammeln - dann höchstens zig verschiedene Whiskey (Flaschen) Sorten, Uhren oder Oldtimer jeglicher Art, das gilt dann als Hipp.

justus hat geschrieben:
Do 02.05.24 02:53
Verstehe ich nicht. Wie du unten schreibst, hast du doch auch das RLM Trier besucht. Offenbar hast du die „Schatzkammer“ mit dem berühmten Goldmünzenschatz übersehen. Ich habe selten etwas beeindruckenderes gesehen.
Daher hatte ich ja "fast" geschrieben. In den Museen in denen ich bisher war, fristen überwiegen die Münzen ein Nischendasein. Ausnahmen gibt es natürlich immer.
justus hat geschrieben:
Do 02.05.24 02:53
Ich kann mir irgendwie nicht so ganz vorstellen, wie es aussehen mag, wenn man alte Münzen in einem großen Saal ausstellt. In der Regel findet sich so etwas doch in einigen Vitrinen und dafür genügt 1 Raum.
Zwei Beispiele.

Ich war im Ägyptischen Museum in München - ist zwar auch nur ein (großer) Raum für Münzen - aber dort sind die Münzen nicht nur einfach als großes Lot ausgeschüttet mit dem Hinweis "römische Münzen gefunden am..." versehen - sondern die Münzen werden teilweise einzeln präsentiert und dann auch noch mit einer echten "Geschichte" dahinter erklärt. So gibt es dort zum Beispiel eine lange Vitrine mit einem Zeitstrahl, der die Prägungen der verschiedenen Epochen aufzeigt. Hier sieht man schön die Prägegeschichte Ägyptens, dann welche Herrscher zu der Epoche am Ruder waren und wie sich auch die Münzen stilistisch verändert haben.

Dann gibt es auch schöne Einzelexponate - wie Münzen des Antonius und der Cleopatra - samt schöner Aufmachung - ja und sowas interessiert die "normalen" Besucher eben, wenn da auch explizit einzeln Münzen des berühmten Antonius mit Cleopatra gezeigt werden - und zwar richtig gut gezeigt werden (und nicht nebenbei irgendwo in einer Vitrine in einer Ecke versteckt mit kleiner Notiz).

Dann hast Du noch einen Bereich wo vorgestellt wird, was so ein Mensch damals mit welcher Arbeit verdienen konnte und was er sich dafür kaufen konnte.

Und dann hat man in dem großen Raum auch die Herstellungstechnik der Münzen gezeigt / verdeutlicht. Vom Graveur bis hin zur Prägung. Man hat zum Beispiel eine rund 10mm Münze präsentiert, die reich an Details ist und dazu eine Mega-Lupe installiert.

Da sind dann die Besucher Schlange vor der Lupe gestanden und selbst meine Freundin hat sich das freiwillig angeschaut und gestaunt, dass man das vor 2000 Jahre ohne Lupe so hinbekommen hat - und schon bewundern Besucher (wie meine Freundin) alte Münzen.

Das nenne ich ein wirklich positives Beispiel.

Und dann waren wir eben an der Mosel in einer Ausgrabungsstätte mit Museum und da war ein Raum mit paar zerbrochen Amphoren wo man "künstlerisch" einen Sack voller Münzen hindrapiert hat, dann ein Schild mit "Römische Silbermünzen aus dem 2 Jahrhundert gefunden hier" und das war es dann. Keinen Hinweis welche Kaiser in welcher Zeit, keine Infos zu der Zeit, nichts. Ehrlich gesagt hätte selbst mich das Interessiert, aus welchem Zeitraum genau die Münzfunde waren mit welchen Kaisern. Aber nichts.

Und um das Ganze noch zu steigern, auch noch frisch aus der Blechpresse platte hochglänzende "Münzen-Kopien", bei dem selbst jeder Laie erkennen kann, dass hier keine einzige echte Fundmünze drapiert wurde. Ganz ehrlich - wo bleibt da der Flair, wenn ich vor Münzen aus dem 20 Jahrhundert stehe und mir ein Schild sagt, dass man solche Münzen irgendwo am Ort gefunden hat.

Und so war es dann auch in dem Raum, da laufen die Besucher einfach durch. Da ist nichts, was einen "packen" oder abholen könnte.

justus hat geschrieben:
Do 02.05.24 02:53
Was das anbetrifft, so hat meine Frau in den letzten 30 Jahren nicht gerade ein Fabel für Münzen entwickelt. „Kaufst du schon wieder Münzen?“, kriege ich dann häufig zu hören. Seufz! Doppel-Seufz!
Da ich nicht verheiratet bin, trifft das Finanzielle nicht mehr zu. Da ich oft in München bei meiner Freundin zu den Händler marschiere oder wir Münzen aus den Auktionen abholen - kommt sie aber regelmäßig mit und will sich die Münzen auch immer zeigen lassen, was ich da gerade abgeholt oder erworben habe. Sie kann dann zwar mit "Julia Donna" nichts anfangen - ist aber auch nicht abgeneigt sich das alles wenigstens oberflächlich erklären zu lassen. Liegt aber vielleicht daran, dass meine Freundin generell gerne (auch im Urlaub) "alles was alt ist" gerne anschaut.

Altamura2 hat geschrieben:
Do 02.05.24 09:37
Bringt Ihr alle denn den Freizeitbeschäftigungen Eurer Familie so viel Interesse entgegen, wie Ihr es in der anderen Richtung für das Münzensammen vermisst? Vielleicht ist unsere Wahrnehmung da auch etwas einseitig .
Da ich generell ein sehr neugieriger Mensch bin - ganz ehrlich - ja. Ich lasse mir gerne anderer Menschen Hobby zeigen - weil ich einfach so ziemlich alles interessant finde. Ist zwar nicht so, dass ich dann gleich begeistert selber dabei wäre - aber interessieren generell tut mich sehr viel.
Altamura2 hat geschrieben:
Do 02.05.24 09:37
oder welche Münzen an einem Ort über die Jahrhunderte geprägt wurden, was man sich denn von diesen Münzen kaufen konnte, aus welchem Anlass sie geprägt wurden, warum das auf der Münze zu sehen ist, was zu sehen ist, usw. .
Siehe mein Kommentar oben - das meine ich. Du kannst die Münzen nur als reine Münzen ohne viel drumherum präsentieren - und das wird wenige Menschen abholen - oder Du kannst auch die Geschichten drumherum präsentieren, die ja unweigerlich zu einer Münze dazu gehören. Dann wird es auch interessant für Laien.

Aber wie schon geschrieben - meistens ist es ein Haufen voller Münzen, beschriftet mit lapidarem "stammen aus dem 2. Jahrhundert" - am "besten" noch künstlich aus einer gebrochen Amphore heraus hin drapiert (umkreativ, wie in gefühlt hundert anderen Ausstellungen auch) und das war es. So entwickelt man doch bei niemanden ein Interesse für Münzen.

Aber mal ernsthaft, mich würde mal interessieren wieso das so ist - in vielen / den meisten Fällen. Wieso fristen Münzen in Museen / Ausstellungen oftmals so ein Schattendasein? Keine, wenig Lobby?

weissmetall hat geschrieben:
Do 02.05.24 10:01
also wenn man einem unbedarften nichtwissenden Gesprächspartner mal ein paar Goldstücke in die Hand gibt
Also Gold geht in der Familie und bei Bekannten immer. Aber, zumindest meine Erfahrung, weniger aus Interesse, wer der schreckliche Kaiser Phocas nun genau war, sondern alleine aus dem Hintergrund "was ist so ein 2000 Jahre altes Goldexemplar bitte Wert" und wie kann man sowas zu Geld machen?!?
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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von shanxi » Do 02.05.24 11:12

prieure.de.sion hat geschrieben:
Do 02.05.24 10:57
Wieso fristen Münzen in Museen / Ausstellungen oftmals so ein Schattendasein?
Die Größe ist eindeutig ein Nachteil. Wenn man nicht näher als bis auf einen halben Meter an einen Denar herankommt, kann man leider oft nicht viel erkennen.

Da macht ein Münzhaufen der aus einer Amphore kommt eben mehr Eindruck: Ein Schatz, WOW.

In einem Museum (Lissabon ? Bin mir nicht mehr sicher) gab es fest eingebaute Lupen vor den Münzen. Das war ganz nett, vor allem auch, weil sich die Besucher dadurch auf einzelne Stücke fokussieren.
Zuletzt geändert von shanxi am Do 02.05.24 12:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von weissmetall » Do 02.05.24 11:44

prieure.de.sion hat geschrieben:
Do 02.05.24 10:57
Also Gold geht in der Familie und bei Bekannten immer. Aber, zumindest meine Erfahrung, weniger aus Interesse, wer der schreckliche Kaiser Phocas nun genau war, sondern alleine aus dem Hintergrund "was ist so ein 2000 Jahre altes Goldexemplar bitte Wert" und wie kann man sowas zu Geld machen?!?
Hast du Recht :) .
Aber - das ist der mögliche Anfang; die eine Sorten Mensch überhäuft dich nach einem Jahr mit Vorwürfen warum das Gold immer noch keinen exorbitanten Gewinn abwirft, die anderen fallen in das 'Sammelloch' und werden 'wunderlich', so wie wir hier alle.

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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von antoninus1 » Do 02.05.24 12:10

Im Johanneum in Graz gibt es, wenn ich mich recht erinnere, verschiebbare Lupen über der Münzvitrine. Da kann man die Münzen sehr gut betrachten. Ansonsten ist es so: Münzen sind zu klein um Betrachter anzulocken, die nicht schon Münzsammler sind.
Ein mir bekannter Arzt sagte übrigens, seit die Ärzte kein Latinum mehr brauchen (ist doch so, oder?), fallen sie als Sammler antiker Münzen weg.
Gruß,
antoninus1

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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von Reinhard Wien » Do 02.05.24 13:23

antoninus1 hat geschrieben:
Do 02.05.24 12:10
Ein mir bekannter Arzt sagte übrigens, seit die Ärzte kein Latinum mehr brauchen (ist doch so, oder?), fallen sie als Sammler antiker Münzen weg.
Warum sollten Ärzte kein Latinum mehr brauchen? Latein gehört außerdem in den allermeisten Gymnasien zu den Pflichtfächern. Da beginnt ja bereits die klassische Ausbildung. Erlischt das Interesse danach von einem Tag auf den anderen oder wie muss man sich das vorstellen?
Mancher sieht nur das Blumenbeet, aber nicht den Spaten.

(Chinesisches Sprichwort)

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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von antoninus1 » Do 02.05.24 13:54

Reinhard Wien hat geschrieben:
Do 02.05.24 13:23
antoninus1 hat geschrieben:
Do 02.05.24 12:10
Ein mir bekannter Arzt sagte übrigens, seit die Ärzte kein Latinum mehr brauchen (ist doch so, oder?), fallen sie als Sammler antiker Münzen weg.
Warum sollten Ärzte kein Latinum mehr brauchen? ...
Woher soll ich das wissen :) ? Hier wird´s für Deutschland bestätigt:
https://latinumbestehen.de/fuer-welche- ... forderlich.

Latein gehört in immer weniger Gymnasien zu den Pflichtfächern. In den meisten nicht mehr:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lateinunt ... mnasiasten.

Und nein, das Interesse erlischt nicht von einem Tag auf den anderen (wie kommst Du darauf?), aber ja, ohne Latein lässt offensichtlich das Interesse an antiken Münzen weiter nach.
Für mich ist es nachvollziehbar, dass ein Schüler/eine Schülerin am humanistischen Gymnasium mit Latein oder sogar Altgriechisch eher zum Sammeln antiker Münzen kommt als am naturwissenschaftlichen/neusprachlichen Gymnasiums.
Gruß,
antoninus1

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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von Numis-Student » Do 02.05.24 15:25

antoninus1 hat geschrieben:
Do 02.05.24 13:54

Für mich ist es nachvollziehbar, dass ein Schüler/eine Schülerin am humanistischen Gymnasium mit Latein oder sogar Altgriechisch eher zum Sammeln antiker Münzen kommt als am naturwissenschaftlichen/neusprachlichen Gymnasiums.
Da wäre eher die Frage, wie viele Schüler durch jahrelange lateinische Grammatik so verschreckt werden, dass sie mit Latein und Römern nie wieder etwas zu tun haben wollen :twisted:

Also ich habe VOR dem Lateinunterricht mit dem Sammeln römischer Münzen begonnen und es mir durch Latein nicht verleiden lassen (Nein, ich darf mich da eigentlich nicht beschweren, Latein war eigentlich nie schlimm... Ausserdem: Mein Lateinlehrer Kiko liest mit :roll: ).

Ich glaube, es gibt zwei Arten von Menschen: die einen begeistern sich für "das Alte" (egal, ob es Burgen, Fachwerkhäuser, Dampfloks, Oldtimer, alte Strassenbahnen, alte Bücher, Röhrenradios, Möbel sind), die anderen interessiert nur "das Neue" (das sind dann die, die jedem Wohntrend nachlaufen, Modetrends mitmachen...).

Einer, der in einer spartanisch eingerichteten Neubauschachtel sitzt, wird sich kaum freiwillig mit alten Dingen beschäftigen, alte Münzen oder alte Bücher sammeln, das passt ja schon gar nicht zu dem cleanen modernen Leben...
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Peter43 (Do 02.05.24 18:06)
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Desinteresse an Münzen innerhalb d. Familie

Beitrag von Reinhard Wien » Do 02.05.24 17:20

antoninus1 hat geschrieben:
Do 02.05.24 13:54
... ohne Latein lässt offensichtlich das Interesse an antiken Münzen weiter nach.
Für mich ist es nachvollziehbar, dass ein Schüler/eine Schülerin am humanistischen Gymnasium mit Latein oder sogar Altgriechisch eher zum Sammeln antiker Münzen kommt als am naturwissenschaftlichen/neusprachlichen Gymnasiums.
Ist für mich auch nachvollziehbar, genau das hatte ich ja geschrieben.

Es ging in deinem Post um die Ärzte, die aufgrund (angeblich) fehlender Lateinkenntnisse kein Interesse mehr an der Antike hätten. Letzteres hatte ich in Abrede gestellt, sowohl das sinkende Interesse als auch die Unkenntnis der lateinischen Sprache beim Großteil der Ärzteschaft.

50 Prozent der Sammler griechischer oder römischer Münzen die ich kenne sind Rechtsanwälte, Politiker, Ärzte, Wissenschaftler und Architekten. Die restlichen 50 Prozent arbeiten als Kellner, Vertragsbedienstete im öffentlichen Dienst, Taxifahrer, Reinigungskräfte etc.

Interessanterweise kenne ich keinen einzigen Bankangestellten, der dieses Hobby ausübt. Da sollte man auch einmal hinterfragen, warum das so ist.
Mancher sieht nur das Blumenbeet, aber nicht den Spaten.

(Chinesisches Sprichwort)

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