chines.Messermünzen

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ischbierra
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chines.Messermünzen

Beitrag von ischbierra » Di 20.08.24 18:27

Liebe Forumulaner,
neulich tauchte die Frage auf, warum die Messermünzen am Ende einen Hohlring haben. Hat jemand eine Antwort dafür?
Gruß ischbierra

Chippi
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Re: chines.Messermünzen

Beitrag von Chippi » Di 20.08.24 19:58

Lassen sich gut auffädeln und am Hosenbund tragen. Wäre meine Vermutung. Sicherlich wurden sie auch abgezählt und gebündelt gehandelt.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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ischbierra
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Re: chines.Messermünzen

Beitrag von ischbierra » Mi 21.08.24 12:35

Vielen Dank, aber geht es noch genauer als Vermutungen?

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pingu
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Re: chines.Messermünzen

Beitrag von pingu » Mi 21.08.24 20:36

Hallo,

Denkanstöße:

ich denke auch, das die "Ösen" zumindest teilweise zum Auffädeln und besseren Tragen gedacht waren. Allerdings gibt es auch manches was nicht dafür spricht.
Bei den späteren Käsch Münzen ist der Fakt der Aufbewahrung mittels Auffädeln auf einen String bewiesen. Zum einen haben es die Menschen noch im beginnenden 20. Jahrhundert so gemacht und zum Anderen werden und wurden genügend Hortfunde gemacht, die genau dies aufzeigen.

Bei den Messern ist dies jedoch nicht so. Es wurden sehr wenige Münzmesser gefunden, bei denen die Ringe wirklich im inneren Abnutzungserscheinungen haben. Im Gegenteil - oft sind die Ringe innen sogar noch schlecht bearbeitet - sprich von "Gussgraten" nicht oder unzureichend befreit. Hierbei denke ich besonders an die Ming Messer.
Schon bei den Needle Tip Knives und den Pointed Tip Knives war die Bearbeitung jedoch eher schlecht, aber die Qualität der Güsse war sehr hoch und filigran (beide ca. 600-400BC).

Die großen Messermünzen der Qi Serie (ca.400-220BC) weisen sehr gut bearbeitete Ringe auf, die Ming Messer (ca.400-220BC) waren generell wesentlich schlechter ausgearbeitet als die zeitgleichen Qi Messer. Obwohl sehr fein im Guss lies die Bearbeitung am Messer selbst und am Ringteil doch sehr oft zu wünschen übrig. Sprich, sie hatten sehr oft Gratreste vom Gießen (Ming-Serie).
Im Fundkomplex erschließt sich oft ein Bild, welches bei den Mingmessern gegen das Tragen am Strick aufgefädelt spricht. Es werden sehr oft Messer gefunden, die plan aufeinander gestapelt und jeweils am Griffteil und am Klingenteil mehrfach mit Strick umwunden sind. Es ist sichtbar, das sie so in den Vergrabungen eingelagert wurden. Am Ringteil fehlen aber die Ansätze von Schnüren vollkommen.

Für mich aus heutiger Sicht ergibt sich das Bild, das die Messer der Qi Serie tatsächlich aufgereiht am Ringteil transportiert wurden, die kleineren Mingmesser jedoch eher gebündelt. Die schlechter bearbeiteten kleineren Stücke hätten sehr wahrscheinlich die Schnüre sehr schnell durchgescheuert. Die Größeren Qi Messer waren vom Wert her (Wertstellung) eher größere Beträge (wobei es keine mir bekannten eindeutigen Überlieferungen zur Kaufkraft gibt)- es musste hier oft Restgeld ausgezahlt werden(meine Vermutung), die kleineren Münzmesser wurden in größeren Mengen zum Bezahlen benutzt und waren möglicher Weise sogar in Gruppen zu bestimmten Wertstufen vorkonfektioniert um das Abzählen zu vereinfachen (so werden sie oft noch gefunden).
Die Qi Messer waren räumlich losgelöst von den anderen Zahlungsmitteln der Zeit und nur sehr örtlich begrenzt genutzt. In den wenigen Hortfunden waren selten andere Münztypen.
Die kleinen Ming Messer werden sehr oft in den Hortfunden zusammen mit Spatenmünzen gefunden, die Zeitgleich umliefen. Auch diese wurden durch Umwickeln mit Strick am "Griffteil" zu mehreren Gruppiert und werden ebenfalls oft noch mit Strickresten gefunden.

Meiner Meinung nach entwickelten sich beiden Typen zeitgleich durch ähnliche Vorbilder, hatten die gleiche Bezahlfunktion, aber nicht unbedingt die gleiche Aufbewahrung und Transport, was der räumlichen Trennung geschuldet sein wird. Die Fundbreite im chinesischen Raum bis nach Japan und Korea zeigt weiterhin auf, das der Staat Qi (im heutigen Shandong Gebiet) mit seinen Zahlungsmitteln viel "isolierter" war als der Rest der chinesischen Staaten. Ming Messer werden oft auch in Korea und Japan gefunden, ebenso einige Spatenmünzen. Qi-Messer jedoch nur extrem selten.
Vereinheitlicht wurde das System erst mit der Abschaffung von Messer und Spatenmünzen, dann wurden auch flächendeckend die Käschmünzen aufgefädelt... .

Grüße pingu
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor pingu für den Beitrag (Insgesamt 2):
Erdnussbier (Do 22.08.24 22:19) • Kesezwerg (Mi 28.08.24 10:36)
Wer sein Geld mit Konsum verschwendet, wird die wahren Freuden eines Numismatikers nie kennenlernen....

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