durch den Kauf eines Konvoluts numismatischer Literatur stieß ich auf dieses schmale Heft der Dr. Wilhelmine Hagen, die als Antrittsvorlesung (als Kriegevortrag) 1944 mit dem Titel " Der Anteil deutscher Städte am Münzwesen des Mittelalters" reüssierte.
Etwas zu ihrer bemerkenswerten Vita als Frau im Wissenschaftsbetrieb der 30/40er Jahre, wenn auch sicherlich gepusht durch den Herrn Papa.

Dat es em Rheinland numal so, mer kennt und helft sich...

Die als erstes Kind von J. und H. Hagen im Jahr 1910 in Köln geborene Wilhelmine bestand 1929 ihr Abitur in Bonn und studierte dort ab demselben Jahr Archäologie, Geschichte und Latein an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Hier wurde sie 1934 über ‚Kaiserzeitliche Gagatarbeiten aus dem rheinischen Germanien‘ promoviert. Danach am Akademischen Kunstmuseum der Universität tätig, wechselte sie 1935 als wissenschaftliche Hilfskraft zum Provinzialmuseum Bonn und dort zu dem von ihrem Vater bis 1937 geleiteten numismatischen Bereich. Dies sollte sie als Fachwissenschaftlerin nachhaltig prägen, auch wenn sie ab 1939 im Luftschutz eingesetzt war. Sie trat u. a. der NSDAP, der NS-Frauenschaft bei. Ihre kumulative Habilitationsschrift wurde 1943 anerkannt, so dass sie als erste habilitierte Frau der Bonner Universität zur Dozentin für Numismatik und Beamtin auf Lebenszeit ernannt wurde. Dies führte ab 1.1.1944 zur Ernennung als einer außerplanmäßigen Direktorialassistentin am Museum und ab 1945 wurde sie als „Landesmuseumsrätin“ Beamtin auf Lebenszeit. Nach dem als entlastet durchgeführten Entnazifizierungsprozess von 1949 begann W. Hagen weitere Aktivitäten zu realisieren. Sie wurde ab 1950 Gründungsmitglied der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, wurde 1954 zum korrespondierenden Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts gewählt, war 1958 Gründungsmitglied der Bonner Münzfreunde. 1965 wurde sie Landesobermuseumsrätin, was sie bis 1975 wahrnahm. Ihr gesamtes wissenschaftliches Leben hat sie der Münz- und Geldgeschichte Nordwesteuropas gewidmet und sie starb im Dezember 1996, bis zum Schluss als fachlich unantastbare, jedoch recht eigenwillige, rüstige Persönlichkeit.
Dieses dünne Heftchen der Antrittsvorlesung ist nach meiner Recherche nicht mehr zu finden, deshalb auch die Veröffentichung meinerseits für den geneigten Interessenten.
Beste Grüße
Udo