Agrippa As mit Neptun

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Brutus
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Agrippa As mit Neptun

Beitrag von Brutus » So 23.01.05 12:24

Hallo liebe Römerfreunde,

hier mal wieder eine kleine Frage an die Experten und Erfahrenen.
Bei ebay sieht man des Öfteren Antike Münzen von Agrippa. Es handelt sich hierbei um ein AS des Agippa mit Neptun auf der Rückseite. Zur Zeit wird dieser AS gleich vier mal von unterschiedlichen Anbietern angeboten. Hier nur ein Beispiel:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... eName=WDVW

Aussehen und Zustand schwanken dabei beträchtlich.
Nach Kampmann ist der AS in den verschiedenen Erhaltungsstuffen zw. 100 EUR und 600 EUR wert, was mich dazu schließen läßt, dass es sich hierbei doch um eine eher seltenere Prägung handelt.

Nun zu meiner Frage: Wie kann es sein, dass einen anscheinend seltene Antike Münze öfter angeboten wird als Münzen die bei Kampmann eher niedrig bewertet werden? Handelt es sich bei den ASSEN womöglich meist um eine Fälschung? :?:

Hier schon mal Danke für Eure hilfe.

Brutus

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chinamul
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Beitrag von chinamul » So 23.01.05 13:17

Hallo Brutus,

es gibt etliche Münzen, die zwar relativ selten sind, aber von interessierten Kreisen (den Anbietern natürlich) zu hochkarätigen Raritäten hochstilisiert werden. Dazu gehören neben dem von Dir angeführten Stück u. a. auch die Asses des Caligula (Rv. Vesta), die Asses des Nero (mit Rv. Victoria mit Schild n. links) und besonders die Legionsdenare des M. Antonius. Bei ihnen sind enorme Preisspannen zu beobachten, die nur z. T. mit den unterschiedlichen Erhaltungsgraden zu begründen sind. Hier hilft nur eines: Man muß die Angebote vergleichen, um einen persönlichen Maßstab für den gerechtfertigten Preis zu entwickeln. Nicht anders ist auch Frau Kampmann vorgegangen, die längere Zeit im Münzenhandel tätig war. Wenn man auf einer Börse einem Stück immer wieder begegnet, kannn es sich dabei kaum um eine Spitzenrarität handeln, auch wenn der Händler das noch so vehement behauptet. Deshalb: Herumgehen, sichten und vergleichen und erst dann beim günstigsten Anbieter kaufen! Weiterhin: Die bei eBay erzielten Preise sind als Maßstab eher ungeeignet. Ich habe mich schon so manches Mal gewundert, was Leute auszugeben bereit sind, wenn auch andere interessiert sind, aber auch, daß attraktive Stücke für einen Appel und ein Ei den Besitzer gewechselt haben.
Was nun die Frage nach der Echtheit betrifft, so habe ich gerade bei den Agrippaasses eigentlich noch keine Fälschungen festgestellt, allenfalls mal barbarisierte Stücke.

Gruß

chinamul
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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » So 23.01.05 13:22

Hallo Brutus

Der As des Agrippa ist ein sehr häufiges und ist nur in sehr guter Erhaltung 500 Euro oder mehr wert. Auf den As von brudini (siehe Link) würde ich überhaupt nicht bieten, das Stück schaut in meinen Augen schrecklich aus. Wird wohl für einige Euro, maximal 10-20 (obwohl ich das nicht verstehen könnte), über den Tisch gehen.

Die Wertangaben im Kampmann sind halt sehr schematisch. Ein gutes Beispiel ist der Carausius, bei dem Kampmann fast alle Münzen gleich bewertet (aber in der Einleitung auf die Gründe verweist). Wertangaben bezüglich antiken Münzen sind immer mit Vorsicht zu geniessen, weil sie sehr subjektiv sind. Dem einen gefällt eine Münze, dem anderen nicht... Dem einen fehlt eine Münze in seiner Sammlung, der andere hat sie schon (oder will sie nicht)... Der eine schätzt sie als ss ein, der andere als ss+... Solche und andere Faktoren spielen neben der Seltenheit und der künstlerischen Qualität wichtige Rollen.

Sehe gerade, dass chinamul schneller als ich war :-)

Gruss, Pscipio
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Beitrag von chinamul » So 23.01.05 13:52

Hallo Pscipio,
das tut mir nun aber mal leid. Dennoch trägt Dein Posting einen sehr wichtigen, wenn nicht entscheidenden Aspekt nach, der sich mit dem folgenden wohlbekannten und vielzitierten Sprichwort wiedergeben läßt: Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Anders als bei Euro- und Spiegelglanzsammlern treffen wir auf unserem Sammelgebiet gewissermaßen auf numismatische Individuen, die sich in aller Regel klar voneinander unterscheiden. Damit unterliegt die Entscheidung für oder gegen den Kauf einer Münze neben preislichen Erwägungen immer auch einer ausgesprochen subjektiven Betrachtung. Es ist schon ein bißchen wie bei der Entscheidung für die Frau, mit der man sein Leben verbringen möchte. Auch die ist nicht von allen nachvollziehbar und bestimmt auch schwer zu erklären. Hoffentlich war dieser Vergleich jetzt nicht zu frivol!

Gruß

chinamul
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Beitrag von Pscipio » So 23.01.05 14:13

chinamul hat geschrieben:Es ist schon ein bißchen wie bei der Entscheidung für die Frau, mit der man sein Leben verbringen möchte. Auch die ist nicht von allen nachvollziehbar und bestimmt auch schwer zu erklären. Hoffentlich war dieser Vergleich jetzt nicht zu frivol!
Ich habe diese Entscheidung zwar noch nicht getroffen, dennoch finde ich den Vergleich sehr gut! :-D Die Entscheidung für oder gegen den Kauf einer Münze mag nicht immer für jeden verständlich sein, doch spielt das auch keine Rolle, denn das Wichtigste ist dieses unbeschreibliche Gefühl, das einem beim Ergreifen einer Münze überfällt. Ist dieses Gefühl vorhanden, dann sollte man nicht auf die Vorlieben anderer Sammler Rücksicht nehmen.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von Peter43 » So 23.01.05 14:24

Im Forum Ancient Coins läuft gerade eine Diskussion über die Überbewertung von römischen Münzen. Hier möchte ich Euch den dort gebrachten Abschnitt von Eckhel nicht vorenthalten, der auch heute noch seine Gültigkeit besitzt:

The recent contention that some Roman coins are "overrated" made me think of Eckhel's introductory remarks in vol. VI of his Doctrina Numorum, Vienna 1796, which may be translated/paraphrased from the original Latin as follows:

I proceed to the explication of the coinage of the Roman Empire. The world has not yet seen an empire more revered and famous than that of the Romans, whose very name evokes a magical admiration. But that great merit would matter little for my present project, unless the Roman Empire overshadowed earlier empires not only in power and majesty, but in the copiousness, excellence, and variety of its surviving coinage. Although an incredible quantity of Roman Republican coins have come down to us, they nevertheless leave us unsatisfied in many ways. The earliest Republican coins were in bronze only, silver was only introduced at a later date, and gold was hardly used at all. The types on the coins in either metal showed little variety, until the vanity of the moneyers and their desire to boast about their ancestry alleviated the boredom caused by the ancient simplicity. Yet the result was still not what later generations might have hoped for. Instead of ancient exploits, some of them fabulous, we would have preferred to see contemporary events depicted in the coinage, along with at least some indication of when the coins were minted. The coins of the emperors present a different picture. Apart from the regular use of all three metals, the types often recorded contemporary history, be it exceptional deeds accomplished at home or abroad, benefactions granted by the emperors to the people, honors voted to the emperors, and whatever else seemed worthy of record thoughout the great empire. In this respect Roman imperial coins far surpass those of earlier empires, however famous, which with almost no aid to history tended to repeat a single type, so that if you have seen one coin of a particular king you might think you had seen them all. Compare the coins of Philip II, Alexander the Great, the Ptolemies, Lysimachus, and others. As to dates, although we do not always know the exact year of issue, we can at least be certain that the coins were struck during the reign of the emperor whose portrait they bear. Another fact which is bound to bring pleasure to those who are interested in the history of the past is that the series of Roman emperors extends over fully fifteen centuries from Julius Caesar to Constanitine XIV, and the coins show us their portraits, and offer reliable, uncorrupted testimony of an empire at one time the greatest in the world, gradually laboring under its own weight and declining, and finally lapsing into utter barbarity and losing its former artistic capabilities.
Since this vast and extensive class of ancient coins not only brings great profits to historical studies, but delights the soul through its reflection of the past, it is incredible to say how eagarly, from the Renaissance on, not only noblemen but private people too have devoted time and money to collecting these remains of Roman antiquity, with an affection that has remained undiminished until the present day. It is to their studies and efforts that we owe the rich collections known from that time, and published for the advantage of the educated world. Once collectors had done their duty by acquiring and assembling these treasures, scholars did not want to be lax in performing theirs, whether by publishing catalogues of the collections, or explaining the coin types, or showing how to distinguish genuine coins from false ones, an ability which is among the most essential in this branch of studies.


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Omnes vulnerant, ultima necat.

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