Interessantes zu schwedischem Plattengeld und Banknoten

Wie zahlten unsere Vorfahren? Was war überhaupt das Geld wert? Vormünzliche Zahlungsmittel

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Pflock
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Interessantes zu schwedischem Plattengeld und Banknoten

Beitrag von Pflock » Mi 01.10.08 22:23

Hallo Forenvolk,
unter Schwedisches "Plate Money" 1750 - Frage Erhaltung wurde bereits über schwedisches Plattengeld geschrieben.

Letzte Woche war ich in Stockholm. Bei der Gelegenheit, habe ich das Königliche Münzkabinett besucht, welches schon für sich sehenswert ist. Zur Zeit ist dort eine Sonderausstellung "The world´s largest coin" zu sehen. Mit den "größten Münzen der Welt" ist das Plattengeld gemeint. Leider weiß ich nicht, wie lange die Ausstellung noch zu sehen ist.

Von dort habe ich ein Prospekt mit interessanten Informationen mitgebracht, die ich hier wiedergeben möchte. Einiges davon wurde bereits in o.g. Beitrag genannt.
  • Was?
    Plattengeld sind rechteckige oder quadratische Kupfer-Münzen.
    Das Kupfer kam aus schwedischen Minen und wurde zu großen Rechtecken gehämmert.
    In der Mitte der Platte wurde der Wert (sozusagen die Münzrückseite) und in die vier Ecken das Herrscher-Monogramm und Prägejahr (also Münzvorderseite) geprägt.
    Plattengeld gab es in den Werten zwischen ½ und 10 Silbertalern. Die weltgrößte Platte hatte einen Wert von 10 Taler, war 33x62,5 cm groß und wog 19,7 kg.

    Warum?
    Dieses Plattengeld wurde geprägt, weil Silber knapp und Kupfer reichlich vorhanden war. Schweden war damals der führende Kupferproduzent in Europa.
    Plattengeld aus Kupfer konnte billiger hergestellt und große Werte leichter transportiert werden.

    Wer?
    Das große Plattengeld wurde von Händlern genutzt oder in Banken deponiert. Während die kleineren Platten in der Bevölkerung kursierten.

    Wann?
    Plattengeld wurde von 1644 bis 1777 hergestellt.
    Seine Zeit begann 1644 unter Königin Kristina, als Schweden der führende Kupferproduzent in Europa war.
    1777 endete die Zeit des Plattengeldes als legales Zahlungsmittel in Schweden. Es wurde aber bis 1808 weiter geprägt, aber nur für den Export.
Das Interessanteste an dem Thema ist, daß das Plattengeld, bzw. sein schwieriges Handling, der Grund für die erste Banknote der Welt war. Und die kam auch aus Schweden.
  • 1657 gründete Johan Palmstruch in Stockholm die Privatbank "Stockholm´s Banco".
    Diese Bank gab 1661 die erste Banknote der Welt aus. Plattengeld konnte gegen Banknoten getauscht werden. Dies wurde meist von Händlern genutzt.
    Leider hat Palmstruch mehr Banknoten ausgegeben, als er Werte in Plattengeld entgegen nahm. Es dauerte nicht lange und "Stockholm´s Banco" war pleite.

    1668 gründete das schwedische Parlament die "Sveriges Rikes Ständers Bank", später "Riksbank" ("Reichsbank") genannt. Sie ist die älteste noch aktive Zentralbank der Welt.
    1701 gab die Bank ihre erste Banknote aus, genannt Transfer-Note.
    Dies war der Startpunkt für die allgemeine Nutzung von Banknoten.

    Mit der ersten Banknote kam auch die erste Fälschung.
    Banknoten bekamen von Beginn an Wasserzeichen, Seriennummern und ein kompliziertes Design zum Schutz vor Fälschungen.

    1755 eröffnet die Schwedische Central Bank ihre eigene Papiermühle in Tumba (nahe Stockholm) und produzierte spezielles Papier für Banknoten. Der Grund war auch hier der Schutz von Fälschungen.
    Dort werden noch heute Papier und Banknoten produziert.
Ich hoffe, ich habe alles halbwegs richtig aus dem englischen Prospekt übersetzt. :roll:
Zuletzt geändert von Pflock am Mi 12.06.13 09:48, insgesamt 5-mal geändert.
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Beitrag von payler » Do 02.10.08 10:07

Danke @Pflock!
Interessanter Artikel. Hast du auch Bilder gemacht die du uns hier vorstellen kannst?

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Beitrag von Pflock » Do 02.10.08 19:54

Nein, war leider verboten. Es gibt auch keine Website zu dieser Sonderausstellung.
Gruß Pflock

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Re: Interessantes zu schwedischem Plattengeld und Banknoten

Beitrag von Huehnerbla » Fr 03.10.08 19:51

Pflock hat geschrieben: 1755 eröffnet die Schwedische Central Bank ihre eigene Papiermühle in Tumba (nahe Stockholm) und produzierte spezielles Papier für Banknoten. Der Grund war auch hier der Schutz von Fälschungen.
Dort werden noch heute Papier und Banknoten produziert.
Ein Bild von seinerzeit kann man sich machen, wenn man die Rückseite der Gedenkbanknote zur 250-Jahr-Feier von Tumba Bruk anschaut.
Dateianhänge
100r.JPG
Gruß
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Beitrag von Pflock » So 05.10.08 12:10

Man sollte sich die Website, welche man vorstellt genauer anschauen. :oops: In der oben vorgestellten englischen Version der Website des Königlichen Münzkabinetts sind nur die wichtigsten Informationen. In der schwedischen Version finden sich weitaus mehr Infos (kann man sich z.B. via Google übersetzen lassen):
Gruß Pflock

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