Brauche Hilfe!!! Unterschied dt. Währungen 1830-1835

Wie zahlten unsere Vorfahren? Was war überhaupt das Geld wert? Vormünzliche Zahlungsmittel

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fiasko
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Brauche Hilfe!!! Unterschied dt. Währungen 1830-1835

Beitrag von fiasko » Sa 13.03.04 15:17

Bräuchte mal eure Hilfe für eine Hausarbeit!
In Texten über eine Geschäftsbeziehung in Sachsen/Leipzig und Preußen/Berlin, aus der Zeit von 1830-1835, tauchen die Währungen Thaler-Courant, Reichthaler und Groschen, Lousidor und Friedrichsdor auf.
Kann mir jemand sagen ob das einfach nur verschiedene Bezeichnungen für die selbe Währung sind?
Wenn nicht von wann bis wann gab es die jeweils und wo konnte man sie verwenden?
Wieviel wäre das jeweils in heutiger Zeit wert? (Zeitwert nicht Sammlerwert!)

Hoffe mir kann einer von euch helfen.
Danke!!

Gruß felix

mfr
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Beitrag von mfr » Sa 13.03.04 15:37

Hallo Felix,
Kurantgeld, -münzen


Bezeichnung für die von staatlichen Stellen auszugebenden Landesmünzen, deren Nennwert dem Metallwert entsprach. Der Ausdruck geht auf das französische "courante" (laufend) zurück und bezeichnet die im Zahlungsverkehr umlaufenden, gängigen Münzen, im Gegensatz zu Scheidemünzen und Papiergeld. Der Ausdruck entsprach etwa der heute benutzten Bezeichnung "gesetzliches Zahlungsmittel". Wenn der Staat seiner Verpflichtung zur Ausgabe von vollwertiger Münze nicht nachkam, konnte die Bank (z.B. die Hamburger Bank) Bankomark, Bankopfund oder Bankotaler in fester Relation zur ortsüblichen Gewichtseinheit Edelmetall einführen. Eine solche Rechnungswährung diente dem Großhandel des Großbürgertums.
Reichstaler


1. Der Reichstaler wurde mit dem Münzedikt von 1566 geschaffen und wurde bald zur Hauptwährungsmünze Deutschlands und zum Vorbild ausländischer Talerprägungen (siehe die niederländischen Rijksdaalder und die schwedischen Riksdaler). Im Grunde handelte es sich um die Legalisierung des sächsischen Guldengroschens als Reichsmünze. Die Reichsmünzordnungen hatten noch den süddeutschen Gulden und den Reichsguldiner den in Nord- und Mitteldeutschland verbreiteten Guldengroschen (Talern) sowie dem sächsischen Taler zu 24 Groschen vorgezogen. Ein Versäumnis, das auf dem Reichsabschied von 1566 nachgeholt wurde, wenn auch zu einem geringfügig herabgesetzten Feingehalt. Aus der Kölner Mark sollten 9 Reichstaler (9-Taler-Fuß) geprägt werden. Der Reichstaler wog 29,23 g, bei einem Feingehalt von 889/1000, sein Feingewicht betrug also 25,98 g. Sein Wert wurde auf 68 Kreuzer festgesetzt, stieg aber bald auf 72 und schließlich auf 90 Kreuzer. Die Reichstaler wurden in der Mehrzahl von den Wettinern (Sachsen) und Welfen (Braunschweig, Lüneburg) geprägt, die Silbergruben im Erzgebirge und am Harz betrieben. Auch bedeutende Finanzplätze (u.a. Köln, Frankfurt a.M., Nürnberg) prägten ihn oft. Die Vs.n zeigen das Bildnis der Münzherren, das Wappen der Städte oder Heilige (bei geistlichen Münzherren), die Rs.n den Reichsadler, aber ohne Wertzahl. Der Reichstaler setzte sich bald gegenüber dem Gulden und Guldiner durch, auch wenn in Süddeutschland weiter nach Gulden gerechnet wurde.

2. Als sich die ausgeprägten Taler von seinen ursprünglichen Werten entfernten, entstand in Norddeutschland eine gleichnamige Rechnungsmünze, ähnlich wie die Rechnungsgulden im Süden. Dieser Reichs- oder Rechnungstaler wurde zu 24 Groschen oder 36 Mariengroschen gerechnet.

3. In Preußen wurde mit dem Graumannschen Münzfuß 1750 eine Silbermünze im 14-Taler-Fuß geschaffen, die als preußischer Taler oder Reichstaler bezeichnet wird. Sie enthielt 16,2 g Silber und blieb über 100 Jahre lang die preußische Währungsmünze. Nur im Siebenjährigen Krieg wurde der Graumannsche Fuß kurzfristig außer Kraft gesetzt. Dieser preußische Reichstaler diente als Vorbild bei der Schaffung des Vereinstalers des Deutschen Zollvereins.
Apfelgroschen


Deutsche Groschenmünzen, als Nachfolger der Fürstengroschen um 1570 eingeführt. Auf einen Reichstaler entfielen ursprünglich 24 Apfelgroschen, aufgrund des sinkenden Feingehalts der Kleinmünzen stieg der Wert des Talers in Groschen aber beständig an. Ihren Namen bekamen sie von der Darstellung des Reichsapfels mit der eingeschriebenen Wertzahl 24 auf der Münzrückseite, deshalb auch Reichsgroschen genannt. Da die Apfelgroschen (12 Pfennige) höher bewertet wurden als die Mariengroschen (8 Pfennige), nannte man sie auch Gute Groschen.
Louis d´or


Französische Goldmünze, die im Rahmen der groß angelegten Münzreform von 1640/41 durch die Verordnung vom März 1640 mit Mehrfach- und Teilstücken eingeführt wurde. Bei einem Raugewicht von etwa 6,7 g wurde die Goldmünze 22-karätig (916 2/3 / 1000 fein) ausgemünzt und entsprach damit der spanischen Pistole (Dublone), die zuvor in großen Mengen nach Frankreich importiert worden waren. Unterstützt von Kardinal Richelieu spielte der bedeutende Münzgraveur Jean Warin (1604-1672) eine wesentliche Rolle in der Neuordnung des französischen Münzwesens. Er schnitt die Stempel für den ersten Typ "à l´antique" (nach antikem Aussehen) wie auch für viele weitere Typen der Goldmünze sowie für das silberne Gegenstück, den Louis d´argent oder Ecu blanc. Er stellte die Goldmünzen maschinell mit dem Spindelprägewerk und einer speziellen Rändelmaschine her, die das Beschneiden der Münze verhindern sollte (Beschneidung). Das Münzbild zeigt auf der Vs. das Kopfbild des Königs Ludwig XIII. (1610-1643) mit Lorbeerkranz, Umschrift: LVD(OVICUS) XIII D.G. FR(ANCE) ET NAV(ARRE) REX, im Abschnitt die Jahreszahl; auf der Rs. das bekrönte, vierfache Doppelmonogramm (L und gespiegeltes L) in Kreuzform, in den Winkeln vier Fleurs de lis, im Zentrum das Kennzeichen der Münzstätte im Kreis. Die erste Ausgabe umfasste 1/2-, 1-, 2-, 4-, 8- und 10-Louis-d´ors-Stücke. Letztere in der Variante mit drapierter Königsbüste auf breitem Schrötling, eine der gesuchtesten und wertvollsten Goldmünzen Frankreichs. In der Folgezeit wurden für den Geldverkehr nur noch Halb-, Einfach- und Doppel-Stücke ausgegeben.
Wie den Louis d´argent gab es auch den Louis d´or in vielen Typen und Varianten bis zur Revolution, und darüber hinaus bis 1793. Unter Ludwig XIV. (1643-1715) zeigen die Typen "à la mêche courte" (mit kurzer Locke) und "à la mêche longue" (mit langer Locke) den König als Kind. Das jugendliche (juvenile) Kopfbild zeigen die Typen "juvenile lauré" (belorbeert) und "juvenile à la tête nue" (barhäuptig). Der 1679-84 geprägte Typ "à la tête virile" zeigt den Sonnenkönig in reiferen Jahren, ebenso wie der ursprünglich aus der Münzstätte Aix en Provence (Münzzeichen &) stammende Typ "d´Aix". Der Typ "à l´écu" zeigt den Lilienschild von Frankreich, der in Pau geprägte, seltene Typ "à l´écu du Béarn" den dreigeteilten Wappenschild (Frankreich, Navarra, Béarn). Zwischen 1693 und 1701 wurde der Typ "aux 4 L" mit abwechselnd 4 L (Monogramm) und 4 bekrönten Fleurs des lis auf der Rs. geprägt. Seit 1701 zeigt der Typ "aux 8 L et aux insignes" 8 L über gekreuzten Insignien. Es folgten der Typ "aux insignes" (mit Insignien) und zuletzt der Typ "au soleil" mit der Sonne, dem persönlichen Kennzeichen des Königs, im Zentrum der Rs. In Deutschland wurde dieser Typ Sonnenpistole genannt. Das Bildnis Ludwigs XV. (1715-1774) als Kind ist auf den Typen "aux insignes" (Ovalschild über Insignien) und "de Noailles" (vier in Kreuzform gestellte Schilde von Frankreich und Navarra) dargestellt. Der irrtümlich "à la Croix de Malte" genannte Typ zeigt eigentlich das dem Malteserkreuz gleichende Kreuz des Ordens vom Heiligen Geist (L´ordre de Saint-Esprit). Es folgten die Rückseitentypen mit zwei spiegelverkehrten L ("aux 2 L") und zwei spiegelverkehrten kursiven L zwischen kurzen und langen Palmzweigen (genannt "Mirliton"). Der häufig geprägte Typ "aux lunettes" (1726-1740) zeigt av. die drapierte Büste des Königs, rv. die bekrönten Ovalschilde von Frankreich und Navarra. Diese Rückseite ist auch beim Typ "au bandeau" (1740-1771) beibehalten worden, der av. das große Kopfbild mit Band im Haar zeigt. Nach dem belorbeerten Kopfbild des greisen Königs ist der Typ "à la vielle tête" (1771-1774) benannt. Die Ovalschilde wurden unter König Ludwig XVI. (1774-1792) bis 1785 beibehalten, danach erschienen die Wappen von Frankreich und Navarra in eckiger Form nebeneinander (Typ "au buste nu"). Die verschiedenen Typen und Varianten wichen im Feingewicht leicht von dem gesetzlich vorgeschriebenen Gehalt ab. Ihr Wert lag in der Regel zwischen 10 und 30 Livres tournois (33 im Elsass), konnte aber durch die Réformations zeitweise bis auf über 70 Livres steigen.
Der letzte Louis d´or de 24 Livres wurde bereits in den Revolutionsjahren 1792 und 1793 geprägt. Die Rs. zeigt den Typ Constitutionnel: einen geflügelten Genius, der die Verfassung (frz. Constitution) auf eine Tafel schreibt, im Abschnitt das Datum nach dem revolutionären Kalender: L´An 4 bzw. 5 de la Liberté (1792, 1793), in der Umschrift: REGNE DE LA LOI (Herrschaft des Gesetzes). Die Vs. zeigt den barhäuptigen Kopf des Königs, in der Umschrift: LOUIS XVI ROI DES FRANÇOIS (König der Franzosen) und nicht mehr wie zuvor LUD. XVI. D. G. FR. ET NAV. REX (Ludwig XVI. König von Gottes Gnaden von Frankreich und Navarra). Dieser Typ wurde auch nach Ablösung der konstitutionellen Monarchie (am 21. September 1792) durch die Republik (ein Tag später) geprägt. Kurioserweise wurde in der Münzstätte Paris (Kennbuchstabe A) die Fabrikation der mit An 5 datierten Stücke fünf Tage nach der Exekution des Königs (21. Januar 1793) überhaupt erst begonnen. Noch im Jahr 1793 (L´An II de la République) folgte ein goldenes 24-Livres-Stück, das den Typ "Constitutionnel" auf der Vs. zeigt, im Abschnitt die Jahresangabe 1793 (nach gregorianischem Kalender); die Rs. zeigt die Wertbezeichnung im Kranz, darum REPUBLIQUE FRANÇOISE, darunter AN II (Jahr II nach republikanischem Kalender). Die ersten Goldstücke in der Franc-Währung waren die 20- und 40-Francs-Stücke, die das Kopfbild des damaligen Ersten Konsuls, Napoleon Bonaparte, mit unbedecktem Kopf zeigen. Die Rs. bietet die Wertbezeichnung im Kranz, im Abschnitt AN XI (1802/03) oder AN 12 (1803/04).
Friedrich d´or


Bezeichnung für die Pistole (5-Taler-Goldmünze), die unter König Friedrich II. (dem Großen, 1740-1786) eingeführt und deren Prägung von seinen Nachfolgern Friedrich Wilhelm II. 1786-1797), III. (1797-1840) und IV. (1840-1861) weitergeführt wurde. Die Pistolen nach spanischem (Escudo de ouro) und französischem (Louis d´or) Vorbild wurden in mehreren deutschen Staaten eingeführt. In Preußen gab es zuerst Doppelpistolen (Wilhelm d´or) und deren Halbstücke in den letzten drei Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I. (1713-1740). Sein Sohn Friedrich der Große änderte den Typ und ließ ab 1741 Pistolen ausprägen, ab 1747 auch doppelte und ab 1749 halbe Stücke. Sie zeigen in verschiedenen Varianten die Büste oder das Kopfbild des Königs auf der Vs. und den Preußischen Adler mit Trophäen auf der Rs.. Ihr Feingewicht von 6,05 g wurde 1770 auf 6,03 g geringfügig reduziert. Während des Siebenjährigen Kriegs veranlasste (1756-1763) der König die Prägung von sog. Mittel-Friedrich d´ors mit einem Gewicht von 4,3 g, ähnlich den Mittel-August d´ors im besetzten Sachsen.
Friedrich der Große ließ die Goldmünzen Mitte des 18. Jh.s in großen Mengen ausbringen, nach Schrötter ein erfolgloser Versuch, die Kolonialmacht Niederlande aus dem Ostseehandel zu verdrängen. Dank der bedeutenden Goldfunde in Brasilien konnten große Mengen bis ins beginnende 19. Jh. ausgeprägt werden. Mit dem Rückgang des Goldes auf dem Weltmarkt in der ersten Hälfte des 19. Jh.s verringerten sich allmählich die Stückzahlen, in den 40er Jahren des 19. Jh.s gingen sie dramatisch zurück. Mit dem Übergang Preußens zur Silberwährung erlosch die Prägung der preußischen Pistolen, die letzten stammen aus dem Jahr 1855.
Quelle: jeweils www.muenzen-lexikon.de

Viel Spaß beim Lesen ;)

Zum Gegenwert der damaligen Münzen gibt es im Unterforum Münzgeschichte zahlreiche interessante Beiträge.

Gast
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Beitrag von Gast » Sa 13.03.04 16:46

Wenn wir uns mal nur die hier genannte Zeit 1830-1835 ansehen, sieht es folgendermaßen aus:
Reichstaler ist der Taler zu 14 Stück aus der feinen Mark; er enthält also 16,7 g Silber. Solche Taler liefen zu dieser Zeit in ganz Norddeutschland um.
Seit 1821 teilt sich in Preußen der Taler in 30 Silbergroschen zu je 12 Pfennig.
Die in dieser Zeit geprägten Friedrichsd'or, die preußischen Goldmünzen, enthalten 6,03 g Feingold.
Louisd'or wurden nicht mehr geprägt. Wenn Du bei Deinen Rechnungen siehst, daß der Louisd'or etwas geringer bewertet wird als der Friedrichsd'or, dann ist es das französische 20-Francs-Stück, auf den der alte Name übertragen wurde. Es enthielt 5,805 g Feingold.

Kaufkraftberechnungen sind immer problematisch, denn die Verhältnisse sind nur schwer vergleichbar. Ganz grob kann man höchstens sagen, daß eine Familie mit einem Jahreseinkommen von 100 Talern damals ganz komfortabel leben konnte.

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