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Fälschungen von Kaiserreich- Münzen

Verfasst: Mo 13.07.09 10:02
von chillout
Hallo zusammen,

ich habe eine kleine Sammlung an Reichsgold- und -silbermünzen zusammengetragen. Orientiert habe ich mich u.a. daran, von welchen Münzen IM MICHELKATALOG Fälschungen erwähnt sind - diese Exemplare und Jahrgänge habe ich zu vermeiden gesucht oder nur bei renommierten Händlern erworben.
Nun sah ich kürzlich bei Auktionen eines Internethauses reihenweise Münzen offiziell als Fälschungen eingestellt, die bei Michel überhaupt nicht oder nur mit anderen Jahrgängen als Fälschungen aufgezählt wurden.
Nun meine Fragen:
1. Gibt es ein - erschwingliches - Werk mit vollzähliger Auflistung der KR-Fälschungen? ggf mit Merkmalen
2. Ist der Michel unvollständig in dieser Hinsicht?

Vielen Dank im Voraus!

Verfasst: Mo 13.07.09 11:53
von Pflock
So weit ich das verstanden habe, kann es von den Kaiserreich-Goldmünzen eigentlich von jedem Jahrgang Fälschungen geben. Und auch Typen, die es gar nicht gab.
Siehe hier:
http://www.numispedia.de/Schmidtsche_F%E4lschung
http://www.gietl-verlag.de/rundumssamme ... s-104.html

Verfasst: Di 14.07.09 07:54
von Numis-Student
Hallo Chillout,
eine vollständige Fälschungsliste ist schwer zu erstellen. Erstens müssen alle erkannsten Stücke gemeldet und erfasst werden. Und wenn eine solche Liste existieren würde, würden Fälscher sofort auf nicht gelistete Jahrgänge umschwenken (Da glauben ja dann manche Sammler, die gäbe es nicht als Fälschung, und alle Angebote müssen echt sein ;-) ).
Daher kann ich dir eigentlich nur zwei Ratschläge geben:
1. Investiere ein bisschen in Literatur (der Michel ist doch ein Briefmarkenkatalog :roll: ja, ja, ich weiss schon, die haben auch Münzkataloge, aber ich würden den kleinen deutschen Münzkatalog oder den Jaeger immer vorziehen).
2. Mache dich mit den technischen Parametern der Münzen vertraut (gute Waage, Lupe und Schieblehre sind notwendig) und lerne, echte und falsche Münzen so gut es geht zu unterscheiden. Ein gutes eigenes Gefühl für die Echtheit ist besser als irgendeine Fälschungsliste.

Und wenn es Fragen gibt: Immer her damit :-)

Schöne Grüße,
MR

Verfasst: Di 14.07.09 07:56
von Numis-Student
Ach, noch ein Nachtrag: vom Herrn Weege gibt es zwei Bücher über Fälschungen. Sind zwar nicht sehr preiswert, aber im Vergleich zum Schaden, der durch eine teure Fälschung entstehen kann, immer noch sehr sinnvoll.
Dort werden auch viele der kleinen Details und Unterschiede gezeigt und beschrieben.
Schöne Grüße,
MR

Verfasst: Mi 15.07.09 08:30
von chillout
Numis-Student hat geschrieben:..... zwei Ratschläge geben:
1. Investiere ein bisschen in Literatur (der Michel ist doch ein Briefmarkenkatalog :roll: ja, ja, ich weiss schon, die haben auch Münzkataloge, aber ich würden den kleinen deutschen Münzkatalog oder den Jaeger immer vorziehen).
2. Mache dich mit den technischen Parametern der Münzen vertraut (gute Waage, Lupe und Schieblehre sind notwendig) und lerne, echte und falsche Münzen so gut es geht zu unterscheiden. Ein gutes eigenes Gefühl für die Echtheit ist besser als irgendeine Fälschungsliste.

Und wenn es Fragen gibt: Immer her damit :-)

Schöne Grüße,
MR
Hallo nach Wien,

danke für die offenen Worte - ich werde sie beherzigen. Zumal sowieso die Anschaffung eines neuen Katalogs bevorsteht und ich schon eine Waage sowie Lupe habe. Muss meinereiner nur noch wissen, wonach er mit 8facher Vergrößerung suchen muss :?
Außerdem schreibst Du was von "zwei" Weege-Büchern... Bisher habe ich bei dem Internetauktionator immer nur eines für 99€ gesehen. Würde mich da bitte Jemand aufklären?

Grüße aus Berlin
MM

Verfasst: Mi 15.07.09 08:59
von Medalstrike
Hallo chillout,

Der 1. Weege nennt sich:
Weege - ECHT oder FALSCH - Münzfälschungen - Fachkatalog. Über 300 Seiten, mit über 1.000 Gegenüberstellungen von echt - falsch - Münzen.
Alle Deutschen Gebiete vom Deutschen Kaiserreich bis Bundesrepublik, sowie Abbildungen von vielen bekannten Fälschungen ausländischer Münzen..
und kostet 49,00 Euro

Der 2. Weege befasst sich nur mit Fälschungen Deutsches Kaiserreich


Gruß Medalstrike

Verfasst: Mi 15.07.09 10:11
von chillout
@ Medalstrike:

Herzlichen Dank für die Blitzantwort!

Verfasst: Mi 15.07.09 14:29
von Numis-Student
Hallo MM,
such auch mal bei zvab nach gebrauchter/antiquarischer Literatur (der Text ändert sich nicht, wenn er gelesen wird, nur das Buch wird viel günstiger ;-) ).
Dieser Hinweis aber nur für allgemeine numismatische Literatur, Bewertungskataloge sollten schon einigermaßen aktuell sein (wobei mir persönlich auch ein Jaeger von vor 2 Jahren reichen würde.
Ein Suchvorschlag wäre konkret eine alte Ausgabe von money trend, und zwar die Nummer 10-SH vom 18. Oktober 1988 (Sonderheft Fälschungen). Dies ist sozusagen der etwas veraltete Vorläufer vom Weege, aber es enthält auch eine Menge guter Ratschläge und vergrößerte Fotos von Fälschungen.
Schöne Grüße,
MR

Verfasst: Mi 15.07.09 14:39
von Numis-Student
chillout hat geschrieben:
Muss meinereiner nur noch wissen, wonach er mit 8facher Vergrößerung suchen muss :?
Tja, das lässt sich entweder ganz pauschal beantworten (nach allem, was nicht mit anderen Kaiserreichmünzen übereinstimmt), oder etwas differenzierter:
Gussfälschungen haben ganz typische Oberflächen, entweder enthalten sie kleine Luftbläschen, oder (bei Schleudergussfälschungen) kann die Oberfläche auch gefährlich gut werden. Wenn eine Münze in zwei Halbformen gegossen wird, bleibt am Rand eine Gussnaht. Diese kann weggefeilt werden, dann gibt es am Rand Feilspuren. Dann kommt noch die Randschrift: die muss entweder mit einzelnen Schlagbuschstaben eingepunzt werden (oft etwas unregelmäßig), oder sie wird eingraviert, was man mit Lupe auch erkennt.
Prägefälschungen stammen von modernen Stempeln, da die Fälscher ja nicht auf die Originalstempel zurückgreifen können. Bei der Herstellung davon unterlaufen meist kleine bis kleinste Fehler. Da hilft dann der Vergleich eines möglichst guten Bildes einer Originalmünze mit dem verdächtigen Stück (Schöne Bilder gibts bei coinarchives).
Galvanos sind auf dem Foto meist nicht zu erkennen, aber am Rand sind Spuren zu sehen, weil beide Seiten einzeln hergestellt wurden und dann zusamengelötet wurden. Ausserdem klingen solche Stücke ganz anders als Originale.
Schöne Grüße,
MR

Verfasst: Mi 15.07.09 22:10
von chillout
Numis-Student hat geschrieben:
chillout hat geschrieben:
Muss meinereiner nur noch wissen, wonach er mit 8facher Vergrößerung suchen muss :?
Tja, das lässt sich entweder ganz pauschal beantworten (nach allem, was nicht mit anderen Kaiserreichmünzen übereinstimmt), oder etwas differenzierter:
Gussfälschungen haben ganz typische Oberflächen, entweder enthalten sie kleine Luftbläschen, oder (bei Schleudergussfälschungen) kann die Oberfläche auch gefährlich gut werden. Wenn eine Münze in zwei Halbformen gegossen wird, bleibt am Rand eine Gussnaht. Diese kann weggefeilt werden, dann gibt es am Rand Feilspuren. Dann kommt noch die Randschrift: die muss entweder mit einzelnen Schlagbuschstaben eingepunzt werden (oft etwas unregelmäßig), oder sie wird eingraviert, was man mit Lupe auch erkennt.
Prägefälschungen stammen von modernen Stempeln, da die Fälscher ja nicht auf die Originalstempel zurückgreifen können. Bei der Herstellung davon unterlaufen meist kleine bis kleinste Fehler. Da hilft dann der Vergleich eines möglichst guten Bildes einer Originalmünze mit dem verdächtigen Stück (Schöne Bilder gibts bei coinarchives).
Galvanos sind auf dem Foto meist nicht zu erkennen, aber am Rand sind Spuren zu sehen, weil beide Seiten einzeln hergestellt wurden und dann zusamengelötet wurden. Ausserdem klingen solche Stücke ganz anders als Originale.
Schöne Grüße,
MR
Ich bin gerade erstaunt, wie rasch ich richtig gute Antworten bekomme. Herzlichen Dank an alle!

Irgendwann hatte ich mal einen 5 Mark KR Sachsen in Gold. Den habe ich zur Münzmesse in Berlin rumgezeigt mit Bitte um Einschätzung, ob echt oder falsch. Es war interessant, den Händlern zuzuhören. Im Bodemuseum war es dann nicht anders - zwei Experten mit zwei Meinungen. Ich war sowas von ratlos, zumal ich an das Stück äußerst günstig gekommen war. Ich habe begriffen: Ein weites Feld, auch für Experten.

Verfasst: Do 16.07.09 00:58
von Numis-Student
Hallo,
in diesem Fall habe ich den Eindruck, dass jemand meine Antworten nicht nur überfliegt, sondern sich auch zu Herzen nimmt. Und dann helfe ich gerne.

Zu der Geschwindigkeit muss ich aber noch was loswerden:
Ich bin nicht immer in der Nähe meines PCs, die Anderen sind es auch nicht ;-)
Also sei bitte bitte nicht böse, wenn du mal einen Tag auf Lösungen/Antworten warten musst. Bei schwierigen Fragen ist es oft auch so, dass man selber erst suchen muss und daher nicht sofort antworten kann. Ich würde aber sagen, jede (ernsthafte und numismatische) Frage wird dir spätestens in einer Woche irgendwie beantwortet. Und falls das nicht sein sollte, kannst du die Frage ein paar Wochen ruhen lassen und dann durch ein erneutes Posting (im alten Thread) wieder nach oben holen.
Schöne Grüße,
MR

Verfasst: Do 16.07.09 01:03
von Numis-Student
Numis-Student hat geschrieben: Ich würde aber sagen, jede (ernsthafte und numismatische) Frage wird dir spätestens in einer Woche irgendwie beantwortet. Und falls das nicht sein sollte, kannst du die Frage ein paar Wochen ruhen lassen und dann durch ein erneutes Posting (im alten Thread) wieder nach oben holen.
Falls Irgendjemand noch eine Idee zu meinem Paradebeispiel hat, immer her mit Antworten :-)
http://www.numismatikforum.de/ftopic30707.html

Schöne Grüße,
MR

Verfasst: Do 16.07.09 07:00
von chillout
Numis-Student hat geschrieben:..... Ausserdem klingen solche Stücke ganz anders als Originale.....
@ Numis-Student: Nochmals vielen Dank!
@ All:
Bei obigem Thema frage ich mich gerade, wie man das so macht - einen Klang prüfen :?:
Mit etwas Metallischem dagegenschlagen? :?: :?: Eher wohl nicht.
Fallenlassen ist auch nicht besser, jedenfalls nicht auf harten Untergrund. :?: :?: :?:
Und wenns weich ist, klingt nix... :?

Verfasst: Do 16.07.09 11:14
von Lutz12
Übung macht den Meister!
Ganz so empfindlich sind Münzen nun auch nicht.
Ich habe da zwei Techniken.
1. fast flach auf den "harten" Holz-Schreibtisch fallen lassen (ein paar Centimeter Höhe).
2. auf den Knöchel das Daumen legen und mit einem Bleistift oder Kuli durch leichtes Anschlagen zum "Klingen" bringen.
Bei beiden Techniken ist es wichtig zu üben, Vergleiche zu machen mit Stücken, die man sicher als echt oder falsch einordnen kann.
Deshalb ist es aus meiner Sicht auch gut in seine Sammlung eine kleine Fälschungsgalerie bewußt aufzunehmen, zu der auch Galvanos gehören sollten.
Gruß Lutz

Verfasst: Do 16.07.09 13:40
von Numis-Student
Meine Methode zur Klangprüfung:
auf einer Fensterbank oder einen Tisch mit Steinplatte die Münze auf den Rand stellen und in Drehung verstetzen, so dass sie nach dem Test auf der Seite liegt.
Schöne Grüße,
MR