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wildes Gegenstempeln??

Verfasst: So 19.08.07 12:21
von Lukianos
Hab hier zwei Münzen, die mal bei einem Konvolut mit dabei waren. Da ich die beiden überhaupt nicht einordnen konnte hab ich sie immer beiseite gelegt. Liegen nun schon paar jahre unbeachtet rum. Habe den Eindruck, hier wurde ganz wild mit Gegenstempeln gearbeitet. Kann jemand was damit anfangen??

Münze 1: 19-22 mm, Kupfer, Gewicht hab ich leider nicht (brauch erst ne neue Waage)
Münze 2: 24-26 mm, Bronze (vermtl.)

ich glaub mich zu erinnern, das der damalige verkäufer was von fund an spanischer küste geschrieben hätte (ist aber ohne Gewähr)

Verfasst: So 19.08.07 20:14
von Chippi
Nun, ein Fachmann bin ich nicht, würde aber tatsächlich bei Spanien suchen.

Gruß Chippi

Verfasst: So 19.08.07 22:31
von diwidat
Richtig, das sind Spanier aus der Zeit der großen Kleingeld Knappheit, grob so zwischen 1630 und 1660 unter Philipp V.
Die Stücke werden Resellos genannt und sind mit den Gegenstempeln praktisch im Wert verändert worden - mal höher, mal niedriger, je nach Bedarf inner halb der ca. 30 Jahre ihrer Zirkulation.
Der untere ist 1655 mit einem Wert von 6 (VI) Maravedis gegengestempelt worden, der obere ist ein gestempeltes 8 Maravedis Stück.
Die Story darüber ist sehr spannend.

Verfasst: Mo 20.08.07 19:17
von Lukianos
Danke diwidat!!! Jetzt hats bei mir klick gemacht. Hab mal irgendwann was gelesen über die Vellon-Inflation - is aber schon ewig her und da lagen die Münzen schon "verramscht" im Schrank. Hast du zufällig noch nen Quellen-Tipp anhand derer mann die zeitliche Abfolge der Gegenstempel in etwa nachvollziehen kann? Danke im vorraus!!!

Verfasst: Mo 20.08.07 20:18
von diwidat
Da habe ich nur mal eine Katalogaufstellung gesehen in einem spanischen Katalog:
LAS MONEESPANOLAS desde los REYES CATOLICOS a JUAN CARLOS I. 1474 - 1977 (Barcelona)
von Juan Cayon und Carlos Castan
Das Werk ist leider nicht in meinem Besitz.
Die Gegenstempelungen haben aber gegen 1636 begonnen und endeten 1659 mit einer Währungsreform.
Für meine Münzfreunde hatte ich mal an einem Vortrag gearbeitet, der das Thema aber nur oberflächlich behandelte (für die Aha Effekte).
Dubletten von diesen Münzen sind bei mir noch zahlreich vorhanden, aber noch nicht aufbereitet..

Verfasst: Mi 22.08.07 13:27
von tournois
Wenn ich mich nicht täusche stellen die kleinen Ziffern, wie z.B. "VIII" oder "8", den Wert, respektive das Nominal dar und die vierstellige Ziffer die Jahreszahl.
Anhand der Jahreszahl kann man dann auch feststellen in welcher Stadt sie verausgabt wurden.

Z.B. : Stempel "VIII", Jahreszahl "1641" = 8 Maravedis Resellados aus Granada

Der Münztyp spielt dabei allerdings ebenfalls eine Rolle!

Resellados bedeutet wohl "gegengestempelt".

Zum Thema haben wir hier schon einmal etwas stehen!

-> http://www.numismatikforum.de/ftopic16582.html

Die Suchfunktion ist schon was feines!! ;)


@Diwidat: Manchmal spielt einem das Gedächtnis einen Streich, nicht wahr!? ;)

Verfasst: Mi 22.08.07 20:29
von diwidat
Mir macht es schon nichts mehr aus, wenn ich mal etwas vergesse, das kommt sicherlich im nächsten Leben auch wieder vor.

Zur Herkunft der Gegenstempel: Die meisten Wertstempel (nicht Nominal) beinhalten ein Münzstättenzeichen wie M / MD / S / B und noch viele mehr, wie bei den regulären Münzen auch. Das Jahr ist dafür keine Zuordnung.
Der Münztyp der Grundmünze ist dann wiederum nur eine Zuornung für den Wert. Das Nominal für alle diese Resellos ist Maravedis.
Resellos: der englisch Begriff des "Resellers" ist für mich fast die beste Begriffserklärung.

Verfasst: Mi 22.08.07 21:01
von tournois
Sicherlich mögen Münzen mit Mzz dabei sein, jedoch wohl nicht ausschließlich!
Wenn ich den Cayon & Castan richtig interpretiere, ist jedoch bei vielen lediglich die Jahreszahl Hinweis auf die Münzstätte.

Zu dem Begriff "Resellos" habe ich trotz Suche nichts gefunden was ihn "übersetzt"!
Ob sich eine Übereinstimmung zu dem von Dir aufgeführten englischen Begriff herleiten lässt.......?!
Sinnig klingts ja!

So müßte ich meine obige "Behauptung" ändern und statt "gegengestempelt" eher "wiederverwendet" sagen. Vielleicht trifft diese Bezeichnung eher zu (und vielleicht auch Deine Zustimmung)? :wink:

Verfasst: Do 23.08.07 01:07
von diwidat
Als ganz kleiner "Mitsammler" ist mir alles recht, wenn es nur nicht die Tatsachen verbiegt.
Das Resale war mir so spontan beim Lesen Deiner Bemerkung eingefallen.

Die angehängten Bilder zeigen die Münzstätten auf den Gegenstempeln.
Es ist richtig, dass nicht auf allen Stempeln die Münzstätte verzeichnet sind, aber die Verordnungen für die Gegenstempelei war nicht landesweit, sondern für einige Münzstätten unterschiedlich - da gibt es Literatur, die ich im Detail nicht kenne-.
Daher war eine Kennzeichnung schon erforderlich - auch hier haben die Beamten gewütet.

Mit dieser Prägezange wurden die Gegenstempel gleichzeitig auf beiden Seiten der Münze eingeschlagen. Der Wert und die Jahreszahl liegen sich auf den Münzenseiten jeweils gegenüber

Verfasst: Do 23.08.07 08:44
von tournois
Ein paar schöne Stücke hast Du da!

In meiner "Allerweltssammlung" befand sich mal ein Lot von etwa 200 Stück solcher Münzen.

Ich habe sie dann irgendwann aus Mangel an Literatur und wider besseren Wissens über eBäh verhökert........

Nach diesem Beitrag für mich eher ärgerlich! Da es doch ein recht interessantes Thema darstellt!

Na ja...man kann ja nicht alles sammeln! ;)

Verfasst: Do 23.08.07 20:33
von diwidat
Man kann (und sollte) nicht alles sammeln.
Wenn etwas interessante über mich kommt, steige ich aber auch etwas tiefer ein.

Der Grundstock war ein Zufallskauf (ohne jegliche Kenntnisse) und hat sich durch die freundliche Unterstützung eines Spanienkenners zu einer kleinen Übersichts-Sammlung ausgebaut, ohne Anspruch das Thema weiter zu verfolgen.
Mir reicht es für einen Vortrag und einen Themenüberblick.
Bei Gelegenheit werden die Erkenntnisse dann noch etwas vertieft. Leider sind bestimmte Formen der Erkenntnisse nicht weiter übertragbar.