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Interessantes 'die matching' bei einer Provinzmünze
Verfasst: Di 08.12.09 14:47
von Peter43
Hallo!
Daß ein Vs.-Stempel für mehrere verschiedene Rs. benutzt wurde, ist bekannt. Bacchus aus dem amerikanischen Forum, der sich besonders mit Diadumenian beschäftigt, hat für ein Doppelportrait von Macrinus und Diadumenian aus Marcianopolis bisher 17 verschiedene Rs. gefunden!
Viel seltener aber ist es, daß eine Rs. mit verschiedenen Vs.-Stempeln versehen wurde. Hier ist ein Beispiel aus meiner Sammlung. Die obere Münze ist Elagabal, Nikopolis ad Istrum, AMNG I/1, 1968 var. (var. weil Pick keine Legendentrennung beschrieben hat. Kann aber ein Versehen sein). Die untere ist in AMNG nicht gelistet. Aber die Rs. der unteren ist stempelgleich mit der oberen, hat aber einen anderen Portrait-Typ, drapiert und cürassiert anstatt nur den Kopf.
Hat jemand ähnlche Beispele in seiner Sammlung? Also stempelgleiche Rs. mit unterschiedlichen Vs.?
Mit freundlichem Gruß
Verfasst: Di 08.12.09 15:08
von areich
Ist das so?
Ich dachte, es gäbe zu jedem Zeitpunkt eine gewisse Anzahl Vor- und Rückseitenstempel, die frei kombiniert wurden (manchmal war die Anzahl eben geringer bzw. 1). Wenn bei der Herstellung der Vorderseitenstempel zu Bruch geht kann man doch schließlich nicht bis zu 17 Rückseitenstempel wegwerfen.
Verfasst: Di 08.12.09 15:15
von Peter43
Bacchus hat einen Vs.-Stempel mit 17 verschiedenen Typen von Rs.-Stempeln, nicht umgekehrt!
Mit freundlichem Gruß
Verfasst: Di 08.12.09 15:32
von areich
Nein, Du hast recht. Aber das bedeutet, daß sämtliche mit ihm gekoppelten Rückseitenstempel mit ihm zusammen entsorgt wurden, als er (der Vorderseitenstempel) ausgemustert wurde.
Verfasst: Di 08.12.09 15:35
von Peter43
Das ist nicht gesagt. Es hängt davon ab, ob man einen oder mehrere dieser Rs.-Stempel auch mit anderen Vs.-Stempeln findet, so wie bei meinem Beispiel.
Mit freundlichem Gruß
Verfasst: Di 08.12.09 15:40
von areich
Aber bei 17 mit ihm verbundenen Rückseitenstempeln sollte man das oft finden.
Ich habe mal kurz rübergeguckt über Malcolms Seite (Fünfer aus Markianopolis) und nicht einen Fall gefunden. Also können es zumindest nicht viele sein.
Hier ist ein Fall (Nummer 14)
http://www.forumancientcoins.com/ayiyor ... cdies.html
Verfasst: Di 08.12.09 16:17
von Peter43
Genau das meinte ich! Sie sind nicht häufig. Kennt jemand Beispiele aus seiner eigenen Sammlung?
Mit freundlichem Gruß
Verfasst: Di 08.12.09 16:32
von areich
Ich stimme Dir ja zu, ich bin nur sehr erstaunt, daß es so ist.
War das immer so? Online kenne ich keine Stempelkataloge abgesehen von denen zu Macrinus/Diadumenian aber hast Du nicht die Bücher von Hristova/Jekov?
Verfasst: Di 08.12.09 20:12
von Peter43
Nikopolis von Hristova/Jekov ist eben gerade herausgekommen. Vielleicht bekomme ich es noch vor Weihnachten. H/J haben Marcianopolis und Serdica nach Reverstypen geordnet. Unterschiedliche Vs.-Stempel werden nicht berücksichtigt, aber natürlich unterschiedliche Vs.-Stempeltypen. Aber jetzt von verschiedenen Rs. die Vs.-Stempel zu untersuchen, wäre sehr mühevoll, besonders bei den kleinen und drucktechnisch nicht auf der Höhe stehenden Bildern.
Mit freundlichem Gruß
Verfasst: Di 08.12.09 23:36
von chinamul
Obwohl hier keine Provinzialmünze vorliegt, ist der vor einiger Zeit diskutierte Sesterz des Philippus I ein weiteres Beispiel für eine Rückseite, die mit unterschiedlichen Av.-Stempeln verwendet wurde.
http://www.numismatikforum.de/ftopic8093.html
http://www.numismatikforum.de/ftopic29982.html
http://www.numismatikforum.de/ftopic29982-15.html
Gruß
chinamul
Verfasst: Mi 09.12.09 08:59
von areich
Ich hätte gedacht, daß das die Regel ist, es wird solange geprägt bis ein Stempel
nicht mehr gut genug is (welcher auch immer), dann wird er ausgetauscht.
Vielleicht ist die Zeit von Macrinus/Diadumenian eine Ausnahme denn das scheint doch eine wahnsinnige Verschwendung zu sein.
Verfasst: Mi 09.12.09 10:27
von nexram
Hallo,
in dem Faden "Die Kunst in der Darstellung auf römischen Münzen" stellete ich mal einen Republikdenar von Cassius vor.
http://www.numismatikforum.de/ftopic280 ... tml#221594
Bei dem Vergleich der Denare des Typs Cr. 500/1 mit dem Typ 500/7 von Brutus bei coinarchives stellten wir fest, dass es auch da stempelgleiche Rückseiten gab.
Gruß
nexram
Verfasst: Mi 09.12.09 10:50
von quisquam
Offensichtlich hat man in Marcianopolis, um ein interessantes Bildprogramm zu haben, deutlich mehr Rückseitenstempel geschnitten als für die Prägung tatsächlich notwendig waren. Die Münzen waren schließlich auch ein Aushängeschild für die jeweilige Stadt, was solch scheinbar unnötigen Aufwand erklären könnte.
Ich glaube nicht, dass man Vergleichbares bei republikanischen und imperialen Münzen finden wird, dort gehe ich mehr oder weniger von der von areich geschilderten Praxis aus. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
Grüße, Stefan
Verfasst: Mi 09.12.09 17:05
von quisquam
Peter43 hat geschrieben:Hat jemand ähnlche Beispele in seiner Sammlung? Also stempelgleiche Rs. mit unterschiedlichen Vs.?
In meiner Sammlung nicht, aber auf der Suche nach Informationen zu einer meiner Münzen bin ich gerade auf Google Books auf Stempeldiagramme gestoßen. Und zwar in Touratsoglou, Die Münzstätte von Thessaloniki in der römischen Kaiserzeit.
http://books.google.de/books?id=ZLrQUmH ... q=&f=false
Auf Seite 30 ist z.B. zu sehen, dass der tiberische Rs-Stempel R31 exklusiv mit 5 verscheidenen Vs.-Stempeln gekoppelt ist, der Rs.-Stempel R35 sogar mit 7(!), 6 davon exklusiv. Bei den meisten übrigen tiberischen Prägungen und den Prägungen für Octavian/Augustus, Caligula, Claudius, Nero, Traian etc. (Seite 27, 34, 39, 44 etc.) kommen die Fälle mehrerer Vs.-Stempel zu einem Rs.-Stempel auch vor, sind aber eher die Ausnahme und es sind vor allem keine Kopplungen mit so vielen verschiedenen Stempeln (soweit für mich in der eingeschränkten Vorschau ersichtlich).
Grüße, Stefan