Lehrstück?? ;-)

Alles über Varianten, Fehlprägungen und Fälschungen
Antworten
Benutzeravatar
hotzenplotz
Beiträge: 244
Registriert: Di 06.07.04 19:42
Wohnort: Rhön
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Lehrstück?? ;-)

Beitrag von hotzenplotz » Do 17.01.08 18:14

Hallo Freunde der fehl geprägten und vergurkten Münzen, :wink: :wink:

möchte mal einen seltsamen / interessanten oder vergurkten - je nach Betrachtung - niederländischen VOC Duit der Provinz Gelderland von 1790 ins Forum setzen.
Beachtenswert ist das, im Stempel umgeänderte Münzzeichen Kornähre (Münzmeister M. H. Lohse) und die beiden Rosetten - links groß, rechts kleiner und die einzelnen Blätter noch einmal gezackt und zum Abschluß einfach noch einen Punkt darüber geschlagen...
Hat an diesem Stempel Herr Lohse seinem Lehrling das Einschlagen der Punzen erklärt?
Aber vielleicht hat ja jemand noch eine bessere Erklärung...
Gruß

hotzenplotz :wink:
Dateianhänge
GEL90v1b.jpg
GEL90v1b Detail.jpg

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von diwidat » Do 17.01.08 19:35

Meine erste Vermutung war, dass es sich, wie bei meinem Stück, um eine Fälschung handelt, dafür ist aber die sonstige Prägung "zu" exakt.

Bei meiner hatte der Stempelschnitzer zwar ein Originalstück vorliegen, war aber mit der Prägetechnik nicht vertraut.
Dateianhänge
Java-Batavia.jpg

Benutzeravatar
hotzenplotz
Beiträge: 244
Registriert: Di 06.07.04 19:42
Wohnort: Rhön
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von hotzenplotz » Do 17.01.08 22:00

Hallo diwidat,

ich glaube wir haben ein sehr ähnliches Sammelgebiet ;-) - das wurde mir schon gestern Abend klar... Glückwunsch zu Holland 1803 (ist eine interessante Gestaltung der Jahreszahl, ich glaube aber im Gegensatz zu londoh, dass es keine veränderte Jahreszahl - overdate - ist).
Ja, der Duit Gelderland ist echt. Die Prägung ist für mich ein Rätsel... Fälschungen von Gelderland sind mir nur aus 1792 bekannt.
Übrigens von deinem 1812er Duit habe ich eine schöne Bleifälschung (Anhang). Ich denke bei diesem Stück sollte mehr der 1813/14er Pb/Sn Doit nachgeahmt werden (21,9-22,3mm/5,00g)
Gruß

hotzenplotz
Dateianhänge
Scho610Fälschung.jpg

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von diwidat » Fr 18.01.08 21:09

Bei meiner rechten Münze ist unschwer zu erkennen, dass es keine Fälschung ist, sondern eine frei erfundenen Nachahmung einer real existierenden Münze.
Die Schrift muss von rechts nach links gelesen werden.
Auf Java soll es ja viele Inder und Chinesen geben, deren Schreibrichtung nicht unserer Leserichtung entspricht.

Benutzeravatar
hotzenplotz
Beiträge: 244
Registriert: Di 06.07.04 19:42
Wohnort: Rhön
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von hotzenplotz » Fr 18.01.08 23:21

Hallo diwidat,

klar handelt es sich bei deiner rechten Münze um ein nachempfundenes Stück. Diese naiven Nachahmungen wurden von den Einheimischen gefertig. Da diese Stücke aber im Zahlungsverkehr, bedingt durch das nicht ausreichende Vorhandensein von Originalen, durchaus häufig anzutreffen waren, bin ich schon der Meinung dass der Begriff Fälschung nicht umkorrekt ist.
Was das Zustandekommen der gespiegelten Wappen oder Schriftzüge auf solchen Münzen betrifft, habe ich bisher noch keine plausieble Erklärung gefunden.
Ich hänge mal drei sehr deutliche Exemplare (1/2 Stuiver INDIAE BATAV, ein 2 Centstück und ein VOC Duit Holland,) solcher Nachahmungen / Fälschungen an.
Gruß

hotzenplotz
Dateianhänge
HOLfantasie1.jpg
Scho701-742 Fälschung.jpg
Scho680Fälschung.jpg

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von diwidat » Sa 19.01.08 21:59

Hallo Räuber .... , da hast Du ja schon ein schönes Sortiment diese "handcrafted" Stuiver.
Das Zustandekommen dieser Stücke ist eigentlich recht einleuchtend.
Ein eingewanderter indischer Silberschmied, mit 100 Prozentiger Legastenie, hat den Auftrag für die Erstellung eines Stempels nach einer Vorlage erhalten.
Er hat dann die Vorlage punktgenau auf den Stempel übertragen, genau so wie er es gesehen hat.
Dass damit später geprägt werden sollte, hat ihm niemand gesagt, da Falschgeldherstellung auch damals schon verboten war.
Der Auftraggeber dachte aber nicht daran, dass sich beim Prägen das Bild umkehrt (wissen hier heute einige Leute auch noch nicht) und hat seine "Münzpräger" einfach lustig weiter machen lassen.

Benutzeravatar
hotzenplotz
Beiträge: 244
Registriert: Di 06.07.04 19:42
Wohnort: Rhön
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von hotzenplotz » So 20.01.08 15:34

Hallo diwidat,

diese Erklärung ist einfach genial, vielen Dank. Es ist verblüffend einleuchtend, denn gerade zu dieser Zeit war LRS in den unteren Kasten, zu denen auch die einfachen Silberarbeiter in Indien gehörten, sehr stark verbreitet. - DANKE :D :D :D
Gruß
hotzenplotz

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast