Frantisek Chochola - Der Münzdesigner aus Alsterdorf

Wie zahlten unsere Vorfahren? Was war überhaupt das Geld wert? Vormünzliche Zahlungsmittel

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Frantisek Chochola - Der Münzdesigner aus Alsterdorf

Beitrag von mfr » Do 25.08.05 18:49

Der Münzdesigner aus Alsterdorf
Frantisek Chochola: Hamburger Künstler entwirft Zehn-Euro-Stücke. Mehrere Millionen der begehrten Silberlinge werden in der Hansestadt geprägt. Aufträge für die WM.

Von Wiljo Krechting

Hamburg -
Mit einem Quietschen öffnet sich die große Tür zu der unscheinbar wirkenden weißen Garage im Inenhof eines Grundstücks in Alsterdorf. Ein bärtiger Mann, Anfang 60, einen braunen Filzhut tragend, erscheint. Er bittet herein. Beim Eintreten tut sich ein geräumiges Atelier auf, in dem viele Skulpturen zu bestaunen sind. Im hinteren Teil des Ateliers sind Gipsklötze aufgestapelt, liegen Bleistiftskizzen. Bei näherer Betrachtung erkennt der Beobachter schließlich, daß es hier um harte Währung geht. Denn der Besitzer des Ateliers, Frantisek Chochola, entwirft Gedenkmünzen verschiedenster Art.

Der gebürtige Böhme und Wahlhamburger ist eigentlich Bildhauer, die Münzentwicklung ist sein zweites Standbein. Er arbeitet für Privatleute sowie für die Bundesregierung und hat damit zur Zeit alle Hände voll zu tun: "Der Gedenkmünzen-Markt boomt. Das liegt an den vielen Anlässen der letzten und nächsten Zeit", sagt Chochola.

Klaus Fölsch, Münzleiter der Hamburgischen Münze, kann dies bestätigen. "In diesem Jahr haben wir sehr viel zu tun. Im Juli haben wir beispielsweise die Einstein-Gedenkmünze herausgegeben und für Oktober prägen wir eine 100-Euro-Gedenkmünze in Gold zur Fußball-WM." Hinzu kommt, daß die Hamburgische Münze zur WM die Gedenkmünzen für fünf der zwölf austragenden Städte prägt: Hamburg, Hannover, Dortmund, Gelsenkirchen und Frankfurt. Ende des Jahres werden in der Hansestadt somit mehrere Millionen Gedenkmünzen im Auftrag des Bundesfinanzministeriums gefertigt.

Mit Aufträgen der Bundesregierung für Zehn-Euro-Gedenkmünzen kennt sich auch Chochola aus. Von ihm stammen gleich mehrere Motive aus den Jahren 2002 bis 2004. So erhielt der 62jährige 2002 jeweils den ersten Preis für seine Münzentwürfe für die Documenta in Kassel und die Museumsinsel in Berlin. Im vergangenen Jahr überzeugte Chochola die Fachpreisrichter mit seinem Entwurf für die Zehn-Euro-Gedenkmünze zum Columbus-Weltraumlabor.

Auch für ausländische Regierungen hat Chochola bereits gearbeitet. Im Jahre 2002 schuf der Künstler den Entwurf für den vollständigen Euromünzen-Satz der Republik San Marino. "Ich kenne den Finanzminister des Kleinstaates. Dieser hat mir damals den Auftrag gegeben", erzählt er. Neben seinen vielen ersten Preisen kann Chochola mehrere Zweit- und Drittplazierungen auf seinem Konto verbuchen.

Wenn die Herausgabe einer neuen Zehn-Euro-Münze ansteht, werden vom Bundesfinanzministerium insgesamt 15 ausgewählte Künstler dazu aufgefordert, einen Entwurf einzureichen. "Eine Jury entscheidet dann letztendlich über das auf der Münze abzubildende Motiv", sagt Chochola. Danach beginnt die "praktische Arbeit". Eine Skizze der Münze wird einer Spezialfirma übergeben, die eine Positivform der späteren Münze in ein Blech ätzt. Dieses ist etwa so groß wie eine CD, also viel größer als die spätere Zehn-Euro-Münze, deren Durchmesser exakt 32,5 Millimeter beträgt.

Von diesem Blech wird ein Gips-Negativ angefertigt, das gegebenenfalls noch ausgebessert werden kann, dann nochmals in ein Positiv und zum Schluß wieder in ein Negativ umgewandelt wird. "Ich gieße den Entwurf mehrmals um und arbeite so lange daran, bis er perfekt ist", sagt Chochola. Die fertige Gipsform wird der jeweils ausführenden staatlichen Münzprägestätte übergeben, von denen es fünf gibt: In Berlin (Münzsignatur A), München (D), Stuttgart (F), Karlsruhe (G) und Hamburg (J). Jede Zehn-Euro-Münze wird schließlich in einer Auflage von zur Zeit 2 100 000 Stück geprägt. "Darunter befinden sich 300 000 in Spiegelglanz geschliffene Münzen", sagt Klaus Fölsch.

Mehrmals im Jahr gibt das Finanzministerium Zehn-Euro-Münzen zu verschiedenen Anlässen heraus, die auch offizielles Zahlungsmittel sind. Das nächste Exemplar kommt am 8. September zum Anlaß des 1200. Jubiläums von Magdeburg heraus.

Unterdessen arbeitet Chochola bereits an einem anderen Projekt: Dem Entwurf für die Münze zum 650. Jubiläum der Städtehanse. Sie soll am 7. September 2006 herauskommen und, wie könnte es für diesen Anlaß anders sein, in Hamburg geprägt werden.

erschienen am 24. August 2005
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2005/08/ ... 6.html?s=1

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