Hallo,
ich habe hier eine Mini-Schüsselmünze, die mir Rätsel aufgibt.
Sie ist wirklich winzig, deutlich kleiner als die "small modules" der Kreuzfahrer.
Der Durchmesser beträgt 10 mm an der schmalsten Stelle und selbst von Spitze zu Spitze sind es nur 13 mm. Das Gewicht beträgt nur 0,52 g.
Es sieht so aus, als ob die Münze auf einem viereckigen Schrötling geprägt wurde.
Abgebildet ist auf dem Revers der Kaiser (?) mit Flügeln über zinnenbekrönten Stadtmauern.
Das Avers kann ich leider nicht erkennen, es sieht aus, als ob hier der Reversstempel spiegelverkehrt abgebildet ist.
Das Reversmotiv des geflügelten Kaisers über einer Stadtmauer gibt es im Kaiserreich Thessalonica von Kaiser Johann Comnenus-Ducas (1237-1244), siehe Sear 2220.
Aber meine Schüssel ist deutlich kleiner als die Sear 2220 (nicht nur die Münze ist kleiner, auch die Abbildung darauf) und auch die Darstellung ist viel grober ausgeführt. Z.B. sind die Zinnen auf der Mauer nur mit Kugelpunzen angedeutet.
Hat jemand von euch des Rätsels Lösung?
Ich bin jedenfalls mal wieder auf eure Antworten gespannt.
Herzliche Grüße
leodux
Winzige Schüssel - Herrscher mit Flügeln über Stadtmauer
Moderator: Wurzel
Hallo Leodux,
Deine Bestimmung ist absolut richtig:
Johannes Comnenus Dukas, Thessaloniki, Sear 2220, DOC 35
Die Abbildung im DOC gleicht Deiner Münze wie ein Ei dem anderen. Meiner Meinung nach ist die im Sear gezeigte Münze KEIN DOC 35 !!!!
Mein geliebter Dotchev zeigt das STück auf Seite 225 (Nr. 11) als Strichzeichnung, wobei das Rebvers nicht abgebildet ist. Dotchev gibt als mittleres Gewicht 0,6g und als Durchmesser 12-16mm an.
Die Abbildungen reiche ich im Laufe des Tages nach.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser seltenen und dabei toll erhaltenen Münze
petzi
Deine Bestimmung ist absolut richtig:
Johannes Comnenus Dukas, Thessaloniki, Sear 2220, DOC 35
Die Abbildung im DOC gleicht Deiner Münze wie ein Ei dem anderen. Meiner Meinung nach ist die im Sear gezeigte Münze KEIN DOC 35 !!!!
Mein geliebter Dotchev zeigt das STück auf Seite 225 (Nr. 11) als Strichzeichnung, wobei das Rebvers nicht abgebildet ist. Dotchev gibt als mittleres Gewicht 0,6g und als Durchmesser 12-16mm an.
Die Abbildungen reiche ich im Laufe des Tages nach.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser seltenen und dabei toll erhaltenen Münze

petzi
- leodux
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Hallo Petzi,
vielen Dank für Deine schnelle und ausführliche Antwort und die Fotos!
Also doch ein Johannes mit Flügeln.
Hast Du eine Erklärung dafür, daß mein Stück zwar motivgleich ist, stilistisch aber grober, bzw. einfacher ausgeführt ist. Bei Sear und DOC sind z.B. die Zinnen rechteckig und mit Linien gezeichnet, bei meinem Schüsselchen bestehen diese jedoch aus Kugelpunzen.
Wie gewünscht werde ich Dir noch eine PN schicken.
Grüße
Peter
vielen Dank für Deine schnelle und ausführliche Antwort und die Fotos!
Also doch ein Johannes mit Flügeln.
Hast Du eine Erklärung dafür, daß mein Stück zwar motivgleich ist, stilistisch aber grober, bzw. einfacher ausgeführt ist. Bei Sear und DOC sind z.B. die Zinnen rechteckig und mit Linien gezeichnet, bei meinem Schüsselchen bestehen diese jedoch aus Kugelpunzen.
Wie gewünscht werde ich Dir noch eine PN schicken.
Grüße
Peter
@Leodux
Deine Frage kann ich Dir nicht abschliessend beantworten. Leider gibt es keine Anhaltspunkte dafür, wie lange dieser Münztyp geprägt wurde, um Abweichungen der Zeichnung erklären zu können (Stempelerneuerung, unterschiedliche Münzmeister etc.).
Es wird als gesichert angesehen, daß beginnend ca. 1210 sowohl bei den Lateinern als auch den byzantinischen "Erbstaaten" der uralte Brauch, mit dem Beginn einer neuen Indiktion die Münztypen zu verändern aufgegeben und zu jährlichen Zeichnungswechseln übergegangen wurde.
Laut Vladimir Penchev wurden mehrere Typen des Johannes Comnenus Dukas nach der Eingliederung Thessalonikis in das Nikäer-Reich (1246) auch von Johannes III Dukas Vatatzes geprägt (in den einschlägigen Katalogen nicht gesondert aufgeführt). Möglicherweise handelt es sich bei Deinem wirklich wundervollen Stück um eine derartige Ausgabe. Über Sear 2220 schweigen sich diesbezüglich allerdings auch die bulgarischen Autoren aus.
Anbei ein entsprechendes Zitat aus Vladimir Penchev - "A Hoard of Copper Scyphati from the first half of the 13th Century found near Petrich", Sofia 2003, S. 54 (allerdings geht es hier um eine andere, aber zeitgleiche Münze!)
petzi
Deine Frage kann ich Dir nicht abschliessend beantworten. Leider gibt es keine Anhaltspunkte dafür, wie lange dieser Münztyp geprägt wurde, um Abweichungen der Zeichnung erklären zu können (Stempelerneuerung, unterschiedliche Münzmeister etc.).
Es wird als gesichert angesehen, daß beginnend ca. 1210 sowohl bei den Lateinern als auch den byzantinischen "Erbstaaten" der uralte Brauch, mit dem Beginn einer neuen Indiktion die Münztypen zu verändern aufgegeben und zu jährlichen Zeichnungswechseln übergegangen wurde.
Laut Vladimir Penchev wurden mehrere Typen des Johannes Comnenus Dukas nach der Eingliederung Thessalonikis in das Nikäer-Reich (1246) auch von Johannes III Dukas Vatatzes geprägt (in den einschlägigen Katalogen nicht gesondert aufgeführt). Möglicherweise handelt es sich bei Deinem wirklich wundervollen Stück um eine derartige Ausgabe. Über Sear 2220 schweigen sich diesbezüglich allerdings auch die bulgarischen Autoren aus.
Anbei ein entsprechendes Zitat aus Vladimir Penchev - "A Hoard of Copper Scyphati from the first half of the 13th Century found near Petrich", Sofia 2003, S. 54 (allerdings geht es hier um eine andere, aber zeitgleiche Münze!)
petzi
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Hallo Petzi,
vielen Dank für die interessanten zusätzlichen Informationen!
Ich hatte mir gedacht, daß es vielleicht eine bewußte Arbeitserleichterung war, die Zinnen mit Kugelpunzen darzustellen.
Aber ein Wechsel der Münzmeister ist natürlich auch einleuchtend.
Jedenfalls gehe ich davon aus, daß mein Schüsselchen später geprägt wurde als das bei DOC abgebildete Exemplar.
Herzliche Grüße
leodux
vielen Dank für die interessanten zusätzlichen Informationen!
Ich hatte mir gedacht, daß es vielleicht eine bewußte Arbeitserleichterung war, die Zinnen mit Kugelpunzen darzustellen.
Aber ein Wechsel der Münzmeister ist natürlich auch einleuchtend.
Jedenfalls gehe ich davon aus, daß mein Schüsselchen später geprägt wurde als das bei DOC abgebildete Exemplar.
Herzliche Grüße
leodux
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