Byzantinische Währung

Münzen des alten Byzanz

Moderator: Wurzel

Antworten
mfr
Beiträge: 6393
Registriert: Fr 26.04.02 13:22
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

Byzantinische Währung

Beitrag von mfr » Sa 21.04.07 13:44

Hallo,
ich habe gerade für die Numispedia ein paar Artikel aus der Wikipedia importiert. Darunter auch einen über die Byzantinische Währung: http://www.numispedia.de/Byzantinische_W%E4hrung

Mag mal jemand von euch drüberschauen, ob das alles seine Richtigkeit hat ?
Außerdem ist die Numispedia bezüglich byzantinischer Münzen praktisch noch jungfräulich. Hat niemand Lust die rotmarkierten Beiträge zu ergänzen ?

Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Gast » Sa 21.04.07 14:56

Da ist leider schon ein gravierender Fehler:
Unter Kaiser Nikephoros II. Phokas wurde ein Solidus mit 11/12 des üblichen Gewichts (s. u.) parallel zum vollen Solidus ausgegeben, die beide den Goldgehalt bewahrten; der Sinn dieser Änderung lag in dem (gescheiterten) Versuch, den Markt dazu zu bringen, die untergewichtigen Münzen zum Wert des alten Solidus zu akzeptieren. Die leichtere Münze wurde Tetarteron genannt, die vollgewichtige Histamenon oder (Hi)stamenon nomisma.
Dem ist nicht so: Ich zitiere aus meinem "petzlaff"-Handbuch, welches sich an der Auffassung von Hendy und anderen u.a. auch Grierson orientiert und heute allgemein als erwiesen angesehen wird:
3. Die Geschichte der Skyphatenprägung

Bis ins 10. Jahrhundert fußte die von CONSTANTIN I geschaffene Währung des oströmischen, später Byzantinischen Reichs auf dem goldenen Solidus, der mit 24 Karat (Siliquae) 4,5 g wog, und von dem 72 Stück aus dem römischen Pfund geprägt wurden.

NIKEPHOROS II (963-969) führte neben dieser Leitwährung eine zweite Goldmünze ein, die mit ihrem Gewicht von nur 4,1 g eins zu eins konvertibel zum fatimidischen Dinar war und den Handel mit den östlichen Nachbarn intensivieren und erleichtern sollte. Diese neue Münze wurde allgemein als Tetarteron bezeichnet.

Beide Münzen konnten zunächst optisch kaum voneinander unterschieden werden. BASILEOS II (976-1025) löste dieses Problem, indem er den herkömmlichen Solidus, bzw. Histamenon, wie er jetzt genannt wurde, auf flacheren und dafür breiteren Schrötlingen ausprägen ließ. In relativ kurzer Zeit stellte sich heraus, dass die dünnen Schrötlinge der mechanischen Beanspruchung bei der Herstellung und später auch im Umlauf nicht gewachsen waren. In der Zeit bis zur großen Münzreform des ALEXIOS I im Jahre 1092 nahm das dünne Histamenon nach und nach die wesentlich stabilere typische Schüsselform an, die zum Inbegriff der Byzantinischen Münzprägung der nächsten Jahrhunderte werden sollte: die Histamena wurden sogar im allgemeinen Sprachgebrauch außerhalb der Reichsgrenzen als Besanter, also Byzantiner bezeichnet. Da sie nach wie vor den inzwischen 700 Jahre alten Solidusstandard verkörperten, galt eine schüsselförmige Münze als „gutes Geld“. Die Mutation von der flachen zur gebogenen Form entsprang, wie neuere metallurgische Analysen beweisen, nicht dem Zufall . Vielmehr stellte die Ausformung des rohen Schrötlings zur Schüssel eine gezielte Maßnahme dar, die Stabilität der Münzen zu verbessern. Mit dem Begriff „Skyphat“ wurden diese Münzen übrigens erst im 19. Jahrhundert belegt. Das Wort Skyphat bezeichnet dabei lediglich die Form der Münze und keinesfalls ein Nominal.
@Muenzenfreund - ich bin gern bereit, die Numispedia in Sachen Byzanz etwas aufzupäppeln, aber das geht aufgrund von zeitlichen Mangelerscheinungen leider nur STep by Step. Das Thema ist dermaßen komplex, dass sogar die von dir zitierte Zusammenfassung, obwohl sie der allgemein üblichen lexikalischen Erklärung entspricht, den Experten nur ein müdes Lächeln (ob der vielen enthaltenen Fehlinterpretationen sowie dem Fehlen der täglich wachsenden, ganz wichtigen Erkenntnisse) abringt.

Zugegeben: Anfänger und diejenigen, die sich nur einen Überblick verschaffen wollen, hilft der Beitrag sicherlich. Aus meiner Sicht ist aber in Frage zu stellen, ob ein oberflächlicher "Pedia"-Thread dem Thema insgesamt gut tut.

Ich denke, dass das Byzanz-Forum, so wie es sich derzeit darstellt, einen wesentlich besseren Beitrag zum Verständnis der Byzantinischen Numismatik erbringt.

Nichtsdestotrotz werde ich versuchen, in Sachen Byzanz der Numispedia etwas auf die Beine zu helfen.

Lieben Gruß
Stefan Petzi Petzlaff

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste