Die Umlaufmünzen des Byzantinischen Reichs (1)

Münzen des alten Byzanz

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Die Umlaufmünzen des Byzantinischen Reichs (1)

Beitrag von Gast » So 09.02.03 09:51

Nachdem tournois mir den Vorschlag unterbreitet hat, das Byzantinische Reich numismatisch ein wenig zu beleuchten - hier der erste Teil meiner literarischen Ergüsse :oops: Viel Spaß bei der Lektüre
(Forts. folgt)

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Das Reich der Romaion, landläufig nach der Hauptstadt Byzanz (heute Instanbul) „Byzantinisches Reich“ genannt, entwickelte sich im 5. Jh. aus dem Oströmischen Reich, dessen erster Kaiser ARCADIUS (395-408), einer der Söhne des THEODOSIUS I war. Ihm folgten THEODOSIUS II und MARKIAN bevor 457 mit LEON I die vom weströmischen Kaiserhaus familiär unabhängige Thrakische Dynastie den Thron von Byzanz bestieg. Als der Westgote ODOAKER im Jahre 476 den letzten weströmischen Kaiser ROMULUS AUGUSTUS absetzte, sandte er dessen Insignien zu Kaiser ZENO nach Byzanz, der ihm daraufhin zum Oberkommandierenden aller römischen Truppen ernannte. Historisch betrachtet beginnt damit die Geschichte des neben dem chinesischen Reich einzigen „1000-jährigen“ Reichs der Weltgeschichte, das erst 1453 mit der Eroberung der Hauptstadt durch die Türken unter MOHAMMED II untergehen sollte.

Aus numismatischer Sicht beginnt die Geschichte der Romaion mit der Münzreform des letzten thrakischen Kaisers ANASTASIUS I (491-518), der das zerrüttete klassische Münzwesen des römisches Reiches 498 reformierte. Während der goldene Solidus des CONSTANTIN als zentrale Währungseinheit übernommen wurde, gab es nun wieder große, vertrauenerweckende Kupferprägungen für den täglichen Geldumlauf. Erstmals in der Geschichte des Abendlandes handelte es sich um Scheidemünzen – aus diesem Grund trugen die Prägungen auf dem Revers eine Wertbezeichnung. Die größte Einheit, der Follis („Geldbörse“) kam auf 40 Nummia (so nannte man die winzigkleinen Bronzemünzchen der spätrömischen Phase) und trug das „M“ (40) als Wert. „K“ bezeichnete 20, „I“ 10 und „E“ 5 Nummia. Im Laufe der Zeit kamen weitere, auch lokal bedeutsame Stückelungen hinzu. (Erinnert das Zeichen für 5 Nummia nicht auch ein wenig an das modere EURO-Symbol ? :lol: )

[ externes Bild ]

Die Umlaufmünzen wurden in riesigen Mengen geprägt, blieben lange im Umlauf, wurden aber häufig überprägt, so dass guterhaltene Stücke sehr selten sind und regelmäßig hohe Preise erzielen. Trotz des oftmals rohen Erscheinungsbildes wurden die Folles scheinbar mit großer Sorgfalt hergestellt. Nur so lässt sich erklären, dass nahezu alle Münzen die Gegenständigkeit von Vorder- und Rückseite exakt einhalten. Und das selbst bei den späteren Prägungen auf „eckigen“, unregelmäßig gegossenen oder schüsselförmigen Schrötlingen. Kupfermünzen in nach modernen Maßstäben „sehr schöner“ oder „vorzüglicher“ Erhaltung wären Raritäten ersten Ranges, wenn es sie überhaupt gäbe. Ein Follis in „schön“ ist eine Ausnahme, „sg“ ist der Normalzustand – An die Nichtlesbarkeit der Legenden muss sich der Sammler wohl oder übel gewöhnen. Infolgedessen gibt es zahlreiche Gepräge, die bis auf den heutigen Tag noch nicht eindeutig zugeordnet werden konnten.

Im folgenden Bild von rechts nach links: "S - SG - gering" (für den Beginn des 6. Jh.)

[ externes Bild ]

Auf die Thraker folgte die Justinianische Dynastie (518-610) und eine langsame Abwendung vom römischen Kulturerbe. Diese 3 Folles stammen von JUSTIN I, dem ersten Kaiser dieses Herrschergeschlechts.

(weiter geht es demnächst)

petzlaff

Jason
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Beitrag von Jason » So 09.02.03 11:06

Das ist ja super! Wieder jemand, der unser Blickfeld ein bisschen erweitern hilft! :-)
Danke vielmals @petzlaff!

Freue mich schon auf die Fortsetzung! :D

Truben
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Beitrag von Truben » Mi 21.09.05 15:29

Hallo Mod's,
ich bin dabei ein wenig die Grundlagen der Diskussionen im Forum nachzulesen. Leider wird dieser Beitrag und die folgenden bis No. 6 leider auch in der Zusammenfassung ohne Bilder angezeigt. Woran liegt das? Kann jemand helfen?
Gruß
Truben

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Beitrag von Task_Force » Mi 21.09.05 15:55

Hallo Truben,
die Antwort auf Deine Frage steht am Ende dieses Beitrags:
http://www.numismatikforum.de/ftopic11079.html
Gruß
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Beitrag von Truben » Mi 21.09.05 16:08

Danke Task_Force, die Anfrage ist ja noch nicht lange her. Habe ich - warum auch immer - übersehen.
Gruß
Truben

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