Byzanztinische Goldmünze

Münzen des alten Byzanz

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Stephen
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Byzanztinische Goldmünze

Beitrag von Stephen » Mo 02.11.09 21:50

Liebe Forumsmitglieder,
ich habe zu meiner Geburt eine meiner Meinung nach byzantinische Goldmünze geschenkt bekommen. Und seither fast vergessen. Ich würde diese gern irgendwann an meine Tochter weitergeben, und dafür natürlich auch gern mehr über die Motive, die Periode, die historische Einordnung usw. kennerlernen. Gerade die byz. Geschichte ist ja reich an Zäsuren und auch einer gewissen Tragik.
Ich hoffe, dass eine Bestimmung anhand der beiden Fotos möglich ist. Die Münze hat ca. 2cm im Durchmesser.
Herzlichen Dank bereits jetzt für eure Bemühungen.
Stephen
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adson
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Beitrag von adson » Mo 02.11.09 23:36

Willkommen im Forum, Stephen, heute purzeln ja hier die Goldmünzen rein. :lol:

Auch hier wieder vorweg: ich bin sicher nicht der Fachmann für byzantinische Goldmünzen, aber ich werde mich mal dran versuchen.

Ich denke es müsste ein Solidus (Münztyp aus Gold, der von Konstantin dem Großen eingeführt wurde. Müsste ca. 4,5g wiegen) von

Konstantin VII. (920-944) und Romanos I. (913-959) sein.

Die Hintergrundgeschichte zu den beiden ist etwas komplex, wie sooft bei den Byzantinern. Auf dem Papier teilten sie sich die Macht, in der Realität war Konstantin die meiste Zeit, während Romanos herrschte, eine Marionette von diesem.

Deine Münze zeigt auf der Vorderseite eine Christusbüste und die Inschrift
+IhS XPS REX REGNANTIUM (Jesus Christus, Herrscher der Herrscher)

Die Rückseite müsste die Büsten von Konstantin (links mit kurzem Bart) und Romanos (rechts ohne Bart) zeigen. bei der Inschrift tue ich mich etwas schwer, meine aber, etwas von CONSTANT... und ROMAN... zu erkennen, deshalb meine Zuordnung. Vielleicht kann hier jemand anderes noch genaueres beisteuern.

Ich hoffe, ich konnte helfen, bei weiteren Fragen einfach melden.


Grüße
adson

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Donk
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Beitrag von Donk » Di 03.11.09 06:00

Die Mümnze ist ja ganz wunderbar erhalten. :)
Eine sehr schöne Münze, deine Tochter ist ein Glückspilz!

kuddlbutschi
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Beitrag von kuddlbutschi » Di 03.11.09 20:10

hallo,

die rückseitenlegende lautet CONSTANT' CE ROMAN' AVGG b R.

geprägt 945-959

Referenz sear 1751

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adson
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Beitrag von adson » Di 03.11.09 20:17

die ist es also :D

@ Stephen: CONSTANT CE ROMAN heißt übrigens Konstantin Kaiser der Römer.

@ alle: Aber was bedeutet b R?


Grüße
adson

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Posa
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Beitrag von Posa » Di 03.11.09 21:36

Einspruch, Euer Ehren! Sear 1751 bezieht sich auf Constantin VII. und seinen Sohn Romanus II.
Damit wäre die Legende etwa wie folgt aufzulösen: Kaiser (SEBASTOS: CE) Constantin (CONST) und Romanos (ROMAN), die beiden Augusti (AUGG;) Herrscher (b) der Römäer/Römer (R). Es wurde in der Titulatur feinstens zwischen Augustus, Sebastos, und Basileus unterschieden, drei Aspekte eines Amtes. Augustus ist der überkommene, traditionelle Titel, Sebastos könnte man mit "Hoheit" übersetzen, was auch religiöse Aspekte besitzt und der Basileus ist der Ausüber der Herrschaft. Das Deutsche "Kaiser" ist da etwas grob...

Posa

Edit: Dazu kommt noch, dass ab 800 mit der Kaiserkrönung Karls die Frage, wer nun Basileus Rhomaion, röm. Kaiser ist erstaunlich unklar wurde. Richtig kompliziert wurde es ab 917, als auch die Bulgaren dies für sich beanspruchten.
Das spiegelt sich natürlich auch in den Münzen: Letzte Prägungen in Rom unter Leo IV., Auftauchen der Miliaresionslegende "...basilis Romaion" unter Michael I., Verstärktes (Wieder-)Auftreten der Titel Autokrator und Sebastos unter Constantin VII.
Den Titel des "Basileus" muss sich wohl Heraklios als erster zugelegt haben

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Beitrag von petzlaff1 » Fr 06.11.09 09:41

... und wo @posa Recht hat, hat er Recht :)

Wofür ich immer noch keine plausible Erklärung gefunden habe ist die Herkunft des damals gebräuchlichen Plurals in Abkürzungen:

AVG (ein Augustus) - AVGG (zwei "Auguste") - AVGGG (drei "Auguste").

Ich habe ja auch in der Vergangenheit immer wieder deutlich zu machen versucht, dass Byzanz ein Beamtenstaat nach "preussischem Muster" war. Natürlich im übertragenen Sinn, denn Preussen sollte ja in ferner Zukunft liegen.

Absolut "preussisch" auch der damalige Abkürzungswahn, wie das "bR" verdeutlicht. Die romäischen Abkürzungen (natürlich aus der Not des beengten Platzes auf der Münze geboren) könnten aus der preussischen Tradition der ehemaligen DDR stammen :D

Hat hier der Eine vom Anderen gelernt?

Abgesehen davon: seid ihr sicher, dass die gezeigte Münze echt ist :?:
LG
Stefan

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Beitrag von kuddlbutschi » Sa 07.11.09 13:03

hallo stefan


ok,die bilder haben zwar nicht die qualität eines auktionshaus-fotos,aber die münze erscheint mir im guten stil mit "warmen"fliesenden konturen in sehr guter erhaltung.was gefält dir an der münze nicht ?

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petzlaff1
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Beitrag von petzlaff1 » Sa 07.11.09 13:16

kuddlbutschi hat geschrieben:hallo stefan


ok,die bilder haben zwar nicht die qualität eines auktionshaus-fotos,aber die münze erscheint mir im guten stil mit "warmen"fliesenden konturen in sehr guter erhaltung.was gefält dir an der münze nicht ?
Ist mir irgendwie zu "glatt" und zu "rund" - reines Bauchgefühl.
Der Gang zum Fachmann lohnt auf alle Fälle.
LG
Stefan

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Posa
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Beitrag von Posa » Mo 09.11.09 17:22

Wofür ich immer noch keine plausible Erklärung gefunden habe ist die Herkunft des damals gebräuchlichen Plurals in Abkürzungen:

AVG (ein Augustus) - AVGG (zwei "Auguste") - AVGGG (drei "Auguste").
Petzlaff, die Römer kennen die Abkürzung natürlich auch schon. Allerdings verwilderte die Genauigkeit gegen später zusehends (AUGGG bei nur einem Regenten etc.) hast Du einen Überblick, ob das zu Byzanzens Zeiten wieder in Ordnung kam? Stimmen da die Gs wieder mit den Regenten überein? - ähnlich sehen würde es ihnen :)

Edit: soweit ich die Sachlage überblicke, taucht es zuerst bei Septimius Severus und seinen Augusti-Söhnen Caracalla und Geta auf. Marc Aurel und Lucius Verus kennen die Abkürzung wohl noch nicht

Gruß: Posa

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