Muttergottes mit Kind // Blume (?)

Münzen des alten Byzanz

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Muttergottes mit Kind // Blume (?)

Beitrag von tournois » Do 09.12.04 14:02

Also ich weiß ja nicht so recht........
Ob es im Byzantinischen Reich auch sowas wie "Flower Power" gegeben hat??
Vielleicht könnt Ihr mir ja erklären um was für eine Münze es sich hierbei handelt!?
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Mutter Gottes mit Kind auf dem Arm // Blume (?) (Gegenstempel Korbach?) ;)
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Beitrag von Gast » Do 09.12.04 14:55

NIKEPHOROS III BOTANIATES (1078-1081)

(vielleicht doch "Flowerpower", obwohl das Revers eher an ein Schiffssteuerrad erinnert ????)

Follis - Sear 1888, DOC 9

ziemlich häufig, aber meist in weitaus schlechterer Erhaltung !

Gruß - petzi

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Beitrag von tournois » Do 09.12.04 15:02

Botaniates??
Was für ein blöder Name!! :mrgreen:
Na ja, er hat ja scheinbar auch nicht lange regiert!? Wie ist er denn "hinfällig" geworden?? Weiß man das?
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Beitrag von Gast » Do 09.12.04 15:06

NIKE 3

war einer der ganz wenigen weisen Kaiser des frühen Mittelalters, der abdankte, bevor er richtigen Ärger bekam. Sein Thronverzicht kam ALEXIOS I zugute, der einer der bedeutendsten byzantinischen Kaiser werden sollte !!!

Soweit ich weiß ist er eines natürlichen Todes gestorben.

:D

petzi
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Beitrag von tournois » Do 09.12.04 15:08

Für damalige Verhältnisse wohl eher eine Seltenheit, nicht wahr!!?? ;)
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Beitrag von Gast » Do 09.12.04 15:09

.. ich würde eher sagen: CLEVER !!!

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Beitrag von tournois » Do 09.12.04 15:10

Ich sprach vom natürlichen Tod!! :mrgreen:
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Beitrag von Gast » Do 09.12.04 15:30

Nee - der ist ganz normal gestorben 8)

Kurz vor seiner Krönung hat er noch die BERDENA geehelicht, die kurz darauf (vor ihm) verstarb. Dieser frühe Tod der Kaiserin erforderte eine neue First Lady - deswegen holte NIKE 3 die Frau seines Vorgängers MICHAEL VII DUCAS nach Konstantinopel und "benutzte" sie wohl als aussereheliche Mätresse.

Interessant ist, daß MCHAELs Frau mit Namen MARIA auf einer Münze des NIKEPHOROS abgebildet ist.

NIKEs Vorgänger MICHAEL dankte übrigens ab (wurde nicht umgebracht) und verbrachte seinen wohlverdienten Lebensabend (ohne MARIA und ohne Scheidung von MARIA) als Bischof von Ephesus. MARIA, das frühmittelalterliche Luder ging nach Petrion ins Kloster, wo sie irgendwann als Nonne ihr Leben aushauchte. NIKEPHOROS ging nach seiner Enthronisierung ebenfalls ins Kloster - aber ich weiss nicht wohin - vielleicht zu MARIA 8O .

:mad: War das jetzt ein Test ??? :mad:

Lieben Gruß - petzi
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Beitrag von tournois » Do 09.12.04 15:34

petzlaff hat geschrieben:Nee - der ist ganz normal gestorben 8)
Eben.......für damalige Verhältnisse eher eine Seltenheit!! ;)
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Beitrag von Gast » Do 09.12.04 15:42

@tournois

sorry - habe ich bei der spassigen Diskussion um frühmittelalterliche Luder und Lebensumstände fast vergessen:

"Gegenstempel Korbach" ist eher "hochgradig unwahrscheinlichst".

NIKEPHOROS III Folles wurden recht häufig auf "Anonyme Folles Typ H " (Sear 1880) des MICHAEL VII überprägt. Ich denke, daß es sich hier um so eine Überprägung handelt.

petzi

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Beitrag von tournois » Do 09.12.04 21:10

Auuu auu auu, @petzi!
Das mit dem "Gegenstempel Korbach" gehörte eigentlich auch eher zur Kategorie "Scherz am Rande" und bezog sich auf folgenden Beitrag aus dem MA-Bereich................ ;)
http://www.numismatikforum.de/ftopic7568.html

Nichts desto Trotz wäre es wirklich interessant zu erfahren was die "Blume" neben der Muttergottes zu suchen hat! Normal oder Überbleibsel der vorherigen Prägung??
Die große "Blume" soll ja wohl so sein..........
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Beitrag von Gast » Fr 10.12.04 19:41

Lieber tournois,

das Avers zeigt übrigens nicht die Muttergottes, sondern Christus, auch erkennbar an den Lettern IC XC links und rechts über den von Dir als Blumen bezeichneten Beizeichen.

Diese Beizeichen stellen Sterne und keine Blumen dar und dienen hier wohl dazu, einfach das Bild zu harmonisieren und symmetrisch zu gestalten. Diese Art der ikonografischen Gestaltung findet an bereits auf den Münzen der frühen Byzantinischen Zeit, wo z.B. um ein ausgewogenes Münzbild zu schaffen ein Kreuz im Feld als Gegenpol zum vom Kaiser gehaltenen Reichsapfel herhalten muß (JUSTINIAN, MAURICIUS etc.).

Gelegentlich weisen Beizeichen (Sterne, Kreuze, Mondsicheln, Anzahl der Sternstrahlen, Punkte, Dreiecke, Chrstogramme etc.) auf unterschiedliche Werkstätten oder sogar unterschiedliche Münzfüsse hin. Das ist eine Wissenschaft für sich, die heute erst ca. 20% aller offenen Fragen zu dieser Thematik schlüssig beantworten kann.

Unsere Sterne sind hier eindeutig schmückendes Beiwerk und haben bestenfalls religiöse Bedeutung - "Christus im Himmel". Vielleicht gibt es einen Bezug zu der astronomischen Sensation "Explosion einer Supernova", die im Jahr 1054, also ca. 25 Jahre vor Ausgabe dieser Münze stattgefunden hat und wohl das überall sichtbare spektakulärste "himmlische" Ereignis der letzten 2000 Jahre darstellt. Es gilt als sicher, daß viele Kunstwerke der damaligen Zeit dieses Ereignis mit dem "Stern von Bethlehem" - dem Erscheinen des Halleyschen Kometen ca. 1000 Jahre vorher in Verbindung brachten und als göttliches Geschehen bewerteten. Die orthodoxen Byzantiner taten das mit Sicherheit.

Das "Christuskind" Deiner vermeintlichen "Maria" ist das mit Perlen besetzte Gebetbuch, welches der byzantinische Münzchristus seit der Zeit der "anonymen Folles" vor der Brust hält.

Interessant ist die Revers-Darstellung (kein Steuerrad :D ): Ein Kreuz, daß in kleinen (Welt?)Kugeln endet, mittendrin ein Kreis mit achtstrahligem Stern - das Ganze mit einem Perlkranz eingefaßt (in den Ecken noch die Monogrammkürzel des Kaisers: - C Phi N Delta - "N Delta" steht für "Nikephoros Despotis"). Vermutlich soll diese Darstellung das Weltall mit der durch Christus erlösten Erde im Mittelpunkt darstellen. Das würde irgendwie zu der astronomischen Deutung der Sterne auf dem Avers passen. Ist aber trotzdem nicht mehr als Spekulation - nichts Genaues weiss man nicht.

Gruß - petzi
Zuletzt geändert von Gast am Sa 11.12.04 08:28, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von tournois » Sa 11.12.04 03:37

hm.... willst Du mir jetzt ernsthaft erzählen das er in seiner rechten Hand ein Buch hält?? :roll:
Unglaublich was Du da so alles siehst............. 8O
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Beitrag von Gast » Sa 11.12.04 08:48

@tournois

na ja - es gibt Kataloge, die das Bild beschreiben :D

Nein - ernsthaft. In der Byzantinischen Münzdarstellung gibt es immer wiederkehrende ikonographische Bildelemente in Verbindung mit den dargestellten Figuren. Das "Book of Gospels" mit den 5 Punkten auf dem Umschlag gehört zu Christus ebenso wie der kleine Jesus auf dem Schoß der Maria. Oft erkennt man nur an der jeweiligen Haltung des Gegenstandes, um was es sich handelt. Maria hält z.B. das Kind immer mit beiden Händen, während das Buch meist mit einer Hand gehalten wird, während die andere (so wie hier die Rechte) segnend leicht erhoben ist.

Viele Münzbilder sind Kirchgemälden und -Mosaiken nachgebildet. Deswegen weiß man mit Sicherheit, wer dargestellt ist. Dein Folles zeigt den CHRISTUS ANTIPHONETES (bedeutet "Garantie") nach einer Ikone aus der Marienkirche zu CHALCOPRATEIA. (Einer Legende zufolge wurde der Begriff Antiphonetes für eine kaufmännsiche Bürgschaftsgarantie zur Zeit des Heraclius benutzt. )

Ein genaues Abbild der Christus A. ist aus einem heute leider zerstörten Mosaik aus der DORMITION-Kirche in Nicaea bekannt. NIKEPHOROS nutzte viele ikonografische Vorbilder aus Nicaea, da seine Familie von dort stammte und sein Name zu häufig war (etwa wie MEIER"), um sich wirkungsvoll nur mit seinem Namen auf den Münzen zu verewigen.

Noch einmal zur Supernova: ein Gold-Histamenon des CONSTANTIN IX (1042-1055) - Sear 1831, DOC 4 - nimmt mit den gleichen großen Sternen auf dem Revers Bezug auf das Himmelsspektakel. Als Anlage ein Follis des MICHAEL VII (1071-1078) - Sear 1878 -, der sehr schön das "Buch" zeigt und ebenfalls die Supernova-Sterne aufweist:

Gruß - petzi
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Beitrag von tournois » Sa 11.12.04 12:13

Aha, das war das also.........rechte Hand zum Segen erhoben.
Noch eine Frage....... sehe ich das richtig das Christus auf der Botaniates-Münze auch einen Kreuzstab in der linken Hand hält!?
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