Wer hat's erfunden ????????

Münzen des alten Byzanz

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Wer hat's erfunden ????????

Beitrag von Gast » Sa 15.01.05 09:48

Liebe Freunde,

wir wissen ja bereits, daß die Byzantiner die ersten waren, die Münznominale in griechischen oder römischen Zahlen auf ihre Münzen prägten (M=40, K=20, I=10 usw.....).

Was aber die wenigsten wissen: gegen Mitte des 12. Jahrhunderts erfanden die Byzantiner auch das Prinzip der SERIENNUMERN, mit dem sie ihre Münzen ausstatteten. Jeder, der sich schon einmal mit Schüsselmünzen befasst hat, kennt das Phänomen, daß kaum zwei Münzen einander exakt gleichen. Im Gegenteil - es existieren unzählige Varianten, die sich in kleinen bis kleinsten Zeichnungsdetails voneinander unterscheiden, obwohl es sich doch jeweils um die gleiche Emission handelt.

Zunächst einmal der historische Hintergrund. Mit der Münzreform des ALEXIOS I im Jahr 1092 wurde nicht nur ein neues Währungssystem geschaffen, sondern gleichzeitig wurden auch die Münzstätten und die Herstellungsprozesse neugestaltet. Dazu muß man wissen: der byzantinische Staat war zur damaligen Zeit ein hochgradig bis ins Detail organisierter Beamtenstaat von "preussischem" Ausmaß.

In den kaiserlichen Münzstätten (Konstantinopel und Thessaloniki) gab es nun wieder Werkstätten (Offizinae), die in verschiedene Arbeitsgruppen unterteilt waren. Zur Zeit MANUEL I kennt man definitif mindestens 4 Offizinae, in denen geprägt wurde. Manche Arbeitsgruppen einer Offizin war ausschließlich für die Ausprägung von Gold, andere für Silber (Billon) zuständig. Bei ungleichmäßiger Auslastung der Manufaktur war es üblich (und auch heute noch anhand von stilistischen Merkmalen nachweisbar), daß z.B. eine "Goldgruppe" vorübergehend Billon prägen mußte. Der umgekehrte Fall ist nicht nachgewiesen. Jede Gruppe innerhalb der Offizin war (lt. Hendy) offensichtlich auch für die Prägestempel und das Metall der Schrötlinge verantwortlich.

Vor diesem Hintergrund erfanden die für die Münzprägung verantwortlichen "Minister" die Kennzeichnung der emittierten Gepräge mit einem raffinierten Code, der genaue Rückschlüsse auf die Herkunft, den Zeitpunkt der Prägung, die herstellende Gruppe und den Feingehalt jeder einzelnen Münze zuließ. - Fast so ähnlich, wie Seriennummern und Unterschriften auf modernen Banknoten.

Die Codierung wechselt von Herrscher zu Herrscher und ist noch nicht bis ins letzte Detail erforscht. Sie findet sich im kaiserlichen Gewand und verschiedenen Beizeichen von Avers und Revers:

Perlen auf der Brust des Kaisers: Kennzeichnung der Offizin
Perlen im Kragen des Kaisers: ungewiß - evtl. Feingehalt oder Kennzeichnung der Arbeitsgruppe innerhalb der Offizin oder Herstellungsjahr
Form und symmetrische Anordnung der Perlen (runde Punkte oder kleine Quadrate): ungewiß - vermutlich Kennzeichnung des Feingehalts
Gürtelschnalle: Kennzeichnung der Emission (gelegentlich mit eingearbeitetem Offizinkennzeichen "Punkt im Kreis")
Sterne im Avers oder unter dem Arm des Kaisers (gelegentlich als Punkt - s. Abbildung): Kennzeichnung einer bestimmten Offizin.

Der Code stellt sich insgesamt also wie folgt dar:

Kragen/Brust/Gürtel/Beizeichen Avers/Beizeichen Revers

Der häufig anzutreffende Punkt im Kreis ist vermutlich als Symbolische "VIER" zu betrachten, während Sterne für "DREI" stehen.

Die möglichen original byzantinischen Codes sind bis heute noch nicht vollständig bekannt. Sicher ist jedoch, daß bestimmte, häufig anzutreffende Codierungen nicht einer byzantinischen Münzstätte entstammen können. "Falsche" Codierungen sind aber keine Fälschungen, sondern reguläre Prägungen der bulgarischen Asenidischen Zaren aus der Zeit zwischen ca. 1195 bis 1215 und durchaus sammelwürdig, wenn auch häufiger anzutreffen als die Originale.

Anbei eine Darstellung aus dem "Jordanov", der verschiedene Codierungen zeigt und eine "codierte" Münze des ISAAK II:

Gruß - petzi
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