Münzfunddatenbank für Österreich in Angriff genommen!

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Michael79
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Münzfunddatenbank für Österreich in Angriff genommen!

Beitrag von Michael79 » So 30.01.05 20:50

Datenbank für Münzfunde

Nachricht vom 19.01.2005

Unter dem Titel „Österreichische Münzfunddatenbank - Mittelalter/Neuzeit“ ist am 1. Dezember 2004 ein neues ambitioniertes Projekt am Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien angelaufen. Nachdem die jährlichen Münzfundberichte vom Bundesdenkmalamt 1982 aus Kostengründen eingestellt wurden, ist die Zahl der publizierten Funde stark zurückgegangen. Auch die Zahl der gemeldeten Neufunde ist in den letzten Jahren gesunken. Zum Teil dürfte dies daran liegen, dass viele Finder fälschlich annehmen, in Österreich gäbe es ein staatliches Schatzregal welches sie, bei einer Meldung, ihrer Schätze beraubt. Tatsächlich ist die österreichische Gesetzeslage aber genau umgekehrt – nur bei Nichtmeldung eines Fundes drohen Sanktionen. Das Denkmalschutzgesetz sieht vielmehr vor, dass nach erfolgter Fundmeldung die Objekte für einen genau festgelegten Zeitraum in einer entsprechenden wissenschaftlichen Institution bearbeitet und anschließend dem Finder zurückgegeben werden müssen.

Ziel des neuen ehrgeizigen Projektes ist die Erfassung aller in Österreich gemachten mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzfunde in einer Datenbank. Wobei auch Funde aus Südtirol und der Untersteiermark Aufnahme finden, wenn sie vor 1918 publiziert wurden. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich auf Münzfunde mit einer Verbergungszeit zwischen dem 8. Jahrhundert und heute.

Vorbilder des Wiener Projektes sind der „Zentralkatalog der deutschen Münzfunde für Mittelalter und Neuzeit", dessen digitale Aufbereitung derzeit ebenfalls in Arbeit ist, und das Inventar der Fundmünzen der Schweiz (IFS) mit seiner zentralen Schweizer Münzfunddatenbank.

Die österreichische Projektgruppe um Professor Wolfgang Szaivert arbeitet eng mit dem deutschen Team um Dr. Reiner Cunz (Niedersächsisches Münzkabinett) zusammen. So hat die „Numismatische Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland" auch ihre auf Access-Grundlage basierende Datenbank dem österreichischen Projekt zur Verfügung gestellt. Diese enge Kooperation soll eine möglichst einheitliche Datenaufnahme sicherstellen und in weiterer Folge die Vereinigung der beiden Datenbanken und ihre Bereitstellung über das Internet ermöglichen. Eine solche international angelegte Funddatenbank bietet sich als Basis für weiterführende Forschungsvorhaben zum Geldverkehr, der Verbreitung von Münzsorten und bei der Bearbeitung neuer Fundkomplexe an. Wobei neben dem rein numismatischen Zugang auch sozial- und wirtschaftshistorische, sowie volkskundliche Fragestellungen denkbar wären.

Das österreichische Datenbankprojekt wird vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank finanziert - ist allerdings vorerst auf ein halbes Jahr beschränkt. Diese zeitliche und finanzielle Einschränkung zwingt zu einem mehrstufigen Ablauf:

Die eingeschränkten finanziellen und personellen Ressourcen erlauben in der ersten Ausbaustufe nur die Aufnahme von publizierten Funden und die Erstellung einer einschlägigen Bibliographie. Etappenziel ist es alle in den Münzfundberichten und in einschlägigen Fachzeitschriften (MÖNG, NZ, Haller Münzblätter etc.) publizierten Funde in dieser ersten Phase zu erfassen.

In einer zweiten Stufe, welche jedoch erst nach Klärung einer längerfristigen Finanzierung in Angriff genommen werden kann, ist an eine Ersterfassung von unpublizierten Fundkomplexen aus verschiedenen Sammlungen und auf Basis einschlägiger Fundkarteien gedacht. In Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt könnte diese Datenbank dann auch als wissenschaftliche Anlaufstelle für Neufunde genutzt und so ständig erweitert werden. Mehrere Institutionen, darunter auch einige Landesmuseen, haben bereits ihre Kooperationsbereitschaft signalisiert. Für die Zukunft wäre bei ausreichender Beteiligung auch die Schaffung einer interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft bzw. eines Forschungsnetzwerkes, nach Schweizer Vorbild, zur Erforschung der österreichischen Münzfunde denkbar.

Aber schon jetzt lädt die Projektgruppe alle Berufs- und Hobbynumismatiker, aber auch Kollegen aus den historischen und archäologischen Nachbardisziplinen zur Mitarbeit ein. Besonders die Suche nach Fundpublikationen in diversen heimatkundlichen und lokalhistorischen Publikationsreihen gestaltet sich oft sehr langwierig, sodass einschlägige Literaturhinweise gerne entgegen genommen werden. Genauso erwünscht sind schon jetzt alle Hinweise auf bisher unpublizierte Fundkomplexe in Privatsammlungen und lokalen Museen. Generell ist das Team allen Interessierten für jede erdenkliche Art von Hilfe und Unterstützung dankbar.


Kontaktadresse
Institut für Numismatik und Geldgeschichte, Universität Wien
Projekt Münzfunddatenbank Mittelalter/Neuzeit
Franz Klein Gasse 1
A-1190 Wien
Fax: 0043/(0)1/4277-9407
e-mail: muenzfunddatenbank@gmx.at

Quelle: Michael Grundner

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