1/24 Taler Preussen Kupfer oder Billion?

Deutschland vor 1871
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Dietemann
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1/24 Taler Preussen Kupfer oder Billion?

Beitrag von Dietemann » Fr 23.03.07 23:12

Hallo,
die beiden beiliegenden Stücke geben mir Rätsel auf. Nach meiner Literatur wurden solche Stücke von 1764-1786 geprägt und zwar in geringhaltigem Silber.

Die eine Münze sieht aber aus als wäre sie ganz aus Kupfer (1,96g), die andere(1,80g) ist ganz komisch.

War die Bandbreite der Herstellung so groß, oder ist die eine Münze im Säurebad gelandet und unter den Lkw gekommen?

Oder handelt es sich bei einer um eine englische Fälschung?
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Münze24-1.jpg
Münze24-2.jpg

mfr
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Beitrag von mfr » Sa 24.03.07 00:26

Hallo Dietemann,
die Stücke bestehen aus schlechtem Billon. Ca. 200er Silber.
Die silberne sieht mir scharf gereinigt aus.

Dietemann
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Beitrag von Dietemann » Sa 24.03.07 11:53

Was heißt scharf gereinigt?
Die Münze habe ich vor etwa vierzehn Tagen aus einem alten Album genommen, da sah sie ähnlich aus und dann mit neutraler Flüssigseife gewaschen.

Davor lag sie wenigstens 30 Jahre vermutlich seit den sechziger Jahren unberührt im Album. Allerdings kann ich nicht sagen, ob mein Vater sie nicht doch in ein Silbertauchbad gegeben hat, obwohl er sonst sehr vorsichtig mit solchen Dingen war.

Was macht man mit solchen Münzen, welche passt besser in eine Sammlung mit Umlaufmünzen der Zeit oder anderes gefragt: Welche von beiden Münzen hätten die Leute damals als vollwertige Münze akzeptiert und welche als beschädigt oder nicht normal aussortiert?

mfr
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Beitrag von mfr » Sa 24.03.07 14:07

Hallo Dietemann,
Dietemann hat geschrieben:Was heißt scharf gereinigt?
Die korrodierte Oberfläche und die schwarzen Belagreste lassen auf einen Bodenfund schließen, der mit Zitronensäure oder ähnlichen Mitteln leserlich gemacht wurde.
Mir persönlich gefällt das kupferne Stück sehr viel besser.

Fridericus
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Beitrag von Fridericus » Mo 26.03.07 14:48

Das kupferne Stück ist sehr interessant. Ich habe schon einige dieser Groschen gesehen (Spitzname: "Stiefelknecht" wegen der Form des Monograms!), aber noch kein rein kupfernes. Mein Verdacht: es handelt sich um eine zeitgenössische Fälschung!

Dietemann
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Beitrag von Dietemann » Mo 26.03.07 17:26

Fridericus hat geschrieben:Das kupferne Stück ist sehr interessant. Ich habe schon einige dieser Groschen gesehen (Spitzname: "Stiefelknecht" wegen der Form des Monograms!), aber noch kein rein kupfernes. Mein Verdacht: es handelt sich um eine zeitgenössische Fälschung!
Der Verdacht kam mir auch, aber müsste man dann nicht Reste einer Versilberung sehen? Insbesondere in den Vertiefungen?

Kann man aus den Gewichten etwas schließen oder ist der Unterschied nur der schlechten Erhaltung geschuldet?

diwidat
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Beitrag von diwidat » Mo 26.03.07 18:28

Diese Stücke sind staatliche Münzen, die ganz offiziell gefertigt wurden.
Nach dem Münzen Pächter Veitel Ephraim werden diese Stücke Ephraimiten genannt. Für weitergehende Studien ist das Stichwort "Siebenjähriger Krieg"

Helmut Kahnt schreibt in seinem großen Münzen Lexikon:

Ephraimit: Sammelbezeichnung für die während des Siebenjährigen Kriegs (1756 bis 1763) von preußischen Münzpächtern im Feingehalt erheblich verschlechterten Gold- und Silbermünzen, vor allem die Achtgröscher und Tympfe (Achtzehngröscher). Der Ausdruck hat seinen Ursprung bei dem Pächter der Münzstätte im preußisch besetzten Leipzig, Veitel Ephraim, der die Münzverschlechterung besonders hemmungslos betrieb. Da diese Prägungen mit sächsisch-polnischen Stempeln erfolgte, die teilweise sogar zur Verschleierung mit rückdatierten Jahreszahlen versehen waren, stellten diese Münzen einen staatlichen preußischen Münzbetrug dar, mit dem der preußische König Friedrich II. (1740 -1786) erhebliche Mittel zur Kriegsfinanzierung aufbringen konnte.
Überliefert sind die zeitgenössischen Spottverse, die auf diese Münzen gedichtet wurden:
„Von außen schön, von innen schlimm, von außen Friedrich, von innen Ephraim.“
Mit dem „Friedrich" ist aber nicht der preußische König Friedrich II. gemeint, sondern der auf den Vorderseiten dargestellte sächsische Kurfürst und polnische König Friedrich August II., der Sohn Augusts des Starken.
Die Bezeichnung Ephraimit wurde dann auf das minderwertige Kriegsgeld allgemein übertragen, unabhängig davon, ob sie aus der Leipziger oder anderen Münzstätte stammten.
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Dietemann
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Beitrag von Dietemann » Di 27.03.07 00:20

Hm, das klingt ja interessant.

Aber war der Krieg nicht 1782 schon einige Zeit vorbei? In Hessen-Kassel wurde unmittelbar nach dem Krieg viel Geld geschlagen, um den Mangel an guten Sorten zu beheben. Ähnliches hätte ich von Preußen auch erwartet. Oder waren die damals noch nicht so preußisch korrekt?

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