silberabschläge von dukaten

Deutschland vor 1871
Antworten
lechim
Beiträge: 2
Registriert: Fr 21.01.11 22:33
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

silberabschläge von dukaten

Beitrag von lechim » Fr 21.01.11 23:23

Hallo liebe Münzenfreunde,
trotz meiner langjährigen Münzensammlertätigkeit,konnte ich bis heute keine fundierten Informationen über das
Gebiet der sog. Silberabschläge von Dukaten in Erfahrung bringen.Deshalb mein erster Auftritt in diesem Forum,
mit der Hoffnung,einige Antworten auf meine Fragen zu bekommen:
Der Golddukat war ja in der Zeit ca.17.18.u.19. Jh.in vielen deutschen Kleinstaaten,in Österreich und in anderen
Europäischen Staaten gerne genutztes Zahlungsmittel.
Jetzt existieren ja von den meißten Geprägen (auch Doppeldukaten) sogenannte Silberabschläge.Hierzu meine Fragen:
+Wann wurden diese Silberabschläge denn angefertigt ? (Zeitgenössisch,oder viel später ? )
+Aus welchen Grunde wurden denn Silberabschläge angefertigt ? ( Auswurfmünzen ?)
+ Wer war ,,Auftraggeber`` solchen Gepräge.
+Hatten diese Silberabschläge damals einen Kurswert ?,Also sind diese Stücke umgelaufen ?( viele dieser,heute angebotenen
Stücke weisen Umlaufspuren auf: ss,ss/vz, vz )
+ Wie kann man den Numismatischen Stellenwert bezeichnen.Es sind ja eigentlich ,,nur´´ Medaillen,wobei sie einen
geschichtlichen Hintergrund haben,und z.T künstlerisch sehr beachtenswert sind.

Dies sind nur einige Fragen,welche mich zu diesem Thema interessieren.Aber mir wäre schon sehr geholfen,wenn ein,oder mehrere Münzfreunde mir hir ein wenig Klarheit verschaffen könnte.
Habe auch noch keinerlei Literatur über diesen Thema gefunden.Gibts soetwas überhaupt ?

Viele Sammlergrüße
Rainer Michel

Benutzeravatar
Gerhard Schön
Beiträge: 1662
Registriert: Mi 16.02.05 23:09
Wohnort: München
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 37 Mal
Kontaktdaten:

Re: Silberabschläge von Dukaten

Beitrag von Gerhard Schön » Sa 22.01.11 00:35

Hallo und willkommen im Forum,
diese Fragen lassen sich eigentlich nur im Einzelfall klären. Es gibt Speziesreichstaler und Teilstücke, die aus den selben Stempeln wie einfache und mehrfache Dukaten geprägt wurden, dann sind natürlich beide Metallversionen Münzen aus eigenem Recht. Wenn die Münzen keinen Gedenkanlass haben, können die Silberversionen (wenn es keine zeitgenössischen Fälschungen sind, deren Vergoldung nicht mehr vorhanden ist), als Versuchsprägungen oder Vorlagestücke, aber auch als Schmuck (als Klippen oder in Herzform) gedient haben. Und bisweilen lassen Privatleute, die in den Besitz von Originalstempeln gelangt sind, auch Abschläge in irgendwelchen Metallen davon herstellen. Der Regelfall von "Silberabschlägen" sind Gedenkmünzen ohne Wertangabe, die zu einem bestimmten Anlass (Jubiläum, Huldigung) in mehreren Stufen (Gold für Honoratioren, Silber für Schulkinder oder zum Auswerfen) hergestellt und normalerweise von den Empfängern als Erinnerungsstücke behalten wurden. Falls man die Stücke doch in Zahlung geben musste, war bei Gold im Dukatenstandard der Gegenwert eindeutig, bei den Silberstücken allerdings weniger klar (wenn die Stücke nicht wie normale Münzen aussahen, war auch niemand für die Einhaltung irgendwelcher Spezifikationen verantwortlich zu machen), der Kurswert musste dann also jedesmal verhandelt werden. Aus den Münzakten sind bisweilen die Nominalwerte ersichtlich, nach deren Gehalt solche Silberstücke hergestellt wurden. Wenn man die Silberabschläge als Medaillen bezeichnen will, dann sind es die bildgleichen Golddukaten natürlich ebenso ("Medaille" bezieht sich auf das künstlerische Schaffen und "Münze" auf den Geldverkehr, die beiden Begriffe schließen sich nicht gegenseitig aus). Die Silberabschläge von Dukaten werden auch als "Jetons" bezeichnet, selbst dann, wenn sie nicht ins Volk geworfen wurden, ein zeitgenössischer Begriff ist "kleine Denkmünze". Und schließlich gibt es eine Vielzahl von Gedenkprägungen in diversen Metallen (Gold, Silber, Kupfer, Zinn), die auch damals schon auf Privatinitiative von Künstlern oder Medaillenverlagen hergestellt wurden und deren Goldversionen zwar dem Dukatenstandard entsprechen, aber dennoch keine Münzen sind.
Gruß,
gs
Deutscher Münzkatalog, Euro Münzkatalog, Weltmünzkatalog.

lechim
Beiträge: 2
Registriert: Fr 21.01.11 22:33
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Re: silberabschläge von dukaten

Beitrag von lechim » Di 25.01.11 22:35

Sehr geehrter Herr Schön,
habe Ihre Ausführungen zu meinen Fragen von Ihnen erhalten und bedanke mich erstmal recht herzlich
für Ihre Ausführungen.Ich fühle mich geehrt!
Mich interessieren hier (als Silberabschläge) im Besonderen die Golddukatenaus der Zeit ca 1600-1800.
Fast jeder Souverän,ob weltlich oder auch kirchlich,gab ja jeweils z.T erhebliche Typen von Golddukaten
heraus.(nicht Mengenmäßig).z.B das Bistum (um nur eines zu nennen) Augsburg.Hier wurden in der Zeit von
1609 bis 1767 (nach meiner Literatur,Standard Catalogof German Coins,Fred J.Borgmann) allein rd.29 verschiedene
Golddukaten ausgegeben.Einige als Gedenkprägung,die meißten aber als normale ,,Kursmünze''(sog.Handelsmünzen).
Diese wurden ja i.d.R. zum bezahlen (imweitesten Sinne des Wortes verwendet.)
Mir, als Münzensammler, haben es gerade diese Gepräge angetan.Gibt es doch unter diesen mannigfaltigen Ausführungen
traumhaft schöne Gepräge.
Das Anlegen einer Sammlung mit Originalstücken ist für mich natürlich Utopie.Aber um den Reiz dieser Gepräge nicht
gänzlich entsagen zu müssen, habe ich vor, mir immer mal einen sog. Silberabschlag ,,hinzulegen``.
Aus numismatischer Sicht ,währe dies ja,, nur´´ eine Ansammlung von ,,Nachprägungen ´´,obwoh ja auch die
Silberbschläge in einer recht brauchbaren Erhaltunng,so etwa ab vz.,ja auch z.T recht gut Geld kosten.
Aber ich fange es mal an.
Nur noch eine Frage,Herr Schön.
Sind in früherer Zeit mal Abhandlungen über diese Gepräge veröffentlicht worden,oder existiert hierrüber Spezialliteratur
(ein Katalog) oder eine Zusammenfassung der bekannten Abschläge ?Wo kann ich einwenig meht über dieses Thema
erfahren ?Können Sie mir einen Tip geben ?
Im Vorraus erstmal vielen Dank für Ihre Zeit
und viele Grüße
Rainer Michel

Benutzeravatar
Gerhard Schön
Beiträge: 1662
Registriert: Mi 16.02.05 23:09
Wohnort: München
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 37 Mal
Kontaktdaten:

Re: Silberabschläge von Dukaten

Beitrag von Gerhard Schön » Di 25.01.11 23:33

Sehr geehrter Herr Michel,
um beim Beispiel Augsburg zu bleiben, so gibt es nach dem Deutschen Münzkatalog 18. Jahrhundert (2008) einige reguläre Münzen (ohne Gedenkanlass) von 1700 bis 1745, die sowohl in Gold (einfache und mehrfache Dukaten) als auch in Silber (1/8, 1/4, 1/2, 1 Reichsspeziestaler) aus denselben Stempeln hergestellt wurden. Diese Silbermünzen sind selten und teuer. Was Augsburger Gedenkprägungen betrifft, so sind die recht häufigen und als "Silberabschläge von Dukaten" beworbenen Stücke durchweg die Normalversion kleiner Medaillen oder Jetons (Denkmünzen zum genannten Anlass ohne klar definierten Nominalwert), und etwaige Goldabschläge davon (die damals aus rein praktischen Erwägungen auf Dukatenfuß standen) sind die Ausnahme und Sonderversion. Zu den Münzen der Stadt Augsburg kommt demnächst ein neues Spezialwerk von Gerlind Werner, und das Thema silberne Gedenkjetons behandelt am Beispiel der Auswurfmünzen: Frankfurter Krönungsmedaillen aus den Beständen des Münzkabinetts (1992) von Gisela Förschner.
Gruß,
gs
Deutscher Münzkatalog, Euro Münzkatalog, Weltmünzkatalog.

Benutzeravatar
Marc
Beiträge: 1212
Registriert: Mi 07.09.05 15:37
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: silberabschläge von dukaten

Beitrag von Marc » Mi 26.01.11 07:35

Wie schon von Herrn Schön geschrieben können die Abschläge verschiedenste Gründe haben. Ich weis z. B. das in einigen Städten in meiner Region Sammler beim Stadtarchiv solche Abschläge beantragen konnten von Münzen die ihnen fehlten. Ähnlich wie es heute Nachprägungen gibt. Manchmal erkennt man diese daran dass sie mit einem korrodierten Stempel geprägt wurden. Bei mir in der Gegent endete diese Praxis damit, das alle Stempel nach Berlin geschickt werden mussten und heute dort im Museum liegen ( mit der Mediatisierung und Säkularisation fielen sie an Preußen ).
Aber natürlich gab es auch andere Anlässe, z. B. Stadt veranlasst selbst die Prägung zu einem Jubiläum, und es gab zeitgenössische Abschläge. Das ist viel Archivarbeit das für jede Münze extra herauszufinden, da ja von einem Stempel zu verschiedenen Zeiten Abschläge gemacht werden konnten.

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
  • Falscher Dukaten
    von Sieghelm » » in Fehlprägungen / Varianten / Fälschungen
    3 Antworten
    382 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Sieghelm
  • Lübeck 2 Dukaten
    von Ruford » » in Altdeutschland
    1 Antworten
    224 Zugriffe
    Letzter Beitrag von arnold_hille
  • Hamburger Dukaten
    von heiheg » » in Altdeutschland
    5 Antworten
    760 Zugriffe
    Letzter Beitrag von heiheg

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Yandex [Bot] und 10 Gäste