Bayern Max.Emanuel Frage zu 15 Kreuzer 1704

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rentner100
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Bayern Max.Emanuel Frage zu 15 Kreuzer 1704

Beitrag von rentner100 » Sa 09.02.13 11:55

Seit einigen Jahren sammle ich unter anderen auch die 15 Kreuzer Stücke von Max. Emanuel, dem "Blauen Kurfürsten" beginnend mit der Jahreszahl 1691 und endend mit der Prägung des Jahres 1704. Im Laufe der Zeit sind es einschließlich von Varianten insg. 67 Stücke geworden die mich immer wieder freuen. Besonders freuen mich die Stücke von 1704 und dazu meine Frage die mich brennend interessiert: Nachdem im Jahre 1704 mit der Verbannung von Max.Emanuel nur noch die kaiserliche Münzstätte in Augsburg die Münzen mit dem Bildnis von Max.Emanuel prägen durfte, müssten eigentlich alle 15 Kreuzer von 1704 auf die Münzstätte Augsburg hinweisen? Lt. angehängtem Bild hat eine der Münzen den Pyr im Av. unter dem Kopf, eine den Pyr im Rev. zwischen Wappen und Kurfürstenhut, aber die dritte Münze weist auf beiden Seiten keinen Pyr aus. Ist diese Münze was besonderes und hätte es dieses 15 Kreuzer Stück von 1704, ohne Pyr nicht geben dürfen?
Vielleicht kann mir jemand aus dem Münzforum etwas dazu sagen. Diese Frage quält mich schon seit langer Zeit und ich wäre für jeden Hinweis dankbar.
http://www.abload.de/img/004hllzv.jpg
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Nachtrag:
In einem Artikel von Frau Adelheid Hahn-Zelleke in mt 11/2006 über „Die Münzen der baierischen Kurfürsten 1623-1806“ hier. „Die Münzen der ersten Regierung des Kurfürsten Maximilian II. Emanuel (1679-1704/05)“ heißt es unter anderem“, ich zitiere:

„Der am 13. Dezember nach kurzer Belagerung eroberten Reichsstadt Augsburg wurden von Max Emanuel Kontributionen auferlegt, die vom 16. Dezember 1703 bis zum 21. Februar 1704 eine Höhe von 917.203 Gulden erreichten 25. Ihre Entrichtung wurde offenbar in Form von Fünfzehnern und Goldgulden gefordert, denn die Augsburger Münzstätte prägte mit der Jahreszahl 1704 baierische Fünfzehner (H.108) und
Goldgulden (H.109), die sich nur durch einen kleinen Schild mit dem Stadtwappen, dem sog. Pyr,unter der Büste des Kurfürsten von den Münchner Geprägen unterscheiden, deren Stempel ja auch in Augsburg hergestellt worden waren.“

Würde dies bedeuten, dass es auch Stempel für Fünfzehner ohne Pyr gab?, und nur zur Kenntlichmachung von Kontributionszahlungen
diese mit dem Pyr geprägt wurden? oder gibt es von 1704 nur solche Augsburger Prägungen mit Pyr in der einen oder anderen Form und damit wären die Fünfzehner ohne Pyr äußerst selten?

rentner100
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Re: Bayern Max.Emanuel Frage zu 15 Kreuzer 1704

Beitrag von rentner100 » Mo 04.03.13 16:21

Sind denn die Themen wirklich so speziell, dass sich darüber kein Wort verlieren läßt? Schade. Es wäre schön, wenns ich doch ein paar "Bayernspezies" outen würden. Vielleicht kommt man ins Gespräch und kann sich wenn Interesse besteht auch austauschen. Ich würde mich jedenfalls darüber sehr freuen.

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Gerhard Schön
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Max Emanuel 15 Kreuzer 1704

Beitrag von Gerhard Schön » Mo 04.03.13 23:39

Hallo rentner100,
zuerst einmal Glückwunsch zu diesem Sammelgebiet. In Augsburg gab es damals keine kaiserliche, sondern nur die städtische Prägeanstalt. Die Fünfzehner im Namen von Max Emanuel ohne Münzstättenzeichen wurden in München geprägt, und die mit dem Beizeichen der Pyr (Birne, nach der Form der Zirbelnuss) als Kontributionsprägungen in Augsburg. Zufälligerweise hat der Stempelschneider Philipp Heinrich Miller (Müller) (Beizeichen Stern) ebenfalls von Augsburg aus gearbeitet. Um herauszubekommen, wieviele Fünfzehner im Jahre 1704 in München geprägt wurden, müsste man die Akten im Bayerischen Hauptstaatsarchiv durchsehen. Anscheinend war mit den aus Augsburg nach Bayern gelieferten Kontributionsfünfzehnern der Bedarf an diesem Nominal im Zahlungsverkehr weitgehend gedeckt, so dass die Münzstätte in München kaum noch zuprägen musste. Die zirbelnussförmige Verzierung zwischen Kurhut und Wappen auf dem einen Stück halte ich nicht für das Augsburger Stadtwappen und würde an diese Stelle im Münzbild auch nicht hingehören.
Gruß,
gs
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rentner100
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Re: Bayern Max.Emanuel Frage zu 15 Kreuzer 1704

Beitrag von rentner100 » Di 05.03.13 11:47

Sehr geehrter Herr Schön,

ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Sie sich eingeschaltet haben und darf mich zugleich recht herzlich für Ihre Ausführungen bedanken. In der Literatur denke ich gelesen zu haben, dass im Jahre 1704 die Münzstätte in München nicht in Betrieb war ( oder nur für Talerprägungen nicht ausgerüstet war?), auch wenn den bekannten Veröffentlichungen weiter zu entnehmen ist (ich zitiere teilweise):
"Der am 13. Dezember 1703 nach kurzer Belagerung eroberten Reichsstadt Augsburg wurden von Max Emanuel Kontributionen auferlegt, die vom 16. Dezember 1703 bis zum 21. Februar 1704 eine Höhe von 917.203 Gulden erreichten. Ihre Entrichtung wurde offenbar in Form von Fünfzehnern und Goldgulden gefordert, denn die Augsburger Münzstätte prägte mit der Jahreszahl 1704 baierische Fünfzehner und Goldgulden, die sich nur durch einen kleinen Schild mit dem Stadtwappen, dem sog. Pyr, unter der Büste des Kurfürsten von den Münchner Geprägen unterscheiden, deren Stempel ja auch in Augsburg hergestellt worden waren.
Jedoch verlief die Entscheidungsschlacht bei Höchstadt (13. August 1704) unglücklich, worauf der Kurfürst aus Baiern nach Brüssel floh und die folgenden zehn Jahre im Exil verbrachte. Die Regentschaft in Baiern hatte er seiner zweiten Gemahlin, Theresia Kunigunde, übertragen (17. August 1704); sie kapitulierte am 7. November 1704. Am 16. Mai 1705 – die als Regentin eingesetzte Kurfürstin Theresia Kunigunde weilte seit März 1705 bei ihrer Mutter in Venedig– besetzten österreichische Truppen München. Der Kurfürstin wurde die Rückkehr nach Baiern verweigert. Die Statthalterschaft (Administration) hatte Graf Carl von Löwenstein-Wertheim-Rochefort übernommen.
Baiern kam unter kaiserliche Administration, aber das Rentamt München wurde der Kurfürstin zu Anfang vorerst überlassen, so daß die Münchner Münzstätte noch 1705 mit dem Bildnis Max Emanuels prägen konnte. Nach dem Tode Kaiser Leopold I. wurde am 16. Mai 1705 auch die baierische Hauptstadt besetzt. Als Stempelschneider waren zu dieser Zeit nach Ausweis von Abrechnungen aus dem Jahre 1705 wie bisher Caspar Zeggin in München (-1713), Philipp Heinrich Müller in Augsburg, sowie ein Adam Kolb in München tätig. Die Stempelanfertigung durch Philipp Heinrich Müller in Augsburg ist durch ein Schriftstück belegt, das J. V. Kull, aus bayerischen Archiven VII: Die Münzstätte München am Ende des XVII. Jahrhunderts, Mitt. d. Bayer. Num. Ges. 19, 1900,11-17 aus dem Staatssarchiv in Wien, Reichshofratsserie der Reichslehensakten der deutschen Expedition, Karton 7, B4, 1680/81,Lori III, Nr.68 (S.131f) entnommen hat und das in einem Artikel von Frau Adelheid Hahn-Zelleke in mt 11/2006 über „Die Münzen der baierischen Kurfürsten 1623-1806“ zu finden ist.
Der Umstand, daß alle Münzen auf der Rückseite den sechsstrahligen Stern Müllers tragen, bereitet nach wie vor Erklärungsschwierigkeiten; jedenfalls ist er auch auf den Augsburger Prägungen präsent ebenso wie auf den reichsstädtischen Prägungen von Augsburg dieser Zeit, für die kein anderer Stempelschneider in Frage kommt. Denkbar wäre, daß der Stern als Unterscheidungszeichen auf den Münchner Prägungen gegenüber den Wienern auf allen Stempeln angeordnet wurde."
Interessant wäre zu erfahren, wenn Sie die zirbelnussförmige Verzierung zwischen Kurhut und Wappen auf dem einen Stück nicht als Kennzeichnen für den Augsburger Stadtwappen-Pyr halten ( ein weiterer Pyr befindet sich auch über der XV und den Wappenfeld) und dieser Pyr an dieser Stelle im Münzbild auch nicht hingehören würde, was ist es dann? Somit wurden auch XV Kreuzer Stücke von 1704 dem Rentamt München von der Kurfürstin Theresia Kunigunde in der Zeit zwischen der Regentschaftsübertragung am 17. August 1704 und dem 16.Mai 1705 beauftragt. Erst danach erfolgten als erste münzpolitische Maßnahme der Administrationsregierung am 18. Juni 1705 die Herabwürdigung des überhöhten Wertes der Viertelgulden, Halbgulden und Goldgulden Max Emanuels . Damit wären die Münchner Prägungen mit der Jahreszahl 1704 (ohne Pyr) erklärbar.

Viele Grüße
rentner100

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Re: Bayern Max.Emanuel Frage zu 15 Kreuzer 1704

Beitrag von rentner100 » Di 05.03.13 12:10

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