Salvete!
Heute ein Blick auf L. Marcius Philippus, Münzmeister 56 v. Chr., von dem zwar nur eine Prägung existiert, aber eine sehr interessante.
L. Marcius Philippus stammt aus der gens Marcia: ein alter römischer Gentilname, abgeleitet vom Praenomen Marcus mit Suffix -ius. Als früheste Träger des Namens kennt man 2 halb mythische, halb geschichtliche Gestalten der römischen Frühgeschichte: zum einen den sagenhaften Ancus Marcius, der vierte der sieben mythischen Könige des Roms der vorrepublikanischen Zeit (zw. ca. 700 u. 509 v. Chr.), zum anderen Gnaius Marcius Coriolanus (Anfang 5. Jh. v. Chr.), den man in späterer Zeit gern als Vorkämpfer des römischen Hochadels im Konflikt mit der plebs ansah.
Die spätere Gruppe ist Teil der plebeiischen Nobilität, also nicht dem „Uradel“ angehörig, kann aber einigen Einfluß erringen: Allein für die Republikanische Zeit sind über 40 Marcii in fast allen wichtigen Ämtern bezeugt! Die Familie stellt in der Republik acht Münzmeister: L. Marcius Philippus ist der letzte in dieser Reihe.
Er lebte von ca. 80 bis nach 33 v. Chr., und scheint eine mustergültige Karriere in der Politik gemacht, also die Ämter des sgn. cursus honorum in der seit Sulla vorgeschriebenen Reihenfolge bekleidet zu haben: nach seinem Quaestoren-, bzw. Münzmeisteramt 56 unterstützt er Julius Caesar als Volkstribun. 44 Praetor, 38 Konsul zusammen mit P. C. Scipio, dann militärische Erfolge in Spanien mit anschließendem Triumph in Rom 33. Augur, also Mitglied einer Priesterschaft, die aus Naturzeichen den Götterwillen abzulesen versuchte, war er schon seit 56. Bereits sein Vater hatte eine wichtige Rolle gespielt: L. M. Philippus der Vater (ca. 102 - nach 43 v. Chr.) war mit der Schwestertochter Caesars und der Mutter des späteren Augustus verheiratet, Freund Ciceros, 56 Konsul und später Berater Caesars und Octavians.
Nun zur Münze:
Avers: im Perlenkranz der Kopf des Ancus Marcius, des vierten sagenhaften Königs Roms und Urahn des Geschlechts. Die römische Geschichtsschreibung nahm nämlich für die 1. Phase der Stadtentwicklung seit Gründung genau sieben Könige an: Romulus, Numa Pompilius, Tullus Hostilius, Ancus Marcius, Lucius Tarquinius, Servius Tullius und zuletzt Tarquinius Suberbus, der zum Tyrann wurde und den Römern so das Königtum für immer verleidete. Ihn soll Lucius Iunius Brutus getötet und hernach (509 v. Chr.) die Republik gegründet haben. Jedem dieser Könige wird eine spezifische zivilisatorische Leistung zugesprochen: Aufbau des Heeres, Förderung des Religionswesens, Ausbau der Landwirtschaft etc. Als Leistung des Königs Ancus Marcius gilt u. a. die Schaffung der röm. Wasserversorgung. Lucius Marcius ist übrigens nicht der einzige Münzmeister aus dieser gens, der den Ancus abbildet: Vgl. den Denar von C. Marcius Censorinus Albert 1209!
Revers: ein Reiter, bzw. Reiterstandbild. Wessen, ist unklar, verm. ist es aber Q. Marcius Tremulus, Konsul 306 und 288, Triumphator über Samniten und Herniker. Der ist schon auf einer Prägung des L. Marcius Philippus von 113/112 zu sehen. Die Reiterstatue steht auf den Bögen eines Aquäduktes, in diesem Fall der sgn. Aqua Marcia. Dieses sehr alte Aquädukt, das man schon dem König Ancus zuschrieb, war 144 v. Chr. durch Quintus Marcius Rex während seiner Amtszeit als Praetor (die waren u. a. für die Infrastruktur zuständig) renoviert worden: diese Wasserleitung war also ein Familienprojekt!
Münzmeister der Republik: L. Marcius Philippus
Moderator: Homer J. Simpson
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