Victoria, Heiden, Christen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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donolli
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Victoria, Heiden, Christen

Beitrag von donolli » Mo 10.05.04 19:47

hallo.
habe in der letzten zeit einiges an kaiserbiographien gelesen. dabei bin ich besonders bei den spätrömischen kaisern hängen geblieben. sicherlich kennt ihr ja alle den streit um den victoria-altar im senat zwischen gratian, theodosius, etc. und der noch immer überwiegend heidnischen römischen senatsaristokratie. das gute stück wurde ja letztendlich für immer verbannt, da man ja jetzt christlich war und der altar ein symbol aus heidnischer zeit. soweit sogut.
was mich aber frapiert ist die tatsache, dass die victoria aber auf den münzen des gratian, des theodosius sowie auf (fast) allen münzen der noch bis zum bitteren ende westroms regierenden kaiser auftaucht. ein heidnisches symbol.... ist das nicht schizophren? jedenfalls kann ich mir keinen vernünftigen reim drauf machen

Sir Oly
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Beitrag von Sir Oly » Di 11.05.04 00:11

Die Kaiser der damaligen Zeit wollten wohl mit den Victoria Prägungen Stärke demonstrieren. Die Victoria war halt ein altes Symbol das Jeder kannte. Das V für Victory ist ja auch heute noch als Siegessymbol im Gebrauch :wink: .

secundus
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Beitrag von secundus » Di 11.05.04 12:58

Die Christen haben die Victoria als Engel umfunktioniert, so wie sie die "heidnischen" Tempel zu Kirchen umbauten - der totale Triumpf.

Das beantwortet allerdings nicht donellis Frage.
Selbst noch unter den orthodoxen Byzantinern wurde die Victoria auf deren Münzen geprägt.
http://www.wildwinds.com/coins/sb/sb0477.html

Ebenso findet man die Stattgöttin Tyche mit dem Flussgott Orontes auf einer Münze des Justin I.
http://www.wildwinds.com/coins/sb/sb0111.html

Wenn man nun unterstellt, die Victioria wäre gar keine ernstzunehmende Göttin, sondern mehr die Personifikation des Sieges, nur ein Symbol, erklärt sich damit zwar die Toleranz gegenüber ihrer Abbildung auf Münzen, aber die Schließung des Altars wird umso unverständlicher.
Vielleicht ist der Eiferer Gratian dabei etwas über das Ziel hinausgeschossen ?

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donolli
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Beitrag von donolli » Di 11.05.04 17:53

secundus hat geschrieben:
Wenn man nun unterstellt, die Victioria wäre gar keine ernstzunehmende Göttin, sondern mehr die Personifikation des Sieges, nur ein Symbol, erklärt sich damit zwar die Toleranz gegenüber ihrer Abbildung auf Münzen, aber die Schließung des Altars wird umso unverständlicher.
Vielleicht ist der Eiferer Gratian dabei etwas über das Ziel hinausgeschossen ?
Das ist eben das was ich meine. Es gibt ja wohl nichts was die argumente der christlichen seite mehr entkräftet als die tatsache, dass ihr gewichtigster fürsprecher (der kaiser) den stein des anstoßes höchstpersönlich auf münzen prägen lässt. warum hat man dann eben nicht den altar dort belassen wo er war, wenn es nur um personifizierung des sieges ging? hatte er nicht große symbolkraft für die römer in schwieriger zeit und erinnerte sie an vergangene größe?

secundus
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Beitrag von secundus » Di 11.05.04 20:56

Vielleicht machte es für die Staatsreligion einen entscheidende Unterschied zwischen einem bloßen Symbol auf den Münzen, das in Verbindung mit dem Porträt auf der Vs. für den siegreichen Kaiser stand und einem Altar, der Victoria über das reine Symbol zu einer Göttin erhebt der man opfert.
Dass allerdings solch abstrakter Unterscheidung auch den meisten Zeitgenossen einleuchtend war, wäre zu bezweifeln und die Wirkung auf das Bewusstsein der Bevölkerung, die von der Vielzahl der Münzen ausging ist sicher viel höher einzuschätzen als die von einem einzigen Altar.

Rätseln wir also weiter !

Sir Oly
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Beitrag von Sir Oly » So 30.05.04 11:58

Ein wunderschönes Beispiel dafür, das die Victoria (auch ohne Altäre) noch lange als Siegessymbol herhalten mußte :) !! http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... otohosting Hier sogar noch mit dem original Zubehör :wink: ,Lorbeerkranz und Palmzweig !!

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