urlaubsmitbringsel

Keltische Münzen

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Attacke
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urlaubsmitbringsel

Beitrag von Attacke » Fr 13.10.06 20:52

hallo allerseits!

eigentlich ein römischrepublikanischer, habe ich aus dem urlaub in der provence dieses stück mitgebracht, das vielleicht ein gallo-kelte ist.

wer kann mir etwas dazu sagen?

mit dank und vielen grüssen.
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kelten 1.JPG
kelten 2.JPG
Es lebe die Republik! Tod Caesar! Kampf Marc Anton! Cicero!

kollboy
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Beitrag von kollboy » So 15.10.06 18:48

ich bin hier leider ohne meine literatur, und dein bild des reverses (oberes foto, linker unterer quadrant) ist ziemlich verschwommen, aber wenn mich mein gedaechtnis nicht voellig im stich laesst (bezueglich stammesnamen tut es das gerade), dann ist das genau die muenze, die carel castelin als ein moegliches vorbild fuer den boischen rolltierstater (imo der schoensten keltischen muenze ueberhaupt!), neben dem skythischen motiv des eingerollten drachen, diskutiert.

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Attacke
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Beitrag von Attacke » Mo 16.10.06 09:18

hallo allerseits.

was mich vor allem wundert, ist der äusserst knappe schrötling und die (für mich) vollkommene undeutbarkeit des avers/revers-motives (nicht die kreuz-seite). der händler sagte etwas von pferd und kubismus ...

kann ich irgendwo (@kollboy) in diese von Dir erwähnte diskussion mal einblick nehmen?

ps: für das stück habe ich 120 teuro bezahlt.

danke und viele grüsse.
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Beitrag von Attacke » Mo 16.10.06 10:08

noch etwas:

gibt es für meine münze ein standardwerk, bevorzugt eine online-datenbank, die bei der bestimmung helfen könnte? (wie für römer reichlich vorhanden)

viele grüsse!
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kollboy
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Beitrag von kollboy » Mo 16.10.06 14:42

ich weiss noch nicht mal, ob der tip von mir ueberhaupt richtig ist - es ist aber halt genau das, was mir beim betrachten der uenze zuerste eingefallen ist - mein gebiet bei den kelten ist eher noriker, boier udn sueddeutsche (vindeliker)

das buch ist carel castelin: "die goldprägung der boier", schon ein aelteres buch, aber ein standardwerk udn muesste an jeder uni, die zumindest archaeologie anbietet, in der bibliothek stehen.

genauere angaben kann ich am kommendenden we machen, da bin ich wieder dort, wo auch meine buecher, darunter dieses, stehen.

Gast
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Beitrag von Gast » Mo 16.10.06 17:20

Für einen Kelten halte ich das Teil nicht - das christliche Symbol des Kreuzes wäre schon ziemlich ungewöhnlich.

Wo warst Du denn in Urlaub ????

petzlaff

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Beitrag von Attacke » Di 17.10.06 09:07

salut.

ich war in der provence: wiewohl das für die münze nichts zu bedeuten haben muss, aber vielleicht kann. (was wäre dann der unterschied zwischen keltischen und gallischen münzen? inwieweit taugen diese kategorien überhaupt?)

ich meine aber, mir wären auch in der heidnischen münzprägung schon kreuze begegnet, aber eben nicht religiös konnotiert. und die darstellung auf der anderen seite erinnert doch schon an die kubistischen motive, die soviel aufmerksamkeit erregt haben.

et semper valete!
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missmarple
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Beitrag von missmarple » Di 17.10.06 19:25

Meiner bescheidenen Meinung nach ist dies eine kreuzmünze der Tectosagen,
Die Tectosagen waren ein keltischer Stamm, der ursprünglich aus Hercynia silva (Gesamtheit der deutschen Mittelgebirge vom Rhein bis zu den Karpaten) stammte. Ein Zweig siedelte später in die Gegend von Tolosa (Toulouse) um, ein anderer wanderte zusammen mit zwei weiteren Keltenstämmen, über den Balkan nach Kleinasien aus und eroberte dort das Gebiet um Ankara. Diese Kelten wurden fortan Galater genannt, die Gegend, die sie besiedelten, Galatien.
Auf der Rückseite Leier und Gerstenkorn in Form eines Kreuzes angeordnet.
Ein Kreuz, dessen Balken sich bis an den Rand der Münze fortsetzen, mit verschiedenen Zeichen in den vier Winkeln, bildet den gewöhnlichen Typus der jüngeren, zumeist sehr roh geprägten Münzen dieses Volksstammes.
Av: "Tete cubiste" wie die gallische Numismatik das nennt, bei uns in Wien würde man dieses kubistische Antlitz frei übersetzt als "Quadratschädel" bezeichnen :)
hoffe, das hilft weiter.
mit detektivisch kollegialen grüssen
miss marple
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Beitrag von taurisker » Mi 18.10.06 00:08

Hallo zusammen,

um die Identifikation durch missmarple zu präzisieren und um petzlaff zu widersprechen in seinem Urteil, dass es sich hierbei um keine Keltenmünze handelt, hier das Ergebnis meiner fundierten Nachforschung:

dieses Stück ist eine sog. "Tectosagen" Kreuzmünze der Cadurici oder Tolosates, heutige Region Toulouse, datierbar etwa 150-100 vuZ. - Av Kopf mit großem Auge und Buckellocken, Rv. Kreuz mit Omphalos im Zentrum, in den Kreuzwinkeln Ring, Axt und Oliven - sehr dicker, typischer Hackschrötling - Referenz: Castellin 68ff, Allen 1990 89f, Scheers 1975 54, Dembski 183

Bei diesem Kreuz handelt es sich um ein urkeltisches Symbol für die Vierzahl, der Omphalos im Zentrum ergänzt das Ensemble auf die Fünfzahl.

LG
taurisker

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Beitrag von Attacke » Mi 18.10.06 14:46

salvete.

besten dank für Eure nachforschungen: jetzt muss ich auf dem avers nur den "kopf mit grossem auge und buckellocken" finden. :?

gratias omnibus et semper valete!
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Beitrag von taurisker » Mi 18.10.06 18:14

salut @ Attacke

schau mal, da gibz ein Referenzexemplar der Volcae Tectosages aus einer Händlerauktion, das deiner Münze sehr nahe kommt:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... =95&Lot=12

Referenziert ist das mit Castellin 70, aus welcher Ausgabe, da bin ich überfragt.

Anbei noch das Bild der obigen Münze, hab das mal richtig hingedreht und die Konturen nachgezogen - die unregelmäßigen Hackschötlinge woraus diese Münzen geprägt wurden sind meistens ziemlich dezentriert vom Bild her, da braucht man etwas Fantasie.
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kelten_1.jpg

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Beitrag von Attacke » Do 19.10.06 16:10

@taurisker

vielen dank für die erkennungshilfe. man muss sich in die besondere ästhetik dieser münzbilder - und die machen ja gerade den reiz aus - erst "einsehen".

viele grüsse!
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