südtirol?
- protector
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südtirol?
hallo an alle, also da das wort südtirol nicht einmal im forum vorkommt (oder hat der suchscript probleme mit umlauten?), möcht ich Euch fragen wie es mit münzen aus südtirol aussieht.
ob mittelalterliche münzen südtirols so gut wie nicht zum tausch/kauf vorhanden sind, oder ob es mit der literatur nicht so hinhaut wie es vielleicht sollte, oder hatte südtirol überhaupt keine eigene prägestätte? hatte südtirol tatsächlich nach der romanisierung sofort münzen aus hall hergenommen ? kann mir das aber kaum vorstellen da z.b. die stadt bozen eine blühende handelsstätte im mittelalter war...
was jemand was von alten südtiroler münzen, vorausgesetzt es gibt sie?
danke
ob mittelalterliche münzen südtirols so gut wie nicht zum tausch/kauf vorhanden sind, oder ob es mit der literatur nicht so hinhaut wie es vielleicht sollte, oder hatte südtirol überhaupt keine eigene prägestätte? hatte südtirol tatsächlich nach der romanisierung sofort münzen aus hall hergenommen ? kann mir das aber kaum vorstellen da z.b. die stadt bozen eine blühende handelsstätte im mittelalter war...
was jemand was von alten südtiroler münzen, vorausgesetzt es gibt sie?
danke
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hallo @protector,
geprägt wurde im südtirolischen unter anderem in
Meran 1253 - 1477
Brixen zweite hälfte 12. jh. bis ?
Trient zweite hälfte 12. jh. bis 1347
Toblach 1460 - 1462
wobei in meran die beteudendst münzprägestätte vor hall gewesen ist.
da gab es als bekannteste geprägte münze den etschkreuzer und den meinhardzwanziger benannt nach graf meinhard II. von tirol-görz.
1477 wurde die münzprägung von meran nach hall verlegt wegen der schwazer silberfunde.
das ist nur ein kurzer einblick in die sehr faszinierende und interessante geschichte dieses gebietes.
geprägt wurde im südtirolischen unter anderem in
Meran 1253 - 1477
Brixen zweite hälfte 12. jh. bis ?
Trient zweite hälfte 12. jh. bis 1347
Toblach 1460 - 1462
wobei in meran die beteudendst münzprägestätte vor hall gewesen ist.
da gab es als bekannteste geprägte münze den etschkreuzer und den meinhardzwanziger benannt nach graf meinhard II. von tirol-görz.
1477 wurde die münzprägung von meran nach hall verlegt wegen der schwazer silberfunde.
das ist nur ein kurzer einblick in die sehr faszinierende und interessante geschichte dieses gebietes.
mfg
upuaut
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Für die Verlegung der Münzprägung nach Hall gab es mehrere wirtschaftliche und politische Gründe. Von Hall wurden grosse Mengen des hier gewonnenen Salzes exportiert, weshalb viele Gold- und Silbermünzen nach Hall flossen, wo sie eingeschmolzen wurden und als Rohmaterial für die Prägung dienten. Auch hatte man um die Mitte des 15. Jahrhunderts sie ertragreichen Silberadern in Schwaz entdeckt. In beiden Fällen bedeutete der Transport des Silbers nach Meran eine umständliche und manchmal gefahrvolle Prozedur, der man durch die Errichtung einer Prägestätte in Hall entgehen konnte.
Die politischen Gründe waren ebenso vielschichtig. Die Ausbreitung des Osmanenreiches nach Westen hatte allmählich auch zu einer Bedrohung Tirols geführt, zumal türkische Heerscharen schon das Drautal aufwärts gezogen waren und ein weiteres Vordringen durch das Pustertal in den südlichen Landesteil Tirols zu befürchten war. Aber auch die westlichen Nachbarn, die Eidgenossen, deren Einfall durch das Vinschgau im Kriegsfall jederzeit erfolgen und den Verlust Merans bedeuten konnte, waren nicht zu unterschätzen.
Die politischen Gründe waren ebenso vielschichtig. Die Ausbreitung des Osmanenreiches nach Westen hatte allmählich auch zu einer Bedrohung Tirols geführt, zumal türkische Heerscharen schon das Drautal aufwärts gezogen waren und ein weiteres Vordringen durch das Pustertal in den südlichen Landesteil Tirols zu befürchten war. Aber auch die westlichen Nachbarn, die Eidgenossen, deren Einfall durch das Vinschgau im Kriegsfall jederzeit erfolgen und den Verlust Merans bedeuten konnte, waren nicht zu unterschätzen.
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@payler: danke sehr interessant, auch wenn ich leider davon ausgehe das nicht so einfach sein wird eine kleine, bescheidene sammlung südtiroler münzen aufzustellen. oder? ich möchte nämlich eine kleine sammlung mit 10 bis 15 mü machen wobei die münze zw. 50-70 euro kosten sollte....
zu meiner zusatzfrage: hab jetzt etwas rumgesucht... kann es sein das südtirol damals zur provinz NORICUM gehört hatte, das zur größeren einteilung GAUL gehörte?
kann mir jemand sagen ob es fürs Noricum gesonderte prägungen gegeben hat?
dankeschön
zu meiner zusatzfrage: hab jetzt etwas rumgesucht... kann es sein das südtirol damals zur provinz NORICUM gehört hatte, das zur größeren einteilung GAUL gehörte?
kann mir jemand sagen ob es fürs Noricum gesonderte prägungen gegeben hat?
dankeschön
Zuletzt geändert von protector am So 23.03.03 13:08, insgesamt 1-mal geändert.
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es gab Funde von Römermünzen in Tirol.protector hat geschrieben:danke für die antwort, sind derartige münzen überhaupt zu bekommen?
zusatzfrage:
gab es sondrprägungen für den tiroler raum während der römischen zeit? welche röm. provinz ist/sind am alpenraum?
danke!
- in Innsbruck gab es eine Römerbefestigung - Veldidena, in der peutingerschen Tafel und im Itinerarium Antonini genannte Station an der römischen Brennerstraße, das heutige Wilten bei Innsbruck. Nördlich des Klosters Wilten befand sich das spätrömische Kastell (Quadrat mit einer Seitenlänge von 72 m), als Versorgungsstützpunkt im 4. Jahrhundert errichtet, Gräberfeld des 2.-4. Jahrhunderts.
- weiters gab es die Römerstrasse über den Brenner nach Süden.
- ob es eine eigene Prägestätte in Tirol gab ist mir auch nicht bekannt.
- bei Lienz in Ostirol ist mir noch Aguntum bekannt - Aguntum, zirka 4 km östlich von Lienz in Osttirol gelegene bedeutende römische Siedlung, die unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) zur autonomen Stadt, zum Municipium Claudium Aguntum, erhoben wurde. Ihre Blütezeit war im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr., in der Spätantike mehrmals zerstört; im 5. Jahrhundert war Aguntum Sitz eines Bischofs (Lavant). Um 610 wurde bei Aguntum der Bayernherzog Garibald II. von den Slawen besiegt. Ausgegraben wurden eine Stadtmauer mit monumentaler Toranlage, ein nach italischem Vorbild gebautes Atriumhaus sowie Handwerker- und Geschäftsviertel. Zeugnisse des frühen Christentums sind eine Grabkapelle und eine Friedhofskirche. Noch im 16. Jahrhundert waren antike Ruinen sichtbar; seit dem 18. Jahrhundert finden Ausgrabungen statt.
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Entliehen aus einem Artikel der ÖNB:
Unter Kaiser Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.) dehnte Rom seinen Einfluss auf fast das gesamte Gebiet des heutigen Österreich aus. Mit den römischen Truppen, dem Aufblühen des Handels, der Errichtung von Straßen und dem Ausbau städtischer Siedlungen strömte römisches Münzgeld in die Gebiete entlang des Donaulimes ein.
Doch wurden, vermutlich aus Sicherheitsgründen, in den Provinzen Pannonien, Noricum und Raetien keine eigenen Münzstätten betrieben. Selbst als Thronstreitigkeiten Ende des 2. Jahrhunderts und die krisenhafte Entwicklung im 3. Jahrhundert (Einfälle von germanischen Stämmen, Pestepidemie und Silbermangel) eine inflationäre Entwicklung auslösten und zusätzliche Reichsmünzämter eingerichtet werden mussten, erfolgte die Versorgung der österreichischen Gebiete in erster Linie durch die Münzstätten Aquileia und Siscia (Sisak an der Save).
Auffallend bei den Münzfunden aus der römischen Zeit sind die zahlreichen Fälschungen. Eine davon, die so genannte „Limes-Falsa“, scheint im lokalen Geldverkehr eine bedeutende Rolle gespielt zu haben und dürfte Anfang des dritten Jahrhunderts mit behördlicher Duldung zur Abhilfe der drückenden Kleingeldnot ausgeprägt worden sein. Darüber hinaus zirkulierten im Limesgebiet auch „gefütterte“ Denare, die einen Kupferkern hatten und mit einer Silberschicht überzogen waren.
Unter Kaiser Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.) dehnte Rom seinen Einfluss auf fast das gesamte Gebiet des heutigen Österreich aus. Mit den römischen Truppen, dem Aufblühen des Handels, der Errichtung von Straßen und dem Ausbau städtischer Siedlungen strömte römisches Münzgeld in die Gebiete entlang des Donaulimes ein.
Doch wurden, vermutlich aus Sicherheitsgründen, in den Provinzen Pannonien, Noricum und Raetien keine eigenen Münzstätten betrieben. Selbst als Thronstreitigkeiten Ende des 2. Jahrhunderts und die krisenhafte Entwicklung im 3. Jahrhundert (Einfälle von germanischen Stämmen, Pestepidemie und Silbermangel) eine inflationäre Entwicklung auslösten und zusätzliche Reichsmünzämter eingerichtet werden mussten, erfolgte die Versorgung der österreichischen Gebiete in erster Linie durch die Münzstätten Aquileia und Siscia (Sisak an der Save).
Auffallend bei den Münzfunden aus der römischen Zeit sind die zahlreichen Fälschungen. Eine davon, die so genannte „Limes-Falsa“, scheint im lokalen Geldverkehr eine bedeutende Rolle gespielt zu haben und dürfte Anfang des dritten Jahrhunderts mit behördlicher Duldung zur Abhilfe der drückenden Kleingeldnot ausgeprägt worden sein. Darüber hinaus zirkulierten im Limesgebiet auch „gefütterte“ Denare, die einen Kupferkern hatten und mit einer Silberschicht überzogen waren.
- tournois
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Rizolli hat auch noch ein anderes Buch verfasst.upuaut hat geschrieben:@protector wenn dich dieses gebiet interessiert gäbe es ein sehr gutes buch über dieses gebiet der numismatik und zwar das "tiroler münzbuch" autoren: moser rizolli tursky, erschienen im haymon verlag 1984
H. Rizolli, "Münzgeschichte des alttirolischen Raumes im Mittelmeer und Corpus Nummorum Tirolensium Medievalium", Bozen 1991.
Ich weiß das dort auch die Münzstätten Brixen/Innsbruck, Trient, Lienz und Meran vor 1363 behandelt werden.
Zuletzt geändert von tournois am Mo 24.03.03 23:28, insgesamt 1-mal geändert.
[b]tournois[/b]
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"Wir leben in einem Zeitalter, in dem die überflüssigen Ideen überhand nehmen und die notwendigen Gedanken ausbleiben!"
Joseph Joubert 1754 - 1824
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