Beethoven 10 Markstück in PP

Münzen der DDR
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Zhou
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Beethoven 10 Markstück in PP

Beitrag von Zhou » Mo 08.02.10 21:30

Das 10-Markstück Beethoven (Silber) gibt es auch in PP - habe ein solches
Stück vor einigen Wochen über eine Münzauktion erstanden, für gar nicht mal so viel Geld. Diese PP-Münze der Beethoven-Ausgabe muß eine sehr
große Rarität sein, den sie wird in den einschlägigen Münzkatalogen wie auch in der sonstigen Münzliteratur, die sich mit der Historie der DDR- Münz-
prägungen befaßt, gar nicht erwähnt. Daraus kann man schließen, daß nur
einige wenige PP-Stücke hergestellt worden sein können, wenn nicht gar
nur ein Einzelstück - ich habe jedenfalls in meiner langjährigen Sammler-
zeit noch niemals von der Existenz dieser Münze(n?) gehört. Und nun habe
ich plötzlich diesen PP-Beethofen. Auf meine Nachfrage beim Auktionshaus
erfuhr ich nur, das der zur Auktion eingereichte Bestand an DDR- Gedenkmünzen aus einem Nachlaß stammt. Wie mag der Vorbesitzer wohl
an diese Münze gekommen sein? Hatte er einen engen Bezug zu den Chefs
der Berliner Münze? Wurde sie ihm von führenden Genossen der DDR für irgendwelche Dienste überreicht? Was könnte diese Münze wohl erzählen?
Wer kann mehr zu der PP-Variante Beethoven sagen? M.f.G. Zhou

einsteinturm
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Re: Beethoven 10 Markstück in PP

Beitrag von einsteinturm » Sa 10.04.10 15:59

hallo-ich würde das stück zu einem sachverständigen geben z bsp franquinet-und wenn der pp bestätigt freue dich übers schnäppchen und verwahre sie im tresor denn der wert geht denke ich mal schon in einen 5stelligen bereich, aber evtl. ist es auch ein erstabschlg. mfg. einsteinturm

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Gerhard Schön
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Re: Beethoven 10 Markstück in PP

Beitrag von Gerhard Schön » Di 20.04.10 17:44

Zhou hat geschrieben:Diese PP-Münze der Beethoven-Ausgabe muß eine sehr große Rarität sein, den sie wird in den einschlägigen Münzkatalogen wie auch in der sonstigen Münzliteratur, die sich mit der Historie der DDR-Münprägungen befaßt, gar nicht erwähnt.
Die PP Version der Beethoven Münze (S#29b) ist sehr wohl in der einschlägigen Literatur erwähnt (zum Beispiel im Kleinen deutschen Münzkatalog 2010), es handelt sich aber um Prägungen, die vier Jahre nach Erscheinen der Normalausgabe nachträglich und ohne Auftrag des Münzherrn (Staatsbank) hergestellt wurden. Die bisher erzielten Preise bewegen sich um die 4000 Euro. Davon abgesehen gibt es, wie bereits erwähnt, Erstabschläge der Normalversion, die den Eindruck von PP erwecken können.
Gruß,
gs
Deutscher Münzkatalog, Euro Münzkatalog, Weltmünzkatalog.

Zhou
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Re: Beethoven 10 Markstück in PP

Beitrag von Zhou » Sa 24.04.10 16:06

Hallo, Einsteinturm und gs.Recht vielen Dank für die Informationen. Es ist definitiv eine in PP-Version hergestellte Silbermünze. Habe dazu noch eine Frage:
Was hat es mit der 4 Jahre später erfolgten Nachprägung ohne Staatsbank-Auftrag auf sich? War das eine illegale Aktion von Mitarbeitern der VEB Münze Berlin zum Zwecke der privaten Bereicherung? Oder waren hier auch Leitungspersonen der mittleren Ebene der Staatsbank der DDR oder der VEB Münze Berlin beteiligt? Geschah dies aus eigenen Interessen oder auf Anregung von Außenstehenden?
Wieviel Stück sind dabei in PP geprägt worden? Braucht man dazu nicht einen neuen, extra für die PP-Prägung angefertigten und entsprechend behandelten Prägestempel ? - dann muß dieser doch irgendwo von kompetentem Fachpersonal angefertigt worden sein - also waren hier eine ganze Reihe von Leuten eingebunden, und alle haben "dicht gehalten", so daß der Münzherr (Staatsbank) davon nichts mitbekommen hat - und dies trotz gewiß erfolgter Sonderüberwachung der VEB Münze Berlin (alle Mitarbeiter und auch des täglichen Produktionsablaufes). Wenn das aufgeflogen wäre, hätte man davon gewiß etwas in Sammlerkreisen mitbekommen. Also müßte diese Nachprägung vielleicht doch von kompetenten Leuten"ganz oben" der VEB Münze Berlin abgesegnet gewesen sein.
Wenn nun solche PP-Stücke von Beethoven irgendwo im Handel aufgetaucht wären, hätte man doch die Herkunft 100%ig sicher ermitteln können: die VEB Münze Berlin, und damit dann auch die beteiligten Akteure rasch namentlich ausfindig gemacht. Diese Gefahr wäre nicht gegeben, hätte man ganz wenige oder auch nur ein Einzelstück als Repräsentations-Stücke hergestellt für besondere, vorher genau festgelegte und für dieses Sondergeschenk herausgesuchte Personen. Diese PP-Stücke wären dann auch nicht im Handel aufgetaucht. Aber auch dann wäre diese "Aktion" von der Chefetage der VEB Münze Berlin abgesegnet gewesen. Doch ohne Zustimmung des Münzherrn, der Staatsbank? Sozusagen ein illegaler Alleingang? Oder steckte hier eine SED-Führungsriege dahinter, die solch einen Auftrag jederzeit auslösen konnte (Günter Mittag, Alexander Schalck-Golodkowski, Erich Honecker) und bei Bekanntwerden auch keinerlei strafrechtliche Konsequenzen zu befürchten gehabt hätte? Dieser Personenkreis hätte auch ohne weiteres die Anfertigung eines besonderen Prägewerkzeuges für eine PP-Prägung in Auftrag geben können, ohne daß bohrende Rückfragen entstanden wären oder gar die Gefahr einer Aufdeckung oder einer Verweigerung der Herstellung erfolgt wären (keine Diskussionen, keine Infragestellung, der Auftrag kam ja von "ganz oben"). Und daß es solche "Sonderaktionen übers Wochenende in der VEB Münze Berlin gab, beweist der Bericht über die Herstellung der DDR-Goldmünze "40. Jahrestag der Befreiung/10 Mark/ 1985", bei der 66 Münzen in Rotgold und 200 Münzen in Weißgold geprägt worden sind,zusammen also 266 Exemplare, bei 400 von Schalck-Golodkowski aus der Schweiz besorgten und zur Verfügung gestellten Gold-Ronden.
Hier ein Auszug aus dem Bericht "Goldfüchse für Politbürokraten" in der Münzenzeitschrift "mt 4/2008" von Hans-Joachim Huwe, des bis 1990 amtierenden Münzdirektors der VEB Münze Berlin: "Schalck versprach mir, dass diese Stücke für repräsentative Zwecke verwendet werden und nie in der Öffentlichkeit auftauchen", erklärte Huwe im Rückblick. Ergänzend ist dazu von einem früheren Mitarbeiter der Berliner Münze zu erfahren, daß diese Prägungen in der "betriebsarmen Zeit", etwa einer zweiten Schicht oder zu Beginn der Frühschicht, hergestellt wurden. Zumindest in der Münze habe man über den Auftrag gesprochen, weil er wegen der Verwendung von Gold etwas Besonderes darstellte. Da aber generell Schweigepflicht über alles bestand, was in dem Betrieb geschah, sei nichts nach draußen gedrungen. Über ihren Sinn und Zweck habe man sich nicht den Kopf zerbrochen, sondern sei zur Tagesordnung übergegangen."
Soweit der Auszug. Lief bei der evtl. späteren PP-Prägung der Beethoven-Münze ein ähnliches Szenario ab?
Ich glaube, dieses PP-Stück Beethoven hat uns noch eine sehr spannende Geschichte zu erzählen.
Wer weiß mehr darüber? Wer kann weitere Info-Puzzle beisteuern? Sehr informativ wären Auskünfte von jenen Mitarbeitern, die damals an der Herstellung beteiligt gewesen waren. Gibt es sie noch? Würden sie ihr Wissen preisgeben? Für die Geldgeschichte der DDR wäre dies ein sehr interessanter und wissenswerter Fakt.
Gruß allen Interessierten der DDR-Münzgeschichte
Zhou

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