Konventionstaler 1766 Nur 30 Exemplare geprägt???

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goldschatz
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Konventionstaler 1766 Nur 30 Exemplare geprägt???

Beitrag von goldschatz » Di 15.01.08 00:14

Hallo zusammen,
habe hier ein Angebot bei einem E..-Anbieter entdeckt und wollte eure Meinung zu dem Stück hören.Mir fählt leider die entsprechende Lektüre,um die Angaben des Verkäufers bestätigen zu können.Könnt ihr weiterhelfen?Vielen Dank schon mal vorab.
goldschatz

http://cgi.ebay.de/Konventionstaler-176 ... dZViewItem

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Gerhard Schön
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Re: Konventionstaler 1766 Nur 30 Exemplare geprägt???

Beitrag von Gerhard Schön » Di 15.01.08 09:58

Ja, stimmt schon, diese Version von 1766 mit dem Erzherzogshut mit Bügel nach rechts und Inschrift BURGAUIAE statt BURGOVIAE ist die seltene (Burgau S#A11). Es hat noch im Jahre 1792 ein paar Neuabschläge gegeben.
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Beitrag von goldschatz » Di 15.01.08 10:44

@Gerhard Schön
Ich danke dir vielmals für die schnelle Antwort.
Es handelt sich bei diesem Stück also um einen Abschlag der Originalprägung,das Originalstück ist bestimmt kaum bezahlbar bei der Seltenheit.
goldschatz

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Huehnerbla
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Beitrag von Huehnerbla » Di 15.01.08 13:18

Originalprägung passt hier nicht ganz. Die 30 Münzen, die seinerzeit in Günzburg geprägt wurden, stellten eine Probeserie dar. Die Probeserie wurde nach Wien zur Hofkammer geschickt um dort begutachtet zu werden. Wie bereits erwähnt, gab es 1792 eine Nachprägung mit den gleichen Stempeln, die allerdings problemlos anhand der Randschrift unterscheidbar ist. Da man die Randschrift bei der Auktion nicht sieht, kann man auch nicht sagen, ob die angebotene Münze nun 1766 oder 1792 geprägt wurde ...
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Re: Konventionstaler 1766 Nur 30 Exemplare geprägt???

Beitrag von kopronymos » Mo 05.04.10 21:27

Weiß jemand, woran man die Randschrift von 1766 und 1792 unterscheiden kann?

Wieviele Stücke wurden 1792 geprägt und warum wurden diese Exemplare nachgeprägt?

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Re: Konventionstaler 1766 Nur 30 Exemplare geprägt???

Beitrag von Huehnerbla » Do 08.04.10 09:16

Hallo,

die Unterscheidung der Stücke kann durch die Länge der Randschrift erfolgen. Die Randschrift lautet: JUSTITIA ET CLEMENTIA. Bei den Proben aus dem Jahr 1966 ist das Wort CLEMENTIA ca. 34 mm lang, bei den Nachprägungen von anno 1792 ist es deutlich kürzer (ca. 20 mm).
Zum Grund muss man ein wenig ausholen. Im August 1791 trafen sich auf Schloss Pillnitz der Kaiser Leopold II. und der preußische König Friedrich Wilhelm II. Ziel dieser Unterredung war es, den Krieg gegen die Türken endgültig zu beenden. Denn man war der Ansicht, dass sie Soldaten anderswo gebraucht werden. In Frankreich wütete die Revolution und man hatte berechtigterweise Bedenken, dass die Auswirkungen auch das Deutsche Reich erschüttern würde. Man zog also an der Grenze zu Frankreich Truppen zusammen. Diese mussten aber erst mal finanziert werden. Deshalb schichte die Hofkammer in Wien Anfang 1792 eine Verordnung zur Talerprägung nach Günzburg. In Günzburg traf die Verordnung am 3. Februar 1792 ein. Der Autrag bestand darin, dass Geld geprägt werden sollte und so schnell wie möglich nach Freiburg transportiert werden sollte. Schon nach drei Tagen musste die erste Fuhre Günzburg verlassen. Um das zu schaffen, verwendete man alle Stempel, die in Günzburg zu finden waren, auch die Probestempel von 1766. Wieviel nun von welchem Stempel hergestellt wurden, kann heute niemand mehr sagen. Nur die Gesamtzahl der Burgauer Konventionstaler ist festgehalten worden. Die erste Lieferung (6. Februar) umfasste 47.000 Stück, am 8. Februar folgten weitere 41.123 Burgauer Konventionstaler. Nachdem am 20. April 1792 Frankreich dem Reich den Krieg erklärt hatte, folgten noch einmal 86.820 Stück. Summa sumarun wurden also knapp 175.000 Burgauer Taler nachgeprägt.
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Re: Konventionstaler 1766 Nur 30 Exemplare geprägt???

Beitrag von kopronymos » Sa 10.04.10 19:59

Finde das ja sehr interessant. - Woher kommen die Angaben? Gibt es dafür Belege/Dokumente? Bzw. wo kann man das nachlesen.

In eigener Sache:
Habe von diesem Typus 3 Taler:
(1) (der "normale", Eyp. 397a): Bügel n. links, BURGOVIAE 1766: Umfang:125 mm / Länge Clementia: 43 mm
(2) (Eyp. 397): Bügel n. rechts, BURGAUIAE 1766: Umfang: 126 mm / Länge Clementia: 35 mm
(3) (Eyp. 397): Bügel n. rechts, BURGAUIAE 1766: Umfang 126 mm / Länge Clementia: 39 mm

Wie sind diese Taler einzuordnen? Alle 3 1766 geprägt??
Zuletzt geändert von kopronymos am So 11.04.10 11:56, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Konventionstaler 1766 Nur 30 Exemplare geprägt???

Beitrag von kopronymos » So 11.04.10 11:55

Ach ja:
Warum wurden die 30 abgelehnt? Ich würde vermuten, dass ein heraldischer Fehler vorlag: Der Erzherzogshut/krone gehört zum Erzherzogtum Österreich, deshalb müsste(?) der Bügel der Krone auf das Österreicher Wappen zulaufen, nicht auf das Burgauer. Ist das richtig?

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Re: Konventionstaler 1766 Nur 30 Exemplare geprägt???

Beitrag von Huehnerbla » So 11.04.10 13:43

Die dreißig Taler gingen nach Wien zur Begutachtung. Die Hofkammer beanstandete nur zwei Dinge:
1. die Schreibweise BURGAUIAE (musste geändert werden in BURGOVIAE)
2. der fehlende Punkt hinter der Jahreszahl 1766
An der Krone hatte man an sich nichts auszusetzen.

Bei Ey 397a kann man die Auflagen von 1766 und 1792 nicht unterschiden.
Bei Ey 397 stammt die Nummer (2) mit einiger Sicherheit aus dem Jahr 1766, bei den Nummer (3) habe ich meine erheblichen Zweifel.

Quellen:
Franz Reißenauer - Münzstätte Günzburg 1764-1805
Carl Ritter von Ernst - Zur Geschichte der Münzstätte Günzburg
Dr. Viktor von Miller zu Aichholz - österreichische Münzprägungen 1519-1918
Gruß
Jürgen

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