Federgeldrollen der Santa Cruz Inseln

Wie zahlten unsere Vorfahren? Was war überhaupt das Geld wert? Vormünzliche Zahlungsmittel

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Federgeldrollen der Santa Cruz Inseln

Beitrag von Canadian Coins » Sa 06.07.02 17:47

Das Federgeld stellt eines der Highlights einer Primitivgeldsammlung dar.

Diese Geldart hat ihren Ursprung im Osten Melanesiens. Hergestellt wurde es auf Ndeni und war auf allen Inseln des Santa Cruz Archipels eine allgemein anerkannte Währung.

Obwohl es in erster Linie als Reichtumsanzeiger diente hatten die Rollen eine genau bestimmbare Kaufkraft. So wurden z.B. für ein hochseetüchtiges Kanu 4 Federgeldrollen von guter Qualität gefordert.

Die Qualität und der Erhaltungszustand waren ausschlaggebend für den Wert einer Rolle. Hierbei unterschied man in bis zu 15 Wertstufen. Der Verlust von Federn, Insektenfraß, Schimmelbildung und das Nachlassen der Elastizität minderten den Wert.
Aus diesem Grunde bauten sich wohlhabende Eingebohrene spezielle Hütten, die ausschliesslich zur Lagerung der Rollen dienten. Hier wurden sie - sicher verpackt - an einem trockenen Platz gelagert.
Häufig waren sie auch auf Ständern nahe von Feuerstellen zu finden.

Auch beim Brautpreis wurde diese Rollen übergeben. Der Brautpreis bestand z.B. aus 10 Federgeldrollen - die wiederum aus 10 Qualitäten bestehen sollten d.h. Angefangen bei einer Rolle von bester Qualität bis zu einer Rolle der Qualitätsstufe 10. In diesem Brautpreispaket waren also 10 Rollen mit 10 unterschiedlichen Qualitätsstufen beinhaltet.

Sie wurden auch zum Begleichen einer Buße herangezogen und bei festlichen Gelegenheiten stellte jeder seine Rollen auf dem Tanspltz der Dorfes zur Schau.

Eine Federgeldrolle besteht aus einem ca. 8 Meter langem Bastgurt. Auf diesem Gurt sind über 50000 rote Federn des Kardinalhonigfressers angeklebt. Hunderte von Vögeln mußten für eine einzige Rolle ihre Federn lassen. Die Federn werden von Spezialisten ( das Wissen um die Herstellung wurde in erblicher Folge übertragen ) zu Plättchen verarbeitet.
Zunächst wurden Plättchen weißer Federn ( Federn der Pazifik Fruchttaube ) hergestellt. Die Plättchen bestanden aus den entsprechenden Federn und Baumharz. Es werden also zunächst die weißen Plättchen aufgebracht, die wurden wiederum mit einer Schicht Baumharz bestrichen und schliesslich mit den roten Plättchen bedeckt . Die Breite dieser Federplättchen beträgt ca. 55 mm. Es wurden pro Rolle 1600 bis 1800 dachziegelartig auf die Rindenbastschnüre angebracht.
Der Bastgurt wird dann von beiden Enden her aufgewickelt und es ergibt sich eine Doppelrolle.

Bei der Herstetellung waren 3 Spezialisten mit unterschiedlichem Aufgabenbereich beschäftigt. Für eine Rolle fiel eine Bearbeitungszeit von ca. 700 Stunden an. Diese zeitraubende und aufwändige Hestellung und der knappe Rohstoff sorgten massgeblich für die Stabilität des Geldwertes.

Übrigens wurden die Vögel nach Möglichkeit am Leben gelassen. Es wurden ihnen nur die roten Kopf- Brust und Rückenfedern ausgerissen.

Erst im Jahre 1978 wurde die Herstellung endgültig eingestellt.

[ externes Bild ]

Bild mit freundlicher Genehmigung von Rolf Braun
Textquellen: Horst Kimpel - Traditionelle Zahlungsmittel

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