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von Gast » Di 14.02.06 10:15
Wieder einmal eine der zahlreichen Prägezufälligkeiten, die durch die Endkontrolle rutschen.
So etwas darf nicht als Fehlprägung bezeichnet werden. Eine Fehlprägung zeichnet sich aus durch fehlerhaft geschnittene Stempel in Bild oder Legende, falsche Stempelkombinationen, nicht zur jeweiligen Münze gehörende Rändelung, falsche Schrötlinge, falsches Münzmaterial - also durch alles, was nicht im Einklang mit dem zugrunde liegenden Emissionsgesetz steht.
Stempelabnutzungserscheinungen (z.B. fehlende Inseln), Stempelbrüche, fehlende Pillen, scheinbare "Fliegenschiss"-Varianten, die durch anhaftende Fremdkörper (inkus) oder Stempelbeschädigungen (exkus) usw. entstehen, stellen produktionsbedingte Zufälligkeiten dar.
Das ist schon seit der Antike so und hat sich auch mit dem EURO nicht geändert.
Für mich erscheint aber symptomatisch, dass nachdem die EURO-Umlaufmünzen im Anschluß an die anfängliche Sammeleuphorie an sich mehr oder weniger langweilig geworden sind, nun immer häufiger zur Lupe gegriffen wird, um Zufälligkeiten zu entdecken, die der numismatischen Laienschar als Fehlprägungen schmackhaft gemacht werden könnten.
Ich unterstelle beileibe niemanden, der in diesem Forum postet, eine derartige Taktik. Aber man kennt das zur Genüge von sogenannten "Münzkontoren" und unseriösen eBay-Händlern. Eine ähnliche Entwicklung gab es in den Achtziger Jahren im Bereich der Philatelie. Damals fielen die Preise, die BRD-Marken wurden (auch preislich) langweilig, und die Geschäftemacher verfielen in den "Fliegenschiß"-Wahn. Spezialkataloge wurden aufgelegt, die populären Sammlerzeitschriften richteten eigens feste Rubriken zu diesem Thema ein - und heute? - heute interessiert so etwas kaum noch jemanden.
petzlaff