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Da hier niemand antike Münzen im Angebot hatte (was es aber auf solchen Veranstaltungen gelegentlich schon gibt), hab' ich eine silberne Agrarmedaille erstanden, die mir auf den ersten Blick gut gefallen hat
. Solche Medaillen sieht man auf französischen Flohmärkten immer wieder, eine große Rarität scheinen sie also nicht zu sein. -
Wieder zu Hause, hab' ich nun angefangen zu recherchieren, um was genau es sich hier denn handelt. Da das nun gar nicht mein Gebiet ist, bin ich nicht so weit gekommen, wie ich mir das vorgestellt hatte
. Deshalb will ich hier mal schildern, was ich herausgefunden habe, aber in der Hoffnung, dass jemand von Euch das noch ergänzen kann.Die Medaille hat einen Durchmesser von 40 mm und wiegt 33,6 g, auf dem Rand befindet sich ein eingeschlagenes ARGENT (für "Silber") mit einer kleinen Punze davor (ein Füllhorn?).
Die Umschrift auf dem Revers (wenn das denn der Revers ist
) lautet "Société d'Agriculture du Département de Loir et Cher - Comice agricole de l'Arrt. de Blois", eine Datierung findet sich keine, eine Signatur ebenfalls nicht.Der Begriff "comice" steht dabei sowohl für einen regionalen Zusammenschluss von Bauern, als auch für die von diesen veranstalteten Landwirtschaftsausstellungen (https://fr.wikipedia.org/wiki/Comice_agricole). Ab 1851 begannen diese lokalen Veranstaltungen mit staatlicher Unterstützung zuzunehmen, auf denen dann augenscheinlich auch Medaillen verliehen wurden, für was auch immer.
Eine Société Départementale d'Agriculture de Loir-et-Cher gibt es immer noch (http://societe-agriculture41.fr/), sie veranstaltet auch nach wie vor derartige Landwirtschaftsmessen.
In der oberen Hälfte des Revers sieht man zwischen einem Lorbeer- und einem Eichenzweig das Stadtwappen von Blois, in der unteren Hälfte sind links eine leere Kartusche und rechts ein liegender Löwe dargestellt.
Auf dem Avers ist eine bukolische Szene dargestellt, eine Hirtin mit Kopftuch hütet zwei Kühe und zwei Schafe. Am rechten Rand steht eine Signatur "A. Erdmann".
Zu einem Medailleur A. Erdmann findet man in Leonard Forrer, "Biographical Dictionary of Medallists, Volume II", London 1904, auf Seite 24 f. auch einen (jedoch sehr spärlichen
) Eintrag: https://archive.org/details/ForrerVol2/page/23/mode/2upDas Pariser Musée d'Orsay besitzt eine größere Version dieses Motivs (angeblich ein Guss
), bei deren Dokumentation man noch den vollen Namen Louis Auguste Albert Erdmann sowie seine Lebenszeit von 1879 (Saint-Etienne, Loire) bis 1914 (Bains, Vosges) findet:https://www.musee-orsay.fr/fr/oeuvres/bergere-53236
Als Entstehungszeit wird "entre 1895 et 1914" angegeben. Drei weitere Medaillen von Erdmann besitzt das Musée d'Orsay auch noch.
Sein Tod mit 35 Jahren 1914 in den Vogesen könnte darauf hindeuten, dass er im Ersten Weltkrieg gefallen ist.
Sucht man nun weiter, dann findet man die Motive beider Seiten auch in Kombination mit anderen Motiven (teilweise von anderen Medailleuren), auch in Bronze und in verschiedenen Größen. Hier ein paar Beispiele dazu:
https://skd-online-collection.skd.museu ... dex/450065
https://www.numisbids.com/n.php?p=lot&sid=6587&lot=903
https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... uselang=fr
https://www.cgb.fr/societes-dagricultur ... 128,a.html
https://www.ma-shops.fr/cdma/item.php?id=167
https://moviarg.com/medalla.php?CodMov=DXKK
https://eurocollection.shop/Medaille-Cyclisme-AErdmann
Auf einer Variante steht nun auf dem Revers rechts am Rand "LE MÉDAILLIER ÉDIT", was dann wohl der Herausgeber dieser Medaillen sein wird. Sucht man nach diesem weiter, dann findet man eine Art Werbekarte (mit einer Adresse "13, rue du Conservatoire, Paris"):
https://www.akpool.de/ansichtskarten/26 ... thene-amor
und auch eine ganze Tafel voller Medaillen als Beispiele für die Produkte dieser Firma:
https://coins.ha.com/itm/miscellaneous- ... 27-82155.s
Das scheint also ein Unternehmen gewesen zu sein, das Medaillen für alle Lebenslagen hergestellt hat und sich dafür eines Fundus an Vorder- und Rückseitenmotiven bedienen konnte, die je nach Kundenwünschen variiert und kombiniert werden konnten.
Mehr habe ich über LE MÉDAILLIER aber nicht herausgefunden. (In diesem Fall ist das Recherchieren aber auch etwas ätzend, wie wenn man nach einem Bäcker sucht, der seinen Laden "Der Bäcker" genannt hat
.)Die verschiedenen Größen, in denen das Aversmotiv auftaucht, lassen auf eine Herstellung von verschiedenen Stempeln auf Basis eines großen Originalmodells mithilfe einer Reduziermaschine (Pantograph) schließen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Reducing_Machine
https://www.royalmintmuseum.org.uk/jour ... g-machine/
Ich weiß jetzt also nichts Genaues über den Medailleur und nichts Genaues über den Hersteller. Weiß da vielleicht jemand mehr?
Gruß
Altamura
