Käsch Münzen

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heku
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Käsch Münzen

Beitrag von heku » Sa 07.06.08 10:39

Hallo,

ich habe vor nicht allzu langer Zeit chinesische Käsch Münzen als faszinierendes, allerdings auch sehr schwieriges Sammelgebiet entdeckt.

An mehreren meiner Münzen sitzen an der Oberfläche fleckenweise dunkle, stark glänzende Kristalle (oberstes Bild). Weiß jemand, woraus diese Kristalle bestehen, und unter welchen Bodenbedingungen sie sich gebildet haben?

Das mittlere Bild zeugt eine Münze, die auch einen Anteil blauer Patina besitzt. Ich gehe davon aus, dass es sich um Azurit handelt. Liege ich richtig, dann sehe ich ein Problem. Es ist bekannt, dass der blaue Azurit sich im Laufe der Zeit in den grünen Malachit umwandelt. Sollte ich für Münzen mit blauer Patina Schutzmaßnahmen treffen, wie zapponieren oder in ein Münzrähmchen stecken?

Das untere Bild zeigt eine Eisenmünze. Was macht Ihr bei solchen Eisenmünzen, um Rostbildung zu vermeiden?

Als Mittel, das bei Kupfer und seinen Legierungen wirkungsvoll die Korrossion verhindert, kenne ich Benzotriazol. Weiß jemand, ob dieses Benzotriazol auch bei Eisen wirkt?

Viele Grüße
Hermann
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Eisen [640x480].jpg
N.Song Da Guan Tong Bao 2 Käsch
1107-1110
32mm 13g
blaue Patina.jpg
N.Song Da Guan Tong Bao 1 Käsch
1107-1110
24mm 4,2g
Kristallpatina 9_640x440.jpg
N. Song Yuan-feng Tong Bao 1Käsch
1078-1086
25mm 4,8g

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pingu
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Beitrag von pingu » Sa 07.06.08 21:03

Hallo Hermann,

zu den Kristallen im oberen Bild ist bei dieser Auflösung nichts zu sagen. Ich kann nicht eimal Ansatzweise die Kristallform erkennen. Es liegt aber nahe, das es sich um ein Kupfermineral handelt. Da die Zusammensetzung der Münzen im Originalzustand stark schwankt (Cu-Gehalt) können je nach Umgebung und Zusammensetzung des Bodens in dem die Münze lag, durch Wechselwirkungen etliche verschiedene Minerale in Frage kommen. Hier hilft nur ein Stereomikroskop mit einer mind. 200-facher Vergrößerung in Verbindung mit einem mineralogisch Versierten oder eine Materialprobe im Mineralogielabor der nächsten Uni....
- mein Tipp wäre bei einem sehr starken Diamantglanz evtl. das Mineral Cuprit

Bei der mittleren Münze würde ich auf Malachit in Verbindung mit etwas Azurit tippen, möglich wäre jedoch auch Linarit oder Chrysokoll oder etwas völlig anderes. Eine Konservierung sollte nicht nötig sein, eine trockene Lagerung aber schon. Sekundär gebildeter Azurit wandelt sich meiner Erfahrung nach bei trockener Lagerung nicht in Malachit um. Umwandlung tritt meißt nur bei Kristallen aus der sogenannten "Huterzzone" in Kupferlagerstätten auf - allerdings hatten diese eine etwas andere Enstehungsgeschichte und werden dann auch nicht ordentlich (TROCKEN ! ! !) gelagert.

Untere Münze:
Um Rostbildung zu verhindern hilft mal grob gesagt Sauerstoffabschluß. Eine geeignete Form ist auch hier in erster Linie eine trockene Lagerung, da erst durch Nässe ein weiteres rosten möglich wird. Bei dem abgebildeten Stück handelt es sich bei dem Rost um ein Gemisch aus Eisenoxid, Limonit und noch etlichen anderen Eisenoxid und -hydrat Verbindungen. Also auch eine sehr komplexe Geschichte....

Zu Benzotriazol müsste sich jemand anderes melden, da ich damit keine Erfahrung habe.

Grüße
pingu
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Dietemann
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Beitrag von Dietemann » Sa 07.06.08 22:29

Zur Eisenmünze: Trockene Lagerung reicht, wenn Du unbedingt etwas tun willst reicht Öl oder Parafin (Melkfett).

Gruß Dietemann

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heku
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Beitrag von heku » So 08.06.08 15:37

Vielen Dank pingu und Dietemann.

Die Kristalle auf der oberen Münze sind sehr sehr klein und bilden einen richtigen Rasen. Farbe und Diamantglanz würden zu Cuprit passen. Interessant sind diese Kristalle für mich, weil mir ihr Vorhandensein als Beweis für die Echtheit genannt wurde. Von daher kann ich mich nicht damit anfreunden, hier Kristalle abzuschaben um etwa eine pulverdiffraktometrische Aufnnahme erstellen zu lassen.

Mit der trockenen Lagerung der beiden unteren Münzen tue ich mich schwer, da ich meine Münzen gerne und viel in die Hand nehme, damit sich ein Bauchgefühl für die Stücke entwickeln kann.
Ich besitze ein Stück Gestein, bestehend aus Malachit und eingelagertem Azurit, der sowohl als derbe Masse, als auch in schön ausgebildeten prismatischen Kristallen vorliegt. Die derbe Masse hat im Verlauf von 20 Jahren einen leichten Grünschimmer (wohl Malachitbildung) angenommen und das macht mir Sorgen.
Ich höre wohl auf, Münzen mit blauer Patina spielerisch in die Hand zu nehmen und werde sie in Münzdosen aufbewahren.

Benzotriazol ist ein Korrossionsverhinderer für Kupfer und seine Legierungen. Angewendet habe ich es bei römischen Antoninianen, die von der Bronzepest befallen waren. Das Mittel hat den weiteren Zerfall der Münzen vollständig gestoppt. Wenn es bei Eisenmünzen genauso hervorragend funktionieren würde, wäre das eine excellente Konservierungsmöglichkeit, ich werde es einfach ausprobieren.

Viele Grüße
Hermann

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pingu
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Kristalle auf Münzen der Song und Tang Dynastie

Beitrag von pingu » Mi 07.10.09 13:20

hochkram...

Ich habe ein paar Bilder von Kristallen auf Käsch-Münzen erstellt.
Leider habe ich den Dreh mit der Tiefenschärfe noch nicht ganz raus, aber als Beispielbilder sind sie zu gebrauchen. Die Vergrößerung liegt zwischen 50x und 200x.
Was zu sehen ist steht im Bildtitel.

Grüße
pingu
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Azurit_Malachit 25.jpg
kugelförmige Malachitaggregate (grün) und Azuritkristalle (blau)
Kupfer 12.jpg
gediegen Kupfer 200x
Calzit_Gips 20.jpg
gelbe Calzitkristalle und farbloser Gipskristall über Kupferkristallen
Bournonit_Calzit 07.jpg
Buntkupferkieskristall und Calzitkristall (farblos) 200x
Cuprit 19.jpg
Cupritkristalle 50x
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chinamul
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Beitrag von chinamul » Mi 07.10.09 18:59

Zu den Auflagerungen kann ich nichts beitragen.
Allerdings ist die erste Münze falsch zugewiesen. Die Aufschrift ist 天禧通宝 „tian xi tong bao“ = „Neue Währung der Regierungsepoche Tian- xi“; „Tian-xi“ war von 1017 bis 1021 Regierungstitel des Kaisers Zhen Zong (998 – 1022) der Nord-Song-Dynastie.
Sammelst Du diese Münzen nur wegen ihrer interessanten Auflagerungen? Sicher weißt Du, daß es sie für wenig Geld auch heute noch in viel besserer Erhaltung gibt, und zwar als echte Originale.

Gruß

chinamul
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Beitrag von klosterschueler » Mi 07.10.09 23:35

Lieber Pingu!

Schwerstens beeindrücklich, was du an Details auf deinen Münzen entdeckst!

Klosterschüler
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