wann spricht man von numismatischen Münzen

Wie zahlten unsere Vorfahren? Was war überhaupt das Geld wert? Vormünzliche Zahlungsmittel

Moderator: Locnar

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Petros
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wann spricht man von numismatischen Münzen

Beitrag von Petros » Mo 24.01.11 20:30

Hallo zusammen,

kann mir bitte jemand genau erklären wann man von numismatischen Münzen spricht?

Also wann eine Münze zur Numismatik gehört.

Danke!

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leodux
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Re: wann spricht man von numismatischen Münzen

Beitrag von leodux » Di 25.01.11 00:01

Hallo Petros,

jede Münze gehört zur Numismatik.
Numismatik ist nur ein Fremdwort für die Münzkunde, also die wissenschaftliche Beschäftigung mit Münzen und ihrer Geschichte.

Viele Grüße
Peter

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Gerhard Schön
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Beitrag von Gerhard Schön » Di 25.01.11 00:03

Petros hat geschrieben:kann mir bitte jemand genau erklären wann man von numismatischen Münzen spricht?
Die Frage ist nicht, wann man von "numismatischen Münzen" spricht, sondern wer solches tut. Der Ausdruck wurde von Münzhandelshäusern erfunden, die normalerweise moderne Medaillen und Sondergedenkmünzen vertreiben, und nebenbei auch ein paar ältere Münzen im Angebot haben, die tatsächlich als Zahlungsmittel gedient haben, und die sie dann so bezeichnen. Ansonsten gibt es dieses Begriffspaar in der Münzkunde nicht.
Gruß,
gs
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wsnieders
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Re: wann spricht man von numismatischen Münzen

Beitrag von wsnieders » Di 25.01.11 00:05

In Wikipedia gibt es auch einen Artikel zu "Numismatik". ;)
Wikipedia hat geschrieben:[...]
Wichtigstes Objekt der Numismatik ist die Münze. Aber auch andere Geldformen wie Papiergeld, vormünzliche Zahlungsmittel und münzverwandte Objekte wie Medaillen, Jetons oder religiöse Medaillen bis hin zu tesse­rae (Marken, beispielsweise Färbermarken) werden von der Numismatik untersucht.
[...]
Gruß, Wilfried

Ich sammle: Briefmarken, Münzen, Banknoten
Sammelgebiete Münzen: Bundesrepublik Deutschland, Deutsches Reich, Altdeutschland (Preußen), Deutsche Demokratische Republik

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Re: wann spricht man von numismatischen Münzen

Beitrag von leodux » Di 25.01.11 00:55

Hi,

ich habe gerade mal etwas gegoogelt und anscheinend wird der Begriff "numismatische Münzen" hauptsächlich im Zusammenhang mit Gold- und sonstigen Edelmetallmünzen verwendet. Es wird unterschieden zwischen (Anlage-)Goldmünzen, deren Wert sich nach dem Feingehalt richtet und "numismatischen Goldmünzen", deren Wert weitgehend unabhängig vom aktuellen Goldpreis ist, weil ihr Sammlerwert deutlich über dem Goldwert liegt.
Nach dieser Definition kann man z.B. einen Goldstater Alexanders des Großen als numismatische Münze bezeichnen, einen Krügerrand oder ähnliche Anlagemünzen aber nicht.
Einige Zitate:
Numismatische Münzen
Bei diesen Münzen handelt es sich um seinerzeitige Originalprägungen, die heute keine Zahlungskraft mehr besitzen. Die Auflagen dieser Stücke waren zum Teil sehr niedrig gehalten.
(goldseiten.de)
Numismatische Münzen leiten ihren Wert nicht nur von ihrem Edelmetall-Gehalt, sondern auch von ihrer Seltenheit ab und davon, wie attraktiv es ist sie zu sammeln.
(investorwissen24.de)
Oder eher abwertend:
numismatische Münzen
Ehem. gesetzliches Zahlungsmittel darstellende Geldmünzen, die nur noch Sammlerwert haben.
(wirtschaftslexikon24.net)

Meiner Meinung nach ist dieser Begriff "numismatische Münzen" unsinnig, aber vermutlich hat man einfach noch keine bessere Bezeichnung gefunden.

Viele Grüße
Peter

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Marc
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Re:

Beitrag von Marc » Di 25.01.11 12:58

Gerhard Schön hat geschrieben:
Petros hat geschrieben:kann mir bitte jemand genau erklären wann man von numismatischen Münzen spricht?
Die Frage ist nicht, wann man von "numismatischen Münzen" spricht, sondern wer solches tut. Der Ausdruck wurde von Münzhandelshäusern erfunden, die normalerweise moderne Medaillen und Sondergedenkmünzen vertreiben, und nebenbei auch ein paar ältere Münzen im Angebot haben, die tatsächlich als Zahlungsmittel gedient haben, und die sie dann so bezeichnen. Ansonsten gibt es dieses Begriffspaar in der Münzkunde nicht.
Gruß,
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Ups, man lernt nie aus. Wenn ich das jetzt richtig verstehe wird dieser Begriff von den Verkäufern von Anlage- und Pseudomünzen verwendet um Münzen die für ihre Geldfunktion geprägt wurden von ihren Pseudomünzen zu trennen, interessant. Denn im Umkehrschluss bedeutet dies doch, sie geben zu dass ihr Hauptgeschäft aus numismatisch wertlosen Metallscheiben besteht.

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Beitrag von Gerhard Schön » Di 25.01.11 13:46

Umkehrschlüsse sind nicht immer zutreffend. Leodux hat ganz richtig darauf hingewiesen, dass die etwas seltsame Ausdrucksweise "numismatische Münzen" auch im Edelmetallhandel vorkommt. Früher oder später ist zum Hauptgeschäft eine Abteilung "Numismatik" hinzugekommen, die sich den Stücken widmet, die auch in der Münz- und Geldgeschichte eine Rolle spielen. Moderne Sondergedenkmünzen und Bullionmünzen würde ich allerdings nicht mit dem Begriff "Pseudomünzen" belegen wollen, sondern diesen für gewisse private Machwerke, die den Eindruck von Münzen erwecken sollen, reservieren. Wirkliche (von staatlicher Seite in Auftrag gegebene) Münzen, bei denen im Vordergrund nicht die Geldfunktion steht, hat es zu allen Zeiten (von der Antike bis heute) gegeben.
Gruß,
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Re: wann spricht man von numismatischen Münzen

Beitrag von Marc » Di 25.01.11 15:30

Nun für mich reicht der staatliche Auftrag nicht aus, aber das ist Ansichtssache.

Wenn die Inselrepublik XX eine Medaillenschmiede beauftragt irgendwelche Goldstücke zu prägen und diese Stücke zum gesetzlichen Zahlungsmittel ernennt, gleichzeitig bestimmt das jeder Bürger der eins dieser Stücke besitzt eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr bekommt (ungenehmigter Edelmetallbesitz ist in der sozialistischen Republik XX strafbar), dann sind diese Stücke welche die Medaillenschmiede an westliche Sammler verscherbelt meiner Meinung nach trotz dessen das sie gesetzliche Zahlungsmittel sind Pseudomünzen.

Natürlich gibt es schon seit der Antike Sammlermünzen, wie z. B. unsere heutigen 2 € oder 10 € Gedenkmünzen, aber sie werden zum Nennwert ausgegeben, und können immer wieder im Zahlungsverkehr zurückfließen (bei den 5 und 10 DM Gedenkmünzen massenhaft passiert). Diese Münzen haben also noch eine Geldfunktion.

Anlagemünzen welche zum Nennwert ausgegeben werden gibt es auch schon lange, z. B. Löser. Trotzdem würde ich solche Stücke nie als (normale) Münze sondern immer als Anlagemünze bezeichnen.
Bei Anlagemünzen welche nicht mehr zum Nennwert herausgegeben werden tue ich mich schon extrem schwer (z. B. 100 €), für mich ist das kein Geld mehr sondern Metallbarren. Denn ihr Nennwert wurde absichtlich zu gering angegeben um ein zurückfließen in den Umlauf (wie bei den DM Gedenkmünzen passiert) zu verhindern. Würde auf den Stücken 500 € stehen wären es für mich Münzen, aber wenn eine 100€ Münze für 4XX € nach Tageskurs ausgegeben wird, ist sie für mich eine Pseudomünze.

Bisher sah ich deswegen die Euros bestimmter Zwergstaaten auch als Pseudomünzen an, aber jetzt weis ich nicht mehr so recht. Die europäische Zentralbank will sie ja jetzt zwingen einen Teil zum Nennwert auszugeben, diese Münzen sind dann Geld somit Münzen. Wenn die Staaten einen weiteren Teil mit Aufpreis an Sammler verkaufen, diese Stücke aber nicht mehr von den Münzen welche ausgegeben wurden zu unterscheiden sind, sind es dann Münzen oder Pseudomünzen?

Aber ich bin da ein Radikaler ich weis ;)

PS: Natürlich sind Anlagemünzen wie z. B. Löser genauso wie private Medaillen sammelwürdig, ich bezeichne solche Stücke eben nur nicht als Münze weil sie keinen Geldcharakter haben.

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Beitrag von Gerhard Schön » Di 25.01.11 23:57

Marc hat geschrieben:Wenn die Staaten einen weiteren Teil mit Aufpreis an Sammler verkaufen, diese Stücke aber nicht mehr von den Münzen welche ausgegeben wurden zu unterscheiden sind, sind es dann Münzen oder Pseudomünzen?
Eben darum würde ich Münzprägungen in staatlichem Auftrag und auf gesetzlicher Grundlage nicht als "Pseudomünzen" bezeichnen. Stattdessen sollte man zwischen "Umlaufmünzen" und den nicht für den Zahlungsverkehr gedachten "Sondermünzen" unterscheiden.
Marc hat geschrieben:Natürlich sind Anlagemünzen wie z. B. Löser genauso wie private Medaillen sammelwürdig, ich bezeichne solche Stücke eben nur nicht als Münze weil sie keinen Geldcharakter haben.
Dass die Löser von der Obrigkeit für die Untertanen vorgeschriebene Anlagemünzen gewesen seien, ist ein weit verbreiteter und längst widerlegter Irrtum. Es sind Mehrfachtaler, die sich genauso gut wie einfache Taler und Teilstücke aus Talersilber zur Wertaufbewahrung eignen, die man aber auch ganz normal im Zahlungsverkehr verwenden konnte.
Gruß,
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Marc
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Re:

Beitrag von Marc » Mi 26.01.11 11:17

Gerhard Schön hat geschrieben: Dass die Löser von der Obrigkeit für die Untertanen vorgeschriebene Anlagemünzen gewesen seien, ist ein weit verbreiteter und längst widerlegter Irrtum. Es sind Mehrfachtaler, die sich genauso gut wie einfache Taler und Teilstücke aus Talersilber zur Wertaufbewahrung eignen, die man aber auch ganz normal im Zahlungsverkehr verwenden konnte.
Gruß,
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Interessant. Da Mehrfachtaler nicht zu meinem Sammelgebiet gehören ist das an mir vorbeigegangen. Trotzdem interessiert es mich, gibt es dazu Arbeiten, Artikel?

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