Sasaniden mit Dellen

Asiaten und was sonst noch der Antike zuzuordnen ist

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Altamura
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Sasaniden mit Dellen

Beitrag von Altamura » Do 22.01.09 21:30

Hallo zusammen,

als "Beifang" hab' ich mir nun auch mal einen Sasaniden gegönnt, war günstig zu haben :D.

Nachdem ich etwas dazu recherchiert habe, ist mir aufgefallen, dass viele Exemplare dieser Drachmen ziemlich zerdellt aussehen, so wie diese hier:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 7&Lot=1639
http://www.vcoins.com/ancient/ancientco ... oduct=2921
http://www.vcoins.com/ancient/ancientco ... oduct=2922
(meine sieht ähnlich zugerichtet aus).

Die Münzen sind dabei nicht auf der ganzen Fläche gleichmäßig abgenutzt oder eingedellt, sondern es hat eher den Anschein, als ob sie nur punktuell zerdrückt wären.

Weiß man da, woher das kommt? Schlamperei bei der Prägung? "Lagerschäden" im Laufe der Jahrhunderte? Mutwillige Sachbeschädigung? :wink:

Gruß

Altamura

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klosterschueler
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Beitrag von klosterschueler » Do 22.01.09 22:50

Hallo Altamura!

Interessante Frage: Ich denke mir, dass die Münzen für ihre Größe doch relativ dünn sind. Meine sind auch so wellig.

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Beitrag von diwidat » Do 22.01.09 23:34

Diese Erscheinung findet man hier in Deutschland genau so bei den dünnen Pfennigen des Mittelalters, die ein Münzbild auf beiden Seiten des Schrötlings haben.
Vor langer Zeit hatten wir hier mal eine Diskussion über die bekannten Vierschlag Heller (Schwäbisch-Haller Händlein Heller).

Beim Prägevorhang wird das Material durch den Prägedruck normalerweise zum fließen gebracht und es füllt dabei alle Vertiefungen des Stempels aus.
Voraussetzung ist, dass an dieser Stelle genügend Material zur Verfügung steht.

Wenn, wie bei des Sasaniden, der Schrötling in der Dicke nicht genügend Material hat, kann es die Vertiefungen des Stempels auch nicht füllen.
Es sieht dann aus, als wenn die Münzen beschädigt sind, es ist aber nur ein - durch die technischen Umstände - nicht vollständig ausgeführter Prägevorgang.

Gruß diwidat

Altamura
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Beitrag von Altamura » Sa 24.01.09 10:18

Hallo zusammen,

besten Dank, das scheint mir die Dellen gut zu erklären.

Wenn ich mir meine Münze genau anschaue, dann befinden sich die Dellen auch immer da, wo eigentlich eine Erhebung im Relief sein sollte. Meistens sogar an Stellen, an denen sowohl auf dem Avers als auch auf dem Revers eine Erhebung sein müsste (was dann insgesamt eine größere Dicke der Münze nötig machen würde).

Wie wörtlich ist denn das "Fließen" beim Prägen zu nehmen? Verflüssigt sich das Metall da lokal? Oder ist das eher eine Art zäher Verformung?

Gruß

Altamura

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Dellen

Beitrag von Basil » Sa 24.01.09 14:56

Entschuldigung!!! Mit den bisherigen Erklärungen bin ich leider nicht ganz einverstanden. Für mich stellt sich die Lösung wie folgt dar:
Die Schrötlinge werden aus Blechen ausgeschnitten. Diese Bleche werden aus Barren geschmiedet und sind sehr dünn (oft nur 0,25mm). Normalerweise werden die Bleche vor der Weiterverarbeitung geglättet, da durch den Schmiedevorgang mit der Hammerfinne zwangsläufig Unebenheitenheiten in Form von Rillen und Dellen enstehen. Man weiß von den hier angesprochenen Sasaniden, dass diese regional und temporär Unregelmäßigkeiten der beschriebenen Art aufweisen. Zurückzuführen ist dies u.a. auf Einsparung des Glättvorganges d.h. der Schrötling hat die Unebenheiten schon vor dem Prägevorgang. Die geringe Relieftiefe des Stempels berührt diese "Dellen" beim Prägevorgang garnicht, bzw. nur einseitig. So gesehen ist es eine Schlamperei bei der Herstellung, nicht bei der Prägung selbst. Die Form "der Dellen" ist unspezifisch. Obwohl die Münzen nicht sehr attraktiv aussehen, mindert das den Wert kaum, denn manche Emissionen kann man garnicht besser erwerben.

Noch zu Altamura's Frage: Das Metall verflüssigt sich nicht, es handelt sich hier lediglich um eine plastische Formgebung...


Basil

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Beitrag von diwidat » Sa 24.01.09 15:21

Hier eine länger Diskussion über die "Dellen" bei mittelalterlichen Prägungen.

http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... vierschlag

Gruß diwidat

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nochmlas Dellen

Beitrag von Basil » Sa 24.01.09 15:29

Hallo, die Diskussion kenne ich, gebe aber zu bedenken , dass die Vierschlagpfennige mit einer völlig anderen Prägetechnik hergestellt wurden, als die besprochenen Sasaniden

Basil

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Beitrag von diwidat » Sa 24.01.09 19:27

Hallo Basil,

kannst Du uns Laien mal den Unterschied der Prägetechniken aufzeigen?
dann lässt es sich wesentlich leichter darüber diskutieren.

Zum Fließen von Metallen beim Pressen noch einen Hinweis,
die uns allen bekannten Pastentuben aus Metall werden durch Fließpressen hergestellt,
http://de.wikipedia.org/wiki/Flie%C3%9Fpressen
wobei ein Rohling, im Aussehen einer Untelegscheibe, in die Maschine kommt, mit einem Stempel gedückt wird und am Ende eine Hülse herauskommt, die mit den Pasten gefüllt und verschlossen wird.

Bei der Münzprägung geht man nicht ganz so weit.

Gruß diwidat

Basil
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Prägetechnik

Beitrag von Basil » Sa 24.01.09 19:38

Mache ich gern, aber das läßt sich nicht mit 2 oder 3 postings bewerkstellingen. Das angesprochene Fließpressen geht in die richtige Richtung, aber hierbei sind Drücke notwendig, die ca. 5.000 mal höher sind, als dies bei der Hammerprägung manuell möglich ist.

Basil

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