Fälschung ?

Münzen des alten Byzanz

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günter olf
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Fälschung ?

Beitrag von günter olf » Fr 11.06.04 20:06

Hallo,
ich hab letzt einen byzantinischen Solidus erworben.
Der Erhaltungsgrad ist praktisch Stempelglanz oder so wie frisch gemacht. Der Solidus wurde (oder sollte) unter Konstans dem II geprägt.
Als eine Art "Jäger-Nr." wird Hahn MIB 26, S. 959 DO - (25 b = Tolst. 236) angegeben. Kennt man zu diesem Typ Fälschungen ?
Ich hab mal etwas von libanesischen Fälschungen gehört, wo findet man dazu Infornationen.
Danke für eure Antworten.
Grüße
HRRDN

Gast
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Beitrag von Gast » Sa 12.06.04 08:16

Hallo Günter_Olf

der Sear-Katalog widmet den Fälschungen, insbesondere denen der sog. "Beiruter Schule" ein eigenes Kapitel. Zur erstmaligen Beruhigung: S959, der Solidus mit CONSTANS II und dem jugendlichen CONSTANTIN IV ist dort nicht aufgeführt.

Das muss aber nicht viel bedeuten. gerade im nahen Osten wurden und werden auch heute massenhaft Fälschungen in allen Münzmetallen hergestellt und teuer an Touristen verhökert. Wen wundert es, wo doch die Ausfuhr von echten Stücken drastisch bestraft wird.

Prägungen der "Beiruter Schule" haben allerdings einen gewissen Sammelwert. Sear gibt diesen Stücken sogar eigene Katalognummern (sie beginnen mit "F" wie "Fake"). Beiruter Fakes sind in einem kombinierten "Guss-Press-Verfahren" ("pressure casting") hergestellt und weisen etwas verschwommene Details in der Prägung auf.

Es gibt einen Aufsatz, den ich leider nicht besitze: Simon Bendall, "The forgery of ancient coins" - erschienen in Cunobelin, "The Year Book of the British Association of Numismatic Societies" 1971, pp. 10-14, der dazu etwas mehr sagt.

Ebenfalls sind exzellente Fälschungen von Solidi, Herkunft Anatolien bekannt (In der Türkei kann bei illegaler Ausfuhr von Altertümern sogar die Todesstrafe verhängt werden !).

Hilfreich für eine grobe Einschätzung Deiner Münze wäre schon ein Scan von Vorder- und Rückseite.

Gruss - petzlaff

günter olf
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Beitrag von günter olf » Sa 12.06.04 08:48

Hallo PETZLAFF,
danke für die Info.
Ich bin erst einmal beruhigt, dass mein Solidus in der Literatur zu Beirut nicht aufgeführt ist. Ein Scan ist leider nicht verfügbar (ich muss mir unbedingt mal einen Scanner kaufen).
Ich glaube nicht, dass es sich um eine quick und dirthy Fälschung handelt, da ich die Münze in einer öffentlichen Auktion (Müller, Solingen-Ohligs) erworben habe.
Was mich prinzipiell irritiert ist, schaut man sich mal in diversen Auktionskatalogen um, dann werden viele weiche Goldmünzen - gerade byz. Solidi - in Stempelglanz angeboten. Wie haben die Stücke denn die lange Zeit quasi faltenfrei überlebt ?

Gruss
Günter Olf

Gast
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Beitrag von Gast » Sa 12.06.04 09:46

@Günter,

das ist eine gute Frage!

Ich versuche mal wie folgt zu beantworten:

Der Solidus war die Hauptwährungseinheit im späten Rom und lange Zeit danach auch in Byzanz. Zudem stellte es (mit wenigen ausnahmen, von denen ein Numismatiker heute nur träumen kann -> Doppel- oder sogar Sechsfachsolidus) das höchste monetäre Nominal dar, nach heutigen Maßstäben vielleicht vergleichbar mit einer 1000-Mark-, 1000-Dollar-, 500-Euro-Note. Eine Münze für den täglichen Gebrauch war es genauso wie bei den modernen Banknoten-Analogien nicht.

Mit Solidi wurden "Sold"aten be"sold"et, Steuern bezahlt und der übrige Rest gehortet. Kaum jemand konnte für einen normalen Handel auf einen Solidus herausgeben (Dasselbe gilt ja auch für die zitierten modernen Analogien). Ergo: das Meiste, was an Solidi übrigblieb - und das sind Massen, im Grunde der Inhalt des Fort Knox der damaligen Zeit - zeigt keinerlei Umlaufspuren.

Ganz anders sieht es mit den Teilstücken des Solidus, dem Semissis (1/2 Sol.) und dem Tremissis (1/3 Sol.) aus. Diese Teile sind meist sehr viel ramponierter als der feine Solidus weil sie wirklich im Umlauf waren - der Tremissis noch eher als der Semissis.

Das Geld für den täglichen Bedarf waren im Byzantinischen Kaiserreich die Kupfernominale, die heutzutage in perfekter Erhaltung so gut wie überhaupt nicht zu finden sind. Ein Follis aus dem 5.-6. Jh. in VZ kann u.U. fast genausviel oder sogar mehr kosten als ein Solidus derselben Zeit.

Silber ist im frühen Byzanz eher ungewöhnlich (etwa bis HERACLIUS) und toppt sogar Gold. Vor HERACLIUS waren Silbermünzen (von den italienischen Prägestätten abgesehen, die die römische Tradition der 1-karätigen Siliqua weiterpflegten) "Medaillen" mit Münzwert - ähnlich den modernen britischen Maundy-Moneys.

Gruss - petzlaff

Anastasius
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Beitrag von Anastasius » Sa 12.06.04 13:38

@ günter

ich nehme mal an Du meinst die Los-Nr. 1114 der 121. Auktion.
Der sieht sehr gut aus, möglicherweise (antik) ganz minimal beschnitten,
das Sollgewicht wäre 4,52 Gramm -
Dennoch ist die Legende der Vorderseite praktisch komplett vorhanden,
was bei dieser Ausgabe nicht unbedingt die Regel ist.
Generell ist die Herkunft "Öffentliche Auktion" aber leider kein Gütesiegel,
es gibt da diverse Spezialisten, da findest Du fast mehr Fälschungen als
echte Byzantiner... :mad:
Schau Dir mal frühere Beiträge hier im Forum an.

Gruss
Anastasius

günter olf
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Beitrag von günter olf » Sa 12.06.04 20:16

Hallo Anastasius,
schön, dass sich vermutlich jemand an meinem guten Stück bedient hat (Los 1114 stimmt). Möge er mit den 0,18 g glücklich werden/ geworden sein. Waren denn die alten Byzantiner technisch in der Lage Stücke mit identischer Masse zu prägen ? Wie war denn die Varianz ? Jetzt fällt mir auf, dass ich im Zusammenhang mit den Bytantinern noch nie etwas von Jusitierung oder ähnliches gehört habe !?
Danke für deinen Tipp zu den älteren Beiträgen. Hab leider nichts gefunden. Kann man im Forum nach Strings suchen ?
Grüsse Günter

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