Geht das etwas genauer: nach 1100 ??

Münzen des alten Byzanz

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Truben
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Geht das etwas genauer: nach 1100 ??

Beitrag von Truben » Sa 30.04.05 19:46

Hallo, ich habe 3 Münzen erhalten, eine davon wohl aus Byzanz. Der Händler sagte, sie sei nach 1100 geprägt. Ich habe im Internet gesucht und eine Goldmünze gefunden, die immerhin sehr ähnlich ist.
Link: http://www.oldglorycoins.com/byz.html hier die letzte Münze - John III Ducas-Vatatzes (1222-1254 AD). Allerdings ist meine nicht aus Gold, sondern Kupfer oder Bronze. Gewicht 4 Gramm (Waage hat nur eine Auflösung 1 g :oops: ), Durchmesser 2,4 - 2,8 mm. Auf der Rückseite sind bei 2 Uhr die Buchstaben"xc" zu erkennen, darunter ein Stern. Auf der Vorderseite sieht man links den Chef und rechts die Jungfrau. Deren faltiges Gewand ist deutlich zu erkennen. Link neben der männlichen Figur sind Reste von Schriftzeichen. Er hält ein Kreuz mit seinem rechten Arm, wobei der Arm im Gegensatz zur Goldmünze das Kreuz unten anfasst.

Könnt Ihr mir mehr zu dieser Münze sagen oder habt Ihr Tips, wo ich noch suchen kann? Ich habe die ersten 8 Seiten byzanz coins bei Google durch :( . Ach ja - haltet Ihr diese Münze für echt?

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und freundliche Grüße
Truben
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Byz 1100 RS1.JPG
Byz 1100 VS1.JPG
Vorderseite

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Beitrag von Scheleck » Sa 30.04.05 20:56

Hi Truben,
es handelt sich bei Deiner eingestellten Münze um eine Aspron Billon Trachy von Manuel I. (1143-1180) im DOC unter 13 b verzeichnet. Dm. mit ca. 28-30 mm, Gewicht mit 2,27 - 4,52 gr. angegeben. Auf der Aversseite ist Manuel I. mit der Muttergottes dargestellt, auf der Reversseite der thronende Christus.
Li. steht IC (nicht erkennbar) und rechts XC darunter ist noch ein Stern erkennbar. Sear Nr.1966
Gruß Scheleck
Das Auge schläft, bis es der Geist mit einer Frage weckt.

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Beitrag von Truben » Sa 30.04.05 23:22

Hallo Scheleck, herzlichen Dank - auch für die schnelle Antwort. Kann ich annehmen, daß diese Münze echt ist? Und was wäre der Preis so etwa?
Herzlichen Gruß Truben

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Beitrag von Scheleck » Sa 30.04.05 23:45

Nach dem Scan zu urteilen halte ich die Münze für echt. Wert ca. 8-12.- €.
Kann man bei Ebay gelegentlich auch günstiger bekommen.
Gruß Scheleck
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Beitrag von Truben » So 01.05.05 00:09

Wow, die Antworten kommen ja immer schneller! Danke auch für die zweite Antwort. Schade, ich habe beim Händler doch etwas mehr bezahlt. Aber ist nicht so schlimm, die Münze ist schön und es ist ein tolles Gefühl, sie in den Händen zu halten.
Ich habe mir jetzt Sear Nr.1966 angesehen und finde doch einige Unterschiede:
Die Unterkante der Köpfe auf der Vorderseite ist im Falle der Sear auf einer Linie, bei meiner ist die von Manuel deutlich höher (blau wagerecht). Sean hat zwischen Schulter und Schulter keine Perlenkette, das Kreuz hat dort zwei Querbalken, auf meiner nur einen (beides rot). Ganz unfachmännisch - bei Sean hat Manuel 3 Beine aus Perlenketten, auf meiner sind es vier (rot). Dabei ist die Sean recht gut erhalten und es sieht nicht aus, als wären Teile verschwunden.
Sind solche Abweichungen normal?
Danke und herzlichen Gruß
Truben
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BY03001.jpg
Sean
Byz 1100 VS1 differenz.JPG
meine mit Unterschieden

Gast
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Beitrag von Gast » So 01.05.05 06:29

Hallo Truben,

die Münze ist zweifellos echt, aber kein "echter" Byzantiner, sondern eine bulgarische sog. Imitation des von Scheleck zitierten MANUEL. Wenn Du Deine Münze mit dem gezeigten Belegstück vergleichst, wirst Du ganz deutlich einen Stilunterschied feststellen.

Geprägt wurde Dein Stück ca. um 1200 entweder in Turnovo oder in Südbulgarien/Thrakien.

Was Dir bezüglich des Perlenbesatzes aufgefallen ist, ist absolut korrekt. Diese Münze gibt es in 100en von Variationen im Perlenbesatz des Kragens, auf der Brust und der Gürtelschnalle, die als administrative Kennzeichnung ähnlich wie die Seriennummern auf modernen Gelscheinen zu betrachten sind. Ebenso wichtig für die Identifizierung sind die beiden Stern auf der Vorderseite. Bei Deiner Münze ist das die Kombination Kragen=6, Brust=3Gürtel=5, zwei Sterne links und rechts vom Thron. Byzantinische, also Konstantinopel-Prägungen dieses Typs gibt es nur mit 3 Perlen im Kragen, und zwar in den Kombinationen 3/1/5, 3/2/5 und 3/3/5.

Deine Münze ist eine etwas seltenere Variante und va. 15 bis 20 EUR wert.

Ich habe in den letzten Monaten zwei Handbücher darüber geschrieben.

Gruß - petzlaff

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Beitrag von Truben » So 01.05.05 11:16

Hallo petzlaff,
kann man diese Handbücher irgendwo lesen? Einen kleineren Artikel habe ich hier im Forum gefunden. War sehr interessant.
Gruß
Trub

Gast
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Beitrag von Gast » So 01.05.05 18:37

Hallo Truben,

die beiden Bücher sind nicht im Buchhandel erhältlich, sondern ich lasse sie je nach Nachfrage zu Druck und Bindung in Auftrag geben. Beide Bände umfassen zusammen ca. 100 DIN A4 Seiten. Ich jetzt bis Ende Mai in Urlaub, danach werde ich einen neuen Bindeauftrag starten. Wenn Du Interesse hast, schick mir bitte eine PN.

Gruß - petzlaff
Zuletzt geändert von Gast am So 01.05.05 20:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Scheleck » So 01.05.05 18:51

Hallo Truben,
ich habe mich heute mit Petzlaff in Hannover getroffen und wir haben uns über die Emission ausgetauscht. Petzlaff hat recht mit seiner Beurteilung der Münze. Bei der richtigen Zuordnung der Skyphaten sind die wesentlichen Kriterien neben dem stilistischen Stempelschnitt auf der Reversseite, u.a. die Anzahl der Punkte im Kragen, auf der Brust und im Gürtel. Bei der Gestaltung des Gürtels gibt es widerum unterschiedliche Ausführungsformen (mit 5 Punkten je 1 in den Ecken und ein Punkt in der Mitte, wie vor aber mit Andreaskreuz und eine weitere Ausführung mit dem mittleren Punkt im Kreis.
Dass die Muttergottes zu nah an den "Manuel" herangeraten ist liegt an der Prägeausführung. Die bulgarischen Imitationen sind im Stempelschnitt nicht so exakt und auch gröber als die "byzantinischen" Ausgaben. Petzlaff hat darüber zwei vortreffliche Bestimmungshilfen geschrieben, die bei ihm erhältlich und sehr zu empfehlen sind. Es gibt sonst keine so detailierten Bestimmungshilfen im deutschsprachigen Raum oder auf englisch und französisch.
Gruß Scheleck
Das Auge schläft, bis es der Geist mit einer Frage weckt.

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