Ionischer Greif

Griechische Münzen des Altertums

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pixxer
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Ionischer Greif

Beitrag von pixxer » Do 31.07.08 12:38

Hallo Griechenfreunde!

Heute möchte ich euch meinen ersten griechischen Winzling vorstellen, der es mir besonders angetan hat und bei dem ich etwas Hilfe benötigen würde.

Es handelt sich um eine Münze aus Ionien, Phocaea. Soviel dürfte sicher sein. Auf der Rückseite das obligatorische Quadratum Incusum und auf der Vorderseite ein Greifenkopf mit einer Robbe dahinter.

Der Verkäufer datierte die Münze mit ca. 625/600-522 BC, wiegen tut das gute Stück 1,34g bei 8-10mm Durchmesser (in Ermangelung einer genauen Waage muss ich die Gewichtsangabe mal so übernehmen, werde das aber noch nachprüfen). Bodenstedt 22(Electron)

Auf Coinarchives konnte ich einige ähnliche Stücke ausfindig machen, allerdings keines aus Silber wie mein Exemplar das genau passen würde. Vom Stil her würde dieses am besten passen:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 64&Lot=182 Allerdings ist dieses Exemplar aus Electron.

Ein Beispiel aus Silber wäre http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 99&Lot=422 Hier finde ich aber, dass der Greifenkopf viel gedrungener wirkt, bei der Electronhecte oben passt der Stil perfekt (etwas längergezogene Schnauze). Außerdem fehlt das kleine Horn auf der Schauzen- bzw. Schnabelspitze sowie die Robbe, das Zeichen für Phocaea.

Nun meine Fragen:

1. Ist mein Stück überhaupt rein aus Silber oder vielleicht doch Electron mit hohem Silberanteil (das Zitat des Verkäufers "Bodenstedt 22 (Electron)" würde dazu ja auch passen)? Ich hatte noch keine Electronmünze in der Hand und weiß nicht ob alle den gleichen Goldgehalt und damit den typisch goldenen Farbton aufweisen. Vom Vorderseitenstempel her würde es, wie oben erwähnt, besser zu der Electronmünze passen. Oder kam es vielleicht vor, dass mit dem gleichen Stempel sowohl Silber- als auch Electronmünzen geprägt wurden?

2. Welches Nominal ist meine Münze? Hemidrachme, Diobol...?

3. Wie ist diese Datierungsangabe zu verstehen: 625/600-522 BC Warum schreibt man nicht gleich 625-522?

Ich hoffe meine Anfängerfragen sind nicht allzu dümmlich, aber auf diesem Gebiet habe ich wie gesagt noch überhaupt keine Erfahrung. Darum würde ich mich über jede, auch noch so kleine Information sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen
Pixxer
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Beitrag von Oktavenspringer » Do 31.07.08 13:20

Kommt die in etwa hin? Ein Trihemiobol mit Robbe:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 6&Lot=2114

1. Lässt sich anhand eines Fotos nicht beantworten. Aber wie Du siehst, gibt es diese Stücke auch aus Silber.

2. Ich würde sagen, siehe oben: Trihemiobol

3. Ich würde folgendes darunter verstehen: geprägt 625 BC und zwischen 600 und 522 BC. Das wissen Andere aber besser als ich, darin bin auch ich ein Anfänger!

Freundlichst
OS :wink:

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Re: Ionischer Greif

Beitrag von Pscipio » Do 31.07.08 13:29

pixxer hat geschrieben:3. Wie ist diese Datierungsangabe zu verstehen: 625/600-522 BC Warum schreibt man nicht gleich 625-522?
Das rührt daher, weil man sich bis heute nicht sicher ist, wann die ersten Münzen geprägt wurden; es gibt da verschiedene Ansätze zwischen ca. 650 v. Chr. und frühes 6. Jahrhundert.

Dein Stück müsste aus Silber sein und stammt sicher nicht aus der allerfrühsten Zeit der Münzprägung, da hat der Verkäufer wohl ein wenig geschummelt.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von pixxer » Do 31.07.08 14:09

Zuerst einmal danke euch beiden für die Mühen!

@OS: Das Stück von deinem Link kommt recht gut hin, allerdings finde ich auch hier die Kopfform etwas gedrungener und das Horn auf der Nase vermisse ich auch (allerdings ist der Schröttling genau da zu Ende...). Dass es die Münzen auch aus Silber gibt wahr klar, unklar nur ob die Unterschiede im Stil an verschiedenen Stempelschneidern lagen oder vielleicht an unterschiedlichen Präegezeiträumen bzw. Münzstätten.

Ps.: hast du meine PN bekommen?

@Pscipio: Ich denke, dass der Verkäufer da nicht geschummelt hat, sondern einfach ein paar "Lehrbuben" etwas faul einfach den Text aus Coinarchives kopiert haben (siehe meinen ersten Link zur Electronhekte; genau so stand es in der Beschreibung, auch das nette Sätzchen über "Exceptionally beautiful head of a terrifying monster" :wink: ) Somit dürfte auch klar sein, bei wem ich das Stück erworben habe... :wink:

Was den Prägezeitraum betrifft... so freue ich mich schon darüber, selbst wenn es "nur" 522 BC sein sollte. Bleibt in jedem Fall mein ältestes Teil 8) und allzu häufig dürfte es auch nicht sein.

Glaube im Übrigen auch dass mein Stück aus Silber ist, will nur soviel wie möglich darüber erfahren damit ich es richtig in die Kartei einordne...

Liebe Grüße
Pixxer

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Beitrag von Oktavenspringer » Do 31.07.08 14:55

@pixxer

PN angekommen. Habe keinerlei Probleme damit und das überarbeitete Bild sogar übernommen :D , Danke!

Freundlichst
OS :wink:

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Beitrag von pixxer » Do 31.07.08 15:00

Gern geschehen! :)

LG Pixxer

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Beitrag von Themistokles » Mo 04.08.08 22:27

Ich habe immer Probleme, bei den kleine Greifen zwischen Phokaia und Teos zu unterscheiden. Bei Abdera geht das ja meist noch anhand des Incusums, aber hier?
Weiß jemand etwa über die Motive, warum zwei (fast) benachbarte Poleis das gleiche Wappentier haben? Wie unterscheidet man, anhand des Standards?

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Beitrag von pixxer » Di 05.08.08 09:32

@ Themistokles:

Dass Phokaia und Teos beide das gleiche Wappentier haben, liegt vielleicht daran, dass Phokaia von Ioniern besiedelt war (obwohl es in Äolien lag). Wahrscheinlich haben die Siedler einfach ihre Wappen mitgenommen und weiterverwendet. Übrigens wurde auch Abdera von Teos aus besiedelt.

Eindeutiges Erkennungsmerkmal für Münzen aus Phokaia ist die kleine Robbe hinter dem Greifenkopf. Das antike Phokaia ist das heutige Foça im Landkreis der Provinz Izmir. Bekannt ist Foça durch die Sirenen-Inseln, die bereits Homer in seiner Odyssee beschrieben hat. Heute sind sie jedoch mehr dadurch bekannt, dass hier einige der letzten Mönchsrobben des Mittelmeeres leben (was auch die Robbe auf den antiken Münzen erklären dürfte...).

LG Pixxer

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