Schwarzburgische Münzprägung um 1700

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Spellbreaker
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Schwarzburgische Münzprägung um 1700

Beitrag von Spellbreaker » So 28.12.08 12:19

Hallo,

Ich beabsichtige im kommenden Semester an der Universität Erfurt meine Magisterarbeit über die Erhebung des Hauses Schwarzburg in den Reichsfürstenstand zu schreiben und würde gern auch die Münzprägung dazu mit einbeziehen.
Von Interesse wär für mich, welche Prägestätten es seit Ende des Dreißigjährigen Krieges bis in die 1750er/1760er gegeben hat und welche Münzen geprägt wurden - sowohl für Schwarzburg-Sondershausen, als auch Schwarzburg-Arnstadt und Schwarzburg-Rudolstadt.

Hat evtl. jemand Münzen aus dem betreffenden Zeitraum und könnte mir Scans per E-Mail oder IQC/Skype zur Verfügung stellen? Wohin könnte ich mich noch wenden, um nähere Informationen und evtl. Bildmaterial erhalten zu können? Gibt es evtl. auch Onlinekataloge, in denen ich diesbezüglich Bilder/Informationen finden kann?

Ich habe hier den Münzkatalog von Kurt Jaeger zu den Mitteldeutschen Kleinstaaten vorliegen, der an sich schon recht hilfreich ist, aber leider die schwarzburgische Münzprägung vor den 1750ern leider nicht mit einbezieht.

Gruß, Sebastian.

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Gerhard Schön
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Re: Schwarzburgische Münzprägung um 1700

Beitrag von Gerhard Schön » So 28.12.08 13:48

Spellbreaker hat geschrieben:Ich habe hier den Münzkatalog von Kurt Jaeger zu den Mitteldeutschen Kleinstaaten vorliegen, der an sich schon recht hilfreich ist, aber leider die schwarzburgische Münzprägung vor den 1750ern leider nicht mit einbezieht.
Der Deutsche Münzkatalog 18. Jahrhundert (4. Auflage 2008) behandelt die Münzprägungen von Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen von 1700 bis 1806. In dieser Zeit wurden die meisten Münzen in der Kreismünzstätte Saalfeld hergestellt. Christian Günther III. ließ 1763 und 1764 auch wieder in Sondershausen prägen. In der Literatur steht überall, dass die Taler 1710 und 1711 von Anton Günther II. in der alten Münzstätte Arnstadt geprägt worden sein sollen. Ich habe noch keinen Nachweis dafür gefunden. Als Prägeort kann auch Gotha in Frage kommen. Münzbilder im Netz finden sich unter
http://www.coinarchives.com/w/results.p ... +18+not+19
Ansonsten gibt es als Literatur
(auch zu den Münzstätten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wie Arnstadt, Keula, Sondershausen)
Fischer, Ernst: Die Münzen des Hauses Schwarzburg. Heidelberg 1904.
Deutscher Münzkatalog, Euro Münzkatalog, Weltmünzkatalog.

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welfenprinz
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Beitrag von welfenprinz » Mo 29.12.08 10:47

Hallo,
hier ein 6er von 1684 . Diese Münze aus Sonderhausen ähnelt stark den 6 Pfennigen aus Lüneburg-Celle von Georg Wilhelm . Unter Welter 1637 wurde dieser Typ dem Fürstentum Lüneburg-Celle irrtümlich zugewiesen .
Unter Welter 1622 wurden auch 2 Groschen 1684 zu 1/24 Thalern nach Celle verlegt . Die Mz. I = T und I = H sind aber unter den Mzmst.: Johann Thun und Johann Hercher in Sonderhausen entstanden .

Gruss Klaus

Ps.: Unter Welter 1640 gibt es weitere 3 Pfennige von 1683 aus Sonderhausen mit dem Mz.: I = H . Slg.Knyphausen 2363 u. Slg.Schwalbach 643 .
Dateianhänge
4-gute-pf.-1677-celle.jpg
4 Gute Pfennig, Georg Wilhem, Lüneburg-Celle
3er.-1696-celle.jpg
3 Pfennig, Georg Wilhelm, Lüneburg-Celle, Mz.: ii = i Mzmst.: Jobst Jakop Jänich in Celle
3-pf.-sonderhausen.jpg
Christian Wilhelm, Schwarzburg-Sonderhausen
Zuletzt geändert von welfenprinz am Mo 05.01.09 10:04, insgesamt 2-mal geändert.
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Gerhard Schön
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Beitrag von Gerhard Schön » Mo 29.12.08 14:05

Da hat sich die Sondershausener Münzstätte ja ganz bewusst von welfischen Münztypen inspirieren lassen ...
Zuletzt geändert von Gerhard Schön am Mi 31.12.08 16:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Spellbreaker » Mo 29.12.08 18:57

Hallo,

Vielen Dank für die Antworten. Ganz besonders für den Link und den Literaturverweis! Das hilft mir für den Anfang schon mal sehr weiter! :D

Bezüglich der oben gezeigten Münze, möchte ich gern noch fragen, was dort abgebildet ist. Ist es der Reichsapfel? Welche Bedeutung hat das Symbol auf dieser Münze?

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Gerhard Schön
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Beitrag von Gerhard Schön » Mo 29.12.08 19:19

Spellbreaker hat geschrieben:Ist es der Reichsapfel? Welche Bedeutung hat das Symbol auf dieser Münze?
In den Reichsmünzordnungen ab 1524 wurde der Reichsapfel als Einfassung für die Wertangabe propagiert. Die oben gezeigte Münze entspricht freilich nicht mehr einer Reichsmünzordnung (gültig wäre die Fassung von 1559/1566 gewesen), sondern bestenfalls Vereinbarungen innerhalb des Obersächsischen Kreises. Die Zahl 3 oder 6 im Reichsapfel bedeutet in dieser Gegend 3 oder 6 Pfennige obersächsischer (meißnischer) Währung (288 Pfennige auf den Rechnungstaler), diese Pfennige wurden (ungeachtet ihres Materialwertes) auch als "Gute Pfennige" bezeichnet.
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Beitrag von Gerhard Schön » Mo 29.12.08 22:11

[ externes Bild ]
Hier noch ein Bild des Schwarzburger Groschens (1/24 Taler) 1684 I.T. mit eindeutigem Monogramm aus CW.
[ externes Bild ]
Zum Vergleich ein weiteres Exemplar des Halbgroschens (6 Pfennig) 1684 (ganz offenbar nach der selben Machart, man vergleiche die Ziffern der Jahreszahl) ohne Münzmeisterzeichen, aber mit irreführendem Monogramm GW (man achte auf den verstärkten Schaft und die Serife im Buchstaben W), welches ganz ähnlich schon vorher auf Geprägen des Fürstentums Lüneburg verwendet wurde, etwa diesem Matthier (4 Pfennig) 1673 von Münzmeister Rudolf Dornstrauch in Celle, der seine Münzen bis hinunter zum Pfennig mit den Initialen R.D. signierte.
[ externes Bild ]
Zuletzt geändert von Gerhard Schön am Mi 31.12.08 17:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von welfenprinz » Mi 31.12.08 12:01

Hier ein Bild eines Groschens aus dem Fürstentum Lüneburg-Celle zum vergleich .
Dateianhänge
24tel.-1688-celle.jpg
1/24 Thaler 1688, Georg Wilhelm in Celle
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Beitrag von Spellbreaker » Do 01.01.09 18:10

Nochmals vielen Dank für die sehr ausführlichen Antworten. Für diese Hilfestellung bin ich wirklich sehr dankbar!

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Beitrag von Spellbreaker » Di 13.01.09 15:14

Ich habe neulich in "Beiträge zur Schwarzburgischen Heimathskunde" (Band 2) von Thilo Irmisch einen Vermerk zu einer Gedenkmünze/Gedenkmedaille(?) von 1698 gelesen. Darauf soll auf der Vorderseite Fürst Christian Wilhelm I. und auf der Rückseite das fürstliche Wappen zu sehen sein. Dazu folgende Umschriften:

CHRISTIANVS GVILIELMVS IN ORBE SERENVS ET ALTVS

SCHWARTZBVRGI PRINCEPS A CAESARE RITE CREATVS

SIT FAVSTVS PRINCEPS, FELIX SIT CHARA VVILHELMA * CHRISTIANA; HINC VALEANT PROLE PERENNE SVA

Erworben wurde diese Münze/Medaille(?) laut Irmisch vom damaligen Oberbaurat Carl Scheppig in Frankfurt am Main.

Entworfen und hergestellt hat die Münze Christian Wermuth aus Gotha und ist wohl beschrieben in einem Werk namens "Specificatio Wermuthischer Medaillen, Allen curieusen Medaillen-Freunden zu dienstlicher Nachricht" von 1713 (S. 26, Nr. 65).

Hat evtl. jemand eine Abbildung dieser Münze/Medaille?

*EPI*
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Beitrag von *EPI* » Di 13.01.09 15:22

http://www.coinarchives.com/w/lotviewer ... 2&Lot=2022

Vermutlich zweizeilige Randschrift:
SIT FAVSTVS PRINCEPS, FELIX SIT CHARA VVILHELMA * CHRISTIANA; HINC VALEANT PROLE PERENNE SVA

Fischer 284 var lässt darauf schließen, dass es die Medaille noch in anderen Materialausführungen gibt (möglicherweise auch in unterschiedlichen Größen).

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