1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Deutschland vor 1871
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Invictus
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1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von Invictus » Mo 19.08.13 11:22

Hallo zusammen,

als Neueinsteiger in das Gebiet der "altdeutschen" Münzen möchte ich hier meine erste Münze vorstellen, mit der ich euch (aufgrund der noch fehlenden Literatur meinerseits zum Gebiet der deutschen Taler) gleichzeitig ein paar Frage stellen möchte.

8 Gute Groschen
Anhalt-Bernburg
1758
Kopf n.r.
V FRID D G P A DVX S A & W C ASC D B & S
(Rosette) 8 (Rosette) GUTE GROSCHEN 1758 (Stern) B (Stern)
VFa.JPG
vfr.JPG
Ist die Übersetzung der Averslegende richtig?
Viktor Friedrich, von Gottes Gnaden Fürst zu Anhalt, Herzog von Sachsen, Engern und Westphalen, Graf zu Ascanien, Herr zu Bernburg und Zerbst

Steht das B auf der Rückseite für Prägestätte Bernburg?

Man findet zu diesem Nominal immer wieder den Zusatz "Kriegsprägung" (Siebenjähriger Krieg). Bezieht sich das auf alle 1/3-Thaler jenes Jahrganges? Oder gibt es 1758 auch "reuläre Prägungen"? Ist der Feingehalt als "Kriegsprägung" gegenüber anderen Jahrgängen niedriger?

Bei diesem Jahrgang ist das "S" (für Zerbst) in den Halsabschnitt hinein geschnitten worden, bei anderen Emissionen ist das nicht der Fall. Muss dieser Umstand bei der Referenz-Zuordnung beachtet werden?

Über eine Antwort würde ich mich freuen, im Voraus schon mal besten Dank!

Gruß
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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von Tube » Mo 19.08.13 14:07

Hallo Invictus

Eine gute Entscheidung auch Altdeutschland zu sammeln :D

Die Legende Stimmt, zur Auflösung der Legende, falls Du es noch nicht kennst:

http://books.google.co.th/books?id=sXtS ... r_versions

Das mit der Kriegsprägung hat mehrere Gründe, zum einen das schlechtere Silber, die schlechteren Schrötlinge ( mehr Schrötlingsfehler ), schlechtere Prägungen ( Prägeschwächen ) aber auch das veränderte Münzbild das sehr stark an Preußen erinnert. Hat man sonst den Bär auf der Mauer abgebildet, so hat man nun ein Friedrich der Große ähnliches Portrait gewählt. So wie auch das Münzzeichen nicht mehr aus den Initialen des Münzmeisters bestanden, sondern aus einem Breslau ähnlichem B für Bernburg.

Gruß
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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von Invictus » Mo 19.08.13 14:32

Hallo Tube,

vielen Dank für deine interessanten Erläuterungen und den Buchtipp :)
Werde gleich mal nach einem Schlickeysen Ausschau halten.

Gruß
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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von Tube » Mo 19.08.13 14:45

Kannst Du doch von der Seite runterladen, oben r. wo das Zahnrad ist, habe ich gerade noch gemacht.

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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von Invictus » Mo 19.08.13 15:30

Ah ja, danke!
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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von fareast_de » Mo 19.08.13 17:19

Ein historisch hochinteressantes Stück. Es handelt sich um sog. "Kriegsgeld" preußischer Provenienz mit stark reduziertem Feingehalt.
Diese Achtgröscher gibt es sowohl als "Anhalt- Bernburger Typ" (wie bei Deinem Stück) als auch als "Preußischen Typ", bei dem das Portrait mehr Friedrich II. von Preußen ähnelt.
Die Prägungen dieses Kriegsgeldes erfolgte im (von Preußen besetzten) Dresden, Leipzig und Aurich. Die schlechtesten Stücke hatten einen Realwert von lediglich einem guten Groschen. Im Volksmund hießen sie "Gelbsüchtige Achtgroschen".

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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von Tube » Mo 19.08.13 17:39

Das Stück von Invictus wurde aber wohl in Bernburg geprägt.

Die Stücke aus Dresden, Leipzig und Aurich sind im Namen Friedrichs II von Preußen geprägt. Abgesehen von anderen Nominalen die unter Friedrich II von Preußen, in Dresden und Leipzig im Namen Friedrich August von Sachsen geprägt wurden.

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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von Invictus » Mo 19.08.13 17:57

Vielen Dank für deine Anmerkungen, fareast_de
Tube hat geschrieben:Das Stück von Invictus wurde aber wohl in Bernburg geprägt.
Ich bin gerade am Grübeln: Gab es in Bernburg überhaupt eine Prägestätte?

Gruß
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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von Tube » Mo 19.08.13 18:03


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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von Invictus » Mo 19.08.13 18:08

Herzlichen Dank, Tube.
Ein sehr interessanter Artikel!
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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von fareast_de » Mo 19.08.13 18:26

Bernburg ließ in Harzgerode, Bernburg und Sachswerfen prägen. Die "originalen" Achtgröscher von 1758 dürften aus Harzgerode stammen.
Zitat: "Bei den (von Preußen nachgeprägten, d.A.) Bernburger Münzen von 1758 wurde, um ihre Herkunft bzw. Minderwertigkeit zu verschleiern, z.T. das Bildnis Friedrich II. ... verwendet. Lesen konnten ja die wenigsten Leute der Zeit." Quelle: E. Neumann, Brandenburg- preußische Münzprägungen 1415 bis 1918. Köln 1998.
Es handelte sich eindeutig um Münzfälschungen im Auftrag des preußischen Staates zugunsten des Fiskus.
Ob Deine Münze eine "Original"- Bernburger ist oder eine preußische NP, müßte man durch Auswiegen feststellen können.
Mein "gelbsüchtiges" Stück von 1758 hat 7,18 g Rauhgewicht.

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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von Invictus » Mo 19.08.13 19:34

Mein Stück bringt's nur auf schmächtige 6,49 g.
Was kann man daraus schliessen :?:
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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von fareast_de » Mo 19.08.13 20:16

Die vollwertigen 8 Gute Groschen von Preußen aus der Zeit vor dem Siebenjährigen Krieg haben bei einem Feingehalt von 621 Tausendteilen ein Sollrauhgewicht von 8,66 g.
Wenn die Bernburger auch nach dem Graumannschen Münzfuß geprägt haben, wäre Dein Stück stark untergewichtig und somit eine preußische NP. Es sei denn, die "echten" Bernburger Stücke hätten einen höheren Feingehalt.

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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von Invictus » Di 20.08.13 06:49

Ich werde heute Abend mal versuchen, die Dichte des Stückes zu messen, dann wissen wir in etwa den Ag-Feingehalt.

Gruß
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Re: 1/3 Taler Anhalt-Bernburg 1758

Beitrag von Invictus » Di 20.08.13 23:25

Die Messergebnisse schwankten leider mit der Wasserglasmethode, die Werte ergaben aber hauptsächlich eine Dichte von 9,54 bis 9,68 (0,68 resp. 0,67 qcm).

Bei einer Dichte Ag = 10,49 und Cu = 8,92 und der Vermutung, dass man damals das Münzsilber hauptsächlich mit Kupfer gestreckt hat könnte man also davon ausgehen, dass das Stück einen Feingehalt von etwa 45-40% besitzt.
fareast_de hat geschrieben:Die vollwertigen 8 Gute Groschen von Preußen aus der Zeit vor dem Siebenjährigen Krieg haben bei einem Feingehalt von 621 Tausendteilen ein Sollrauhgewicht von 8,66 g.
Das hieße, vor 1756 hätten die 8-Gröscher 8,66g roh und 5,378g fein gehabt (ergibt im 14-Taler-Fuß allerdings nur 225,87g statt der 233,85g feine Mark)
Mein Stück: 6,49g roh und irgendwo zwischen 2,9-2,6g fein; bei diesem Feingehalt hätte man im 26- bis 29-Taler-Fuss schlagen können. Tube's Link erwähnt aber bei den preußischen "Bernburgern" nur einen 24-Taler-Fuß
Tja, scheint mit der Dichtemessung wohl doch nicht so richtig zu funktionieren... :cry:
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