Zwei mal Valentinian und ein paar grundsätzliche Fragen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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norbert
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Zwei mal Valentinian und ein paar grundsätzliche Fragen

Beitrag von norbert » Di 18.02.03 21:12

Hallo Leute,

ich habe mir 'zum Einstieg' vor vor einiger Zeit zwei Satz 'römischer Fundmünzen' aus verschiedenen Quellen besorgt und jetzt versuche ich, daran so viel wie möglich zu lernen. Die beiden folgenden Münzen aus dem zweiten Lot, sind einander sehr ähnlich und daran würde ich gerne meine zweite Fragerunde aufhängen.

[ externes Bild ]
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Vorderseite: DN VALENTINIANVS PF AVG
Rückseite: GLORIA ROMANORVM
Fuss: CSIS.. und CONSTB

Texte in der 'CONST' Münze sind problemlos lesbar, in der 'SIS' zu Teil geraten.

Ich meine die Münzen als RIC 15a identifiziert zu haben, aber:
- Die zweite Münze stammt nicht aus Siscia sondern aus Arles (CONST)
- Ich habe diese Münze dieverse Male für Siscia gefunden, aber nicht mit CONST
- Die Belege für RIC15A, die ich gefunden habe, erwähnen alle ein M und */P in den Feldern der Rückseite. Davon ist auf meinen Münzen keine Spur
- Die beiden Münzen sind sich zwar sehr ählich, aber keinesfalls identisch. Insbesondere auf der Rückseite sind die Köperhaltungen und die Standarte leicht unterschiedlich.

Ist dies nun alles 'ganz normal', oder fällt da etwas aus dem Rahmen:
- Darf ich erwarten, eine x-beliebige Münze bei Wildwinds, DirtyOldCoins oder Ebay genau so zu finden, oder sind abweichende Rückseiten/Inschriften/Münzstätten alltäglich?
- Oder ist vielleicht ganz einfach meine Zuordnung der Münze falsch?
- Wie gross sind die möglichen Streuungen im Münzbild, ehe von zwei verschiednen Münzen gesprochen wird?
- Und wie 'schön' darf eine Münze sein, ehe ich misstrauisch werden sollte? Zu dieser letzten Frage habt mich die folgende ebay Auktion animiert:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... 3006025059

Ist das noch normal, oder hat dort vielleicht jemand etwas 'nachgeholfen'?

Gruss und Dank

/Norbert

secundus
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Beitrag von secundus » Mi 19.02.03 02:25

Hallo Norbert,

da Deine Münzen von verschiedenen Prägestätten stammen können sie schon mal nicht die gleiche RIC - Nummer haben. Auch bei unterschiedlichen Beizeichen vergiebt das RIC gleich eine andere Nummer. Zur exakten Bestimmung müsstes Du schon den Bd. 9 zur Verfügung haben.

Die verschiedenen Prägestätten haben ihre eigenen Stempel gefertigt, wodurch die Abweichungen im Münzbild resultieren. Auch Münzen vom gleichen Prägeort und Officina (zur Zeit Valentinians I. gab es in Siscia 4 verschiedene Münzwerkstätten) können Unterschiede aufweisen, da sich die Stempel mit der Zeit abnutzten und durch neue ersetzt werden mussten, die in Handarbeit graviert, bzw. aus Patrizen gegossen oder geschlagen wurden.

Ein antike Münze kann noch besser erhalten sein als die aus der eBay Auktion und (trotzdem) echt sein. Zwar finden sich solch schöne Stücke relativ selten (vielleicht eine unter 25 ?), aber anbetracht der Tonnen von Spätrömern die alljährlich gefunden werden, kommt dann doch ein erkleckliches Häufchen zusammen (10^6 gr. / ca. 4 gr. / 25 egiebt ca 1000 Stück / Tonne).
Ein gesundes Mass an Misstrauen beim Kauf kann jedoch nie schaden (evtl. dem Verkäufer).

heripo
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Beitrag von heripo » Mi 19.02.03 07:45

...ich kann secundus nur beipflichten. Viele, die sich noch nicht allzulange mit "Römern" beschäftigen, unterschätzen die "Auflagezahlen" der jeweiligen Münztypen und deren Varianten ! Man möge sich mal nur vor Augen halten, wievele Soladaten das "an sich rel. kleine Rom" besolden mußte um all die "eroberten Gebiete" rund ums Mittelmeer, Hispanien, Gallien, Germanien, Pannonien ..... bei "Laune" zu halten !!! Hunderttausende von "Föderaten-Soldaten" wollten eben monatlich ihren "Sold" ... die Zeiten waren ja längst vorbei, als der "Legionär" während seiner "Dienst-Pflichtzeit" nur Esse, Unterkunft und Kleidung bezog ! Daher - was viele auch kaum verstehen können - werden in der Tat heute noch tonnenweise Münzen gefunden ... die z.T. als "Rohmaterial"
"gelagert waren" und auf das Wiedereinschmelzen warteten ( der Nachfolgecäsar wollte ja möglichst schnell sein Konterfei unter die Leute bringen ) . Und ich erinnere zudem an die sog. "barbarisierte" Herstellung
von Münzgeld in fahrenden "Prägewerkstätten" ... wenn die regionalen Heerführer quasi "Ersatzgeld" produzieren lassen mußten, weil die offizielle Nachlieferung "aus Rom" nicht kam und die Föderaten-Soldaten zu rebellieren begannen !

Es sind auch noch lange nicht a l l e Varianten bekannt oder entdeckt oder beschrieben ... immer wieder tauchen noch "seither unbekannte" Typen auf ... oder auch "Kombinationen" .... indem z.B. die RS-Stempel
ja vielfach weiterbenutzt wurden, wenn mal wieder ein neuer "Chef" sein
Portrait haben wollte ...

Ich hab mal gelesen, daß es allein von der berühmten "Fel-Temp-Reparatio" weit mehr als 200 Stempelarten gibt !!! - Auch die o.g. RS -
die gerade wegen des "Chi-Rho" im Feldzeichen relativ beliebt sind - kommt in recht vielen Varianten vor ! Ist übrigens ein sehr nettes "Unter-
Sammelgebiet" - solche "RS-Varianten" zu sammeln !

Gruß heripo

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Beitrag von norbert » Fr 21.02.03 20:48

Meinen herzlichsten Dank an Euch beide für die ausführlichen Antworten. :D

Meine Dank aber auch an alle anderen Forenteilnehmer. Ich finde es grossartig, was ich hier in kurzer Zeit von Euch lernen kann.

/Norbert

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